1 I s Kabeln en gut 5 Juni 1885 d, Rehn — Ifen d bei Erſcheint jede mit illuſtirtem Anterhaltungsblakt 1 % Rittwoch und Hamſtag und koſtet vierteljährlich 1 &ë 20 70 W exel. Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der l Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate N Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. „Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg für uns an. rg. Exhedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ei i 0 Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., e e e e e 0 l. Reclamen mit 20 Pf, berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. rauf bon Nr. 52. egen ein — —— — ——— — Mittwoch, öden 1. Juli ſion. — clue „ Kreler. jerkeller. Volitiſches. Berlin, 29. Junj. In der hohen Politik geht es schläfrig ber. In der braunſchweigiſchen Frage will der Juſtizausſchuß des Bundesrats letz⸗ ketem die unveränderte Annahme des preußiſchen Antrags empfehlen. Wie von mehreren Seiten ver⸗ lautet, hat der König von Sachſen, welcher ſich be⸗ Müßte zu Gunſten des Herzogs von Cumberland, demnächſt zu Gunſten des Sohnes desſelben zu ver⸗ ler Mitteln, nunmehr ſeine Bemühungen als ausſichtslos 1 eingestellt, da in Gmunden keine Erklärung abgege⸗ * ben iſt, welche der König dem Reichskanzler als Grund⸗ W lige einer Vermittlung hätte unterbreiten können. M. Bliß, Mas vorauszusehen war, trifft alſo ein: das Ende der Welfenherrſchaft iſt gekommen. Die Veröffentlichung von Privatbriefen ſteht in Frankreich im Vordergrund des Intereſſes. Die Pieunde Courbets wollten damit Ferry in ſeinem wahren Lichte zeigen, aber ſie haben weit über's daderbun Ziel hinausgeſchoſſen. Sie haben nicht nur den — Hegnern der Republik eine Waffe in die Hand ge⸗ O00οοο drück, ſondern auch das Andenken des Admirals inzlei ſchwer geſchädigt. Die Briefe enthalten zwar viel dine Woßhres, aber auch viele ungerechte und maßloſe An⸗ ſchuldigungen. Ohne Zweifel hat Courbet ſie in Agerlicher Stimmung geſchrieben und nicht daran gedacht, daß ſie veröffentlicht werden könnten: er Würde ſich bei ruhiger Ueberlegung wohl noch be⸗ ſonnen haben, ein ſo hartes Urteil über die Repu⸗ Ilkaner zu fällen. Allein ſchon aus Dankbarkeit; denn er verdankt der Republik alles. Selbſt Blätter, welche gar keinen Grund haben, Herrn Ferry wegen der Mißbandlung die ihm in den Briefen des Ad⸗ ſſion gattenkapitän zum Viceadmiral befördert und ihn mit dem Großkreuz der Ehrenlegion behangen haben. Mit der großen Leichenfeier und der Beiſetzung im Pantheon wird es wohl nichts werden. Der Friede Frankreichs mit China iſt endgiltig abgeſchloſſen. Die Franzoſen haben zwar nicht alles erreicht, was ſie urſprünglich wollten, aber doch ſehr wichtige Zugeſtändniſſe von China bekommen, welche ihnen moglich machen, in Tongking und in Annam feſten Fuß zu faſſen. Die Erwerbung zweier ſo reichen Provinzen für den franzöſiſchen Handel war ein großes und blutiges Opfer wert, wie es Frank⸗ reich mit der Tongkingexpedition gebracht hat. Da⸗ mit iſt aber das Kabinet Ferry nicht reingewaſchen, denn es ſcheint feſtzuſtehen, daß Frankreich bei einer geſchickteren Politik dasſelbe Ziel mit einem geringeren Aufwand an Geld und Menſchen hätte erreichen können. Die Nihiliſten in Rußland regen ſich wieder. In Odeſſa iſt am 13. d. M. ein Tramway⸗Kon⸗ dukteur namens Schinkareff von der Generalstochter Kolendo auf offener Straße erſchoſſen worden. Die Aktentäterin ließ ſich dann wiederſtandslos verhaften. Schinkareff ſoll in letzter Zeit viele Nihiliſten bei der Polizei denunziert haben. Baden⸗ Baden, 25. Juni. Der Erbgroß⸗ herzog, der geſtern mit ſeiner Mutter einen Abſtecher nach Karlsruhe machte und abends nach 9 Uhr wieder hierher zurückkehrte, iſt noch mit dem Nachtzuge nach 1 Uhr zum Beſuche ſeiner hohen Braut nach Zürich, wo ſich dieſelbe mit ihren Eltern zur Zeit aufhält, abgereiſt; von dort aus wird derſelbe nach einigen Tagen wieder nach Baden zurückkehren. — Die Aus⸗ ſtellung des Rheiniſchen Kunſtvereins iſt in der hie⸗ Mirals zuteil wird, zu bedauern, machen geltend, daß dieſe Hanswurſte von Republikanern, über welche Courbet vom Leder zieht, ihn vom einfachen Fre⸗ ſigen Kunſthalle, die leider nicht hinreichenden Raum für die Menge der etwa 200 Gemälde bietet, nun⸗ mehr eröffnet worden und bietet unter den Genre⸗ 1885. — — — — und Landſchaftsbildern dem Beſucher mancherlei In“ tereſſantes. Petersburg, 28. Juni. In ſchwungvollen 1 Leitartikeln begrüßt die hieſige Preſſe die Aufhebung 1 der Kopſſteuer, wodurch nunmehr die letzte Schranke 1 der Leibeigenſchaft gefallen ſei und der Bauernſtand, auf dem alle Laſten ruhten, endlich frei aufatmen könne. Auch von der damit zuſammenhängenden Aenderung des Paßſyſtems hofft man das Beſte. Bisher erhielt kein Bauer, welcher Abgaben ſchuldete, einen Paß und mußte unweigerlich in ſeinem Dorfe bleiben. Die „Nowoje Wremja“ dankt ſpeziell noch dem Finanzminiſter für ſeine Befürwortung dieſer Maßregel, die deſto höher anzuſchlagen ſei, da der pro 1886 entſtehende Ausfall von faſt 50 Millio⸗ nen Rubel in den Staatseinnahmen bei der Finanz⸗ lage Rußlands ſicherlich nicht leicht zu verſchmerzen ſein würde. —— Verſchiedenes. — Ladenburg. 30. Juni. Vergangenen Samſtag den 27 d. Mis. feierte die Geſellſchaft Gemütlichkeit im Gaſthaus zum goldnen Stern ihr XVIII. Jahresfeſt. Trotz tropiſcher Hitze war die Beteiligung von Seiten der Mitglieder ſowohl als auch der eingeladenen Gäſte äußerſt zahlreich. Ein reichhaltiges Programm beſtehend aus Mufik⸗ und Geſangsproductionen ſowie komiſchen Vorträgen erhielt die Geſellſchaft fortwährend in der anomierteſten Stimmung; auch an geeigneten Reden u. Trinkſprüchen fehlte es nicht. Wer Gelegenheit hakte die muntere Schaar froher Zecher zu beobachten der mußte ge⸗ ſtehen, daß ein harmoniſcher Geiſt in der Geſellſchaft herrſcht und daß die Mitglieder beſtrebt ſind ein gemütliches Leben zu hegen und zu foͤrdern. Am Sonntag früh verſammelte ſich nahezu die gleiche Namenlos. Romantiſche Erzählung von L. Homberg. Schloß Felſeck war ein alter, reichsgräflicher Slammſitz, er war auf hohen ſteilen Felſen gebaut und das alte, gleichſam Macht und Herrlichkeit ver⸗ finnbildlichende Gemäuer ſtieg aus einem dichten Wald bon Nadelholz hervor womit der Felſen beſtanden wor. Der Fuß des Felſens aber wurde von einem keſßenden Wildbach umſpült, an deſſen Ufern die Londſtraße ſich hinbog. Georg ließ ſein Roß langſamen Schrittes gehen, denn er wollte das gute Tier, das heute ſchon eine iemlich weite Strecke Wegs zurückgelegt batte, ſchonen. Der in ſtraffer Haltung auf dem Braunen ſtitzende Junker hatte ſeine Augen erhoben zu dem Felſen⸗ Apfel und der auf ihm thronenden Burg, ſchien ganz verloren zu ſein in dieſem romantiſchen Anblick. Die Gluten des untergehenden Sonnenlichtes Wurden jetzt blaſſer und blaſſer, um ſich endlich ganz zu zerſtreuen und am fernen Horizont zu verſchwinden. Da klopfte Georg ſein Roß auf den glänzenden Hals und ließ es in einen von der Straße rechts abgehenden ſchmalen, auf beiden Seiten mit bere ts halbentlaubten Nußbäumen beſetzten Weg einbiegen, der in steilen und zahlreichen Windungen zum Schloſſe Thor der mächtigen Burg, hinter welchem ſich ein mit Waſſer gefüllter Graben hinzog und das nach Außen vollkommen abſperrte. Nachdem der Thorwart die Schloßbewohner bon der Ankunft und dem Begehr Junker Georgs un⸗ terrichtet hatte, bequemten ſich einige Knappen des alten Reichsgrafen von Felſeck die ſchwere Zugbrücke herabzulaſſen und dem Ankömmling Einlaß zu ge⸗ währen. . So war Georg denn plotzlich bis in den Schloßbof gekommen, wo Knappen und Bedienſtete des Burg⸗ herrn den ſchmucken Gaſt umſtanden und neugierig anſchauten. Georgs hungriges und ermütetes Roß wieherte ungeduldig und er öffnete ſein Wams und zog das Empfehlungsſchreiben von der Hand des Grafen Herrenried hervor, um es hinaufzuſchicken zum Reichs⸗ grafen von Felſeck. Da erſchien nach wenigen Augenblicken der Schloßherr, eine rieſenhafte, mancherlei Narben tra⸗ gende, in zahlreichen Kämpfen für Kaiſer und Reich ergraute Rittergeſtalt, mit ſilberweißem Barte und, leuchtenden Augen, und bewillkommete Junker Goerg als Gaſt auf Schloß Felſeck mit den Worten: „Seid mir tauſendmal herzlich willkommen auf meinem Schloß, herzlich willkommen, auf meinem Felſeck emporführte. Oben angekommen hielt er vor dem erſten Schloß, edler Junker, der Ihr mir freundliche Bot⸗ ſchaft bringt von meinem alten wackeren Freund wurden. und Kampfgenoſſen, Grafen zu Herrenried!“ und er bot ihm ſeine nervige Rechte. „Vielen Dank, gnädiger Herr! Ihr ſeit wahrlich zu gütig gegen den fremden Jüngling.“ erwiderte Georg und ſtieg mit dem Reichsgrafen die ſteinernen Stufen hinauf zu den Gemächern der ſchloßherrli⸗ chen Familie. Aber bevor Graf von Felſeck den Gaſt ſeine „Familie vorſtellte, gab er einem Diener Befehl, dem Junker ein ſchönes gemächliches Zimmer anzuweiſen, damit der Gaſt ſich vom Staube der Landſtraße be⸗ freien und es ſich bequem machen konne. Während nun Georg ſich ſäuberte und fertig machte vor der Schloßherrin zu erſcheinen, war dieſe beſchäftigt mit Hilfe von Dienſtleuten in dem hoch⸗ gewölbten geräumigen Speiſeſaal die gaſtliche Tafel vorzubereiten. Kurze Zeit darauf erſchien Junker Georg im Kreiſe der reichsgräflichen Familie und lernte des Grafen Gemablin, eine ſchöne ſtolze Dame voll Hoheit und Würde, und deren Töchterlein Hildegard, ein reizendes Edelfräulein mit dunkelblauen Augen und goldigem Lockenhaar, kennen. 5 Bald ſchritt man zur Tafel, wo ſoeben die dam pfenden, Wohlgeruch verbreiteten Gerichte in gedie⸗ genem Silbergeſchfirr, verziert mit dem reichsgräfli chen Wappen, von der Dienerſchaft aufgetrage Nicht lange währte es und die Unterhaltung e 5 0