alte Kind des Fleiſchermeiſters S. und die bedeu⸗ tenden Schmerzensäußerungen desſelben ließen auf ein ſtarkes Leiden ſchließen. Inzwiſchen bemerkten die Eltern, daß dos Kind ſieben Stecknadeln von ſich gegeben batte, und ſchloſſen aus dem noch immer anbaltenden Wimmern des Kindes, daß möͤͤglicher⸗ weiſe noch mehr Stecknadeln in ſeinem Körper vor⸗ banden ſein könnten. Der auf ſchnellſtem Wege her⸗ beigerufene Arzt konſtat'erte, nachdem noch weitere 4 Nadeln abgeſondert waren, daß ſich noch eine Nadel, alſo die zwölfte im Schlunde feſtgeſetzt habe, und mit vieler Mühe gelang es, auch dieſe glücklich heraus zu befördern, worauf das Kind augenſchein⸗ licher ruhiger wurde. Die Nadeln ſind dem Kinde verbrecheriſcherweiſe eingegeben worden, und zwar die 16jäßrige Sieveking, welche ſich bei dem S., ihrem Schwager, als Kindermädchen befand. Um von dort fortzukommen, was ihr bisher verweigert worden war, hat ſie geſtändlich dem ihr anvertrauten Kinde die Stecknadeln in den Mund geſteckt, welche das arme Kind dann verſchluckte. 8 — Berlin, 8. Juni. Bei der Dampfſchiff⸗ ſtation Tabberts Waldſchlößchen, einem Spreever⸗ ganügungsort brach in vergangener Nacht infolge zu ſtarken Menſchenandrangs die Einſteigebrücke zuſammen. Etwa 40 Perſonen ſtürzten in das 4 Fuß tiefe Waſſer, wobei 2 Erwachſene und 1 Kind umkamen. — Ulm, 4. Juni. Einen Spaß eigentüm⸗ licher Art machten in voriger Woche zwei Soldaten des Infanterie⸗Regiments Konig Wilbelm (6. Württ) Nr. 125, der für beide verhängnisvoll werden follte. Der eine der beiden ſtupfte nach dem andern mit ſpitzen Meſſer, mit welchem vorher Käſe geſchnitten worden war und traf dieſen ſo unglücklich, daß die Kleider desſelben zerſchnitten wurden und eine leichte Verletzung am Rücken entſtand. Solche ging in Blutvergiftung über, welcher der Verletzte Ende v. M. erlag. Derſelbe, ein Offtziersburſche, wurde am 2. d. M. bier beerdigt. Der Thäter, ein guter Freund des Verſtorbenen, ſoll ganz außer Faſſung ſein. — Ein patriotiſcher Statiſtiker hat herausge⸗ rechnet, daß die vier bedeutenſten Männer Deutſch⸗ lands gegenwärtig zuſammen genau 333 Jahre zählen. Und zwar iſt dem Alter nach aufgeführt Leopold v. Ranke 90 Jahre, unſer Kaiſer 88 Jahre, Graf Molkte. der mit dem Jahrhundert ſchreitet, 85, und als „Neſthückchen“ dieſer illuſtren Geſellſchaft Fürſt Bismarck 70 Jahre alt. Macht zuſammen 333. — Ba ſel, 8. Juni. Geſtern abend prallte ein 15 Perſonen enthaltendes Schiff an einem Joch der alten Rheinbrücke an. Das Schiff kenterte und 8 Perſonen ertranken. Die alte Rheinbrücke bildet die Haupiperbindung zwiſchen den auf dem linken Rheinufer gelegenen Stadtteil Großbaſel und den rechten Uſer gelegenen Kleinbaſel. Die Joche der⸗ ſelben ſind auf der linken Stromhälfte aus ſtarken Holzbalken, auf der rechten aus Stein erbaut. — (Ueber einen Unglücks fall in den Alpen) wird aus Luzern berichtet; Vergangene Woche iſt der englische Oberſt Francis William Hill auf dem Pilatus in Folge der Tollkühnheſt, mit welcher gerade und zumeiſt Engländer ſich ins Ge⸗ birge wagen, verunglückt. Ohne den Weg zu kennen oder eine Karte bei ſich zu kragen, ohne einen Führer mitzunehmen, vielleicht auch ohne den nöͤti⸗ gen Mundvorrat hat ſich dieſer Wagehals auf den Weg gemacht, um einen Berg zu erſteigen, der, wenn man nicht Weg und Steg kennt, auch zur Sommerszeit genug Gefahren bietet. Wie Hill um das Leben gekommen iſt, läßt ſich nicht beſtimmt ſagen; man kann an einen Sturz von einem Felſen denken, aber wahrſcheinlicher iſt, daß er, totmüde von Walen in 4 bis 5 Fuß hohem Schnee, ſich zum Ausruhen nledergelegt hat, eingeſchlafen und ſo erfroren iſt, — Ein entſetzlicher Vorfall hat ſich dieſer Tage in einem Eiſenbahnzuge in der Nähe von Palermo ereignet. In einem Coups befand ſich eine Familie aus Cagliari, beſtehend aus Vater Mutter und drei Kindern. Eines der Kinder ſchaute aus dem Coupöfenſter, als gerade der Zug mit großer Geſchwindigkeit dahinbrauſte, und da es ſeinen Oberkörper zu weit hinausſtreckte, verlor es plötzlich das Gleichgewicht und ſtürzte hinaus. Der Vater, von paniſchem Schrecken ergriffen, öffnete raſch die Thür und ſprang hinaus, um dem Kinde zu helfen; im nächſten Augenblick ſprangen auch die Mutter und die zwei anderen Kinder (Knaben) zum Fenſter hinaus. Die Mutter und das erſte Kind fand man in ſchrecklich verſtümmeltem Zuſtande tot auf der Bahnſtrecke liegen. Den Vater und die zwei anderen Kinder brachte man noch lebend, aber ſchwer verwundet, in das Spital nach Palermo. Man befürchtet, daß ſie ihren Wunben auch erliegen werden. — Eine Ermordung der — Scharf⸗ richtergattin ſetzt eben Madrid in Aufregung. In der vierten Nachmittagsſtunde erſchien auf dem Balkon eines Hauſes der Calle de Todescos eine Frau und rief: Hilfe! Diebe! Mörder! Wührend einige Poliziſten dem Hauſe zueſſten, egen demſelben zwei Männr, welche ſich ſchleunſgſſ en fernten. Die Poliziſten fanden in einem Zimm der erſten Etage die achtzehnjährige Frau des Scha richters von Madrid in Blut gebadet. Sie nach einem Krankenhauſe überführt, wo konſtat würde, daß ſie von zwei Re polverkugeln gettof ſei, deren eine in der Bruſt, die andere zwi 1 . 4805. 5 den bf ung zu 15 ben den Rippen und der Seite ſteckte. Nach dem fat er richte der Magd, welche um Hilfe geſchrieen, e ben de fich der Vorgang in ſolgender Weiſe abgeſpiel n Wenn Ein junger Mann, Namens Marino Ferna 4 und ohne hatte mit der jungen Frau früher ein Diebe hältnis unterholten, das aber von ihr abgehr worden war. Am Tage der That kam der glückliche Liebbaber zu ſeiner ehemaligen Braut z der Calle de Tudescos, und auf eine heftige A einanderſetzung folgte der Mordangriff, Der Thi iſt gefaßt, und zum erſtenmale wird hier wohl beklagenswerte Gatte vom Gericht ſelbſt zum Nag ſeſner Frau gemacht werden, — iſt er doch eh u bid unit 1 1869 ( l die bett burg de — Scharfrichter. en Beſud — Ladenburg, 9. Juni. Von Forſtmänme wird wiederholt darauf hingewieſen, daß . 1688.) dieſem Jahr auffallend viele Kreuzottern (auch z J onen ſelnattern genannt) giebt. Es wird deßhalß z ng bon 9. Lagern im Wald und beim Blumen⸗ und Be . den 5 ſuchen Vorſicht zu empfehlen ſein. Die ere een anderer d. iſt die einzige giftige Schlangenart in Deuce e Volle, Sie iſt höchſtens 78 Centimeter lang und z ee und nicht einmal ſo groß, als die ungefährliche Rieß . Vereh natter. An der Zeichnung auf dem Kopf, i J e der 6 einem Kreuz ähnlich iſt. und an dem Zickzack dn 7 de Rückenſtreifen kann man ſie leicht erkennen in geld b Feuchtigkeit des Waldbodens ſcheint ihrer Nughez en beste tung günſtig zu ſein. Mit ſechs Pfennigen kann man täglich eine gründliche Reinigung feines Korg herbeiführen (wozu ſich das Frühjahr und die wie Jahreszeit am beſten eignet) und hierdurch einem Heer 99 Krankheiten vorbeugen, welche durch Störungen im danhurg, den Da erklang an einem ſchönen Herbsttage in er Nähe des fränkiſchen Schloſſes Herrenried, das heute in Trümmern liegt, der herrliche weithallende Ton eines Waldhorns im dunkelgrünen Tannen⸗ walde. Ein ſchmucker Junker, dem das Sammetbarett mit der Reiberfeder zu den braunen Locken gar lieblich ſtand, blies das in jener Zeit ſchon zu Ruhm gekommene Inſtrument und entlockte dem⸗ ſelben eine wehmüthige Weiſe, die ſchlecht zu einem fröhlichen Jagdzuge gepaßt haben würde. Der Junker befand ſich aber auch nicht auf der Jagd, auf der ja das gemeine Dienſtper⸗ ſonal die Hörner geblaſen haben würde, ſondern er ſpielte zum Gefallen ſeiner jungen Herrin, der ſchönen Gertrud von Herrenried, die einige Schritte von dem Junker entfernt auf einer Moosbank ſaß und mit ihren blauen Augen bald gefällig nach dem Junker, bald träumeriſch nach der väterlichen Burg blickte, deren Zinnen in einiger Entfernung über den Tannen ſichbar wurden. Als der Junker, der ſich respektvoll einige Schritte von dem Edelfräulein fern hielt, wieder eine Melodie geendet hatte, ſprach Gertrud von Herrenried huldvoll zu ihm: „Vielen Dank, Junker Georg! Man entdeckt immer neue Künſte an Euch, gegen Euere Art das Waldhorn zu blaſen, ſind des Vaters Jäger und Knappen wahre Stümper.“ — Und die Edel⸗ dame reichte dem Junker nach damaliger Sitte zum Zeichen ihres beſonderen Dankes ihre kleine, feine Hand, die der Junker errötend an ſeine Lip⸗ pen drückte. f Dann ſagte er, während ſeine braunen Augen flammten: „Es mag ſchon recht ſein, daß ich beſſer blaſe als die Knappen und Jäger und wohl auch ſonſt ſie in ritterlichen Künſten übertreffe, aber trotzdem bin ich nicht mehr und beſſer als ſie. Man nennt mich zwar „Junker“, weil es Euer Herr Vater, der großmütige Graf zu Herrenried, ſo will, ich habe aber auf dieſen Titel keinen Anſpruch, kann kein Ritter werden und ſoll kein gemeiner Knappe ſein, empfinde dabei Stolz und Mut im Herzen und Liebe zum großen Harm. „Was da noch aus mir werden ſoll, das iſt zum Gott Er⸗ barmen!“ Der Junker war bei dieſen letzten Worten wie unwillkürlich vor der Edeldame in die Kniee geſunken und reckte wie Hülfe ſuchend ſeine Hände zu ihr empor. Gertrud von Herrenried wankte einen Schritt zurück, ſo war ſie von dieſem unerwarteten Auftritt betroffen. Sie ſchien indeſſen den Gram des Jun⸗ kers vollſtändig zu begreifen und ihn teilnehmend an der Rechten faſſend, erwiderte ſie mit einer Thräne in den Augen: „Faßt Euch, faßt Euch, teurer Georg! Der liebe Gott und Euer braves Herz werden noch Alles zu einem guten Ende bringen. Schon mancher ſchlichte Knappe, der ſich durch Heldenthaten her⸗ vorthat, wurde vom Kaiſer zum Ritter geſchlagen, und warum ſollte Euch das Glück nicht auch hold ſein. Mein Vater wird auch ein gutes Wort für Euch einlegen und ich will...“ Statt einer weiteren Antwort trat jetzt eine holdſelige Röte auf die Wangen der Jungfrau, die in lieblicher Scham ihre Augen geſenkt hatte. Dem noch zu ihren Füßen knieenden Junker 3 Georg war dieſe Bewegung im Gemüte des Edel⸗ nährungs⸗ und Verdauungsleben (Verſtopfung, Mog . N Leber⸗ und Gallenleiden, Hämorrhoidalbeſchwerden, iy 1 diczüäbrige andrang, Appetitloſiigkeit ꝛc.) hervorgerufen werden. Al. Jebember meinen die Anwendung der Apotheker R. Brand Aim bundger Schweizerpillen. 5 Inn Nitzer Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als i e diger ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Naen atenmiſton R. Brandt's trägt. N Wiſzung im Man wende ſich ſchriftlich am beſten und biffigen e ten, weil Einſendung des Betrags (a Schachtel M. 1.) in ee de Het aufe marken an die Apotheken in Ludwigshafen, lz port 1 a . 8 „ A fen nicht fräuleins nicht entgangen, er ergriff farmiſch z 6 in Rechte und rief mit zitternder Stimme: u in 4000 „Teuerſte Gertrud, habt Ihr wirklich nicht g un u Mitleid, ſondern auch ein wenig Liebe für den ge l, 25 8 Georg! Könntet Ihr Geduld haben, bis ſch F J d 19 Liebe voll und ganz würdig wäre ?“ Das Edelfräulein nickte leiſe, aber ſehr ehe ſam dem Junker eine Bejahung auf ſeine Frag n Otle zur 1 alt nach den l. und Georg drückte inbrünſtig einen Kuß aaf e , 35 Hand. Ad d Ein plotzlich in den umg⸗benden niederen s nenbeſtänden hörbar werdendes Geräuſch ſchez Ain jetzt die Liebenden auf. Der Junker kichlels Je n alsbald aber trotzig empor und rief mit drohen Stimme in den dunkeln Wald: . „Sollte hier ein frecher Lauſcher ſein W 5 treiben? Hüte Dich, Du falſcher Kuniberk!? I uns , „Ach, es war wohl keines Menſchen a oh 0 der hier in unſere Nähe kam,“ flüſterte Get e en „wabrſcheinlich eilte ein erſchrecktes Reh dabon ag Jute, 10 ein Vogel flog auf.“ 5 dan Der Junker ſchüttelte bedenklich eig enz dee 0 und erwiderte: n e. „Ein fliehendes Wild verurſacht ein anden Geräuſch, ich habe den Jäger Kunibert, dieſe ſpionierenden, tückiſchen Geſellen im Verdacht, do er uns nachgeſchlichen iſt. Erwiſch ich diesen ſellen einmal, ſo ſoll er mir's büßen!“ „Ach, laßt dieſe böſen Gedanken,“ bat Gerkens „der Jäger Kunibert wird kein Spion fein, dürfte es nicht ratſam ſein, mit ihm Streſt ang fangen, da der Vater ſehr große Stücke auf hält, weil er ihm einſt auf einer Bärenſagd d Leben gerettet hat.“ (Fortſetzung folgt.) 9 0 Nes