ſtimmung mit Allen gegen die Stimme des Antrag⸗ ellers abgelehnt und damit der deutlichſte Beweis eliefert, daß die Notwendigkeit der ſofortigen Ein⸗ ührung einer ſechſten Klaſſe allgemein für wünſchens⸗ wert erachtet wurde. Obaleich nun der erſte Antrag für Einführung ner ſechſten Klaſſe mit obligatoriſchem Latein von neunzehn Ausſchußmitgliedern und überdies von einer großen Anzahl ſonſtiger angeſehener hieſiger Ein⸗ wohner unterzeichnet, an den Gemeinderat gelangte, hat ſich derſelbe der Anſicht des Herrn Hartmann angeſchloſſen und ſich nicht entſchließen können, dem Bürgerausſchuſſe darüber Vorlage zu machen. Ob dieſer Beſchluß des Gemeinderates den Wünſchen und Anſichten der großen Mehrheit der hieſigen Einwohner und den Intereſſen der Stadt entſpricht überlaſſen wir dem Urteile des Publikums hieſiger Stadt und ihrer Umgebung. — Ladenburg, 3. Auguſt. Am letzten Sonntage feierte der Turnverein Schwetzingen ſein Fabnenweihfeſt und kamen die befreundeten Vereine aus nah und fern, um zur Verherrlichung des Feſtes beizutragen. Vom ſchönſten Wetter begünſtigt nahm das Willkommen früh morgens ſeinen Anfang. und wurde, wie man es von Mitaliedern des Rhein⸗ Neckar⸗Gaues ſchon ſeit Jabren gewöhnt iſt, nur Vorzüaliches geleiſtet. Auch der hieſige Verein be⸗ teiligt- ſich an dem Turnen und zwar mit ſchönſtem Erfolg Joſef Scharnberger errang ſich unter 36 Bewerbern den 6. Preis, eine Leiſtung. die jede Anerkennung verdient Wenn auc Schwetzingen zur Abßaltung von Feſten wenig gerianet iſt, ſo verlief der Nachmittag doch in ſchönſter Harmonie und wirklich b⸗wunderunaswert war die Ausdauer, mit welcher die Turner durch die ſchwieriaſten Uebungen das zahlreich anweſende Publikum den ganzen Noch⸗ miftag feſſ⸗lten. Erſt in ſpäter Abendſtunde ver⸗ ließ man den Festplatz um bei einem Glas Bier im wilden Mann Erbolung zu ſuchen. Wir haben wiederbolt Gelegenheit gehabt, zu ſeben mit welcher Liebe die Turnerei in unſerem Rhein⸗Neckar⸗Gau gepflegt wird und zu welch hoher Vollendung die⸗ ſelbe gebracht werden kann. Ein gewandter, kräf⸗ tiger, lebensfroher Menſchenſchlag entiproßt aus den gutgeleiteten Vereinen zum Wohle des Ein⸗ zelnen ſowie des großen Ganzen. Ein Gut Heil den wackeren Jungen und deren Erziebern. — Ladenburg, 4. Aug. Letzten Freitag bekam Herr Heim zum Ochſen hier ein pracht⸗ volles Orcheſtrion, ſchwarzwälder Fabrikat. — Bis Sonntag konnte die Aufſtellung nicht ſo weit vollendet werden, daß die volle Mufik zum Vortrag kam, dasſelbe ſlellte trotzdem die vielen Zuhörer zufrieden, wodurch die ohnedies gut frequentierte Wirtſchaft von Mittags bis zur Feierabendſtunde thatſächlich überfüllt war. Am Montag wurde die Auſſtellung vollendet und tritt die Muſik jetzt in voller Kraft zu Tage. Den Freunden von Or- cheſtermuſik iſt dadurch ſtets Gelegenheit geboten ſich den Genuß verſchoffen zu können, da auch eine reiche Auswahl der Stücke vorhanden iſt. — Weinheim, den 3. Auguft. Ein gräß⸗ liches Unglück hat ſich am Samstag dahier ereignet. Ein 13jähriger Knabe wurde in den Weinberg ge. ſchickt, um Futter zu holen. Der Knabe ſtieg dort auf einen Baum, um ſich einige Birnen zu brechen, fiel herunter und ſo unglücklich in einen Pfahl, daß ihm dieſer mit der Spitze durch den Rücken drang und den Knaben förmlich aufſpießte. Durch das lange Ausbleiben beunruhigt. begab ſich die Mutter des Knaben in den Weinberg, um nach ihm zu ſehen und fand denſelben mit durchbobrtem Körper als blutige Leiche. Der Unglückliche hatte ſich noch einige Schritte fortzuſchleppen vermocht, ehe jn der Tod von ſeinen jedenfalls gräßlichen Schmerzen erloͤſte. — Schwetzingen, 3. Auguſt. Hopfen. Regen iſt es, wonach die Pflanzen lechzen und deſſen ſie dringend bedürftig ſind, namentlich in leichtem Sandboden, wo die Verheerungen der Spinnlaus mitunter bedenklich werden. Auch die letzten kalten Nächte waren nichts weniger als willkommen, indem ſie an Gärten auf ſchwererem Boden Spuren von Honigthau, für die Landwirte eine unerfreuliche Er⸗ ſcheinung als ſichtbores Zeichen ihres ungebetenen Eintreffens zurückließen. Die noch unverſehrten Lagen dagegen verſprechen an Qualität und Quantität eine reiche Ernte. Dar mſtadt, 30. Juli. Geſtern nachmittag gegen 6 Uhr bemerkten Leute in der Kirchſtraße und auf dem Marktplatz, daß ein Frauenzimmer an der Baluſtrade auf dem Stadtkirchturme herumkletterte und herunterzuſtürzen drohte. Ein Mann eilte, ſo melden die „N. H. B.“ mit dieſer Meldung auf das Polizeibureau im Rathauſe von wo der Revier⸗ kommiſſär den Türmer ſofort per Telephon anrief. Letzterer erwiſchte die Dame noch im letzten Augen- blick, als ſie ſich von dem Geländer an der Spitze des Kirchturms herunterſtürzen wollte. Sofort ab⸗ geſandte Schutzleute brachten dieſelbe auf das Re⸗ vierbureau, wo ſie nach längerem Zögern ihren Namen angaß und auch die Abficht, ſich das Lehen zu nehme zugab. Die Dame, ein älteres Fräulein aus g. geſehener Bürgersfamilie, war offenbar in ein überaus krankhaften und geiſtig geſtörten Juftand der durch fortgeſetzte Schlaflosigkeit herbeigefüß worden ſein ſoll. Herr Revierkommiſſär Becht ließ die Bedauernswerte in das Alice⸗Hoſpital verbringen, 615 f. i. bee eg Das Ereignis hatte auf die Zuschauer, welche eh 5 dun, Let f. ö Moment erwarten mußten, den Körper herunterſtürge 18. 1 rden zu ſehen, einen geradezu nervenerſchütternden druck gemacht. — Gera, 31. Juli. Geſtern abend ertränſe ſich im ſogenannten Erdball einer unmittelbar Walde gelegenen Untiefe, welche vor Jahrhunden bei einem Erdbeben entſtanden ſein ſoll und sch zahllsſe Opfer verſchlungen hat, zwei Liebende, 9 denen das Mädchen, eine junge Näherin, kaum Jahre, der Jüngling, Sohn eines Maurermeiſh 17 Jahre alt war. Kaum dem Kindesalter en wachſen, ſuchten ſie gemeinſchaftlich den Tod! — Bremen, 2. Auguſt. Der geſtern auf Weſer von New⸗York angekommene Noyd⸗ Dampf „Kaiſer“ hat unterwegs die aus 13 Mann bei hende Mannſchaft einer verſunkenen engliſchen Bor gerettet und mitgebracht. — Petersburg, 3. Auguſt. Aus De Laube auf ein ſchmales bölzernes Bänkchen. Sie hatte nun hinreichend Muße über ihre ſonderbare Lage nachzudenken. Es war ſo traumhaft ſtill um ſi herum, nur eine kleine Grasmück⸗ zwitſcherte in dem Fliederſtrauch, Reſeda und Lepkoyen duſteten und zwei große Son⸗ nenroſen wiegten majeſtätiſch ihre mächtigen Köpfe. So einſam und verlaſſen hatte ſich Lilli in ihrem ganzen Leben noch nicht gefühlt. Wenn ſie es zu Hauſe wüßten, daß ſie hier ganz allein in kleinen Bohnenlaube ſaß. Dort vermutete man ſie längſt im Amthauſe bei ihrem Manne, und Fritzens Gedanken, wenn er überhaupt noch an ſie dachte ſuchten ſie zu Hause bei Eltern und Geſchwiſtern. Niemand von dieſen Allen abnte ibr trauriges Schicksal. Lilli wußte erſt nicht recht, was ſie beginnen ſollte. Zurück nach Hauſe wollte ſi⸗ nicht, dort fürch⸗ tete ſie den Zorn des Vaters, die Vorwürfe der Mutter und das Geſpött der Nachbarn. Sie wollte zu Fritz, brem angetrauten Gatten, der ein gutes Herz hatte und ihr verz hen würde. Aber mo war Fritz? Nach Thüringen gereiſt, botte der Kutſcher ge⸗ ſagt, und Lilli beſchoß, teils ein m dunklen Drange, teis ibrer verzweifelten Lage folgend, ibrem Gatten nachzure ſen. Geld batte ſie ja, der Papa batte ihr beim Abſchede eine Rolle Goldſtücke in die Hand gedrückt. Lilli seufzte: a „Möchte nur Gott geb n, daß ich morgen meinen fritz finde und nicht noch weiter in die Welt um⸗ herirren müßte.“ Glücklicherweiſe war ihr die Tour nach Thü⸗ ringen nicht ganz unbekannt, vor zwei Jahren hatte ſetzte ſich in die von rotblübenden Bohnen umrankte; dem reizenden F. hatten ſie ſich mehrere Tage auf⸗ gehalten und dort würde ja auch wohl Fritz vor⸗ läufig geblieben ſein, hoffte ſie. Ob er ſich wohl freuen würde, wenn er ſie wiederſah? Ob er ihr verzeihen würde? fragte ſie ſich dann immer wieder. Ach, ſie wollte ja Alles thun, ſie wollte ein wahres Muſter einer Gattin und Hausfrau werden, wenn ſie nur erſt wieder bei ihm wäre. Es war eigentlich merkwürdig, daß ſie ſich jetzt viel mehr nach ihrem Gatten ſehnte, als nach der Heimat, von welcher ihr doch die Trennung ſo un⸗ endlich ſchwer geworden. Der Gedanke als Frau Amtmann in das Amthaus einzuziehen, war ihr gar nicht ſo ſchrecklich mehr, ſie hätte viel darum gege⸗ ben, könnte ſie jetzt dort ruhig und geborgen ſitzen, als all⸗in in die weite Welt hinaus zu fahren, um den Gatten zu ſuchen. Nach Haus zurückzukehren, wo ihr Erſcheinen gewiß unſägliches Staunen und Verwundern hervorrufen würde, das dünkte ihr jetzt viel ſchrecklicher. Nachdem ſie einige Stunden jn ſoſchem Sinnen und Nachdenken verbracht, wurde es endlich etwas lebendig auf der Station, ein Zug wurde ſignaliſiert, Lilli löſte ſich ein Billet und konnte nun ibren Sitz auf der ſchmalen hölzernen mit den weichen Polſtern eines Coupces zweiter Klaſſ vertauſchen. Der Zug brauſte an der Station vorüber, ſie ſah noch einmal die Sonnenblumen im Strahl der Abendſonne auftauchen, dann verſank Alles in nebelhafte Fernen. Nach einiger Zeit tauchten die Spitzen der Thürme ihrer Heimatſtadt auf, es war ihr doch ganz eigen, als ſie da vorüberfuhr, weiter, immer weiter. Endlich kam eine größere Station, wo ein größerer ſie mit ihrem Vater eine Reiſe dorthin gemacht, in . 755 Aufenthalt war, hier beſchloß ſie etwas zu eſſen, da ſich nachgrade ein nagender Hunger bei ihr einge⸗ kent und Wernoje wird Über ein heftiges Erde . telegraphiert. In Piſchpek wurden ſämmtliche Hau uit I 7. Auge 18 beſchädigt; die Anſiedlungen von Sukuluk und Bi es 4 Sang d lowosk ſind zerſtört. In Belovodsk iſt die Rice e 1 H * n eingeſtürzt und wurden viele Menſchen erschlagen Zahlreiche Erdriſſe find erſtanden. er — Von dem Dresdener Turnfe ſt wird s er de 1 gendes ergoͤtzliche Vorkommnis erzählt: Als d inn d ern 0 Feſtzug die Wildrofferſtraße paſſierte, erſcholl pe nett, Kr A8 einem Laden, in deſſen gänzlich ausgeräumtem Erk en mien . eine Anzahl junger Damen Platz genommen, 1 dann meren F den Zug anzuſehen, ein nicht enden wollendes ba m az 2 Heil.“ Die Zuſchauer konnten ſich nicht erklären, rt „ 8 weshalb bier gerade die Turner ihr „Gut Heil“ * 1 . — ſtark ertönen ließen, bis man endlich den Gru Il are e entdeckte, worauf ſich erſt recht eine koloſſale Heile · ng c d S keit der Menge bemächtigte. Der Laden war nämſ nn ein 50 Pfennig⸗Bazar und beim Ausräumen ha Det S man vergeſſen, folgende Plakate zu entfernen: Si 1 pas für Stück nur 50 Pfennige“! — — * Ein Schmarotzer fragte in einem Kaffeehan — einen Bekannten: „Haben Sie gule Cigarren 9 9 Uffor ſich, mein Lieber?“ — „O ja!“ erwiderze diese E „ich werde Ihnen gleich eine vorrauchen“. r ſtelt hatte. Sie winkte einen Kellner heran, . * 84 ihren Wünſchen dienſteifrig nachkam. . e da. Während ſie mit gutem Appetit einige beleg wan A. Lig in Brödchen verzehrte, ſtieg eine Dame in das Coups nn an r in welchem ſie bis jetzt allein geweſen. Die Frend An war eine ſtolze, graziöſe Erſcheinung und mach auf Lilli den Eindruck unendlicher Vornehmhe ſchweigend hatte ſie in der andern Ecke des Coupe Platz genommen, nur dann und wann blitzten unt dem Schleier ein Paar dunkle Augen zu Lilli herbe Dieſe hatte aber das Köpfchen ſo voll von ihre Gedanken und Sorgen, daß ſie nicht auf ſie achbeſe Das bewegte Leben und Treiben auf dem große Centralbahnhof hatte ſie ein wenig zerſtreuf, doch als der Zug ſich nun wieder in Bewegung ſeßtie da packte ſie die Sorge und Unruhe, wie es du weiter werden würde, wieder von Neuem. N „ de Ein Glück war es, daß ſie wenigſtens Geld n, Slitertien, 8 genug bei ſich hatte, Dank der Güte ihres Vaters * Bis jetzt hatte ſie die Geldrolle noch nicht geöffnet Halarttr da ſie noch einiges Geld in ihrem Portemonnaie Mn Aushem, Nehls gehabt, bei dem Kellner vorhin hatte ſie jedoch ge . ru ee ſehen, daß dasſelbe ziemlich zuſammengeſchwuünden nen 5 war. Sie begann deshalb die Rolle zu öffnen, einige Goldſtücke in ihr Portmonnaie zu ſtecken, dann wickelte ſie dieſelbe wieder ſorgfältig zuſammen und legte Alles, auch das Portemonnaie, in die kleine Handtaſche, die nur einige kleine Toilettengegenſtände enthielt und das einzige Gepäck war, was ſie bei ſich führte. Fortſetzung folgt. (Bei der Hiße.) Sie: „Sag', Gelfebter, if Du mir nicht mehr gut? Du betrachteſt mich mit ſo kalten Blicken?“ — Er: „Iſt Dir das nicht ti der ih. 8