Reelamen mit 20 Pf. berechnet. Erſcheint jeden Mittwoch und Hamſtag und koſtet vierteljährli mit illuſtiertem Aae bat 8e t 1 10 3 ne 1 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 P., ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung, ———ůů— — —— Nr. 62. Volitiſches. Berlin, 3. Auguſt. Der Zuſammenkunft des deutſchen Kaiſers mit dem Kaiſer Franz Joſef von Oeſterreich und des letzteren mit dem Zaren wird eine Beſprechung der Miniſter der betreffenden Staaten folgen. Am 15. Auguſt ſoll Fürſt Bis⸗ marck mit dem öſterreichiſch⸗ungariſchen Miniſtet des Aeußern, Graf Kalnoky, zuſammentreffen und es werden dieſer Beſprechung auch der döſterreichiſche Miniſterpräſident Colman Tisza beiwohnen. Im September wird dann Fürſt Bismarck mit Herrn SGiers, dem ruſſiſchen Miniſter konferieren. In Oeſterreichiſch⸗Polen hat ſich ein Komitee zur Unterſtützung der aus Preußen ausge⸗ geiſch, a1 N Aha wieſenen Polen gebildet, dasſelbe hat nun in den letzten Tagen beſchloſſen, ſich an die öſterreichiſche Regierung um Schutz für die öſterreichiſchen Unter⸗ thanen, welche von der Ausweiſung betroffen wurden, Voll. 2 zu wenden. In dem Beſchluß wird behauptet, daß 8 in Breslau ſogar polniſche Studenten ausgewieſen 5 . worden ſeien. aße den din Nachdem ſchon in der vorigen Woche die . Z. ſo plötzlich wieder aufgetauchten Wolken am zentral⸗ denburg., afiatiſchen Himmel allmählich zerſtreut wurden, bat ü der engliſche Premier Lord Salisbury ſelbſt 8 1 bei einem Bankett im Londoner Stadthaus Worte wirts Gen , des Friedens geſprochen und ſogar der Hoffnung 1 Ausdruck gegeben, daß England und Rußland in ede Aa, gar nicht langer Zeit friedlich Seite an Seite ſtehen 1 würden, beſeelt von den Gefühlen gegenſeitiger Achtung. 1 In Spanien wütet die Cholera noch immer in der furchtbarſten Weiſe fort. Die eigentliche Anzahl der Erkrankungs und Totenfälle überſteigt die amtliche Anzahl bei weitem. Die Panik unter der Bevölkerung wird jeden Tag größer und die Wilk och, den Es iſt zu befürchten, daß die Epidemie bis Herbſt andauert. Der Tod des Mahdi erſcheint nunmehr als Thatſache feſtzuſtehen. Am 5. Ramadan iſt derſelbe erkrankt, am 8. geſtorben, aber nicht an den Pocken, ſondern am Flecktyphus, den er in dem verpeſteten Kartum aufgeleſen hatte. Der Mahdi hat vor ſeinem Tode vier Kalifen ernannt. Der erſte derſelben heißt Abdulah, der zweite iſt der bekannte Osman Digma, der dritte ein Sudaneſe, der vierte der Scheikh der Senuſſi. Dieſer hat abgelehnt. Der fähigſte und geſchickteſte Gehilfe des Mahdi iſt Abdulah und dieſer hat ſich zum Herrſcher ausrufen laſſen; da er jedoch nur Scheikh eines unbedeutenden Stammes iſt, ſo verſagen ihm die Häuptlinge der großen Stämme den Gehorſam, hiedurch ſind unter den Anhängern des Mahdi Unruhen hervorgerufen worden. Trieſt, 3. Auguſt. Für Provenienzen aus den franzöſiſchen Mittelmeerhäfen und Algier iſt eine zehntägige Obſervationsreſerve angeordnet. Ottawa, 1. Auguſt. Die Jury von Regina hat gegen den Führer der kanadiſchen Aufſtändiſchen Louis Riel das Schuldig ausgeſprochen, denſelben aber gleichzeitig der richterlichen Milde empfohlen. Der Gerichtshof verurteilte denſelben zum Tode durch den Strang. Riel hat die Apellation angemeldet. Verſchiedenes. — Ladenburg, 3. Auguſt. Ueber die in der letzten Nummer dieſes Blattes erwähnte Ver⸗ ſammlung wegen Errichtung einer 6. Klaſſe an der höheren Bürgerſchule dahier, wollen wir heute nur kurz berichten, da inzwiſchen Umſtände eingetreten Nachſtehende Annoncen ⸗ Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. 5. Augufl ſind, die ein näheres Eingehen auf die Sache, bis auf weiteres, als überflüſſig erſcheinen laſſen. Die Verſammlung war von eirca 45 Einwoh⸗ L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1885. nern beſucht und wurden durch Herrn Fabrikant Schmitt die Gründe, die für Errichtung einer 6. Klaſſe und insbeſondere einer ſolchen mit obligato⸗ riſchem Latein ſprechen, dargelegt. Die Vorteile einer 6. Klaſſe find ſo hervor ⸗ ragende, daß wir glauben durch Anführen nur zweier derſelben, nämlich: der Berechtigung zum Einjährigen ⸗ Dienſte und der damit zuſammenhängenden jährlichen Prüfung durch einen Vertreter des Großherz. Ober⸗ ſchulrates, ſchon genug geſagt zu haben. Speziell für Einführung des obligatoriſchen Lateines ſprechen folgende Hauptpunkte, nämlich: Der Anſchluß an andere Lehranſtalten, Die Möglichkeit der ſofortigen Einführung, Der geringere Koſtenaufwand, Die Notwendigkeit des Lateins für viele An⸗ ſtellungen, Das höhere Anſehen der Anſtalt im Allgemeinen, und andere mehr, Nach lebhafter Beſprechung, wobei durch Herrn Bezirksrat Steingötter und Herrn Landwirt⸗ ſchaftslehrer Schmezer die 6. Klaſſe mit fakulta⸗ tivem Latein befürwortet wurde, kam bei der Ab⸗ ſtimmung folgender Antrag für Einführung des obligatoriſchen Lateins mit großer Majorität zur Annahme: „Die Verſammlung wolle beſchließen, verehr⸗ lichen Gemeinderat zu erſuchen, er möge über die Einführung einer ſechſten Klaſſe mit obligatoriſchem Latein baldigſt Beſchluß faſſen und dem Bürgeraus⸗ ſchuſſe darüber Vorlage machen und dies möglichſt bald zu thun, damit die ſechſte Klaſſe noch mit Beginn des neuen Schuljahres eingeführt werden könne“. Der Gegenantrag des Herrn Gemeinderats Hartmann, die Einführung einer ſechſten Klaſſe bis auf weiteres zu verſchieben, wurde bei der Ab⸗ oberen Klaſſen flüchten zu tauſenden nach Frankreich. 8 7 1 0 Geprüfte Herzen. Holzeſtr. Novelle von F. Stöckert. 1 f Ichel . 2. Fortſetzung. 9 Aich „Nee, gnädige Frau, wir ſind glüclich und u ſeeſamen pberſehrt nach dem Bahnhof gekommen. Da löſte ſich denn der gnädige Herr ein Billet und ſagte zu mir: etſamti Werner, ſagte er, Sie fahren nun direkt nach Feld⸗ len heim, dort ſagen Sie dem Verwalter und der Mamſell, A. Malt wir hätten uns noch in der letzten Stunde zu einer Hochzeits reiſe entſchloſſen. Auf dem Schloſſe machten ſie natürlich lange Geſichter, es war Alles zum Empfang vorbereitet, großartig ſchön war es. Ueberoll Guirlanden, Kränze und Bougquets, die ganze Schuljugend war aufmar⸗ ſchiert. Der Herr Verwalter, wie ein Bräutigam ſelber, im Frack und weißer Kravatte, die Mamſell im Schleppkleide, ein Roſenbouquet in der Hand, ſtanden beide knixend und ſich verbeugend auf der Freitreppe als ich vorfuhr. Na, ich richtete dann 0 die Beſtellung des gnädigen Herrn aus und behielt 0 meine Gedanken für mich. Daß die Sache mit der 0 Hochzeitsreiſe nicht in Ordnung war, das war mir klar, ſo ſieht kein Hochzeitsreiſender aus, wie mein armer Herr ausſah.“ Wie ſah er denn aus?“ forſchte Lilli kleinlaut. „Ach Fräulein — gnädige Frau wollte ich ſagen, er ſah aus wie einer, dem der Weizen verhagelt oder in deſſen Stall die Rinderpeſt ausgebrochen und rich Preſn chrieshein. doch auch wieder anders, ſo — wie ſoll ich nur ſagen — als ob ihm das Herz weh thäte. Nie werde ich den Blick vergeſſen, mit welchem er zum Abſchied zu mir ſagte: Ich hoffe, Werner Sie werden ſchweigen — dann fuhr er davon, ich glaube, er wußte ſelbſt nicht wohin. Ein Bahnbeamter, den ich frug, ſagte mir, daß der Zug nach Thüringen hinein ginge.“ Lilli war auſmerkſam der Rede des alten Kut⸗ ſchers gefolgt. „Als ob ihm das Herz weh thäte,“ wiederholte ſie jetzt leiſe deſſen ſchlichte Worte und zum erſtenmale kam ihr der niederſchlagende Gedanke, daß ſie durch ihr albernes Benehmen, von welchem ihr Gatte Zeuge geweſen, dieſen auf's Tiefſte mußte beleidigt haben. Was Eltern und Geſchwiſter zu Haus mit allen Vorwürfen nicht erzielt, das hatten dieſe wenigen Worte bei ihr erweckt: Reue und Nachdenken: „Ich werde mit dem nächſten Zug wieder fort⸗ fahren, Werner,“ begann ſie jetzt nach einer Pauſe; „vielleicht nach Thüringen zu meinem Manne und bitte, ſagen ſie es Niemand, daß Sie mich hier ge⸗ ſehen.“ „J, wie werde ich denn gnädige Frau,“ der alte Werner verſteht zu ſchweigen, kein Menſch auf der ganzen weiten Gotteswelt ſoll es erfahren, daß die Geſchichte nicht ſo ganz in der Ordnung iſt. Sie nehmen mir das nicht üebel, gnädige Frau!“ „Ach nein, durchaus nicht, Sie haben ganz Recht, in der Ordnung iſt ſie nicht, es iſt eine ganz dumme Geſchichte. Doch ich muß fort, es könnten Leute kommen und mich hier ſehen, adieu Werner!“ Der alte Mann wurde plotzlich ganz rot und verlegen. Lilli hatte ihm die Hand zum Abſchied gereicht und die lag nun ſo verloren in ſeiner mäch⸗ tigen ſchwieligen Rechten, daß er gar nicht wußte, was er damit anfangen ſollte. Ganz ſcheu, als hätte er etwas Zerbrechliches in der Hand, legte er ſeine dicken Finger darum; und dann ſchaute er ihr nach wie ſie wieder nach der Station ging. „Eine ſolche Geſchichte iſt mir doch in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen,“ murmelte der alte Kutſcher. „Aber das kommt Alles von vielen Büchern, die jetzt geſchrieben werden, alle Men⸗ ſchen wollen jetzt etwas Beſonderes erleben, wie ſie es in den ſogenannten Romanen leſen — habe ich doch ſelber einmal einen geleſen, in welchem eine Frau ihren eigenen Mann bei lebendigem Leibe in einen Brunnen ſtößt. Na, ſo etwas wird ſie ja wohl nicht thun, die kleine, niedliche Perſon, ſie hätte auch die Kraft nicht dazu.“ — Von dem mürriſchen Bahnbeamten erfuhr Lilli, daß erſt in einigen Stunden ein Zug abging, mit welchem ſie, wieder an ihrer Vaterſtadt vorbei, nach Thüringen zu fahren konnte. „Sie können ſich ſo lange dort in meine Bohnenlaube ſetzen, ſchloß der Mann ſeine Rede, indem er mit einer herablaſſenden Handbewegung nach ſeinem kleinen Garten wies. Gehorſam lenkte Lilli ihre Schritte dorthin und S RG D