scheint jeden Mittwoch und Hamſtag und koſtet vierteljährlich 1 4 20 0 mit illuſtirtem Anterhaltungsblatt 1 % 70 J excl. Poſtproviſion. uſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der pedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 P., keclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. r. 29. * — 5 Wolitiſches. Karlsruhe, 7. April. Die Belehrung für die in dieſem Jahr einzureichenden Steuererklärung hebt hervor, daß vom Jahr 1886 an der Betrieb der Land⸗ und Forſtwirſſchaft nicht mehr zu den gewerblichen Unternehmungen zählt, ſondern von der Mewerbeſteuer befreit wird. Dagegen gehören Konſum⸗ bereine mit offenem Laden, eingetragene Genoſſen⸗ ſchoften mit bankähnlichem Betrieb und Gegenſeitig⸗ Kiisverſicherungsgeſellſchaften vom gleichen Zeitpunkt ab infolge des auf dem letzten Landtag vereinbarten Meſetzes) zu den ſteuerpflichtigen gewerblichen Be⸗ ktieden. Eine Einkommenſteuererklärung hat jeder Mfichtige einzureſchen, deſſen Einkommen den Betrag een 300 M. erreicht. Ausdrücklich wird dabei her⸗ borgeboben, daß das Einkommen ſteuerpflichtig iſt, ohne Rückſicht darauf, ob dasſelbe bezw. die Quellen esſelben bereits von anderen Steuern betroffen ſind der nicht. Dieſe Seite der neuen Steuer iſt der allerdings unvermeidliche wunde Punkt derſelben. Eine Beſſerung wird aber in ſteigendem Maße ein⸗ eten, je mehr eine Minderung der übrigen direkten keuern durch die Einkommenſteuer ſich ermöglichen dt oder je mehr das „ſteuerliche Ideal“ der Ein⸗ mmenſteuer als ausſchließliche Staatsſteuer ſich erwirklicht. i Berlin, 8. April. In der hieſigen diploma⸗ ſchen Welt herrſchte heute eine ſehr gehobene Stim⸗ ung. Man hatte bisher den Nachrichten von Frie⸗ As⸗Unterhandlungen zwiſchen Frankreich und China enig getraut, zumal da die Ausſichten für Frank⸗ ich im Augenblick nichts weniger als günſtig ſtanden. kute nun erfährt man mit aller Beſtimmtheit — ud guch auf der chineſiſchen Geſandtſchaft hat man imit Kenntnis davon erhalten —, daß die Frie⸗ Nspräliminarien zwiſchen Frankreich und China thatſächlich unterzeichnet ſind. maten hat dieſe Nachricht überaus große Aufregung hervorgerufen und man ſieht hier der weiteren Ent⸗ wicklung der Dinge mit großer Spannung entgegen. Wenn die Behauptung ſich beſtätigt, was freilich abzuwarten bleibt, da Frankreich ſehr bedeutende Zu⸗ geſtändniſſe erreicht hat, dann würde der Exminiſter Ferry, freilich ein wenig ſpät, einen großen Triumph feiern. Berlin, 7. April. General Eduard Vogel von Falkenſtein iſt geſtern, am zweiten Oſtertage, am Todestage Emanuel Geibel, auf ſeinem Gute Dolzig bei Sommerfeld an Altersſchwäche im 89. Lebensjahre geſtorben. In dem Verblichenen, einem Altersgenoſſen unſeres Kaiſers, verliert dieſer und mit ihm Preußen einen tüchtigen Heerführer, durch welche Preußens politiſche Neberlegenheit und Führer⸗ ſchaft in Deutſchland durch Blut und Eiſen herge⸗ ſtellt wurde. Berlin, 8. April. Die Beſichtigung des Rit⸗ terguts Schönhauſen hat den Kanzler v. Bismarck voll überzeugt, daß ſein bisheriger bedeutender Beſitz an Grund und Boden eine ungewöhnlich wertvolle Erweiterung erfahren hat. Jetzt iſt nun Fürſt Bis⸗ marck einer der reichſten Grundbeſitzer im deutſchen Reich, und wie er ſchon ohne Schönhauſen nicht im⸗ ſtande war, ſeine Zinſen zu verzehren, ſo wird er jetzt noch mehr Zins auf Zins legen können und mit jedem Jahr erheblich reicher werden. Brüſſel, 9. April. Als der Graf und. die Gräfin von Flandern ſo wie der öſterreichiſche Kronprinz in einem Wagen ſich zum Tedeum an⸗ läßlich des fünfzigjährigen Geburtstages des Königs in die Kirche begaben, ſtürzte ſich ein Mann auf den Wagen und zerbrach eine Scheibe. Der Mann Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. — Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg Samffag, den 11. April Bei unſeren Diplo⸗] wurde ſofort feſtgenommen; es ſcheint ein Wahn für uns an. 1885. ſinniger zu ſein. Paris, 7. April. Eine Depeſche Briere's meldet, daß die Franzoſen die zwiſchen Chu und Dongſon gelegenen Anhöhen von Deovan und Doaquan wieder beſetzt haben. Paris, 7. April. Eine Depeſche Patenotre's beſtätigt, daß China die am 3. d. M. in Paris durch Billot franzöſiſcher⸗ und Campbell chineſiſcherſeits unterzeichneten Friedenspräliminarien ratifizirt hat. London, 9. April. Die „Times“ meldet in einer Specialausgabe ein Telegramm aus Gul⸗ ran vom 3. dſs: Die Ruſſen griffen am 30. März, unter dem Vorwande, daß die afghaniſchen Vor⸗ poſten ihre Stellung veränderten, die Afghanen bei Sendjah an und vertrieben ſie aus dieſer Stadt. Die Afghanen ſchlugen ſich mit Erbitterung, aber bei dem berrſchenden Regenwetter verſagten die Ge⸗ wehre. Zwei Compaanien verteidigten ihre Stel⸗ lung bis zum letzten Mann. Die Afghanen zogen f ſich in vollkommener Ordnung nach Mernchak zurück, . ohne verfolgt zu werden Die Sarakbs verhielten g ſich neutral, plünderten aber das afahaniſche Lager. Die Verluſte der Ruſſen ſollen beträchtliche ſein. Engliſche Offiziere blieben beim Kampfe gegen⸗ wärtig, bis die Afghanen den Rückzug antrat⸗n u. kehrten alsdann in das Lager Lumdens zurück. Petersburg, 9. April. Die Stimmung iſt in den letzten Tagen unverkennbar eine kriegeriſche geworden. Die ganze Umgebung des Kaiſers trägt f eine ſehr kriegeriſche Stimmung zur Schau; der 1 Kaiſer hält ſich allein wiederſtrebend. In militäri⸗ ſchen Kreiſen gelten die Rüſtungen durchaus für 5 1 2 8 1 CCCCCGGGGGGChTCTCTCCCCCCTTCCChTGGFTFTWWWTTTTTTTTTTTrTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTVTVTckTVTTTVTVTVTVTVTV—WWW genügend. 1 Schwere Tage. ie Erzählung aus den Zeiten König Jerome's von Dr. Friedrich Friedrich. 6. Fortſ. (Nachdruck verboten!) „Haha! Geſtehſt Du es nun ein!“ rief er bit⸗ % Hboöbnend. „Dies Haus war Dir zu ehrlich und gering, da Du mit einem Mörder und Räuber Vongehen wollteſt. Nur Geduld — nur Geduld pater kann es mit Dir noch dabin kommen, etzt nicht — jetzt nicht!“ Er preßte die Lippen aufeinander und ging in der Kammer einige Mole guf und ab. Den gewaltig in ihm aufge⸗ dernden Zorn ſchien er zurückdrängen zu wollen. wolltet ihr euch treffen?“ fragte er dann, in⸗ mer vor Margarethe ſtehen blieb. Sie ſchwieg. Als er die Frage jedoch noch 155 wiederholte, erwiderte ſie feſt: „Das ſage ich „Das ſagſt Du nicht?“ rief der Ackerbauer n Aeußerſten gereizt. Er erhob drohend die Hand er ihrem Kopfe. „Wo wolltet ihr euch treffen?“ agte er noch einmal. „Das ſage ich nicht,“ gab Margarethe mit kelben Beſtimmtheit zurück. 5 Schwer fiel in demſelben Augenblicke ihre Hand — auf ihre Wange nieder. Regungslos blieb ſie ſitzen. Fein Zeichen des Schmerzes machte ſich bei ihr be⸗ ereien, ragen, merkbar, nur jeder Tropfen Blut war aus ihrem Geſichte gewichen und ihre Lippen zuckten. „Du kannſt mich mißhandeln, Du kannſt mich töten,“ ſprach ſie, „und ich ſage es dennoch nicht!“ Seine Wut war auf das Höͤchſte geſteigert. An dem Kopfe des Mädchens, an dieſem ſchwachen Geſchöpfe — an ſeinem eigenen Kinde — ſollte ſein Wille ſcheitern! Vernichten hätte er ſie in dieſem Augenblick können. Und dennoch entwaffnete ihn der ruhige, feſte Blick aus ihren großen Augen. „Wo wollteſt Du ihn treffen?“ rief er noch einmal und ſchloß die Augen ſo weit, daß er ſie kaum noch erblickte. Margarethe ſchwieg. „Sprich! Antworte mir!“ fuhr er fort, „oder in's Gefängniß laſſe ich Dich führen, weil Du mit dem Mörder in Verbindung ſtehſt. Dort werden ſie Dich zum Sprechen ſchon zwingen. „Thu' es,“ erwiderte Margarethe mit bebender Stimme. „Ich habe von Dir ſchon genug ertragen. Auch das werde ich noch erdulden!“ Einen Augenblick ſchien der Ackerbauer zu ſchwan⸗ ken, was er thun ſolle. Er blickte Margarethe mit bitterem, höhnendem Lächeln an. Dann verließ er ſchweigend die Kammer und verſchloß die Thür. Sie hörte, wie er von außen noch einen Riegel vorſchob. Eine unnennbare Angſt erfaßte ſie. Sie dachte daran, daß ihr Geliebter ſie in dieſem Augenblick erwartete — vergebens erwartete. Wohl hatte ſie ihrem Vater den Ort der Zuſammenkunft nicht genannt, aber wenn er ihn dennoch entdeckte! Wenn Roͤver ſich verleiten ließ, ihr entgegenzukommen — er war ver⸗ loren, wenn er ihrem Vater begegnete. Sie ſprang aufgeregt empor und rüttelte an der Thür, die ihrer Anſtrengung ſpottete. Sie eilte an's Fenſter und riß dasſelbe auf. Starke eiſerne Stäbe hielten ſie zurück, ſonſt würde ſie aus dem Fenſter geſprungen ſein mit Gefahr ihres Lebens. Um Hilfe wollte ſie rufen — allein ſie durfte den Namen deſſen nicht nennen, für den ſie zitterte. Schwankend trat ſie zurück. Eine Gefangene 1 war ſie, ohnmächtig gegen den Willen ihres Vaters. Eine Gefangene und er — er erwartete ſie und ging vielleicht der größten Gefahr entgegen. Ohnmächtig brach ſie zuſammen. Als der Ackerbauer die Kammer berlaſſen hatte, war er mit feſt aufeinander gepreßten Lippen in das Wohnzimmer gegangen. Ein Entſchluß ſtand feſt ihn ihm. Für die Widerſpenſtige brauchte er nicht beſorgt zu ſein — Flucht war für ſie un⸗ möglich. Einen alten Degen nahm er in der Stube vom Schranke. Krampfhaft feſt hielt er ihn mit der Rechten umſchloſſen. Die Waffe war verroſtet, 1 aber noch ſtark und ſpitz. Wie Blutstropfen erſchie⸗ 1 nen die Roſtflecken an ihm und des Ackerbauers 1 Geſicht verzerrte ſich, als er ſie erblickte. Wie Bluts⸗ tropfen erſchienen ſie auch ihm als günſtige Vor⸗ zeichen für das, was er im Sinne führte. 8 In Blut wollte er ihn tauchen, in das Blut eee, er 3 CCC