Jaden ⸗Baden, 10. Mai. Die deutſche Laiſerin empfing heute den Beſuch der Kaſſerin von Oeſterreich, welche inkognito als Gräfin von Hohen⸗ embs von Heidelberg in Baden-Baden eintraf und von da die Rückreiſe nach Wien fortſetzte. London, 9. Mai. Heute nachmittag fand ein mehrſtündigr Miniſterrat ſtatt. Die Admiralität erhielt nachmittags Befehl, ihre Anordnungen für den Transport don 2000 britiſchen Truppen nach Indien, deren Abgang am 14. d. M. erfolgen ſollte, wieder aufzuheben. Verſchiedenes. *Ladenbura, 12. Mai. Sonntag. 17. Mai hält der Geſang⸗ Verein „Germania“ in Wallſtadt ſeine Fahnenweihe ab. woran ſich 19 auswärtige Vereine beteiligen werden. Von hier nimmt der Geſang Verein „Sänger ⸗Einbeit“ teil und wird das Lied „Liedesfreiheit“ von Marchner zum Vortrag bringen. Der feſtgebende Verein wie die Einwoh⸗ nerſchaft machen alle Anſtrengungen um den Feſt⸗ gäſten einen angenehmen Tag zu verſchaffen. — Mannheim, 9. Maj. Der Landtags- abgeordnete Ferdinand Schneider iſt in dieſer Nacht an einer Herzläbmung geſtorben. Der Verſtorbene, lange Zeit einer der Führer der demakratiſchen Partei in Mannheim, war von 1872 — 1884 Stadtrat und gehörte ſeit 1874 ununterbrochen der zweiten badi⸗ ſchen Kammer an, in welcher er die demokratiſche Sache mit Geſchick und Energie zu vertreten wußte. — Zur Ankunft des Erbgroßher⸗ zogs wird unterm 9. d. Mts. aus Karlsruhe be⸗ richtet: Kurz nach halb drei Uhr lief der Zug mit dem Erbgroßherzog auf dem bieſigen Bahnhof ein, auf dem ſich ein zahlreiches Publikum eingefunden hatte. In dem Empfanasſalon befanden ſich neben den anweſenden Fürſtlichkeiten die Herren Staats⸗ miniſter, böhere Offiziere, der Stadtrat vertreten durch die Herren Bürgermeiſter. Die Empfangshalle wie der Perron war feſtlich geſchmückt und der Ge⸗ neraldirektor Eiſenlohr b willkommnete auf dem faſt fertig geſtellten Bahnhof die bohen Herrſchaften. Der Großherzog begrüßte auf das herzlichſte ſeinen Sohn, den glücklichen Bräutigam und küßte ihn wiederbolt. Der Erbgroßberzog hieß auf dem Per⸗ ron die anweſenden Fürſtlichkeiten auf das Wärmſte willkommen und nahm die Glückwünſche ſämtlicher Anweſenden entgegen. Im Empfangsſaal empfing er die Glückwünſche und Begrüßungsanreden der Herren Staatsminiſter Turban, Nokk und Ciſenlohr, begrüßte die Generalität und dankte auf das Herz⸗ lichſte Herrn Oberbürgermeiſter Lauter für die Glück⸗ wünſche, die die Reſidenz geſpendet. Von den Fürſt⸗ lichkeiten war die Prinzeſſin Wilhelm und Prinz Karl nebſt Gemahlin anweſend. Mit dem Erbgroß⸗ herzog war Oberſtſtallmeiſter v. Holzing angekommen und der Adjutant, Rittmeiſter Rau, erſchienen, die vom Großherzog auf das Freundlichſte bewillkomm⸗ net wurden. Von dem zahlreich erſchlenenen Pub⸗ likum wurden dem Großherzog und dem Erbgroß⸗ herzog, die im offenen Wagen nach dem Schloß fuhren, wiederholte Hochs geſpendet. Die Stadt prangte im ſchönſten Flaggenſchmück. — Aus Schwetzingen, 10.) Mai wird uns geſchrieben: Angeregt durch die Vorſtände des Vereins gemeinnütziger Zwecke und der Geſellſchaft „Liederkranz“ fand heute auf dem Grabe Hebels zur Erinnerung an deſſen 125 jährigen Geburts⸗ tagsfeier ein Akt der Pietät ſtatt. Das Grab ſelbſt, ſowie der Denkſtein waren mit Blumen und Kränzen reich geſchmückt. — Baden, 8. Mai. der Büttenſtraße dahier einem offenen Kerzenlichte zu nahe, worauf ſeine Kleider raſch Feuer fingen und der Alte lichterloh im Zimmer ſtand. Durch den Feuerſchein auf die Gefahr aufmerkſam geworden, ſprangen einige Gäſte des gegenüberliegenden Gaſt⸗ hauſes zur „Stadt Karlsruhe“ raſch in das Haus und brachten durch Ueberwerfen von Bettſtücken das Feuer zum Erſticken. Leider hat der alte Mann an Kopf, Bruſt und der ganzen rechten Seite der⸗ artige Brandwunden erlitten, daß er in wenigen Stunden ſtarb. — Reutligen, 9. Mai. Seit einigen Tagen wird der von einigen hieſigen Geſchäftshäuſern zu Inkaſſo⸗ und ähnlichen Geſchäften verwendete Jak. Kemmler von hier vermißt. Derſelbe war von dem Agenten einer hieſigen Feuerbverſicherungsgeſellſchaft mit dem Einzug von Verſicherungsgeldern beauftragt und iſt allem Anſcheine nach mit dem Gelde, wel⸗ ches mehrere hundert Mark betragen ſoll, durchgebrannt. Seine Frau nebſt Kind hat der Flüchtling zurück⸗ gelaſſen, dagegen ſoll ein 18jähriges Mädchen gleich⸗ zeitig mit ihm abgereiſt ſein. Paar mit der geringen Summe nicht und wird der Telegraph ohne Zweifel dieſelben bald einholen. — Bamberg, 10. Mai. Eia ſchwerer Un⸗ glücksfall hat ſich in Bamberg ereignet. Ein Velo⸗ cipedfahrer hatte den tollkühnen Gedanken gefaßt, den ſteilen Kaulberg herabzufahren. Kaum war Der 85jährige Mehl⸗ händler Jakob Schadt kam in ſeiner Behauſung in Weit kommen das R. Brandt's trägt. das Velociped in Gung, ſo verlor der Fahrer Tritt, und nun ſtürzte mit unglaublicher Gesch digkeit das Fahrzeug ſamt Führer den ganzen 8 hinab. Am Fuße des Berges zerſchellte am He des Kaufmanns Vogtherr das Velociped in 5 derte von Stücken, der Fahrer aber flog wei und blieb mit zerſchmetterter Hirnſchale liegen e Deer t letzte Brief. Die „Nat. ⸗ Z oͤffentlicht einen der letzten Briefe, welche Dr. Gi Ui gbr Nachtigal vor ſeinem Tode geſchrieben. Der dag e d lend traf am Donnerstag Mittags bei dem in Pai n id lebenden Adreſſaten Herrn G. ein und hal folge nter des den Wortlaut: „Lieber Freund! Dies iſt hoff Figl lich der letzte Brief, den Du von mir aus Kam J Lee ett erhalten wirſt, denn ich habe durch ein vom „Habich, en mitgebrachtes Telegramm vom 8. Matz Au end erbalten, bald nach Hauſe zu kommen. Dieſe Zeilen a b fe 90 ſollen nur dazu dienen, Dir dieſe meine frei 12 ue Ausſicht mitzuteilen und Dir für Deine lieben Bei an ug bt vom 18. und 28 Jänner zu danken, die mit geg mila I zugegangen find. Vorläufig mußt Du abet ii e um . noch schreiben. und zwar am beſten jezt wohl zug . l Madeira an den deutſchen Conſul Dr. Georg Sai den Le in Funchal. Ich werde denſelben inſtruieten, 1 er mit den Briefen verfabren ſoll. denn meine i J mk kehr wird immer noch zwei Monate in Anſpr mil d nehmen, da unterwegs allerlei zu thun ſſt. e nem Madeira aus werde ich wahrſcheinlich mit eg J n eme Woͤrmann'ſchen Dampfer gehen und in Havre 1 . Doch bierüber telegraphiere ich Dir von Maße z de 5 aus. Die „Olaa“, welche dieſen Brief mitneh % Babe 0 ſoll, will gleich fort, deßhalb muß ich ſchließen, in 5 tauſend Grüßen und mit herzlichſten Empfehlung enn 8˙ an Deine Gattin Dein teurer Guſtav. Ram W uit den 1. April 1885.“ Drei Stunden ſpäter dic 4. us de der Empeänger dieſes Briefes in den Zeitungen 110 dn 5 Telegramm, welches den Tod ſeines Freundes melee 1 bn l. Far alte, welche auf dem Tande wohnen, * nicht dringend genug empfohlen werden, ſtets eine S Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen im Hauſe zu um bei plötzlich eintretenden Störungen (Verſtopfung, ungen, Blutandrang, Leber⸗ und Gallenleiden ꝛc.) ſichere und ſchmerzloſe Haus⸗ und Heilmittel anzuwe Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Ei ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Name Nallsruhe,d N 0 Man wende ſich ſchriftlich am beſten und bil unter Einſendung des Betrags (à Schachtel M. 1) in b marken an Apotheker D. Weiß in Ludwigshafen. K unden zu dunbein, Sein Fall war kein hoher und harter. Ueber⸗ raſcht raffte er ſich empor. Raume — da fuhr er erſchreckt zurück — dicht vor ihm ſtand der Haidewirt. Er erkannte ihn auf den erſten Blick. Glühend ruhte Auge in Auge. Beide b'egrif⸗ fen, daß in der nächſten Minute ſich ihr Geſchick entſcheiden mußte. Für den Haidewirt galt es um Leben und Tot, für den Ackerbauer Sättigung des glühenden Haſſes. Hätte Grebe in dieſem Augenblicke nur einen tinzigen Hilferuf ausgeſtoßen — der Haidewirt wäre verloren g⸗weſen. Er dachte nicht daran. Seine Bruſt ſchöpfte mit Mühe Atem Er wäre auch nicht im Stande geweſen, einen Laut hervorzubrin⸗ gen. Noch hielt er den Stock krampfhaft in der Rechten, wehrlos ſtand ihm Röver gegenüber, aber jede Muskel ſeines Körpers ſchien bis zum Aeßerſten ange ſpannt zu ſein. Da bob der Ackerbauer ſchnell entſchloſſen den Stock empor — nur eine halbe Sekunde und der Haide wirt war verloren. Dieſer ſchien ſeines Feindes Entſchluß in ſeinen Augen geleſen zu haben. Ehe der Stock auf ſeinen Kopf niederfiel, hatte er mit ſeiner Linken des Ackerbauers Arm erfaßt und ſeine Rechte ſchloß ſich um den Hals. Mit der Kraft der Verzweiflung ſuchte Grebe ſich loszuwinden. Er konnte nicht ſchreien. Mit der Linken ſtieß er den Gegner auf die Bruſt und in das Geſicht. Dieſer ſchien es nicht zu empfinden. Mit eiſerner Kraft hielten ſeine Hände feſt, was ſie erfaßt batten. Dem Ackerbauer traten die Augen aus den Höhlen, ſein Geſicht rötete ſich, der Atem fehlte ibm, er drohte zu erſticken. Schon fing er an zu taumeln, da ſtieß ihn der Haidewirt mit leztet Kraft von ſich, daß er beſinnungslos niederfiel [fehr überraſcht, hatte ihn Niemand zurückgehalten. 6 und ſchwang ſich empor in den Garten. Licht brannte in dem Wenige Sprünge noch und er war im Freien — gerettet. Keiner von den Bauern, die mit der Durchſuchung der Ställe beſchäftigt waren, hatte ihn bemerkt, er war entflohen, ohne daß ſie es wuß⸗ ten, ohne daß ſie eine Ahnung von dem Vorfall hatten. Erſt als ſie mit der erfolgloſen Durchſu⸗ chung der Ställe zu Ende waren, vermißten ſie den Ackerbauer. Sie riefen ihn und erhielten keine Ant⸗ wort. Sein Verſchwinden war ihnen unbegreiflich, ſie ſuchten ihn. In der Nähe des kleinen Gartens hatten ſie ihn zuletzt geſehen. Da bemerkten ſie den eingeſtürzten Kellerraum und fanden ihn noch immer bewußtlos in demſelben liegen. Der Kellerraum war wohnlich eingerichtet. Ein Bett ſtand darin. Augenſcheinlich hatte der Haide⸗ wirt ſchon längere Zeit darin gewohnt. Der Ein⸗ gang in dieſen Raum mündete in den wirklichen Keller und war durch eine große Steinplatte ver- ſchloſſen. Er konnte von dem Keller aus um ſo weniger bemerkt werden, weil er von der Seite ver⸗ ſteckt und zum Theil mit Sand verſchllttet war. An den Wänden biengen einige Waffen, Piſtolen und ein Dolch. Noch wußte keiner der Männer, daß der Hai⸗ dewirt noch vor wenigen Minuten in dieſem Raume geweſen war, daß er dem Ackerbauer gegenüber ge⸗ ſtanden hatte. Die Betäubung desſelben hielten Alle für eine Folge des Sturzes. Mit Waſſer und Branntwein ſuchten ſie ihn wieder zu ſich zu bringen. Als er die Augen aufſchlug, blickte er ſtarr um ſich. Eine Exinnerung ſchien plotzlich in ihm auf⸗ zuſteigen. Er richtete ſich empor, ſprang auf, ſtürzte ſich auf den ihm Zunüchſtſtehenden und warf ihn zu Boden. Es war das Werk des Augenblickes. Zu Jetzt faßten ihn Mehrere und riſſen ihn von unter ihm Liegenden. Nun erſt kam er voll wieder zur Beſinnung und erkannte ſeinen Je Für den Haidewirt hatte er den ihm Zunächſiſen den im erſten Augenblicke gehalten. Mit bebe Stimme erzählte er den Borfall. Sofort wollt dem Haidewirt nacheilen, ihn verfolgen. Nie wußte indeß, wohin er ſich gewendet hatte. Es eine Torheit geweſen in dem Dunkel der Nacht. ganzer Groll richtete ſich nunmehr gegen den ung lichen Torfbauer, der dem Entflohenen eine Zufli ſtätte gewährt hatte. Trotz ſeiner Bitten wurd verhaftet. Auch ſeine Frau würde verhaftet wo ſein, hätte ſie nicht krank im Bett gelegen. em Sate Förſterhauſe ging es nun zurück. gift Der Ackerbauer ſchritt ſchweigend nebenher 1 Monaten hatte er einen ſolchen Augenblick herbe abe wünſcht, in welchem er ſeinem Feinde gegenübet Harn und nun hatte er ihn entfliehen laſſen. Die Nettl preßte er vor Unmut über ſich ſelbſt auf die R ſhrün daß einzelne Blutstropfen ihm über das Kinn ran 1 Jetzt war ihm Alles gleichgiltig. Was kümme 90 1 ihn die im Förſterhauſe Verhafteten! Die Gens N Nbg men brachten ſie mit Hilfe der Bauern zur S i er kehrte heim. n en Der Morgen war ſchon hereingebrochen, g endlich bis zum Tode erſchöpft auf ſeinem Hoe langte. Die Stirn glühte ihm, das aufgeregte Al ſtieg ihm zu Kopf. Ohne ſich um das gefange gehaltene Mädchen viel zu kümmern, ohne Marge rethe zu fragen, legte er ſich zu Bett. Ex f U ſich elend und mochte es nicht ſagen. Niemand wog U f zu ihm zu treten. Erſt am Nachmittage, als un N Gensdarmen kamen, um Betty abzuholen, fand aa en. 5 ihn bewußtlos. b b. (Fortſetzung folgt.) a