Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Reclamen mit 20 Pf, berechnet. Erſcheint jeden Mittwoch und Samſtag und koſtet vierteljährlich 1 A4 20 3 Mit illuſtirtem Auterhaltungsblakt 1 % 70 excl. Poſtproviſion. Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Lokal⸗ Anzeigen mit 6 P., Bei größeren Aufträgen Rabgttbewilligung, 5 General-Anzeiger für Ladenburg und Almgegend. 8 2 Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, 7 in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate Rudolf Moſſe, Nr. 42. Bolitiſches. Berlin, 25. Mai. Das leichte Unwohlſein, von dem der deutſche Kaiser in der letzten Woche befallen war, iſt glücklicherweiſe ganz verſchwunden. Mie verlautet, wird der hohe Herr ſeinen Sommer⸗ aufenthalt in Ems und ſpäter in Wiesbaden nehmen. Der um das deutſche Reich hochverdiente Karl Anton von Hohenzollern iſt nicht unbedenklich erkrankt; man begt wegen des hohen Alters des Paſienten die ſchlimmſten Befürchtung n. Das Ende der Welfenherrſchaft ſteht nahe bevor. Preußen hat beim Bundesrat den Antrag eingebracht, den Herzog von Cumberland von der Thronfolge in Braunſchweig auszuſchließen, weil ſeine innere Regie⸗ kung mit dem inneren Frieden des deutſchen Reiches nicht im Einklang ſteben werde. Der König Georg habe ſich bis an ſein Leßensende als ein mit Preußen in Krieg befindlicher Souverän angeſehen und ſein Sohn, der Herzog von Cumberland, ſei durch ſeine Kundgebungen in die gleiche Stellung zu Preußen etreten. Die Haltung der Anhänger Cumberlands n Hannover ſei bis in die Gegenwart eine derartige eweſen, daß ſelbſt ein persönlicher Verzicht des Her⸗ dogs auf Hannover der königlichen Regierung keine dumpfen s ürgſchaft für das Aufhören der auf Losreißung f oy) annovers von Preußen gerichteten Beſtrebungen der 5 a 28 lfenpartei ſein würde. Mit dieſer Begründung Aut iſt die letzte Ausſicht Cumberlands auf den braun⸗ 8 ſchweiaiſchen Thron geſchwunden, ſelbſt der Verzicht auf Hannover kann ihm jetzt nichts mehr nützen. An der Annahme des Antrages im Bundesrate iſt n wohl nicht mehr zu zweifeln. linger, Die Unterfuchung gegen Julius Lieske, den ſunnhein, mutmaßlichen Mörder des Polizei rats Rumpf in Frank⸗ 000000 furt iſt geſchloſſen worden. Ende Juli ſoll die Ver⸗ Kane handlung vor dem Schwurgericht beginnen. i f gen 9 ———— —ê den 27. Mai — 2 Mittwoch, In der franzöſiſchen Kammer kamen recht in⸗ tereſſante Verhandlungen vor. Die Regierung brachte ein Geſetz ein, wonach rückfällige ſchwere Verbrecher in die Kolonien zur Zwangsarbeit geſchafft werden ſollen. Obgleich die Radikalen ſich ſcharf gegen dieſes ſtrenge Geſetz ausſprachen, wurde es ange⸗ nommen. Dagegen wurde ein Antrag der Radikalen auf Begnadigung einer Anzahl politiſcher Verbrecher, wie Luiſe Michel und anderer revolutionäre, abge⸗ lehnt, nachdem das Miniſterium ſich dagegen aus⸗ geſprochen hatte. Jetzt iſt die Kammer mit einer Vorlage, betreffend die Bildung einer Kolonialarmet beſchäftigt. Eine vom Publikum bisher wenig beachtete, aber wichtige Verhandlung wird gegenwärtig in Paris geführt: es handelt ſich um die Sicherung einer der wichtigſten Verkehrsſtraßen der Welt, des Suez⸗Ma⸗ nals. Derſelbe war allmählich unter den Einfluß Englands gefallen. Jetzt, da die angelſächſiſche Alleinherrſchaft eingedämmt wird, muß auch das engliſche Suezlonalmonopol zu Ende gehen. Das oberſte Intereſſe daran haben Frankreich und Holland um ihre binterindiſchen Beſitzungen willen; neuerdings iſt auch Deutſchland infolge ſeiner Poſtdampferlinien nach Oſtaſien und China in höherem Grade an der Freiheit dieſer Straße intereſſtert. Ihre Neutral⸗ ſierung für alle ſeefabrenden Mächte iſt ein unaus⸗ weichliches Gebot. Dieſe Neutraliſierung des Suez⸗ kanals nun in einen völkerrechtliche bindenden Ver⸗ trag zu bringen, iſt ſeit 6 Wochen eine Konferenz zu Paris verſammelt. Sie hat auch einen Entwurf zur Regelung der Schiffsfabrt im Suezkanal aus⸗ gearbeitet, welcher bereits die Zuſtimmung aller Mächte fand, nur diejenige Englands nicht. Die Konferenz nahm den Vorſchlag Frankreichs an, wonach die Ueberwachung des Suezkanals ſo ſein ſoll, wie ſie Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit 5 5 „Redaktion, Druck und Verlag von Rarl Molitor in Ladenburg für uns an. 1885. betreffs der Donaumündungen ſeit Jahren beſteh und betreffs der Schiffsfahrt auf dem Kongo vor Kurzem in Berlin beſchloſſen wurde Alſo eine be⸗ ſondere Suez⸗Kommiſſion ſoll die Aufſicht über den Kanal fübren. England wiederſpricht und will die Erledigung der ſchwie⸗rigen Fälle, die in der Aus⸗ übung der freien Schifffahrt auf dem Kanale, na⸗ mentſich in Krieasz⸗iten, eniſt⸗hen konnen, den ge ⸗ wöhnlichen diplomatiſchen Agenten Europas in Kairo überlaſſen. Das beißt: es will den Kanal allein beherrſchen. Bleibt infolge W'iderſpruchs Englands das Werk der Pariſer Konferenz zunächſt ergebnislos, trennt Enaland auch bier ſein Intereffe ⸗goiſtiſch von dem Geſamt⸗Europas, ſo wird es daran keine Freude erleben. Will England den Kanal mit Europa nicht überwachen. ſo wird dies Europa ohne England thun. Die hochmütige Haltung Englands, die ſich auf kleine lei materielle Machtmittel ſtützt, iſt geeignet, es um den letzten Reſt von Wohlwollen bei den übrigen Natione zunbringen. Es fordert Alle heraus und wird dabei ganz ſicher unterliegen. England und Rußland ſind auf dem beſſen Wege, zum gänzlichen Frieden zu gelangen. Ruß land gibt ein wenig, England gibt viel nach, ſo kommen die Gegner zuſammen. In England ſſt man freilich mit dieſem Frieden nicht zufri⸗den und Gladſtone muß ſich im Parlament bittere Wahrdeit en ſagen laſſen. Er pflegt indeß den Gegnern nur zu erwidern, ſie möchten mit ihrem Urteil warten, bis das geſamte amtliche Material über den Streitfall ihnen vorliege. Berlin, 21. Mai Der Kaiſer verlieh am 17. Mai der Neuguineakompaanie, vertreten durch Geheimrat Heinſzmann einen Schutzbri⸗f, welcher die Oberhoheit des Kaiſers über die betreffende Gebiete beſtätigt. Die Gebiete umfaſſen den nicht unter pl. Credtei aft n Gebrochene Herzen. nis Nacherzählt von Paul Böttcher. mi Nachdem eben wieder eine friſche Bowle auf⸗ fahren und unſere Gläſer gefüllt waren, erhob das meinige, um den fröhlichen Genoſſen Be⸗ ſcheid zu thun. Mit der Aufmunterung, mit mir onzuſtoßen, wandte ich mich auch an Behrend und dewahrte erſt jetzt zu meinem Erſtaunen, daß ſeine Augen feucht ſchimmerten und daß er für unſere teren Weiſen heute durchaus kein Gehör zu haben en. Seine Augen waren in tiefer Trauer ge⸗ ſenkt und ein ſchwerer Seufzer, der aus dem Tief⸗ 109 5 Innern zu kommen ſchien entfloh ſeiner ruſt. ann J. 1 44 en abge 000 velſch⸗ lte eln „Iſt Euch etwas Uebles widerfahren, Freund 5 glu Behrend 2“ fragte ich, „daß Ihr ſo traurig dem 5 lezten Glockenſchlage entgegenſeht?“ e, Behrend ſchüttelte den Kopf und ſagte nur; en, Laßt Euch durch mich nicht ſtöͤren, meine Freunde. en Der letzte Tag des alten und der erſte Tag des 5 Jiu neuen Jahres erwecken jedesmal ſo wehmültige Erin⸗ n, 0 nrungen in mir, daß der Verſuch, mich heute in tisch ui Enerm Kreiſe zu beluſtigen, leider fehlgeſchlagen iſt. n, 0 Ich ſehe wohl ein, daß ich heute in Eure Geſell⸗ iſe- Null ſchaft nicht gehöre, darum bitte ich Euch, mich für groni heute zu dispenſiren.“ f ö Clan Dieſer Vorſchlag wurde, wie auf der Hand . lag, nicht gebilligt, wir beſtürmten ihn vielmehr, uns den Grund ſeines Kummers zu nennen und ich ſelbſt forderte ihn hierzu mit den Worten auf: „Geteilter Schmerz iſt halber Schmerz. lieber Freund, und Ihr thätet beſſer, Euern Kummer, wenn er gerade kein Geheimnis involbirt, uns mitzuteilen.“ „Was mich drückt, iſt kein Geheimnis,“ ent⸗ gegnete er. „Die Begebenheit vielmehr, welche mich jedesmal an dieſem Tage mit Schmerz erfüllt, machte vor 3 Jahren in kurzen Umriſſen die Runde durch alle Pariſer Blätter, doch ſſt ſie wahrhaftig nicht geeignet, ſie Euch an dem heutigen Abend, wo Ihr fröhlich ſein wollt. mitzuteilen, weßhalb ich meine Bitte, mich entfernen zu dürfen, nochma's wie⸗ derhole.“ Unfere Neugierde war jedoch durch die weni⸗ gen Worte in ſo hohem Grade erweckt, daß wir nun erſt recht in ihn drangen, uns ſeine Leidens⸗ geſchichte zu erzählen und er willigte ſchließlich darein mit den Worten: „Wenn ich Euch die heitere Laune benehme, ſo iſt es nicht meine Schuld; Ihr habt es ſo verſan gt. Jedoch fürchte ich, Euer Ohr ziemlich lange in Anſpruch nehmen zu müſſen, denn meine Geſchichte iſt nicht mit einigen Atemzugen erzählt. Soll ich alſo beginnen?“ Auf unſere abermalige Aufmunterung fieng nun unſer Freund folgendermaßen zu erzählen an; Morgen werden es 12 Jahre, als ich in einer Apothecke zu Paris die Stelle eines Probiſors an⸗ trat, deren Beſitzer ſoeben geſtorben war. Die Be⸗ fizerin, eine betagte Witwe, ſetzte in Bezug auf den Fortgang des Geſchäfts auf mich ihre ganze Hoffnung und ſie glaubte durch meine ausgezeichne⸗ ten Empfehlungen zu dieſer Hoffnung vollauf be⸗ rechtigt zu ſein. Ich that nun meinerseits Alles, was in meinen Kräften ſtand, um ſie in dieſen Erwartungen nicht zu täuſchen, und die überaus freundliche Aufnahme, welche ich bei der Dame und ihrer einzigen, 17 jähri⸗ gen Tochter gefunden, die berzlich⸗familjäre Stel⸗ lung, welche man mir von der erſten Stunde meines Dortſeins eingeräumt hatte, beſtärkten mich in der Abſicht, Frau Kordier, ſo bieß die Beſitzerin, in jeder Beziehung zufrieden zu ſtellen, während die Dame ihrerſeits Alles aufbot, um mir die Stel⸗ lung in ihrem Hauſe ſo angenehm als möglich zu machen. Trotzdem aber ſtand bei mir der Entſchluß feſt, die mir erwieſene Freundſchaft nicht zu miß⸗ brauchen und ich war bemüht, mich in den Schran⸗ ken zu halten welche meine untergeordnete Stellung mir auferlegte. Auch war ich damals keineswegs in der Lage, mit meiner Stellung ſpielen zu können, denn ich beſaß kein Vermögen, wenngleich ich ein ſolches don meinen damals noch lebenden Eltern zu erhoffen hatte. Ich habe bereits erwähnt, daß die Tochter, Fräulein Georgine Kordier, damals ſiebenzehn Jahre Steiner