Neclamen mit 20 Pf. berechnet. un Nr. 60. Politisches. Berlin, 26. Juli. Der deutſche Kaiſer iſt um Kurgebrauch in Gaſtein angekommen. Er wird Wochen dort verweilen. Während diefer Zeit oder ach dem Beſchluſſe erfolgt, wie alljährlich, die Be⸗ egnung des deutſchen Kaiſers mit dem Kaiſer Franz oſeph. Die Feſtſtellung des genauen Programms ieſer Begegnung iſt begreiflicherweiſe von den ge⸗ otenen Rückſichten auf das Befinden des greiſen eutſchen Monarchen abhängig. Es iſt ferner bekannt, aß die Abſicht des Zars beſteht, dem Kaiſer Franz Vieh aun t Gesc nis oſeph einen Gegenbeſuch abzuſtatten, aber über den 0 eitpunkt und den Ort einer ſolchen Entrebue iſt ißmarke och nichts feſtgeſtellt worden. Danach iſt die Glaub⸗ und aftigkeit der Nachrichten zu ermeſſen, welche bereits à 120 m Zar Breslau, Königsberg, Reichſtadt oder Pilſen 4 1.40, anmeldeten. 8160 Es ſcheint nunmehr die Ernennung des Fürſten 4 100 hlodwig von Hohenlohe⸗Schillingsfürſt, derzeitigen 4 200 deutſchen Botſchafters in Paris, zum Statthalter on Elſaß⸗Lothringen außer Zweifel. Die Nachricht on dem Scheiden des Fürſten wird faſt durchgängig burg. on der ernſthaften franzöſiſchen Preſſe mit Aus⸗ chrieshen drücken ungeheuchelten Wohlwollens für ihn begleitet. 000 Erſt neulich als die Nachricht zuerſt auftauchte, — Dirachte beiſpielsweiſe der „Goulois“ einen längeren — Aufſatz, in welchem der ausgezeichneten Eigenſchaften des Fürſten Hohenlohe und ſeiner großen Beliebtheit Paris mit den wärmſten Worten gedacht wurde. rade für die neue Stellung als Statthalter für Elſaß⸗Lothringen meint das Pariſer Blatt, kommt n Betracht, daß der Fürſt 1 der ereignis⸗ vollen jüngſten 11 Jahre es in ſeiner Pariſer Stel⸗ ung niemals an Maßhalten in der Form, wie an Feſtigkeit des Charakters hat fehlen laſſen. mpfem da Eine Reiſeerinnerung, 1 erzählt von Marie Romany. a . Schluß. Amerilt Natürlich war ich überraſcht. — Ich ergriff hastig das Papier, welches ich als ein Schreiben der bayeriſchen Behörden erkannte. Darin las ich: „Es iſt uns gelungen, einer wohlorganiſierten und weitverzweigten Falſchmünzerbande auf die Fährte u kommen, die ſeit, man weiß nicht wie lange, 2 einem kleinen Orte des bayeriſchen Waldes ihr etier betreibt. Den leider nur zu bekannten Aber⸗ glauben der Landleute jener Gegend zum Schilde Igel, nhün i A nehmend, bewegten ſich die Mitglieder dieſer ſau⸗ beren Geſellſchaft, vierzig ſind deren bis heute feſt⸗ 15 15 7% nommen worden unter den verſchiedenſten Geſpenſ⸗ 100 ermasken von und nach dem Orte, wo ſie in einer n ntl⸗genen Hütte, welche ſie unter anderem Vorwande an ſich gekauft hatten, ihre Werkſtatt aufgeſchlagen aben und, ſo viel wir bis jetzt in Erfahrung ge⸗ racht, auch ihr Gewerbe betrieben. Die Bauern der Umgebung hielten ſie 1 ihr frevelhaftes Spiel ffn n Angſt und Schrecken, ſo daß von dieſer Seite nischen aus Niemand wagte, ſich der Hütte zu nahen. Uebri⸗ eselsdha gens gehören Perſonen ſelbſt der gebildeten Klaſſen e bi “ zu dieſem Konſortium; ein ehemaliger Kaufmann, Unbein Merkels mit Namen, lebte elf Monate des Jahres 1 einem über alle Maßen großartigen Fuße in denburger General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. rſcheint jeden Mittwoch und Hamſtag und koſtet viertelſährlich 1 & 20 3 wit illuſtiertem Anterhaltungsblakt 1 % 70 l exel, Poſtproviſion. nſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 P., Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung, tech den 29. Zuli Wochenblall L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1885. deutſchen Blätter ſehen die Wahl des Fürſten von Hohenlohe ebenfalls als eine ſehr glückliche an. Der Nord⸗Oſtſeekanal, mit welchem es nun Ernſt werden ſoll, wird unſerer Marine den geſi⸗ cherten Durchgang geſtatten und auf dieſe Weiſe die Wehrkraft unſerer Flotte, ſowohl was ihre Vertei⸗ digungs⸗, als auch ihre Angriffsfähigkeit anlangt, erheblich ſteigern. Selbſt dem Laien muß die Be⸗ deutung dieſes Kanals einleuchten, ſobald er ſich nur einen Augenblick die geographiſche Geſtaltung unſerer Nord⸗ und Oſtſeeküſten vergegenwärtigt. Die Aus⸗ führungskoſten des großartigen Unternehmens ſind auf 150 160 Millionen veranſchlagt. London, 27. Juli. Dem Miniſterium des Auswärtigen gingen aus Egypten, wie aus dem Sudan weitere Nachrichten zu, welche den Tod des Mahdi's zweifellos erſcheinen laſſen. — Aus Kairo wird gemeldet: Osman Digma habe in ſeinem Fager eine dreitägige Trauer für den verſtorbenen Mahdi angeordnet. London, 27. Juli. Der Daily News wird aus Petersburg gemeldet: Lord Salisbury habe vor⸗ geſchlagen, aber nicht verlangt, daß die ruſſiſchen Truppen von den vorgeſchobenen Poſten in Zulfikar zurückgezogen würden, um einen Konflikt mit den Afghanen zu vermeiden. Rußland habe ſich ein⸗ verſtanden erklärt, aber nur unter der Bedingung, daß die Afghanen die von den Ruſſen gehaltenen Poſten nicht beſetzen würden, anderenfalls würden die Ruſſen ſofort vorrücken. Madrid, 26. Juli. Geſtern kamen in Spanien 2732 neue Erkrankungen und 772 Todesfälle an Cholera vor; von den letzteren 5 in Madrid, 264 in der Provinz Saragoſſa. 105 in Alicante, 35 in Valencia, 102 in Teruel, 74 in Murcia und 52 in Cartagena. Gibraltar, 28. Jul. „Vor Sir John Hay, dem britiſchen Geſchäftsträger, der auch öſter⸗ reichiſcher Generalagent iſt, erſchien eine Anzahl mauriſcher Unterthanen, welche den öſterreichiſchen Konſul in Tangier, Dr. Schmidt, der perſönlichen Gewaltthätigkeit, der Erwerbung von Ländereien durch unbillige Mittel, der falſchen Einſperrung und der Nichtbefriedigung von Forderungen der Beſchwerde⸗ führer beſchuldigte. Dr. Schmidt, der etwa 12 Meilen von Madrid entfernt wohnt, wird ferner be⸗ ſchuldigt, ſein Haus in einen Keller verwandelt zu haben, worin er unglückliche Mauren einſperren u. ihnen die Baſtonade geben läßt, um ihnen ihre Län⸗ dereien und ihr Geld zu erpreffen. In dem Kerker wurden eiſerne Kragen für die Hälſe feiner Opfer, Feſſeln für deren Hände, und Ketten an den Mauern befeſtigt, gefunden. Er ſoll 500 Morgen Land ohne Bezahlung erlangt haben. Der Konſul war zuge⸗ gen als die Verhandlungen begannen, aber während deren Verlauf verließ er das Zimmer und lehnte es ab, Sir John Hay, zu geſtatten, die ſtreitigen Fragen zu entſcheiden. Die Angelegenheit wird jetzt zur Kenntnis der öſterreichiſchen Regierung gebracht werden. Inzwiſchen haben die in Tangier anſäſ⸗ ſigen Oeſterreicher eine Petition nach Wien geſandt, worin ſie bitten, daß die Konſular⸗ Jurisdiktion über ſie von Dr. Schmidt auf Sir John Hay übertragen werden möge.“ Verſchiedenes. — Ladenburg, 28. Juli. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde der Bahnwart Wenz bon einigen jungen Leuten, welche von Neckar⸗ hauſen kommend und wahrſcheinlich keine große Luſt hatten das Brückengeld zu bezahlen, im Streite mit denſelben mit dem Meſſer verwundet. London, den zwölften brachte er als emſiger Prägemeiſter in der bayeriſchen Waldung zu. Er ſpielte am 12. Oktober, als es ſich eben wieder um Schreckung der Nachbarſchaft handelte, die Rolle des Satans auf offe⸗ nem Felde, bei welcher Gelegenheit er ergriffen und dingfeſt gemacht ward. Einen Wirt, Namens Wallrich, zog man drei Tage ſpäter ein. Weiteres Bompſen, einen ehemaligen Studioſus, der ſich während der letzten 15 Jahre in Wien als Rentier gerirte u. ſ. f.“ Geprüfte Herzen. Novelle von F. Stöckert. Die Hochzeitsgäste hatten die feſtlichen Räume im Hauſe des Profeſſors Röder verlaſſen, es war leer und ſtill darin geworden und jene maleriſche Unordnung, die nach einem bekannten Feſtmahle zu herrſchen pflegt, machte ſich auch hier jetzt breit und drückte dem Ganzen ſeinen Stempel auf. Leere Weinflaſchen, halbgeleerte Gläſer, zerdrückte Ser⸗ vietten lagen und ſtanden in wüſter Unordnung auf der Hochzeitstafel herum. Die Blumen in den Vaſen hingen die welken Kopfe und auf dem weißen Da⸗ maſtgedeck ſah man hie und da die Spuren ver⸗ ſchütteten Rotweins, den Schrecken aller Hausfrauen. Dienſtbare Geiſter liefen geſchäftigt hin und her, dann und wann verwunderten fragenden Blick auf einen noch anweſenden Herrn werfend, der mit ver⸗ drießlicher Miene am Fenſter lehnte und auf die Straße hinunter ſtarrte. Ein Wagen ſtand dort vor der Hausthür, die feurigen Rappen davor ſcharrten ungeduldig auf dem holprigen Pflaſter und der Kutſcher knallte von Zeit zu Zeit mit der Peitſche. Der elegante Landauer ſollte das junge Ehe⸗ paar nach Feldheim, dem nur wenige Meilen ent⸗ fernten Gute des Amtmann Wellbach, ſo hieß der junge Ehemann, den wir hier ungeduldig am Fenſter lehnen ſehen, bringen. Die Fahrk in den duftigen Sommerabend hinaus, an der Seite der jungen lieblichen Frau, hatte er ſich ſo ſchöͤn ausgemalt und nun bereute er es faſt ſchon, daß er nicht die ſchnelle Fahrgelegenheit mit der Bahn vorgezogen. Lilli, ſeine junge Frau, hätte dann wenigſtens pünktlich ſein und den Abſchied don Eltern und Geſchwiſter längſt ein Ende machen müſſen. Hatte ſie über den Trennungsſchmerz ſeiner ganz vergeſſen, wie er in Sehnſucht und verzeih⸗ licher Ungeduld hier ihrer harrte? Seine Miene wurde von Minute zu Minute finſterer, ein paarmal ſtampfte er zornig mit dem Fuß auf und jetzt verließ er endlich nach langem Warten heftigen Schritts das Zimmer, die Thür donnernd hinter ſich zuwerfend, ſodaß die Gläſer und Flaſchen auf der Tafel klirrten und die mit dem Abräumen beſchäftigten Dienſtboten ſih bedeutungs⸗ volle Blicke zuwarfen. g r e e e e e mere