kaſſe. Wo ſtehen wir jetzt, fragen ſich heute, die der Veteranenkaſſe, nachdem der richterliche Urteilsſpruch gefällt iſt. Wir ſtehen an einem Kreuz⸗ wege, der eine Weg führt zum Frieden, zur Ver⸗ ſoͤhnug, zur kameradſchaftlichen Vereinbarung und zur Rettung des noch vorhandenen Vereinsvermögens; der andere oder der weit gefährlichere „Appella⸗ tions“ Weg wird für beide Teile zum ſicheren Ruin des noch vorhandenen Grundſtock⸗Kapitals führen. Trotzdem aber wollen die Unzufriedenen beider Parteien (deren es aber nur Wenige auf beiden Seiten geben dürfte und die eine gewiſſe Stellen⸗ Diäten⸗ und Reformjägerei im Auge haben) es wagen, aus purer Revanche⸗, Prozeß⸗, Auflöſungs⸗ und Reformſucht deu koſtſpieligen Appelationsweg zu betreten, d. h. ſo lange fort zu prozeſſieren bis der letzte Pfennig des Vereinsvermögens, das die Mitglieder ſeit etwa ſechzehn Jahren im Schweiße ihres Augeſichts ſauer verdient, ſich am Munde ab⸗ geſpart und im guten Glauben nach Raſtatt ge⸗ ſchickt haben, vollends aufgezehrt iſt. Welches aber, 1 wohl die Früchte des geplanten Rekurſes ein 2: a 1) Wird der Prozeß, vielleicht durch Anbe⸗ raumung mehrerer Termine, ſowie in Anbetracht der bevorſtehenden Gerichtsferien und ſchließlich durch eine weitere Appellation an das Reichsgericht in Leipzig, die gewiß nicht ausbleiben wird, noch auch über ein Jahr hinausgeſchleppt, ſo daß der Verein vollends bankerott wird ehe der Prozeß ſeinen Aus⸗ ang gefunden hat. 5 N 2) Würden während der Dauer des Rechts⸗ ſtreites pro Jahr nach Kinkelin'ſcher Berechnung och circa 86 Sterbfälle vorkommen, und ſo die Vereinsſchuld, die ſich heute ſchon auf etwa 60 000 Mark angeſammelt hat, bis zum Austrage des rozeſſes auf über 150 000 Mark inel. der Pro⸗ eß und Vewaltungskoſten belaufen. Auf dieſe Art und Weiſe wird die Prophe⸗ eibung erfahrener Juriſten und wohlmeinender Ver⸗ inskameraden ganz ſicher auf erſchreckende Weiſe in rfüllung gehen, daß die derzeitigen Mitglieder noch elfen müſſen, dem verantwortlichen Verwaltungs⸗ ate, abgeſehen von dem verlorenen Vereinsvermögen on circa 190 000 M., Schulden zu zahlen. Wo aber bleibt denn die vom großen Refor⸗ mator an der Dreiſam vorhergeſagte Morgenrdte, es neu zu erſtehenden Vereins, und die vom De⸗ ſeit Jahren ſich gegenüberſtehenden zwei Parteien legierten am Bodenſee berſprochenen Dividenden und Erleichterungen für die Mitglieder? Wäre es nicht ächt kameradſchaftlich gehandelt, wenn — jeglicher Hader und perſönlicher Zwiſt bei Seite geſetzt — endlich vom eigentlichen Fechtboden eine! friedliche Annäherung verſucht würde. Wir glauben ſicher in Bälde eine diesbezügliche Löſung der großen Streitfragen erwarten zu dürfen, da ohne eine ſolche das Wohl der Veteranen niemals ge⸗ wahrt, und das Grundſtocksvermögen rettungslos verzehrt würde. Alſo friſch auf zur Generalverſammlung nach vorhergegangener Regelung der Prozeßkoſten und Einzug der deponſerten Beiträge. Sollten jedoch die Herren in Raſtatt dieſen wohlmeinenden Wink nicht verſtehen wollen, und dem ſchon längſt ge⸗ ſtellten Vergleichsantrage des Karlsruher Verwal⸗ tungsrates kein Gehör ſchenken, ſo wird außer dem großen Schaden und dem perſönlichen Nachteil, der dem nur allein verantwortlichen Verwaltungsrate in Raſtatt hierdurch erwachſen muß, der Undank ze. von über 2000 Veteranen nicht ausbleiben. — Mannheim, 28. April. Die diesjährige Frühjahrsmeſſe beginnt am 1. Mai und endet mit dem 15. deſſelben Monats, was von Seiten des Großh. Bezirksamt mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß an Sonntagen die Verkaufsbuden erſt um 11 Uhr vormittags, die Schaubuden erſt um 3 Uhr nachmittags geöffnet werden dürfen. Orgel⸗ ſpieler und andere derartige Perſonen, die Vorſtell⸗ ungen auf der Straße und öffentlichen Plätzen geben, erhalten nur Dienstag, den 5. Mai Erlaubnis. Anatomiſche Muſeen, Rieſendamen, Würfel⸗ und dieſen gleichzuachtende Kegelſpiele und dergl. werden überhaupt nicht zugelaſſen. — Konſtanz, 24. April. Die „Konſt. Z.“ ſchreibt: Der vor wenigen Tagen in Konſtanz ver⸗ ſtorbene Mechaniker Domin. Klein ſtand als junger Mann, vor 50 Jahren, in bemerkenswerten Bezieh⸗ ungen zu dem damaligen Prinzen Louis, ſpäteren Kaiſer Napoleon III. Letzterer begab ſich bekanntlich in jungen Jahren viel mit artilleriſtiſchen Studien ab. Schon einige Zeit (während des Aufenthaltes in Arenenberg) trug ſich der Prinz mit dem Gedanken, gezogene Kanonen zu erfinden. Er ließ zu dieſem Behufe im Jahre 1835 drei Kanonen in der Kon⸗ ſtanzer Glockengießerei (von Roſenlächer) gießen und Züge aus Stahl durch den Mechaniker Klein daſelbſt fertigen. Eine dieſer Kanonen geriet ſchlecht und abgeſtanden, endlich eine verſöhnliche Stimmung und g. ſollte alſo wieder zerſtört werden. Man benſuth uml dies zweimal durch Ladung von krockenem „ gag den man auf Wunſch des Prof, Lachmang 5 Wel i mn d. von Paris zu dieſem Zwecke kommen lleß. Alen e in bn. berſuchte es auf eine andere Weiſe, mittenß 1 n 1. Oft feſt paſſenden Schraube. Der Verſuch zur Sprengu un 961 7 wurde an einem beſtimmten Tage, in ee 1 n des Prinzen zwiſchen dem Kreuzlinger und Emm bim 5 Sinabe hofer Thor bei Konſtanz gemacht, wo damas Keen Lerch die Wallgräben ſtanden. Er geriet ſo gut, daß d 171 em Stücke überall und ſelbſt bis auf die March 651 5 flogen und einen gewaltigen Spektalel erregen Sabat w. der erſten Verwirrung ſetzte ſich der Prinz auf ain vi Roß und ritt in geſtrecktem Galopp davon ga thurgauiſche Gebiet. Er kehrte nicht wieder Konſtanz zurück, bis die Sache geſchlichtet wa! übrigens nicht viel auf ſich hatte, weil die Poli vom Unternehmen vorher benachrichtigt worden Mit den zwei übrigen Kanonen machte er e übungen von Arenenberg nach einer Scheibe, Je der gegenüberliegenden Reichenau aufgeſtellt wor e i 1 1 ht it. Aufmer verfehlte in mehreren Schüſſen ſein Ziel nie a poleon hat die geſchickte fachmännische Unteren welche er bei Klein fand, nicht vergeſſen u f unn. Herbſt des Jahres 1865 — alſo 30 Jahre gg — demſelben die große goldene Medaille mit ee eigenhändigen Schreiben übermacht, worin er de ſelben ſeine Anerkennung für die Bereſtwilligke g drückt, mit welcher ſolcher im Jahre 1885 die gezogene Kanone nach ſeiner Zeichnung berfeg habe. Medaille und Schreiben werden in der ſchen Familie aufbewahrt. — New⸗MNork, 19. April. Erwin eh der 40 Jahre alte Sohn des verſtorbenen bekannt deutſchen Patrioten Friedrich Hecker, hat ſich ag ds. in Summerfield, III., erſchoſſen. Zee Vermögensverhältniſſe ſollen den Unglüchſchen Selbſtmord getrieben haben. — (Kindermund). „Denke Dir, Mo ſagte eine Sechsjährige auf dem Schulgange ihrer Freundin, „geſtern Abend hat der fag ſtorch mir zwei kleine Brüder gebracht! Wat de ein Gelaufe nach Zeug und Betten, wel ear g nicht gleich ſo viel bei der Hand hatten, das gag Du kaum. Und das Schlimmſte war, Mag gar nicht zu Hauſe, und als ſie kam, hal e über die Beſcheerung ſo erſchrocken, ſagk og daß ich nicht einmal zu ihr hinei dan v1 A 0 m . 1. a cnpgm des Machen Noyd Em K ir Ann ug Antrilg 11 agen 1 Aalnger, des Lächeln. Margarethe bemerkt⸗ es nicht, weil ihr Auge nur an des Mädchens Munde hing, um jedes Wort im Voraus von ihm abzuleſen. „Ihr babt ihn ja zweimal im Stich gelaſſen, ols er mit Euch fliehen wollte,“ ſprach Betty. „Er mußte denken, daß Ihr ihn nicht mehr liebt.“ „Nein — nein!“ unterbrach Margar'the ſie, „das hat er nicht von mir denken können, das nicht. Er mußte wiſſen, daß ich zurückgehalten wurde, er kennt ja mein Herz, er weiß ja, daß ich nie aufhören werde, ihn zu lieben!“ „Ihr liebt ihn alſo noch?“ fragte Betty, und auch ihr Auge ruhte auf Margarethens Munde. „Mein ganzes Herz und mein ganzes Leben gehört ibm!“ rief Margarethe begeiſtert. „Nichts — nichts habe ich außer ihm auf dieſer Welt!“ „Und Du hoffſt, daß er noch dein werden ſoll?“ fragte Betty weiter und trat näher an die Argloſe heran. „Ich wage dies Glück kaum noch zu hoffen — aber mein Herz wird nie von ihm laſſen — nie, ſo lange es ſchlägt!“ a „So ſoll es aufhören zu ſchlagen!“ Mit der Gewandtheit einer Wahnſinni ein Meſſer unter ihrem Tuche hervor und ſtieß nach Margarethe. Mit lautem Aufſchrei ſank dieſe zurück. Noch mehrere Male ſtieß die Wahnſinnige mit dem Meſſer nach dem unglücklichen Mädchen, dann riß ſie die Thür auf und eilte die Treppe hinab. Als Betty die Treppe hinabeilte, trat ihr der Ackerbauer entgegen. Er erkannte das Mädchen, welches er kaum eine Stunde zuvor vom Hofe ge⸗ wieſen hatte, er ſah deſſen ſtarren, verſtörten Blick und bemerkte das Meſſer in der Hand. Der Auf⸗ rief Betty. gen riß ſie herbeigerufen, und klar ſtand das Geſchehene vor ihm. Ein Verbrechen war verübt. Seinen augenblicklichen Schrecken benutzend, wollte das Mädchen an ihm vorbeiſchlüpfen. Er raffte ſich zuſammen. An dem Arm ergriff er es und hielt es zurück. Auch gegen ihn zuckte die Wahnſinnige das Meſſer, da ſprangen die Knechte welche gleichfalls Margarethens Schrei gehött hatten, noch zur rechten Zeit hinzu und entrangen ihr die Mordwaffe, „Was haſt Du begonnen? Wer biſt Du?“ rief der Ackerbauer, mit Gewalt den Schrecken über⸗ windend. Betty blickte ihn ſtarr an und antwor⸗ tete nicht. „Was haſt Du begonnen?“ rief Grebe noch lauter. Das Mädchen ſchwieg. „Haltet ſie feſt — bindet ſie!“ rief er und ſtürzte die Treppe hinauf in Margarethens Kammer. Er rief ihren Namen, ohne eine Antwort zu erhalten. Er wankte weiter — an dem Fenſter ſah er ſein Kind ohnmächtig in ſeinem Blute liegen. Seit Monaten hatte er kein freundliches Wort mit Margarethe geſprochen, alle Liebe zu ihr glaubte er aus ſeinem Herzen entſchwunden — in dieſem Augenblick kehrte das natürliche Gefühl, der Schmerz des Vaters zurück. Er hielt ſie für to t. Neben ihr nieder warf er ſich und rief um Hilfe. Ihren Kopf umfaßte er mit beiden Händen und an ſeine Bruſt gepreßt hielt er ihn, bis Knechte und Mägde herbeieilten und Licht gebracht wurde. Margarethens Herzſchlag verriet ihm, daß noch Leben in ihr war. Er unterſuchte ihre Wunde. Oben in der Bruſt in der Nähe des Schulderblattes ſchrei Margarethens hatte er gehört, er hatte ihn hatte ſie zwei Meſſerſtiche erhalten. Die Wunde n Renfein ſgunnais t 3 6 0. Sten Mae Auf das Bett wurde Margarethe gebracht, die Wi mit einem Tuche berbunden, um daß Blut zu di Schrecken und Blutverluſt ſchienen die Ohh hervorgerufen zu haben. Bald ſchlug Marga die Augen wieder auf. Sie ſchien nicht zu i was mit ihr vorgegangen war. Sie richtet empor und blickte erſtaunt um ſich. An dem ihr Vater — ſein Auge beſorgt aüß ſie gerichlel! Selb Schmerzen empfand ſie in dieſem Augenblicke nich Erſt als ſie mit der Hand über die Stirn eich wollte, um Klarheit ſich zu verſchaffen, als ſie de Ui debt kn rechten Arm emporhob, an deſſen Schulder ſe de * Gatglaht wundet war, zuckte ſie krampfhaft zuſammen i n ließ den Arm ſinken. Erſt jetzt ſchien das Geſch⸗ hene deutlich wieder vor ihr zu ſtehen. Nena fuhr ihr Blick durch die Kammer. „Wo Iſt ſie fort?“ fragte ſie leiſe. „Nein — nein!“ rief der Ackerbauern. rechten Zeit bin ich noch gekommen. Wie it Piz Ein trauriger Schatten flog in dieſem Auge blick über Margarethens bleiches Geſicht. An Roh dachte ſie, an die Gefahr, der er ausgeſettk waz wenn die Wahnſinnige, die ihr nach dem ich getrachtet hatte, ſeinen Aufenthaltsort Hanne, „Wee iſt Dir?“ wiederholte ihr Vale, „Ich fühle wenig Schmerzen, gab ſie z Antwort. l „Wie iſt Alles gekommen?“ forſchte er welles, Es war ihr ja ſelbſt noch ein Rälſel, weshalb die Fremde dieſe That vollbracht. „Wer iſt das Mädchen ?“ „Ich kenne es nicht,“ gab Margarethe zug konnte nicht tötlich ſein und er atmete neu auf. — Antwort. 8