unteren Klaſſen eingeführt und wird bis zum Herbſte 1888 durchgeführt ſein. Mit dem Beginn des Schul⸗ zahres 1888 89 wird dann ein ſechſter Jahreskurs errichtet werden, deſſen Schüler nach Beſtehen einer; von einem großh. Kommiſſär obzubaltenden Prifung das Recht zum einjährigen freiwilligen Miljtärdienſte erhalten werden. In den Klaſſen IV, IIIB u. IIIA, in denen der Lehrplan mit Latein beibehalten wurde, ſind ſehr viele Schüler auf Anſuchen vom großb. Oberſchulrat von der Teilnohme am Latein befreit worden. Trotz dieſer Befreiung vom Latein, dem bisber hauptſächlich alle mangelbaften oder ungenü⸗ genden Leiſtungen vieler Schüler zur Laſt gelegt wurden, iſt keine beſonders bemerkbare Beſſerung in den Leiſtungen der ſogenannten Gäſte eingetreten. Mit Beginn des Schuljahres 188485 traten 19 Schüler in die unterſte Klaſſe ein“. — Weinheim, 14. Auguſt. Der land⸗ wirtſchaftliche Bezirksverein Weinbeim wird als der⸗ zeitiger Vorort der zehn landwirtſchaftlichen Vereine des Pfalzaaues (Mannheim, Heidelberg, Weinheim, Schwetzingen. Ladenburg. Wiesloch., Sinsheim, Ep⸗ pingen, Philippsburg und Neckarbiſchofsbeim) am 26. und 27. bier eine Gauverſammlung mit Gau⸗ feſt abhalten verbunden mit Ausſtellung von land⸗ wirtſchaftlichen und gewerblichen Erzeuaniſſen und Prämierung von Nutztieren und landwirtſchaftſſchen Produkten. Für Tier- kommen 40 Preiſe im Ge⸗ ſamtbetraa- von 1050 Mk. und für Produkte 4000 Mk. zur Verteilung W inpraduzenten und Bienen⸗ züchter erhaſten für hervorragende Leiſtungen ſchön ausgeſtattete Diplome. Die Ausſtellung dauert vom 26. September bis 13. Oktober. Man darf gewiß auf eine rege Beteiliaung der landwirtſchaftſichen Bevölkerung des Pfalzgau⸗s an der Ausſtellung rechnen, um ſo mehr, als das geſegnete Erntejahr dazu animiert. — Brand in Gehlingen. Am Samstag abend 9½½ Uhr brach in der Pfarrgaſſe in der Scheuer der Witwe K. Pfund, ein Brand aus, der mit ſolcher Gewalt um ſich griff, daß innerhalb kürz⸗ſter Zeit 7 Wohnhäuſer und 8 Scheuern nieder⸗ brannten. Außer der dortigen Feuerwehr waren noch ſolche von Wöſſingen, Berghauſen, Weingarten und Durlach auf dem Brandplatze thätig. — Die Naſe abgeſchnitten. Die Amme eines kleinen Kindes in Fürſtenberg batte dieſes vor ſich auf einem Tiſch ſitzen und unterhielt es, indem ſie mit einer ſehr ſcharf geſchliffenen Scheere derart hantierte, daß ſie dieſelbe vor dem Geſichte des Kindes forkwährend auf und zumachte. Bei einer Vor⸗ wärtsbewegung kam das Kind mit der Naſe zwiſchen die gerade zuklappende Scheere, im Nu war die Na⸗ ſeipitze abgeſchnitten und lag daneben. Man kann ſich den Schrecken der Amme und den Schmerz des Kindes denken, ebenſo die Entrüſtung des Vaters, welcher ſeinen Stammhalter auf dieſe Weiſe verunziert ſehen mußte. — Aus Bühlerthal, 15. Auguſt ſchreibt man uns: Der etwa 20 Jahre alte Virlinger von Oberwaſſer — Dienſtknecht in Bühl — fand geſtern einen ſchrecklichen Tod. Er hatte Bier auf den Kurort Sand gebracht. Auf dem Rückwege ſtürzte er mit dem Fuhrwerk über eine etwa 8 Meter hohe Felſenwand und war augenblicklich tot. — Vor einigen Tagen feuerte ein 19jahriges Bürſchchen von Kappelwindeck gegen einen burlaubten, gutbeleumun⸗ deten Soldaten von Bühlerthal mehrere Schüſſe ab und traf ihn in die Wangen und Füße. Der Ge⸗ troffene liegt ſchwer krank darnieder. Der eiferſüchtige Junge ſitzt binter Schloß und Riegel. — Aus Baden, 15. Auauſt. Zdwiſchen Sennthart und Ruheſtetten, A. Meßkirch, iſt infolge Blitzichlages das Haus des Landwirts Horber mit allen Fabrniſſen niedergebrannt. Der Beſitzer iſt verſichert; das Vieh gerettet. — Der Firma L. Furtwängler Söhne in Furtwangen wurde auf der Weltausſtellung in Antwerpen für goldene Uhren die goldene Medaille zuerkannt. — Pfarrer Schück in Hoffenheim, A. Sinsheim, feierte am 12. d. ſein 50 jähriges Dienſtjubſſäum. Dekan Frank verlas einen Erlaß des evang. Oberkirchenrats, worin dieſem die wärmſte Anerkennung ausgedrückt wird. — In Boders weier, A. Kehl, ſind in der Nacht vom 12 — 13. ds. Oekonomiegebäude. Scheuer, Stallung und Schopf des Landwirts F. Hummel abgebrannt. Am Wohnbaus iſt der Dachſtuhl zerſtört. Ein Pferd, ein Rind und 9 Hübner gingen zu Grunde und eine angebrannte Kub mußte geſchlachtet werden. Der Beſchädigte iſt verſichert. — Schweinfurt, 12. Aug. Ein hieſiger Einwohner, der zum viertenmale verheiratet iſt, er⸗ bielt bei Gelegenheit des jüngſt dah'er ſtattgefundenen Feſtſchießens an einem Tage die bier Schwiegermütter, zum Beſuch! — Erwachen in der Totenkammer. Der 1 1jäh⸗ rige Färbersſohn Heinrich Wallner wurde vor kurzem der Obhut ſeiner Tante in Penzing übertragen. Seine Eltern, welche bisher in Rudolphsheim ge⸗ wohnt hatten, mußten einer Bedienſtung wegen nach Grafendorf bei St. Pölten überſiedeln. Im Hane der Verwandten fand der Knabe Zeit, ſich im Frelen aufſichtslos herumzutreiben und auf Bäume herum, zuklettern. Von einem derſelben aber ſiel er herab und wurde äußerlich unverletzt, jedoch im bewußt, loſen Zuſtande in das Rochusſpital nach Penzing gebracht. Nach längerer ärztlicher Behandlung ber⸗ ſchlimmerte fich der Zuſtand des Knaben, und dor einigen Tagen wurde der eingetretene Tod desſelheg tonſtatiert. Die Eltern in Grafendorf, gf ele, graphiſchem Wege in Kenntnis geſetzt, krafen fen am nächſten morgen in Penzing ein, um die nüſigeg Vorkehrungen zum Leichenbegängniſſe zu kreffen, Mog führte die Tiefbetrübten in die Totenkammer pe nach vollzogener Totenbeſchau die Leiche des eie übernacht aufbewahrt worden war. Schrecken ii Erſtaunen bemächtigte ſich der Eintretenden, ais e die vermeintliche Leiche nicht auf ihrem urſpehngg, chen Platze, ſondern in einem Winkel der Leſcheg⸗ kammer zuſammengekauert fanden. Der Knabe og nicht tot, ſondern lag nur in tiefem Schlafe, Na einigem Rütteln ſchlug der kotgeglaubte Poſſenk die Augen auf und erzählte weinend, daß er in der Moch erwacht ſei und zu ſchreien angefangen habe, weit ihm vorgekommen, daß er in einem Keller eingeſpern ſei. Die naſſen Tücher, die ihn umhüllten, habe gz von ſich geworfen und ſei dann vor Miidigleit einem Winkel eingeſchlafen. Die Eltern nahme ihren wiedergefundenen Sohn mit ſich nach Haie Sie hoffen, durch ſorgfältige Pflege die Wed eg neſung ihres Kindes herbeizuführen. — Paris, 11. Auguſt. Hinter dem Pehl von Vincennes fanden vorgeſtern beim Spazieren gehn 4 Soldaten eine noch geladene Bombe, die vom Polyaon herübergeflogen war. Sie hakten die ug, glückliche Idee, das Geſchoß aufſchrauben zu wollen, und hatten kaum ihre Thätigkeit begonnen, als die Bombe platzte. Dem einen Soldaten war för der Bauch aufgeriſſen, der andere hatte die Mei zerſchmettert und ſtarb auf dem Wege nach dem Hoſpital, dem dritten mußte die Hand abgenommen werden, der vierte endlich kam mit einer gespaltenen Lippe und einem gebrochenen Zahn davon. International⸗Lehrinſtitut in Bruchſal diesjährigen Prüfung wurden ſämtliche 1 vorgeſchlaaenen Abiturienten für beſtanden ee und erhielten die Berechtigung zum einjährigen Mie litärdienſt; bei den zwei letzten Jahren waren ehen ſo ſämtliche 36 Abiturienten beſtanden biebeng⸗ Laden nöchſe Gee Veni, de 3 9 Uhr 10 Flche 20 Na due lächle S ſuhen dauernde Be 3 0 — emp nd amerik. 5 Schwein und 1 Mork 2 rohen und 4.4 ben billigsten Te Stärkmehl Nandeln, chin Zim ea und geftebte Zu 1 Quilt; Naschen Incarnat bfr denn zu Dreien nach der bezeichneten Höhe hinauf. Die Mühe des etwas ſteilen Hinauſſteigens wurde glänzend gelohnt. Der Sonnenuntergang an dem heutigen Abend wor von faſt ſüdlicher Farbenalut. Wie das leuchtete und flimmerte überall, die Höhen, die Thäler alles ſchien wie in roſige- Gluten getaucht, nur jene ſteilen Felſen dort ſtarrten grau und finſter hinunter in die roſig ſchimmernde Welt, kein ein⸗ ziger der ſcheidenden Sonnenſtrahlen, ſtreifte ſie; die Tanne dork oben auf ihrer einſamen Höhe, ſtreckte wie ſehnend die dunklen Zweige danach aus und während das junge Ehepaar ſtumm und ſtrahlend vor Entzücken das wunderbar ſchöne Schauſpiel be⸗ trachtete, blickte ihr Beaſeiter düſter und ſchwermütig nach dieſer einſamen Tanne, dann wieder ſtreiften ſeine Augen die beiden jungen alücklichen Menſchen⸗ kinder und die Gedanken, die durch ſein Hirn zogen, lagen ſo fern ab von dem ſonſtigen Gedankengang des verknöcherten, fanatiſchen Juriſten. Ja, es giebt ein Glück! Er bat es unzähligemal verlacht und o erböhnt, wenn die Menſchen davon ſprechen — aber beute an dieſem Sommerabend. wie er die Berden, die das Glück gefunden hatten, dort ſtehen ſub, umwogen von der Abendſonne Strablen und wie ſie jetzt, ſeiner vergeſſend, ſich feſt umſchlungen hielten, leiſe Liebesworte austauſchend — da wurde es ihm klarer und immer klarer. Ja, es giebt ein Glück! Doch er batte es verſäumt und nun war es es zu ſpät und wie die einſame Tanne ſehnend die Aeſte ausſtreckte nach dem Sonnenlicht, ſo ver⸗ mochte er vergeblich die Hände darnach auszuſtrecken. — Zu ihm lam es nicht mehr! Ende 2 * Zwei Männer. Novelle von Friedrich Wörn del. (Unberechtigter Nachdruck verboten). Sonntag nachmittag war's und zwar ein ſehr heißer. Glühend brannte die Sonne auf die Dächer der Fiſcherhütten, auf den Strand, auf das Meer, welches, ſonſt wohl von einer leichten Briſe bewegt, ſich heute nur mit matten Wellenſchlag am Ufer brach. Hell und ſcharf tönten die Kirchenglocken durch die vibrierende Luft und die feierlichen Klänge er⸗ reichten gewiß auch das Ohr des jungen bleichen Mädchens, das vor der bekränzten Thür des dem Strande am nächſten liegenden Häuschen ſtand. Ein mit Blumen beſtreuter Weg führte von dort aus nach der kleinen ſchmuckloſen Kirche des Dorfes und ließ keinen Zweifel darüber, daß das Glockengeläut⸗ eine beſondere Bedeutung für die Be⸗ wohner des Hauſes hatte. Von freundſchaftlichen Händen aus dem Orte waren die duftenden Kinder der flora geſpendet, — galt es doch dem Hoch⸗ zeitsfeſte eines Paares, das ſich der allgemeinen Ach⸗ tung und Liebe erfreute. „Nun kommen ſie bald wieder, Paul,“ ſagte das blaſſe Mädchen zu einem etwa vierjährigen Kinde, weſches hinter ihm auf dem Hausflur ſtand. Jetzt bringt Dir die Mama einen Papa mit.“ „Einen Papa, Tante Gertrud?“ der Knabe. wäre tot. „Du bekommſt einen neuen, Paul.“ — Der Bube ſah das Mädchen mit ſeinen großen Augen fragend an. — „Den Du bis jetzt, Onkel Geerd genannt, das iſt Dein neuer Papa,“ ſchloß entgegnete „Mama ſagte doch immer mein Papa die Jungfrau mit zuckenden Lippen und schaute fen zend den Weg hinab. Jetzt ſchien ein Stocken im Geläute der Glocken einzutreten; unregelmäßig klangen die Tonne duch; einander, dann nach drei einzelne Schläge — und nun war es ſtill, ein Zeichen, daß die heilige Hande lung im Gotteshauſe vorüber war. Bald darauf trat das neuvermählte Pag une das Kirchenportal, angegafft von einer neugierige Menge, welche beiſammen war, um ſich den Brahe ſtaat der jungen Frau anzuſehen. Nun, ſchlicht und einfach war derſelhe, kee der notoriſchen Wohlhabenheit des neueren Paares. Ein weißes Seidenkleid, ohne all die hieleh Anhängſel der Mode, und ein einfacher Scha dem kaſtanjenbraunen Haar war Alles, was die er⸗ pichte Menge zu ſehen bekam, Es waren keine ganz jugendliche Leute mehr die Prieſtershände ſoeben zuſammengeflügt, er bete fünfunddreißig, ſie ſchon achtundzwanzig Jahre zoh⸗ lend, und doch war es die innigſte Liebe weich dieſe Menſchen beſtimmt hatte, ſich die Pad dur dem Altare zu reichen. Die Neuvermählten näherten ſich dem Hause, wo Gertrud vor wenigen Minuten das Zwieg spruch mit dem Knaben gehalten hatte. — Wie von einen Stiche getroffen, fuhr Gerkrud mit der Hand dat dem Herzen und ein tiefer Seufzer enktang f ihrer Bruſt, als ihre Augen das longſam auf den blumenbeſtreuten Wege der Hütte zuſchreſtende Pact erblickte. „Mama und Frau!“ ſagte ſie leiſe und ſeuf⸗ zend. „So iſt meine Lebenshoffnung dahin! — A zum letzten Augenblick gehofft — aber vergebens FPiaortſetzung folgt. Weine ſinge in empfehlen Holl. Bo N Slück 0 9 kafficht