2 N 1 5 Anwalt Alt verteidigte Angeklogte wird unter Be⸗ rückſichtigung des Umſtandes, daß ſie ihre Angaben vor der gleichen Behörde zurückgenommen, zu einer Gefängnisſtrafe von 6 Monaten, woran 2 Monate Unterſuchungshaft obgeht, verurteilt. 4. Fall. Der 19jährige Müllerpurſche Karl Sauereſſig von Waldwimmersbach, wohnhaft in Handſchuchsbeim wegen Totſchlogs. Es liegt hier wieder ein Fall vor, wie ſie leider auf dem Lande nicht ſo ſelten find, eine Rauferei, der ein Totſchlag folgte. Die aroßb. Staatsanwaltſchaft beantragte eine Zjährige Gefängnisſtrafe und erkennt der Ge⸗ richtshof auf eine ſolche von 2 Jahren u. 6 Mo⸗ naten. Die Vertbeidigung des Angeklagten lag in den Händen des Herrn v. Feder. 5. Foll. Der 20jätrige Fabrikarbeiter Joſef Hartlieb von Oeſtringen hat ſich wegen Verbrechen gegen § 178 R. St. G. B. zu verantworten. Die Geſchworenen ſprechen ein Schuldig im Sinne des § 176 Ziffer 1 R. St. G. B. aus und bill gen mildernde Umſtände nicht zu, infolge deſſen gegen den durch Herrn Anwalt König verteidigten Ange⸗ klagten eine Zuchthausſtrafe von 2 Jahren, an der 1 Monat Uuterſuchungshaft abgeht, erkannt wird. 6. Fall. Kaſpar Schachmeier, lediger 2 Jjäh⸗ riger Maurer von Eppelheim wegen Meinejd. Die Geſchworenen finden den Angeklagten, welcher durch Herrn Dübhrenbeimer verteitigt wurde, des fabrläſ⸗ ſigen Meineids für ſchuldig und wird deshalb zu einer monatlichen Gefängnisſtrafe verurteilt, an der 1 »Monat Unterſuchungshaft abgeht. 7. Fall. Der 19jährige Schuhmacher Adam Hartmann von Großſachſen nimmt wegen Totſchlogs die Anklagebank ein und dürfte dieſer Fall als der gräßlichſte mit dem ſich die gegenwärtige Schwurge⸗ richtsperiode zu befaſſen bat, bezeichnet werden. Die Geſchwor⸗nen ſprachen daher ein Schuldig ohne mil⸗ dernde Umſtände aus, ſo daß eine 5jäbrige Zucht⸗ bausſtrafe gegen den Angeklagten erkannt wird. Auch wird das gebrauchte Meſſer eingezogen. Die Ver⸗ teidiaung batte Herr Anwalt Geißmar übernommen. 8. Fall. Heinrich Feuerſtein, 30jähr. Schuh ⸗ macher von Schönau und deſſen 25jähr. Ehefrau Cbriſtin⸗, geb. Heinrich von Oeſtringen wegen Ur⸗ kundenfälſchung. Das Urteil aegen die durch Hrn. Dr. Lob. verteidigten Angeklagten lautet: Feuerſtein mird zu 11 und ſeine Frau zu 3 Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt, an jeder Strafe gehen 3 Monate Unterſuchungshaft ab. N — Ein Hecht von 28 Pfund wurde letzten Sonntag im Neckar bei Feudenbeim gefangen. — Karlsruhe, 24. Juni. Heute nach- mittag wurde in dem Hardtwald ein Soldat des bieſigen Leibgrenadierregiments Nr. 109 aufgefunden, deſſen Leiche hierauf nach dem Lazareth verbracht ward. Der Unglückliche iſt aus Waldkotzenbach, A. Eberbach, der Beweggrund, welcher denſelben zu dem Selbſimord trieb, iſt zur Zeit noch unbekannt. — Eßlingen, den 23. Juni. Ein Schwindler trieb in den letzten Tagen ſein Unweſen im hieſigen Oberamtsbezirke und batte dabei nur im Auge, mit Eſſen und Trinken verſehen zu werden. In Wend⸗ lingen ſtellte er ſich als Geſchäftsführer der Bier⸗ brauerei von Kugel und Brodbeck bervor und kaufte für dieſe Firma altes Heu auf. In Rüdern kaufte er auch Heu und den Ertrag eines Kirſchenbaumes für einen Verein, deſſen Kaſſier er ſei, in Krummen⸗ acker beſtellte er 37,000 Backſteine und entlehnte bei dem Ziegler einen Hut für den ſeinigen, der ihm in Rüdern von einem Heuwagen zerdrückt worden ſei u. ſ. w. In Köngen ſtellte er ſich als der Waſſer⸗ bauinſpektor R. von Nürtingen vor und berichtete, er werde zum Umbau der von Fabrikant O. in Unterboihingen erkauften Mühle in den nächſten Tagen mit 800 Arbeitern noch Köngen kommen. Für letztere beſtellte er 100 Eimer Moſt, Käſe u. ſ. w., einem Metzger übertrug er die Lieferung von Fleiſch und einen frübern Forſtwächter ſtellte er als Auf⸗ ſeher mit einem Taggeld von 6 / an. Einige Ungläubige führten ſeine Verbaftung herbei, er ge⸗ ſtand dann auch dem Ortsvorſteher die Schwinde⸗ leien zu, entſprang aber nach kurzer Zeit aus dem Ortsgefängnis. Nach Verübung weiterer Betrüge⸗ reien iſt er nun bei Urach wieder verhaftet worden, und entpuppte ſich als er am 10. d. Mts. im Zucht⸗ haus zu Ludwigsburg entlaſſene Wilhelm Schoͤllbammer von Nürtingen. Vor einigen Jabren verübte er im Oberamtsbezirk Cannſtatt eine Reihe ähnlicher Be⸗ trügereien, die ihn auf längere Zeit ins Zuchthaus führten. — Bietigheim, 19. Juni. Die Pferde eines Fuhrmanns aus dem nahen Biſſingen wurden vor einigen Tagen von einem Bienenſchwarm, den der Beſitzer durch die unmittelbar vorbergegangene Wegnahme der Vorräte gereizt hatte, überfallen und ſo zugericht⸗ t, daß eines derſelben bald darauf ver⸗ endete. Die Flucht war den armen Tieren unmbalich. die Deichſel mit den Pferden faſt ſenkrecht in die Höbe. Der Beſchädigte und der Bi menvater haben einen friedlichen Ausgleich einem Prozeſſe vorgezogen. — Villingen, 24. Juni. Dieſen Morgen begab ſich ein hieſtger Arbeiter, R. Dorer, zu ſeiner Geliebten, einem Dienſtmädchen, mit 2 geladenen Doppelpiſtolen ausgerüſtet, und feuerte auf dieſele, Gleich der erſte Schuß verwundete das Mädchen ziemlich ſchwer am Halſe, zerriß aber zugleich die Piſtole, die, wie es ſcheint, zu ſtark geladen war, und verwundete den Thäter bedeutend an der Hand, ſo daß er ſich ſeiner Waffe nicht weiter bedienen konnte. Er wurde alsbald verhaftet. Moſid zu der That ſoll Eiferſucht ſein. — Darmſtadt, 23. Juni. Geſtern erſchien der „F. Ztg.“ zufolge in der Hauptſtaotskaſſe der Gerichtsvollzieber W., um den Fiseus wegen einer bedeutenden Schuldfordernng der Illigſchen Erben aus Eberſtadt zu pfänden. Es wurden 4 Geld⸗ ſchrünke verſiegelt, eine Exeution, die naturgemäß einerſeits große Heiterkeit, anderſeits aber auch ge⸗ rechtes Aufſehen hervorruft. — Frankfurt, 23. Juni. Frankfurt ift um eine geſchichtliche Merkwürdigkeit ärmer. Mi dem geſtrigen Tage iſt, wie die „Fr. Ztg.“ melde, die Judengaſſe und der Judenmarkt verſchwunden, Auch der Name „Bornbeimerſtraße“ wurde geſlgt. Die Schilder mit dem alten Namen wurden entferng und an deren Stelle neue mit der Aufſchrift „Börne⸗ ſtraße“ und „Börneplatz“ geſetzt. — Kaſſel, 20. Juni. Ein Opfer der Pflicht wurde, wie man der „K. Zig.“ mitteilt, geſtern der Transporteur Müller aus Heiligenſtadt. Derſeſbe hatte einen ſchweren Verbrecher mit der Halle⸗Kaſſeſer Bahn nach bier zu transportieren. In der Mühe der Station Leinefelde, als der Zug ein lanaſamez Fahrtempo eingeſchlagen hatte, ſprang plotzlich der Gefangene aus dem Fenſter des Coupes, der pflicht⸗ bewußte Beamte darauf ohne Zögern binter ihm her, Leider kam er unter die Räder, wurde überfahren und blieb auf der Stelle tot, während der en ſprungene Verbrecher in die Wälder entkam. — Berlin, 22. Juni. Der Knecht Grigg, laitis, welcher am 5. Mai d. J. Steine nach den Fenſtern des kaiſerlichen Palais warf, iſt von des Strafkammer des Landgerichts J wegen wiederholter und wiederholter vorſätzſicher Durch den erſten Verſuch bierzu kam der Wagen aus ſeiner Richtung und die Laſt auf demſelben bielt(z Ist tsbeleidiaung 8 meim Weng zu einem Jahr ſechs Monaten ches n teilt worden. dr. Kaiserl. — lebte ein ſebnſüchtiaes Verlangen in ihm nach Gele⸗ genheit ritterliche Thaten zu vollbringen, und nicht ſeſten ließ er ſeine Blicke auf ſein gewichtiges Schwert fallen, von dem er boffte, daß ſeine wuchtigen Sreiche dem noch „Namenſloſen“ einen ehrenvollen Namen bald erwerben würden. — Schon hatte der Junker das anmutige Tbü⸗ ringen mit ſeinen zablreichen Burgeu durchſtreift und die Grenzſteine des Sachſenlandes binter ſich, und zog nun in das durch Kriege und Fehden vielbe⸗ rühmte Böhmen. Hier auf dem Boden dieſes noch heutigen Tages ſo wenig glücklichen Landes, wurde des Junkers Herz von den ſonderbarſten Gefühlen ergriffen Sollte dieſes Land doch vielleicht ſeine Heimat ſein? Sollten ſeine Eltern in dieſen gewaltigen Wäldern dem edlen Waidwerk gehuldigt haben? Und war es nicht ſehr leicht möglich, daß eine von all' dieſen trotzig in das Land bine inſchauenden reichsgräflicheu und freiherr⸗ lichen Burgen mit ihren runden und eckigen Türmen und dem im hellen Sonnenlicht erglänzenden Zinnen, ſeine Geburtsſtätte bezeichnete? Oder floß lein edles Blut in Georgs Adern, war er am Ende doch kein 0 edlen Rittergeſchlechts, ſondern gemeinen Eltern ind! Mit ſoſchen Fragen quälte und marterte der ehemalide Pfl⸗gling des Grafen Herrenrſed ſich gar ſehr. Und der Junker ſchwur es ſich bei ſeinem Schwerte und dem goldenen Kettlein, das ſeinen Hals umſchlug, ſo viel an ihm war, Licht in dieſes Dunkel zu bringen, welches ibn ſo ruhelos machte und über ſein Leben ſo traurige Schatten warf. Da begann er denn auch eifrig und unabläſſig zu forſchen nach einer Spur ſeiner Herkunft. Er wollte Gewißheit haben um jeden Preis, denn von dem Erfolge dieſes beſchwerlichen Suchens bing ja wabrſcheinlich nichts Geringeres ab, als ſein ganzes Lebensglück. Und das ſchönſte und boldſeligſte Edel⸗ fräulein, Gertrud von Herrenried, ſtand wieder vor ſeinem Geiſte und machte des Junkers Herz heftig und ſehnſuchtsvoll pochen. Dann gedachte er auch des um ſeinen Halſe hängenden goldenen Kettleins mit dem Wahrzeichen des Ritters Sankt Georg, was ihn immer und immer wieder an ſich, als einen Ankömmling edlen Geſchlechts glauben laſſen mußt. Seine unbekannte namenloſe Herkunft ſtand vor ihm wie der giftige Droche, den einſt Ritter Georg beſiegt, und er wollte mit dieſem Uebel auch fertig werden. Nur einer Aufklärung oder Erringens eines berühmten Namens bedurfte es, und jene Schranke von welcher ſein großer Wohl⸗ thäter und Freund, Graf von Herrenried, ſo nach⸗ drücklich geſprochen, war gebrochen, und Niemand würde ihn mehr vermehrt hoben, Gertruds Gemahl zu werden. Und überall richtete er die in ſeiner brennende Frage nach einem adeligen Geſchlechte, welches das Sankt ⸗Georgswappen im Schilde führe an Volks⸗ und Rittersleute, aber vergebens. Er börte hiervon nichts Gewiſſes und nicht die leiſeſte Spur ſeiner Herkunft war zu ermitteln und ſeine Ver⸗ gangenheit blieb im Dunkel gehüllt. Im Uebrigen erging es Junker Georg ganz leidlich während ſeiner nachgerade ſchier ziellos wer⸗ denden Fahrt. War es doch nichts weniger als ein armſeliger Wanderer, ſondern ein wohlausgrrüſteter Jüngling von durchaus ritterlichem Aeußeren und, wie wir bereits wiſſen, mit Unterhaltsmitteln von ſeinem väterlichen Gönner, dem Grafen Herrenried reichlich verſehen worden. Wo immer er auch anklopfen mochte an den Men * * Tholen der Burgen reichsgräflicher Geſchlechter, ir gends verſagte man ibm den Eintritt, dem June Georg wurde allerwegs gaſtliche Aufnahme; denn das Empf⸗hlungsſchreiben des Grafen Herrentſed, eine warme Befürwortung für den ritterlichen Jüngling, ſi berte dieſem in jedem Schloſſe ein freundliches Wie kommen, ſintemal der Name des Grafen von Her, renried einen guten Klang hatte untern den Glieder der deutichen Ritterſchaft. Und die herrliche keaf⸗ ſtrotzende Geſtalt des Junkers, ſein ſchönheitsbolles Antlitz mit den kühnen mutſprühenden Augen raubten manchem Edelfräulein in dem böhmischen Lande ih Herzens ruhe. Und wer unter den Rittern, Knappen und Bauersleuten hätte angeſichst der hohen killer; lichen Tugenden des Junkers leugnen mögen, daß Georg von ritterlicher Herkunft ſei ? Aber beweiſen konnte er es Niemanden, er war und blieb kroß ales Tugenden der namenloſe Junker. Bo zog denn unſer Held eines Tages 10 längs des ſchleſiſch-böhmiſchen Grenzgebietes daht Es war ein herrlicher Oktoberabend, und die Mat gehende Sonne goß ihre glühende Lichtfülle Aber im abendlichen Frieden daliegende, reizvolle Na ſchaft aus und ſchien die Zinnen und zahlreiche Thürmchen des auf hohem Felſen in die ſchimmermz, goldiggeſtreifte Blaue des Himmels ragenden Schloſſs Felſec, in Brand ſtecken zu wollen. 171