ſplittert. Da ſonach keiner der Kandidaten die vor⸗ geſchriebene Stimmenzahl auf ſich vereinigt hat, ſo wird nunmehr der Bürgermeiſter der Stadt Wein ⸗ heim mit Umgehung einer weiteren Wahl nach Vor⸗ ſchrift des Geſetzes durch die Regierung auf höchſtens 3 Jahre ernannt werden. — Extrazüge. Es wird mitgeteilt, daß die Generaldirektion der Großh. Staats⸗Eiſenbahnen am 11. September außer den Extrazügen für die ba⸗ diſchen Militär⸗Vereine noch je einen Extrazug von Freiburg nach Ettlingen und von Heidelberg und Pforzheim nach Karlsruhe abfertigan laſſen wird. Dieſe Züge werden gegen 8 Uhr morges an ihrem Beſtimmungsorte eintreffen und ſind eigens für die Beſucher der Kaiſerparade und nicht für die Militär⸗ Vereine beſtimmt. — Mosbach, 28. Aug. Die diesjäbrige Generalverſammlung der badiſchen Raſſchreiber wird, einem vom Präſidenten des badiſchen Ratſchreiber⸗ Vereins hierher gelangten Schreiben zufolge, Sonntag den 4. Oktober in hieſiger Stadt abgehalten werden. — Mainz, 28. Aug. Während die Staats⸗ anwaltſchaft und Polizei in fieberhafter Aufregung nach dem Thäter des heute Morgen entdeckten Ver⸗ brechens fahndet, durcheilt ſoeben die Nachricht von einem zweiten hier entdeckten Morde die Stadt. In der Nähe des „Fürſtenbürgerhofes“ nahmen die Um⸗ wohner gegen mittag mehrere Blutſpuren wahr, die Veranlaſſung gaben, die Staatsanwaltſchaft auf⸗ merkſam zu machen Im Verfolg der Blutſpuren fand man in dem erſten Stock von Blut überſtrömt die Leiche der Frau eines Schuhmachers namens Wothe, eine übelbeleumundete Perſon, die ſich erſt vor einigen Wochen mit ihrem früheren Zuhälter verheiratet hat. In einem angrenzenden von einem zweiten Schuhmacher, einem gewiſſen Herbſt, einem erſt vor kurzer Zeit nach Berbüßung einer mehr⸗ jährigen Haftſtrafe aus dem Zuchthaus entlaſſenen Individuum bewohnten Zimmer fand man blutige Kleider und ein blutiges Meſſer. Da Herbſt viel bei Wothe verkehrte, vermutet man, daß er an dem Verbrechen beteiligt iſt. — Mainz, 28. Aug. Daß die beiden geſtern berichteten Mordthaten mit einander im engſten Zu⸗ ſammenhang ſtehen, iſt unzweifelhaft. Das rote Tuch, welches zur Einhüllung der im Rhein aufgefundenen, verſtümmelten Leiche mitverwandt wurde, iſt abge⸗ riſſen von dem Vorhang in der Wohnung der gleichfalls ermordeten Wothe. Geſtern abend wurde in dem benachbarten Laubenheim der des Doppelmords mit⸗ verdächtige Schuhmacher Herbſt verhaftet. Derſelbe hatte noch mittags im Gartenfeld ein Paar Schuhe angemeſſen. Die Polizei glaubt, Herbſt habe mit einem Metzger in der letzten Zeit mehrere Einbrüche verübt und Wothe und deſſen Fran hätten von den Verbrechen Kenntnis gehabt. Um dieſe vielleicht lä⸗ ſtigen oder gefährlichen Mitwiſſer aus der Welt zu ſchaffen, hätten nun der Metzger und der Schuh⸗ macher Herbſt gemeinſchaftlich den Wothe ſamt Frau aus der Welt geſchafft. Dann würde alſo der in dem Rhein aufgefundene Rumpf die Leiche des Wothe ſein. Nach dem fehlenden Kopf, den Armen und Beinen wurde geſtern den ganzen Tag über im Rhein gefiſcht, doch hat man nichts gefunden. Man glaubt, daß dieſelben in die Abtrittsgrube im Hauſe des Wothe geworfen ſind, welche deshalb heute entleert und abgeſucht wird. Das Haus in der Fürſten⸗ bergerhofgaſſe, woſelbſt unzweifelhaft beide Mord⸗ thaten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verübt wurden (die Schnittwunden waren ganz friſch), ſtand die Nacht über unter polizeilicher Ueberwachung. Wothe hat in der Unglücksnacht in einer benach⸗ barten Wirtſchaft bis Mitternacht gegneipt und ſoll betrunken geweſen ſein. — Metz, 30. Aug. Eine Falſchmünzerbande wurde dahier in einem Kaffehauſe verhaftet. Dieſelbe beſtehend aus Mann und Frau, namens Neu, ſowie einem jungen Manne, hatte ſich dort vor einiger Zeit eingemietet und ſuchte nun ihr falſches Geld an den Mann zu bringen, wobei ſie ertappt wurde. In dem Beſitze der Verhafteten war nicht allein eine große Anzahl falſcher Einmarkſtücke, ſondern auch in der Wohnung das geſamte Gerät vorgefunden. Die gefälſchten Geldſtücke tragen ſämtlich die Jahres⸗ zahl 1874 und ſind an einem etwas bläulichen Schein erkenntlich. — (Die erſte Eiſenbahn.) 50 Jahre ſind's heuer, daß die erſte Eiſenbahn auf dem Feſtland ge⸗ baut wurde. Welche ſcheinbar unüberwindlichen Hinderniſſe galt es aus dem Weg zu räumen, welche lächerlichen Vorurteile waren zu überwinden, bis der erſte ſchüchterne Verſuch gewagt wurde! Daß die Fuhrwerksbeſitzer über Schädigung ihrer Rechte ſchrien, iſt begreiflich, ſie beweiſen wenigſtens größeren Scharf⸗ blick als der große Thiers, der den Gedanken an eine ſich von der Stelle bewegende Dampfmaſchine für „britanniſche Tollheit“ erklärte. Ganz unglaub⸗ lich möchte es uns heutzutage ſcheinen, daß Abge⸗ ordnete den Ruin des Handels und der Landwirt⸗ chen Bauer zu beſchwichtigen, der jammerke, dur das Pfeifen der Lokomotive könnten ihm ſeine Ochſen ſcheu werden, die Milchfrau zu verſichern, ihre Furcht alle Milch gerinne, wenn ein Zug an ihr vorbeiſau⸗ ſei übertrieben; ein allzu ängſtlicher Biedermann he ſtieg ſich ſogar zu der Weiſagung, der Antichriſ komme auf der Lokomotive ins Land gefahren! Welche Sinnesänderung im Laufe eines kurzen halben Jahr- hunders! Vor 50 Jahren wurden die Miner aa Bittſchriften beſtürmt: „nur zu uns keine Eiſenbahn Im Jahre 1835 ſchien der 21 Kilometer lange Schienenweg von Brüſſel nach Mecheln und die Boh von Fürt nach Nürnberg ein koloſſales Unternehmen, im Jahre 1885 hat das kleine Belgien allein Eiſenbahnnetz von einer Länge von 4430 Kilo eig und die Linien in Europa betragen mehr als 20,000 deutſche Meilen! Belgien, dem der Ruhm geblhe zuerſt auf dem Kontinent das große Werk geg zu haben, feierte dieſer Tage in feiner Haupiſſah den Gedenktag der Einweihung des erſten Balg hofes. — Newyork, 26. Auguſt. Ein furchtbat Sturm, der in ſeiner verheerenden Macht eſeg Cyclon glich, hat über einen weiten Flächenrang der Vereinigten Staaten fürchterliche Vernichtung bes breitet. Am Montag wurde ſtarke Hitze verſphhgh, welche ſich auf alle öſtlichen und ſüdlichen Skagleg ausdehnte. Der Hitze folgte ein raſcher Fall dez Queckſilbers und am Dienstag brach der Sturm ig voller Wut aus. Von allen Orten längs der allag⸗ tiſchen Küſte liegen Berichte über mehr oder wenige erheblichen Schaden vor, am verheerendſten aber haut der Sturm in Süd⸗Karolina, Georgine und Floridg, Eine Menge Fahrzeuge haben Schiffbruch erlie Viele Häuſer ſind eingeſtürzt und man befürchte daß zahreiche Menſchen umgekommen ſind. Nag Meldungen aus Connecticut ſind auch in dieſem Staate arge Verwüſtungen angerichtet worden, De der Tabakernte zugefügte Schaden wird auf is M lionen Dollars veranſchlagt. Bezeichnend für die merkwürdigen Witterungsverhältniſſe in dieſem Zahn iſt die Thatſache, daß, während in den Vereinigte Staaten, die Hitze am Montag unerträglich wa, Manitoba ein ſcharfer Froſt herrſchte. Karlsruhe, Ende Auguſt. Die Vexrloßugg unſeres Erbgroßherzogs Friedrich mit der anmugeg Prinzeſſin Hilda von Naſſau hat in unſerm engere Vaterlande allenthalben freudige G fühle erregt wes ſchaft prophezeiten, daß es ſchwer war, den einfa⸗ halb gewiß auch viele treue Badener gegenwärig ihre eiskalte Hand umfaßt. Paul ſtand und wußte nicht, was das Alles bedeutete. Noch ein tiefer Atemzug, — und Geerd wußte, daß er eine Leiche vor ſich hatte. Er erhob ſich. „Tot!“ ſagte er mit hohler Stimme. — Er ſah Hohen bleich und mit verſchränkten Armen da⸗ ſtehen. Langſam ging er auf denſelben zu. „Und Sie ſind der Mörder, Sie Schurke, der Urheber des ſchrecklichen Unglücks!“ 5 Ein fürchterlicher Fauſtſchlag von Geerd, der nicht mehr wußte, was er that, traf das Antlitz des Gegners. Hohen taumelte zurück. In ſinnloſer Wut riß er dann raſch einen kleinen Revolver aus der Taſche und legte auf ſeinen Angreifer an. Gertrud ſah es und ſprang entſetzt zwiſchen die Beiden, doch Geerd ſtieß ſie rauh zur Seite. „So alſo iſt's gemeint. Sie Elender!“ rief er und ſtürzte ſich auf Hohen. Ein furchtbares Ringen entſtand zwiſchen den beiden Männern. Gertrud riß den zum Tode erſchrockenen Paul an ſich und floh aus dem Zimmer vor die Thür. „Hülfe! Hülfe!“ gellte ihr Ruf durch die Nacht, dann brach das junge Mädchen bewußtlos zuſammen. 5 Drinnen ertönt ein Schuß, darauf wurde es n Als die herbeig⸗eilten Fiſcher in das Gemach ſtürzten, ſtand Geerd aufrecht an die Wand gelehnt, ſtarr vor ſich hinſehend. „Tot! Tot!“ ſagte er, auf Franziskas und v. Hohens Leichen deutend. „Das war eine Hochzeit!“ rief er dann in wildem, wahnſinnigen Gelächter und ließ dann Alles mit ſich willenlos geſchehen. Wir übergehen nach dieſem ſchrecklichen Ereig⸗ niſſe einen Zeitraum von einigen Monaten. 65 Der Saal des Schwurgerichs zu B. trägt heute eine eigentümliche Phyſiognomie zur Schau. Die Gallerie iſt beſetzt von einer neugierigen Menge, und das größte Kontingent zu dieſer ſtellt Gertruds und Franziskas Heimatsdorf. Verhandelt wird der Prozeß gegen Geerd wegen Mord oder Totſchlag des Herrn v. Hohen. Wir treten gerade in dem Moment ein, wo der Staatsanwalt ſein Plaidoyer geſchloſſen und der Ver⸗ teidiger des Angeklagten das Wort ergreift, um in einem längeren Exposé das Urteil über die Hand⸗ lungsweiſe ſeines Klienten zu mildern. „Wie bittere Jronſe des Schickſals erſcheint es dem Menſchen,“ ſo begann er, „wenn dieſer, fi auf der höchſten Stufe des Glückes wähnend, plotzlich mit unerbittlicher Härte hinabgeſchleudert wird in das Chaos der Verzweiflung. Eine traurige Illuſtration zu dieſen Worten liefert die Veranlaſſung des Mordes, welches den Angeklagten hierhergeführt hat. Schon einmal hatte er dem Manne weſchen müſſen, deſſen Oben ſeiner Hand zum Opfer fiel, nun ſollte er dasſelbe zum zweitenmale thun. Wärs ein Wunder, wenn ſeine Gedanken und ſein Sinn in jenen Mi⸗ nuten umnachtet waren, ſo daß er die Tragweite ſeiner That nicht bedenken konnte? Vermag großer Schmerz nicht ſelbſt ſtarke Menſchen zeitlebens wahnſinnig zu machen, wie viel mehr nicht für den Augenblick?“ „So und ähnlich lauteten die Auseinanderſe⸗ zungen deren Pointe lediglich die war, „mildernde Umſtände“ für Geerd zu erwirken; daß dieſer die That ſelbſt vollbracht, ſtand außer Zweifel, da er es ausdrücklich bekannt, daß er v. Hohen im Ringen den Revolver aus der Hand geriſſen und mit der eigenen Waffe erſchoſſen hatte. lautete in⸗ e Der Wahrſpruch der Geſchworenen , 25 . deſſen nicht auf Mord, ſondern auf Tolſchlag einer von den Angeklagten nicht verſchuldeten Zwangs lage, da ja beide Männer auf Leben und Tol i einander gerungen hatten. Geerd erhielt ihelg deſſen nur zwei Jahre Gefängnis. Am Abend desſelben Tages klopfte ein in eis Schwarz gekleides junges Mädchen an die Thie dez Gefängniſſes und wünſchte auf Befragen den Herz Direktor desſelben zu ſprecheu. — Es war Gerten, Als der Direktor erſchien, erbat ſie von diefen nachdem ſie ſich legitimiert, eine Audienz mit Peer welche ihr auch freundlich gewährt wurde, nale unter Beobachtung der in Strafanſtalten üblſchen Vorſichtsmaßregeln. Eine Viertelſtunde ſpäter ſtand das junge Mode chen dem Verurteilten gegenüber. „Geerd,“ ſagte ſie traurig, „devor wir für längere Zeit ſcheiden, beantworte mir eine Fiche ehrlich und aufrichtig; Willſt Du verſuchen mi mi glücklich zu werden, wollen wir dem armen Paul dem teueren Andenken Franziskas Vater und Mutz werden?“ ö Der ſtarke Geerd zitterte und Thränen kalen in ſeine Augen. 5 „Du willſt dem Verbrecher die Hand zun Bunde reichen?“ fragte er in Wehmut und Freud zugleich. Wodurch habe ich das gerade don D verdient 2“ 5 Gertrud ſchlug ihre blauen Augen zu Boden und ſie ſagte dann verlegen: Wir ſtehen beide Un glücklich und allein in der Welt und ich dachte ſchon ſeit Franziskas Hochzeit mit Herrn v. Hohen daran, daß Du einſt wieder kommen und mich zu Deinet Frau nehmen würdeſt.“ „Alſo, Du liebſt mich, den Verbrecher, abe ich bin Deiner nicht mehr wert.“ Schluß folgt. 13 an Je 2 d 258 en m v8