— Weinheim, 27. Juli. Am letzten Sams⸗ tag fand der zweite Wahlgang zur Bürgermeiſterwahl ſtatt. Derſelbe verlief ebenfalls reſultatlos. Gemein⸗ derat Dell erhielt 230, Ratſchreiber Sauter 200. Altbürgermeiſter Lang 167 und ein vierter Kandi⸗ dat Oekonom Hübſch 104 Stimmen. Man glaubt, daß auch der dritte Wahlgang reſultatlos bleiben wird und ſieht man der Einſetzung eines Stadt⸗ hauptes durch die Regierung entgegen. — Karlsruhe, 26. Juli. Der bieſige Stadtrat hat beſchloſſen, anläßlich der im September ſtattfindenden Vermählung des Erbgroßherzogs mit der Prinzeſſin Hilda von Naſſau, beim Bürgeraus⸗ ſchuß die Bewilligung eines Kredits bis zum Betrage von M. 40,000 zur Veranſtaltung von Feſtlich⸗ keiten zu beantragen. — Koln, 24. Juli. Heute hat ſich hier ein grauenvolles Unglück zugetragen. Mittags viertel 1 ſtürzten die von etwa 16 Familien bewohnten Häuſer am Holzmarkt Nr. 75 — 77 zuſammen. Von den Bewohnern konnten nur 5—6 flüchten. Soforf wurden die Feuerwehre und die Pioniere alarmiert. Die Verwüſtung iſt entſetzlich. Bis 1 Uhr wurden 3 tödlich, 5 ſchwer und 3 minder verletzte Perſonen unter den Trümmern hervorgezogen; bis 1 Uhr 40 Min. bereits 30 Perſonen. Eine große Anzahl Aerzte und Chirurgen iſt zur Stelle, um den Ver⸗ wundeten die erſte Hilfe zu leiſten. In beiden Häusern befand ſich unten eine Wirtſchaft. Wie es beißt, iſt ein Wirt mit einer Anzahl Gäſte, unter denen ſich eine Kegelgeſellſchaft befand, noch unter den Trümmern. Wie von ſachkundiger Hand an⸗ genommen wird, iſt die Scheidewand zwiſchen beiden Häuſern zuſammengebrochen, und das Balkenwerk, welches ſich aus den Verankerungen losriß, mit allem, was in den Zimmern war, nachgeſtürzt. Zu beiden Seiten bildeten ſich „tote Winkel“, in welchen wabrſcheinlich die Perunglückten ſich befinden. Die Rettungsarbeiten, unter Leitung eines Pionieroffiziers und des Branddirektors beſtehen neben der Befrei⸗ ung der Verunglückten darin, durch trichterförmige Oeffnungen den Verſchütteten Luft zuzuführen. Bis 4 Uhr 30 Min. waren 25 Verwundete in das Bürgerhoſpital gebracht. Glücklicherweiſe ſind die meiſten nicht erheblich verletzt; einer Frau mußte ein Bein abgenommen werden. Fortwährend ertönen Klagerufe und Wimmern von Kindern aus den Trümmern. Um das Unglück noch größer zu machen, brach gegen 6 Uhr im ſtehen gebliebenen Teile eines Haufes Feuer aus. Die Waſſerleitung, welche bis dahin abgeſperrk war, mußte wieder zur Löſchung der Flammen geöffnet werden; dadurch entſtand je⸗ doch für die Verſchütteten gleichzeitig die Gefahr des Ertrinkens. Aus einem der beiden Keller ertönten Rufe: „Hilfe! Mein Kind ertrinkt!“ Bis 6 Uhr war noch keine Leiche gefunden. Etwas ſpäter wurde ein Knabe, der anſcheinend erſtickt iſt, kot hervor- gezogen. — Köln, 25. Juli. Die Abräumungsar⸗ beiten wurden die Nacht hindurch rüſtig fortgeſetzt; gegen 5 Uhr früb waren ſie bis zum Erdgeſchoß gediehen. Um 4 Uhr 20 Minuten wurde die Leiche einer 16⸗ bis 20jährigen Frauensperſon gefunden, deren Wirbelſäule gebrochen und die ſchrecklich ent⸗ ſtellt war. Gegen 7 Uhr wurde die Leiche der Frau Loelgen, zwiſchen den Treppen und den Trümmern eingezwängt, hervorgezogen. Als gegen 10 Uhr die Trümmer bis wenig über dem Fußboden abgeräumt waren, wurde die Arbeit gefährlich, weil der Reſt des Giebels des Hinterhauſes dem Einſturz drohte. In den Kellern wurde Niemand aufgefunden, bis 10 Ubr find nach dem Hoſpital 30 Verwundete und Tote gebracht worden. Es ſtebt feſt, daß in einem Hauſe 69, in dem andern 26 Perſonen ge⸗ wohnt haben. Ein Augenzeuge berichtet jedoch, daß ſofort nach der Kataſtrophe 20 — 25 Perſonen durch Rheinarbeiter gerettet wurden. Gegen 2 Uhr 30 Min. nachmittags gelang es, endlich den Giebel des Hinterhauſes niederzureißen. Bis 6 Uhr abends wurden dem Hoſpital 83 Verletzte und 7 Tote überwieſen. — Koln, 26. Junj. Heute früh halb 7 Uhr wurde der letzte Verſchüttete, der Schreiner Schulze, tot aus den Trümmern hervorgezogen. Die Beerdigung von 7 Toten fand heute 9 Uhr unter großer Beteiligung ſtatt. — London, 27. Juli. In Chatam brach geſtern, als eine große Anzahl Vergnügungsreiſender ſich nach dem Dampfer begab, der bei der Landungs⸗ brücke angelegt hatte, ein Teil der Landungsbrücke ein. Gegen achtzig, meiſt Frauen und Kinder, ſtürzten in's Waſſer. Wie viele tot gefunden find, iſt noch unermittelt. — Von der Haardt, 24. Juli: Wein. Die zwei gefährlichſten Feinde unſerer Weinberge ſind Sauerwurm und Oidium, von Reblaus wiſſen wir Gottlob noch nichts. Gegen das Oidium ſchützen wir uns ſeit circa 25 Jahren mit Schwefeln und in jedem Jahre muß der Traubenpilz den vereinten Anſtrengungen der Winzer weichen. Gegen den Sauer⸗ Das Mittel beſteht in folgendem: Aus der Pupp Käfer ꝛc. ꝛc. bei Nacht ſehr gerne dem Lichte ug wurm dageg ren wir bis ſetzt machtlos; wa während der Blützeit naßlalte Witterung, ſo wa ub der Heuwurm da und blieb dann in zweiter Anflag ga als Sauerwurm nie aus. Neuerdings ſſt es dem 125 findigen Sinne eines Pfälzer Weinproduzenten vor . behalten geweſen, auch ein Mittel zur Vernichtung wh U des Sauerwurmes zu finden. Herr Peter Schmſt Ami 8 aus Maikammer hat nämlich ein ganz einfaches Miles i 1 15 entdeckt, um das verheerende Tierchen zu dezimſeren eln. — des Sauerwurmes iſt ein Schmetterling herborge gangen. Bekanntlich näheren ſich die Schmeſterling umkreiſen dasſelbe. Nun befeſtigt man in dem Weig berge ein Gefäß von ca. 60 Centimeter Durppeſſe 1.25 Mtr. über dem Boden, gießt etwas Seſſen⸗ waſſer hinein und ſtellt in die Mitte des Gefäße eine Petroleumlaterne. Die Schmetterlinge fliege an das Licht und fallen ſchließlich in das Seifen waſſer. Es wurden Proben hierüber gemacht un morgens fand man bis 400 ſolcher Tierchen. Dreiß Eier auf einen Schmetterling gerechnet ergibt dieſe 12,000 Sauerwürmer, die ſo auf ganz einfach Weiſe vernichtet wurden. Das Licht der Later lockt und blendet, der Geruch des Seifenwaſſers be täubt den Schmetterling, ſo daß er in das Waſſe fällt und ertrinkt. Das Licht muß ſo hoch ſteh daß es weit genug ſichbar iſt und das Seifenwaſſe muß ſo nahe dabei ſein, daß es betäubend wir So ſtellt man das Licht am beſten in den Kü auf einen Stein, ein Stück Holz einen leeren B. menkopf oder was ſonſt zur Hand iſt, wenn ma es nicht paſſend aufhängen kann. Die Kübel od Schüſſeln werden nur 's bis 12 voll; mit n 9 Schmierſeife füllt man ca. 7 Gefäße. Im Interef des Weinbaues und der Winzer liegt es nun, dieſe Verſuch allzeitig zu machen. Einer und zwei d dran untirt an U unn ent 6 dee zum Ar Noc Die arme junge Frau! Solch ein Wütrich von Mann!“ jammerte Betty, das Hausmädchen. „Nun ich dächte, er hätte lange genug ge⸗ wartet,“ erwiderte der engagierte Lohndiener, „mein Geduldsfaden wäre auch ſchon längſt geriſſen.“ „Es iſt entſetzlich, was die Ehe für Tyrannen aus den Männern macht,“ hauchte Betty wieder, dabei aber doch einen freundlichen Blick verſtohlen auf den ſtattlichen Lohndiener werfend, der wohlge⸗ fällig an ſeinen Bartcoteletten zupfte. „Sind wir nicht die Herren der Schöpfung,“ ſagte er mit Pathos und je eher das eine Frau ein⸗ ſieht, je beſſer iſt es für beide Teile!“ 5 Wellbachs Geduld war allerdings aus gutem Grunde erſchöpft. Der Wagen konnte unmöglich noch länger warten, ſonſt kamen ſie vor Dunkelheit nicht nach Feldheim und dort waren, das wußte er, große Empfangsfeierlichkeiten vorbereitet. Für Lilli war das Alles neu und überraſchend, er ſah im Geiſte ſchon ihr ſtrahlendes errötendes Geſichtchen bei der feierlichen Anſprache des Verwalters und dem Geſang der Dorfjugend. Und dann, wenn das Alles vorüber, würde er ſie durch die weiten Räume ſeines Hauſes führen, wo er Alles auf's Schönſte für die geliebte kleine Frau hatte einrichten laſſen. So hatte er vorhin gedacht und geträumt, doch jetzt war es vorbei mit dieſen Träumen. Finſter blickten ſeine blauen Augen und auf ſeinen Lippen ſchienen zarnige Worte zu ſchweben, als er jetzt ſchnellen Schrittes durch den Korridor eilte. Einen Moment blieb er zögernd an der Thür des Hinter⸗ zimmers ſtehen, in welchem die ganze Familie des Prof, ſſors verſammelt ſchien. Niemand ſchien ihn zu bemerken, als er Über die Schwelle trat. „Das find die Folgen Deiner unvernünftigen Erziehung!“ vernahm er beim Eintreteu die zornige Stimme ſeines Schwiegervaters, die ſich allem An⸗ ſchein nach gegen deſſen Gemahlin richtete. „Immer haſt Du Lilli als Kind behandelt, ihrer älteren Schweſtern wegen und nun haben wir die Beſcheer⸗ ung! Lilli, ſteh endlich auf und kleide Dich um!“ wandte ſich jetzt der zürnende Vater an ſeine jüngſte Tochter. „Fritz muß ja eine wahre Engelsgeduld haben, ich an ſeiner Stelle wäre ſchon längſt hier und machte der Sache energiſch ein Ende.“ Die ſo Angeredete lag noch in vollſtändiger Brauttoilette, das Geſicht in beiden Händen bergend, auf einem kleinen mit Kattun überzogenen Sopha. Der lange weiße Brautſchleier fegte den Fußboden und die Myrtenkrone hing nur noch loſe in dem verwirrteu braunen Haar. „Ich kann nicht fort! Ich will nicht fort!“ ſtöhnte ſie; ich will noch hier bleiben bei der Mama, bei Klara und Julie! Es iſt ſchrecklich, es iſt wirklich grauſam, daß Ihr mich Alle förmlich aus dem Hauſe treiben wollt.“ „Aber, liebes Kind,“ ſagte die ſanfte Profeſ⸗ ſor in; „Du haſt es doch gewußt, daß nach der Hoch⸗ zeit jede Frau ihrem Manne folgen muß.“ „Ich habe aber nicht gewußt, daß es ſo ſurchtbar ſchmerzlich iſt von zu Hauſe fort zu gehen!“ ſeufzte die junge Frau. „Es hat Dich ja Niemand gezwungen zum Hei⸗ raten,“ grollte der Profeſſor. „Es hat mich aber auch Niemand gefragt, ob ich will!“ entgegnete Lilli trotzig. „Der Pfarrer hat Dich heute erſt gefragt, ob es Dein Wunſch und Wille iſt,“ warf Julie: ein. A 5 Fritz en,“ fuhr Lilli zwecken damit nichts; ſteht aber die Geſamtheit ei Alan ſo laſſen ſich leicht ſchöne Erfolge erzielen und eine; m binreiben der gefährlichſten Feinde des Weinbauers iſt da mil 5 wiederum unſchädlich gemacht. 1 — Wiesloch, 27. Juli. Unſere Weinber 5 1 5 beſitzer bringen ſeit 8 Tagen Trauben nach Haufe, 4445 die ſchwarze Flecken haben und welk werde. Die un i Krankheit, die von einigen Nebel herrühren ſoll, zeig min gabe ſich glücklicherweiſe nur bei gewiſſen empfindlichen 5 Sorten. Die Qualität und Quantität wird fedogz 1 Ni das Vorjahr übertreffen. 33 . tg en J Jgric dune — dieſen Einwurf nicht beachtend, fort, „da gebe No detet Ihr Euch Alle, als wäre unfſerm Hause w a weiß was für ein Heil wiederfahren. Ich hätte um Heſenht Alles in der Welt nicht wagen dürfen, nein zu ſoger dus der ich war ein Opferlamm, ein richtiges Opferlamn Und nun — großer Gott, ich kann nicht fort, laß mich doch bei Euch bleiben, nur noch ein paar Tag ich will mich in dieſer Galgenfriſt an den ſchrecl lichen Gedanken gewöhnen, Euch, die Heimat z verlaſſen — Fritz iſt ja ſo weit ganz gut 124 „ Dede wehe zu e „Iſt denn ſolche Albernheit je erhört!“ rie 3 der Profeſſor. „Jetzt hole ich Fritz, der wir der Sache 8 ſchon ein Ende machen!“ 1 — „Nein, nein, beſter einziger Papa, ihu es nich 0 wüäbillgeg jetzt kann ich ihn nicht ſehen — den Tyrann!“ Kaufen Der Tyrann lehnte totenbleich an der Thi 90 und der Profeſſor, der ſich jetzt derſelben zuwandt hin. prallte entſetzt zurück. „Ah, Sie ſind ſchon hier, Na ſtotterte er. Auitn den „Ja, ich bin hier,“ kam es tonlos von Mel chend in gr bachs Lippen; — „ich habe genug gehört — ich werde allein fahren, adieu.“ — Ohne noch enen — Blick auf die weiße bräutliche Geſtalf feiner jungen n ug gu Frau zu werfen, wandte er ſich um und verließ da 1 Zimmer; wenige Minuten darauf vernahm max Nähn daß Rollen ſeines Wagens. 5 ah „Nun iſt er fort,“ ſagte Lilli und blickte mn i. 1 60 großen erſchrockenen Augen von einem zum ande ee dn „Und ſo furchtbar böſe ſchien er, was wird nu werden?“ „Er wird ſich von Dir ſcheiden laſſen,“ ſagt Klara, die älteſte Schweſter. „Und welcher Skandal, welcher entſetzlichen Skandal, was werden die Leute agen N nun die