Bie deutſch-ungariſche Zollunion beſchäftigt ſchon wochenlang die Gemüter. Es wird guf deutſcher wie auf öſterreichiſch⸗ungariſcher Seite piel für und wieder dieſelbe geredet wie geſchrieben; bei alledem hoben ſich nun die ganz bedeutenden Schwierigkeiten herausgeſtellt, welche zu überwinden ind, wenn man unter den heutigen Verhältniſſen i8verkauft. lber den jetzt beſtehenden Handelsvertrag hinaus f engere wirtſchaftliche Beziehungen zwiſchen Deutſch⸗ bach. fand und Oeſeerreich Ungarn herſtellen wollte tände un Der Gedanke einer deutſch⸗öſterreichiſchen Zoll⸗ rickerei in iſt an und für ſich nicht neu, er tauchte be⸗ Fbeits bei Abſchluß des öſterreichiſchen⸗deutſchen Bünd⸗ rechnung . miſſes auf, damals ſpielte er nur in der Preſſe, jetzt ſcheint er allerdings ſeinen Ausgangspunkt ſpeziell in den ungariſchen Regierungskreiſen zu haben. Dem Verſuch einer Zollunion zwiſchen dem deutſchen Reich und dem öſterreichiſchen Kaiſerſtaate ſtehen in den landwirtſchaftlichen und gewerblichen Intereſſen der beiden Reiche wie in ihren Steuer⸗ und Wahrungs⸗ len! en ſind inn, perhältniſſen proktiſche Hinterniſſe von beinahe un⸗ 5 überſteigbarer Höhe entgegen. Die Diskuſſion des Sternweiler. Projektes iſt daher über ganz allgemeine, haupt⸗ ſächlich mit politiſchen Argumenten geſtützten Betracht⸗ ungen nicht hinausgekommen. Ein Bild zu ent⸗ 4 werfen, wie ſich der Gedanke der Zollunion, in die a Praxis überführt, ausnehm en würde, hat bisher kaum lenburg. jemand gewagt, vielleicht weil man dem ganzen b Projelt keinen oder nicht den nötigen Ernſt beilegte. „ 90 Nun aber ſcheint die Sache doch in ein anderes an Sdaßum zu treten. In den nächſten Wochen ſoll Fürſt Bismarck it dem Grafen Kalnoky zuſammentreffen und auch N er öſterreichiſche wie der ungariſche Miniſterpräfident ſollen den Verhandlungen der beiden Staatsmänner 10 1 4 burge General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner Erſcheint jeden Mittwoch und Hamſtag und koſtet vierteljährlich 1 &“ 20 3 in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler mit illuſtiertem Anterhaktungsblalt 1 %% 70 & excl. Poſtproviſion. Inſerate welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 P., ( N 4 Reelamen mit 20 Pf, berechnet. Bei größeren Aufträgen Nabattbewillſgung. 1 5 * Rudolf Moſſe, e 2 Samstag, den 8. Auguſt beiwohnen. Bei dieſer Zuſammenkunft ſoll, wie allgemein angenommen wird, von den Miniſtern die handelspolitiſche Frage erörtert werden, wobei denn auch über die Zollunion entſchieden würde. Man braucht fich jedoch angeſichts dieſer Verhandlungen nicht allzugroßen Hoffnungen beziehungsweiſe Be⸗ fürchtungen hingeben. Die beiden leitenden Staatsmänner, Fürſt Bis⸗ marck ſowohl wie Graf Kolnoky, ſind nicht darnach angethan, daß ſie ſich über die harten Thatſachen des praktiſchen Lebens in Staat und Wirtſchaft hin⸗ wegſetzen und Träumereien Rechnung tragen. Was wahrſcheinlich erlangt werden wird, iſt eine Erneue⸗ rung des beſtehenden, mit dem Ende des Jahres 1887 ablaufenden öſterreichiſch⸗deutſchen Handelsver⸗ trags, vielleicht mit einigen weiteren gegenſeitigen Erleichterungen und Zugeſtändniſſen. Zu einem er⸗ bitterten Retorſtons⸗ und Repreſſalien⸗Krieg werden aber aus politiſchen Gründen beide Regierungen keine Neigung haben und hieraus ergiebt ſich, daß, wenn auch ein enger wirtſchaftlicher Bund zwiſchen Oeſter⸗ reich⸗Ungarn vorläufig ein Traumbild bleibt, doch eine Verſchlechterung zwiſchen den beiden ſo vielfach aufeinander angewieſenen Ländern bermieden und ein moͤglichſt erträgliches Verhältnis das Reſultat der bevorſtehenden Miniſterkonferenz ſein wird. Volitiſches. Berlin, 3. Auguſt. Eine leichte Verſtimmung ſoll am Berliner Hofe darüber herrſchen, daß die Er⸗ wartung das Herzogshaus von Naſſau werde noch vor der Vermählung des Kaiſerenkels und badiſchen Thronerben mit Prinzeſſin Hilda einen Schritt zur Annäherung an die preußiſche Herrſcherfamilie machen — etwa durch einen Beſuch der Braut oder ihres Bruders in Ems oder Baden⸗Baden — ſich nicht chenble G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1885. erfüllt hat. Dadurch iſt es wieder zweifelhaft ge⸗ worden, ob das preußiſche Königshaus bei der Hochzeit vertreten ſein wird. Gaſtein, 6. Auguſt. Der deutſche Kaiſer promenierte heute mit dem Prinzen Reuß und dem Grafen Lehndorff auf dem Kaiſerweg. Es fanden keine Einladungen zum Diner ſtatt. — Abends nach dem Eintreffen des öſterreichiſchen Kalſerpaares findet ein Souper ſtatt und morgen ein Diner von 16 Gedecken. Die Einwohner Gaſtein's beendeten die Vorbereitungen für den Empfang des öſterreichiſchen Kaiſerpaares. Marſeille, 6. Auguſt. (Telegramm.) Seit geſtern nachmittag bis heute vormitlag 5 Uhr ſind 35 Cholera⸗Todesfälle beim Standesamt angemeldet worden. Petersburg, 4. Auguſt. Der Zar nebſt Gemahlin ſind heute früh mit größerem Gefolge, Lieutenant v. Werder, von Kronſtadt auf der Pacht „Derſhawa“ nach Finnland abgereiſt. Die Majeſtäten werden Wiborg, Willmannſtrand und Helſingsfors beſuchen und am 11. d. M. nach Petersburg zurück⸗ kehren. a Ottawa, 4. Auguſt. Im Cyypreſſengebirge ſind 8 Weiſe von Indianern niedergemetzelt worden. Eine 40 Mann ſtarke Polizeiabteilung hat ſich nach dem Schauplatz der Metzelei begeben, und weitere 40 Mann ſind nach Medicine Hat abgegangen. Es herrſcht große Aufregung in dem Diſtrikt. Verſchiedenes. — In Graben ſtürzte am letzten Freitag Roſenwirt Fr. Röſch von der Obertenne ſeiner Scheuer in die Tenne herab und ſtarb an den Folgen der bei dem Sturze erhaltenen Verletzungen. Geprüfte Herzen. Novelle von F. Stöckert. 9 255 3. Fortſetzung. 15 Ihre Reiſegefährtin hatte ohne daß Lilli es be „ I, merkt, all ihr Thun aufmerkſam beobachtet, als Lilli 7aber jetzt einen Blick auf ſie warf, lag ſie reaungslos mit geſchloſſenen Augen in ihrer Ecke und ſchien feſt zu ſchlafen, ihre regelmäßigen Atemzüge, dünkten der armen kleinen verſchloſſenen Frau faſt beneidenswert. er auch ſo ruhig ſchlafen könnte, dachte ſie traurig ud es war ihr, als wäre es lange Jahre her, daß e das gekonnt; und doch war die vorige Nacht, ſt die erſte ſchlafloſe ihres Lebens geweſen. 5 S SSS S 0 umen. Nas Pf. per Pfund! — deira, Draußen war es unterdeß dunkel geworden, und ach und nach wandelte auch Lilli eine unwiderſteh⸗ che Schlafluſt an, ſie ſchloß die Augen, und ſofort 5 mgaukelten ſie wirre wüſte Traumbilder ſie ſah ſich hwein leder in ihrem weißen Hochzeitskleide, neben ihr ber ſtand nicht Fritz, ſondern der mürriſche Bahn⸗ eamte aus Feldheim und hielt ihr eine ſeiner großen onnenblumen unter die Naſe, und die roch ſo gen ſo betäubend, und der finſtre Mann murmelte merfort: a Schlafe, was willſt du noch mehr. — Sie zen Pteiſen; f 6 Ladenburz : hte es im wirren Herbſtſchlummer, daß ſie irgend zchube was Betäubendes einatmete, die Augenlider wurden eingetroffene r schwerer, immer ſchwerer, ſie hatte nicht mehr Hasselbach, die Kraft ſie noch einmal zu öffnen, obgleich ſie ein dunkles Gefühl hatte, als müſſe ſie mit aller Kraft ſich zu ermuntern ſuchen, es war ihr nicht mehr moglich, ein tiefer, traumloſer Schlaf hatte ſich ihrer gänzlich bemächtigt. Als ſie endlich erwachte, da leuchtete die helle Morgenſonne in das Coupée und vor ihren er⸗ ſtaunten Blicken lagen die grünbewaldeten Berge des ſchoͤnen thüringer Landes. Auch ihre Reiſegefährtin ſchien ſich jetzt erſt zu ermuntern, ſie rieb ſich, we⸗ nigſtens ſchlaftrunken, die Augen. An der nächſten Station ſtieg ſie aus, ſich mit einem unendlich vor⸗ nehmen Kopfnicken von Lilli verabſchiedend. Dieſe fuhr noch eine Strecke weiter, tief hinein in die Berge, dann verließ auch ſie das Coupse. Vor ihr lag ihr Reiſeziel, der reizende Badeort F. Bis hierher konnte ihr Mann, der vorgeſtern mit demſelben Zug gefahren, auch nur gekommen ſein und jedenfalls war er hier geblieben. Es war ja ſo wunderſchön in dieſem Thale, dieſe köstlichen Wälder, dieſe Berge, dieſe entzückenden Villen überall. Wenn ſie Fritz gefunden, dann wollte ſie ihn bitten, daß er eine der kleinen Villen für einige Zeit mietete, und dann wolle ſie tüchtig mit ihm in den Bergen herumſtreifen. O, es konnte ja noch Alles wun⸗ derſchön werden, wenn ſie ihn nur erſt gefunden! Zunächſt beſchloß ſie jetzt, dort in dem reizenden Garten eines Hotels ſich mit Kaffee zu erquicken, es war ja möglich, daß Fritz hier auch gerade ein⸗ gekehrt, ſie wollte ihre Nachforſchungen ſofort be⸗ ginnen. 5 Die Hotelgäſte, die in dem Garten ihr Früh ⸗ ſtück einnahmen, blickten ihr neugierig nach, wie ſie ſchüchtern durch den Garten ſchritt, dann an einen der Tiſche vor dem Hotel Platz nahm, und einen Kellner herbei rief. i „Bitte bringen Sie mir Kaffee,“ wandte ſie ſich an den dienſtbaren Geiſt, „und dann bitte, erkundigen Sie ſich, ob nicht geſtern früh mit dem 6 Uhrzug ein Herr hier angekommen, groß und blond. —“ „Ein Herr! groß und blond? Ja gewiß, der iſt angekommen geſtern früh,“ erwiderte der Kellner eifrig; „dort ſitzt er,“ fügte er etwas leiſer hinzu, und wies auf einen Herrn, der ganz in der Nähe allein an einem Tiſche ſaß und die Zeitung las. Lilli ſpähte neugierig hinüber. „Mein Gott, das iſt ja ein ganz alter Grau⸗ kopf,“ ſagte geringſchätzig, „das iſt Fritz nicht! Fragen Sie nur nach einem Herrn Wellbach Gutsbeſitzer aus Feldheim. J „Gut!“ erwiderte der Kellner und ging ab. „Ein Herr Gutsbeſitzer Wellbach logiert nicht hier;“ berichtet dann der Kellner, als er mit dem beſtellten Kaffee zurückkehrte. „Nicht?“ dann muß er nach einem andern Hotel gegangen ſein. Jedenfalls hat er das gethan, wir haben ja darunter der deutſche Militärbevollmächtigte, General⸗ * 92