boden ganz deutlich erfehen kann. Geldbörſe nebſt Brieftaſche fehlen. In der linken Hoſenkaſche ſoll der Ermordete bei 500 Mk. in Gold gehabt haben, was nach Auffindung der Leiche zum Vorſchein kam. Wegmann wurde ſodann von den Mördern aus der Wohnſtube geſchleppt und im Viehſtall in die Güllen⸗ grube geworfen. Wie es nun aber ſcheint, war der Ermordete noch nicht tot, denn deſſen Leiche, welche gegen abends ungefähr 5 Uhr aufgefunden wurde, war ganz mit Güllenwaſſer eingelaufen. Von dem oder den Mördern hat man bis dato noch nicht die geringſte Spur entdecken können. — Innsbruck, 26. Mai. Aus einer Pe⸗ tition welche Tiroler Lehrer dem Landtag überreichten, geht bervor, daß der Durchſchn'ttsgehalt 173 fl. = 346 M., ja ſogar an einigen Orten nur 144 288 M. beträgt. In Wälſchtirol ſtebt's noch ſchlimmer. Eine Witwe erbält täglich 8 Krz. oder jährlich 58 M. 40 Pf. Penſion. Das ſind ja wahrhaft para⸗ dieſiſche Zuſtände. . — Paris in Verfall. Der' Seinepräfelt führt in einer Denkſchrift an den Pariſer Gemein⸗ derat den Nachweis, wie ſehr Paris zurückgehe. Die Steuererträgniſſe haben ſich ſtark gemindert, ſeit anderthalb Jabren hat Paris 100,000 Einwohner verloren, 50,000 Wohnungen ſtehen leer, eine große Zahl Kleingeſchäfte iſt ruiniert. Daß dieſer Rückgang nicht blos die Folge der beiden Krache, ſondern ein andauerndes Siechthum iſt, dürfte für Kenner der Weltſtadt an der Seine, welche den Verfall von Paris für unaufhaltſam halten, kein Streitpunkt mehr ſein. — Wien, 27. Mai. Bei der Centralboden⸗ kreditbank wurde durch einen Sohn der bekannten Eiſen⸗ firma Schadlbauer mittelſt gefälſchten Schuldſcheines 60.000 fl. erhoben Bis auf 18,000 fl, iſt der Schaden wieder gutgemacht. — [Es läppert ſich zuſammen.] Die Beleuchtungsinſpektion der Wiener Hofoper iſt da⸗ hinter gekommen, daß drei Beleuchtungsdiener, geit Jahren Tag für Tag von dem Oel, das im Thea⸗ ter gebraucht wird, eine Portion ſtahlen und mit nach Hauſe nahmen. Nachweſſen läßt ſich dieſer Praxis blos vom Jahre 1881 an und zu dieſer Zeit macht das Geſtohlene eine Quantität von 208 Zentnern im Wert von 6240 fl. aus; da aber die Diebe ſchon viel länger in ihrer Stellung ſind. Einer davon ſogar vierzehn Jahre, ſo beläuft fich der Schaden wahrſcheinlich noch viel hoher. Die drei ſonderbaren Oelinduſtriellen wurden zu je vier Mo⸗ naten ſchweren Kerkers verurteilt. — Eine intereſſante Entſcheidung fällte vor Kurzem ein engliſcher Richter in Briſtol. Ein Wucherer hatte einen armen Teufel verklagt, der in ſeine Hände gefallen und ihm infolge der obligaten Nebenſpeſen und des empörend hoben Zinsſußes von 25 Prozent per Monat nicht weni⸗ ger als 40 Pfund Sterling (800 Mk.) ſchuldete eine Summe, die für den Aermſten unaufbringlich war. Der Richter mußte natürlich den Schuldner zur Zahlung verurteilen, — in England exiſtiert kein Wuchergeſetz! — aber er that dies dergeſtalt, daß er dem Angeklagten die Zahlung von monat- lich 6 Pence (60 Pfg) an den Wucherer aufer⸗ legte, „da es nicht in ſeiner Kraft ſtände, mehr als dieſe Summe über das zu verdieneu, was er unumgänglich notwendig zum Leben brauche., Eine engliſche Zeitung rechnet nun aus, daß der Wucherer 142 Jahre alt werden müßte, wenn er das Geld ſeines Schuldners mit Zinſen wiedererhielte. — Madrid, 26. Mai. Die Choleraim⸗ pfung gewinnt in Spanien täglich mehr Anhänger. Am 17. Mai betrug die Zahl der Geimpften bereits über 5500, darunter viele Aerzte aus allen Teilen des Landes. Daß die Leute ſich ſo zahlreich herandrängen, iſt um ſo bemerkenswerter, als ein Jeder vorher weiß, daß er infolge der Impfung innerhalb 24 Stunden einen tüchtigen Anfall von Cholera auszuhalten hat. Ein Todesfall iſt unter den Geimpften bisher noch nicht vorgekommen. — In Californien herrſcht wieder ein⸗ mal das Goldfieber, aber ein ganz anderes, als das, welches vor dreißig Jahren tauſende von Abenteurern nach der Pakifiküſte lockte. Damals war es das Gold in den Adern der Erde, welches die Menſchen anzog, fetzt iſt es ein anderes Gold, das weniger die Habſucht und den Neid der Welt fördert und mehr die ehrlilche Arbeit und die Ge⸗ ſundheit. Es iſt das Gold der Gärten und Haine. Heute ſchon iſt der jährlſche Ertrag der kallforni⸗ ſchen Obſtkultur größer als jener der kaliforniſchen Gold⸗ und Silberminen. Heute produziert Cali⸗ fornien mehr Reben und Orangen, als irgend ein anderer Staat der Union und dieſe Produktion nimmt immer größere Dimenſionen an. Seitdem die chineſiſche Einwanderung verboten wurde ſtürmt wieder einmal eine zahlreiche Einwanderung nach der Goldküſte, um dort dauernd zu bleiben und zu 995 schaffen, und die Obſtkultur ſſi es, weſchg großer Teil der Einwanderer widme. 0 bn — Ein Soldatenbrief neueſten Dal 1 175 kam dieſer Tage zu Händen der „Cref Ztg. 4 1 W qu ſelbe lautet wörtlich: Liebe Eltern! Wir ſchießen chen allen Tage und bäbben fiel Dienſt. oer 5 0 0 niſcht zu trinke. Geſtern iſt der Jakob bor 0 Verl bei die Kanonen umgefallen, weſl er nich 9 ieh getrunken hatt. Schickt mich daher eiwas e e tete mit ich eckerſch noch nicht umfallen u, e „ en iſcht Allens gut. Euer Pitt 1 in — Belgiſcher Kammerton. Auch 1 5 belgiſche Parlament ſcheint einen etwas tauben 1 wei merton zu haben. In einer Brüſſeler Rorreſhe 10 hi. der „Belgiſchen Zweiten Kammer“ dom 1 1 Mieder finden wir folgende amüſante Stelle; Ae uhr Jacquemyns bei einer Mehrforderung fü den be niſchen Garten, welche der Miniſter ablehnge e ben, Aeußerung that, auf Woeſte's „Geheiß“ hahe dnn Moreau ja doch die 2700 Fr. für die Thiere 4 ſchule dem Budget eingereiht, hoͤrte mon auß — 0 1 chetd A gut ethal enn M. ut ih bl — ort 0 rechten Seite des Hauſes, wie der Bericht „tieriſche Laute“. Der Präſident erklorſe Geblöck für unſchicklich und Rolin ſagle feige „Wir ſprechen vom botaniſchen Garken, ehen ich meinen, wir ſeien im zoologiſcheh, — Die Weimariſche Zeitung „Deuſſchg ſchreibt: „Moritz Müller in Pforzheim da neue Schrift, eine „Denkanrege,“ wie er ſie ge geſchrieben (Verlag G. Delffs in Pforzheim) dem Titel: „Ueber berechtigte Kerne, oe die Zeit, wo vielleicht nicht mehr gewählt e In origineller Weiſe faßt das Werkchen die fragen auf dem Gebiete der Staaten, der e und des Glaubens, die ſoziale, die Arbeſler Steuer, die Frauenfrage, die Irrelſgioſſh Parlamentarismus und die direkte Volksgeſehge auf. Der Verfaſſer ſucht berall die ern heraus und leitet ſelbſt oder durch Anführüng Gewährsmännern zu ruhigem Nachdenken und fen an“. a Beneidenswert. Ein Gymnaoſſalpre wohnt im Zirkus einer Vorſtellung bei, ue Mr. Jack die hohe Schule reitet. Profeſſor (ſeufzend): „Der Mann bal Deſſen Exercitien find alle — fehlerlos T In der Apotheke. Dienſimadchen ben Sie mir ein halbes Dutzend Blutegel ae ſolche, welche blaues Blut ſaugen — e di die Frau Baronin. 5 N 1 dannn fl gut. deren Blicken mir die Flamme heimlicher Liebe ent⸗ gegenſchlug. Aber die Liebe der letzteren war es nicht, welche ich begehrte, ſondern ich wandte mich Georgine zu, um ihr Haupt an meine Bruſt zu ziehen. Bei dieſem Vorhaben ſah ich ihr Antlitz, welches unter Thränen lächelnd auf mich gerichtet war, dann aber erhob ſie ſich, um meinen Armen zu entfliehen. Und mit ihr entfloh auch das ſo beglückende und ebenſo quälende Trauerbild, an welchem ich er⸗ wachte und ich gewahrte nichts als die weißgetünchten Wände meines Gemachs. a So verblendet, wie ich in Bezug auf die Neigung Georginens war, ſo offen erkannte ich die Liebe Jenny's, welche mir, das war aus ihren 4 Blicken und Handlungen zu erkennen, in vollſtem Maße gehörte. Ich erkannte es aus tauſend zar⸗ 5 ten Aufmerkſamkeiten, welche ſie mir bei jeder paſſen⸗ den Gelegenheit erwies, und wenn es auch nur einige Blumen waren mit denen ſie die Fenſter meines Gemachs ſchmückte. 4 Zu dieſer Zeit nun gehörte ich gerade einem geſelligen Vereine an, der ſich Concordia nannte. Er rekrutierte ſich aus jungen Leuten, welche aus⸗ ſchließlich den beſten Familien angehörten. Dieſer Verein, welchem der verſtorbene Herr Kordier lange Jahre präſidiert hatte, veranſtaltete gerade ein Ballfeſt, und es war nicht Wunder zu nehmen, daß man aus alter Anhänglichkeit hierzu die Familie Kordier lud. Dieſe ſagte durch mich dem derzeitigen Präſes des Vereins dankend zu und wohl ſelten hat Jemand mit größerer Sehnſucht inen Ballabend erwartet, als ich damals, nicht etwa, weil ich auf etwas Unerwartetes vorbereitet geweſen wäre, ſondern einzig deßhalb, weil ich mich freute, offiziellen Geſellſchaftsabend verleben zu dürfen. Der Abend kam und ein Mietwagen entführte unſere aus 4 Perſonen beſtehende Geſellſchaft nach dem Ball- Lokal. Während der Fahrt wurde nur wenig geſpro⸗ chen und als ich endlich in Begleitung der Damen den Saal betrat, da bemerkte ich mit Genug thuung, wie man mich allerſeits einer ſo angenehmen Geſell⸗ ſchaft wegen beneidete. Das Eigentümlichſte jedoch war, daß ich keine der mich begleitenden jungen Damen um den erſten bat und ehe ich's mir verſah, ja ehe ich nur an ein Engagement dachte, waren deren Karten bereits gefüllt und ich ſaß an meinem Platz und hatte das Zuſehen. i Obwohl mir die Ehre ward, meinen Tiſch mit den Damen zu teilen, ſo trug auch hier meine Lebensſtellung die Schuld, daß ich mir nicht gleich einige Tänze reſervierte, und als ich die Herren ſich um die Damen drängen ſah, da war ich zu beſcheiden, um einem Andern den Rang ſtreitig zu machen. So geſchah es, daß man mich im Stillen als einen Sitzengebliebenen foppte, während ſich die beiden Mädchen ihre eigenen Gedanken über meine Zurückhaltung machten. Georgine glaubte, daß ich ſie nicht um einen Tanz habe bitten wollen und deshalb auch ihre Couſine vernachläſſigt habe, und Jenny dachte ungefähr im gleichen Sinne. nur daß ſie inſofern das Richtige traf, als ſie überzeugt war, nur meine Lebensſtellung könne mich von einem Engagement abgehalten haben. Auf dieſe Weiſe war mir die Freude an die⸗ ſem Abend gründlich vergällt und als ich ſo Tanz gerade in der mir lieb gewordenen Familie einen; auf Tanz vorübergehen ſah, ohne daß kam, mich daran zu beteiligen, da halte fich tiefe Melancholie meiner bemächtigt, die ich beſten an dem gut beſetzten Büffet zu beit chen ſuchte. Schwermütig und mürriſch, wie ſch wine ich, am Büffet ſtebend, das Zeichen zum P Engagement ganz überſehen, als plötzlich eine Hand ſich auf meine Achſeln legte. Ich mich erſchrocfen um und vor mit ſtand e welche mich fragte: „Tanzen Sie nicht Behrend?“ Ich hatte mich von meiner Ueberraschung erbolt und mit einer Verbeugung führe holde Mädchen in den Saal. Zweimal hatten wir die Runde du weiten Saal gemacht, als meine Tunger bat, ſie an ihren Platz zu führen, welcher ſem Augenblick ganz leer war, denn Fan fe unterhielt ſich lebhaft mit einer anderen bekann Dame und Georgine hatte ihrer Pflicht dei Vortänzern noch nicht genügt. f Ich weiß jetzt nicht mehr, wie ich dem chen meinen Dank für die ſo unertpaxlele Eh 0 ihres Engagements ausſprach, ich weiß mur! 0 ich mich dieſem Augenblick der glückliche I 6 von der Welt fühlte, daß ich über daz Ma oe welches ſich in ihrem Antlitz prägte, willſche! gung zu dem ſchönen Mädchen fühlte und daß in dieſem Augenblick Georgine und meine Liebe dieſer vollſtändig vergaß.