meiſter Fiedler in Neckarau beabſichtigt eine Aktien. geſellſchaft behufs Erbauung einer Dampfſtraßenbahn nach Neckarau ins Leben zu rufen. Die Anlage der Bahn wird ähnlich wie die nach Feudenheim führende bewerkſtelligt. Die einzelnen Aktien ſollen in der Höhe von 1000 Mark begeben werden und iſt in Anbetracht des ſtarken Verkehes von Neckarau mit Mannheim an einer Proſperität des Unternehmens nicht zu zweifeln. 8 — Aus der Pfalz. 7. Mürz wurde auf der Bahnſtation Wörth die Güterkaſſe geſtohlen; dieſelbe iſt berſchwunden. Die Diebe haben die ſchwere eiſerne Kaſette wahrſcheinlich in den nahen Wald getragen und dort geöffnet. — Attentat auf einen Eiſenbahnzug. Ein abſcheulicher Bubenſtreich, der jedenfalls ein Eiſenbahn⸗ unglück hätte herbeiführen ſollen, wurde in der vor⸗ geſtrigen Nacht auf der Bahnſtrecke Zeitz-Weißenfels, unweit der Station Prittitz verübt. Als am Mor⸗ gen der Bahnwärter die Strecke betrat, um dieſelbe vor dem Einlaufen des Weißenfelder Zuges zu un⸗ terſuchen, fand er ſeine Wärkerbude gewaltſam er⸗ brochen und das ſämmtliche Gerät entwendet, welches zur Verhinderung von Eifenbahnunfällen und zur Hilfeleiſtung bei ſolchen dient; nur zwei Fackeln fand er noch bor. Außerdem hatten ruchloſe Hände aus dem Geleiſe eine Schiene berausgeriſſen und weg⸗ geschleppt, ſo daß obne Warnung für den bald kommenden Zug ein ſchweres Unglück nicht abzu⸗ wenden geweſen wäre. Der Wärter zündete nun⸗ mehr die zum Glück noch verbliebenen Fackeln an, und es gelang ihm, durch Schwenken derſelben den Lokomativführer des ankommenden Güterzuges auf die Gefahr derart aufmerkſam zu machen, daß dieſer den Zug rechtzeitig zum Halten bringen konnie. — Olmütz, 6. März. Heute balb 2 Uhr morgens fand im Jobannisſchachte des Grafen La⸗ riſch in Karwin eine Gasexploſion ſtatt. Bei Ein⸗ tritt der Kataſtrophe waren 147 Bergleute im Schachte. — Prag, 7. März. Die Zahl der im Kar⸗ winer Bergwerk Verunglückten beträgt 122. Eine weitere Meldung beſagt: In Karwin wurden bis⸗ her 65 Leichen herausgebracht. Manche Leichen waren gänzlich verbrannt, andere unverſehrt. Die Todten find zumeiſt in derſelben Stellung gefunden, in der ſie gearbeitet batten. Nach Annahme der In der Nacht vom faule wahrgenommen. Aerzte haben die Unalücklichen einen plötzlichen Tod verheirhathet. — Profeſſor Süß vermuthet, daß die gefunden. Zwei Drittel der Verunglückten waren durch Entzünden von Kohlenpulver ent⸗ Zur Zeit der Exploſion wurde an ſchachte eine mehrere Meter hohe Feuer⸗ Exploſion ſtanden ſei. dem Wetter — Wien, 9. März. In Karwin fand geſtern das Leichenbegängniß von 63 der Verunglückten unter großer Theilnahme ſtatt. Die ſchwarzen Särge mit der Inſchrift: „Glück auf zur letzten Schicht! wurden auf 30 Leiterwagen auf den Friedhof über⸗ führt, wo ſich ergreifende Szenen abſpielten. — Unglücks fälle durch Häuſereinſturz ſcheinen auf die Tagesordnung kommen zu ſollen. Kaum iſt die Nachricht von dem Einſturz des Dom⸗ hotels in Köln eingetroffen, ſo kommt auch aus Italien (Coſenza) die ähnliche Hiobspoſt. Hier wurden 70 Perſonen durch Häuſereinſturz theils getödtet, theils verwundet. — Soolbad Dürrheim. Dem Jahres- bericht der Abtheilung 3 des badiſchen Frauenverein über die Kinder ⸗Soolbad⸗ Station Dürrheim für 1884 entnehmen wir, daß dieſe nun ſechs Jahre ſegensreich wirkende Kinder⸗Heilanſtalt in ſtetem Auf⸗ blühen begriffen iſt. Im Sommer 1884 war die⸗ ſelbe von 76 Kindern beſucht. Weitaus die Mehr⸗ zahl der Stationspfleglinge war mit ausgeſprochener Skropuloſe behaftet, bei einem kleineren Theile han⸗ delte es ſich nur um Hebung von Schwächezuſtänden (Bleichſucht, Blutarmuth), von Pneumatismus und dergl. Vollſtändig geheilt konnten entlaſſen werden 14 Kinder, weſentlich gebeſſert 36, zum Theil ge⸗ beſſert 18, ohne Erfolg blieb die Kur nur in 7 Fällen; ein Ergebniß, das wohl als ein ſehr gün⸗ ſtiges bezeichnet werden darf. — Zur Konſervierung von landwirthſchaft⸗ lichen Geräthen aller Art empfiehlt die landwirth⸗ ſchaftliche Zeitſchrift für das Großberzogthum Heſſen und die Monatsſchrift des württemb⸗raiſchen Gar⸗ tenbauvereins, das ſogenannte Carbolineum. Bekanntkich pflegen unſere Ackergerätbe, Karren, Wagen, aber auch Hof⸗ und Scheuerthore, Stall⸗ und Kellerthüren ꝛc ſoweit ſie alle aus Holz ge⸗ fertigt ſind, ſehr unter dem ſchwinden und reißen des Holzes zu leiden. Durch das Schwinden werden die Beſchläge und die Verzapfungen locker und gebt ſo ohne weitere Abnützung durch den Gebrauch ſchon am neuen Stück ein bedeutender Theil der Halt⸗ barkeit verloren. Das Schwinden hal ſpäter in den Ritzen unter Zuhilfenahme von Staub, organiſche Neubildungen, Inſekten, das Zerſetzen zur nächſten Folge. Das erwähnte Oel iſt aber um ſo beſſer, weil es innerhalb des Holzes chemiſche Verbind⸗ ungen eingebt, die Eiweißtheile eoagultert und daz Holz den Witterungseinflüſſen gegenüber unempfind⸗ ſich macht. Dabei wird die Strucktur nicht wie durch Theer verſtopft und erhält das Außere noch ein recht gefälliges maßeriges nußbraunes Anſ⸗hen. Man hat auch noch die Beobachtung gemacht, daß durch die Imprägnirung mit ſolchem Oel die läſtigen Inſekten beſeitigt werden. Auch für Pfoſten, welche in die Erde gerannt werden, empfiehlt ſich dasſelbe antiſeptiſche Mittel. Man kann das Imprägniren in grbßeren Mirthſchaften ſelbſt beſorgen, wenn man ſich eine eiſernen Gefüßes bedient. Auch die Gärtnereſ hat ſich mit Vorlibe der Anwendung dieſes Mittels zu⸗ geneigt. Bei dem großen Intereſſe, welches die Toges⸗ preſſe in neuerer Zeit für landwirthſchaftliche An⸗ gelegenheiten nimmt, glauben wir mit den vor ſtehenden Mittheilungen nicht zurückhalten zu dürfen, — Unſchuldig verurtheilt. Laut dem „Vaterland“ wurde im Solothurniſchen vor vielen Jahren ein Mann Namens Kellerhals wegen Brand⸗ ſtiftung zu 20 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Davon hat er 14 Jahre abgeſeſen, während im 6 Jahre geſchenkt wurden. Nun bat ein gewißer Wyß in Amerika auf dem Sterbebette geſtanden, daß er fraglichen Brand gelegt habe. (Anſicht eines erfahrenen Praftiſters.) Egeln bei Magdeburg. Sehr geehrter Herr! Sie hatten die Güte, mir vor längerer Zeit eine Schachtel Ihrer Apofheler R. Brandt's Schwei zerpillen zur Prüfung und Anwendung zu überſenden; ich fühle mich veranlaßt, deßhalb meinen Dank abzuſtatten. — Ich nahm Gelegenheit, dieſe Pillen bei meiner Frau anzuwenden, da dieſelbe an Anſchoppungen in den Unterleibsorganen, an Blutüberfüllung im Pforf⸗ aderſyſtem, an Hämorrhoidalzuſtänden und deren Folgen litt. — Das Reſultat durch den Gebrauch Ihrer Schweizer, pillen, Abends 2 Stück, war ſchon nach kurzer Zeit ein auffallend günſtiges und iſt meine Frau jetzt faſt ganz von ihrem langen Leiden befreit. Auch ich bin über die ſo raſche Aenderung ihres leidenden Zustandes ſehr erfreut und über⸗ raſcht und habe deßhalb die ſo vorzüglichen Schweizerpillen bei ähnlichen Leiden empfohlen ze. Hochachtungsvollſt und ergebenſt Dr. med. Brauer. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Namenszug Rich: Brandt's trägt, Man wende ſich ſchriftlich am beſten und billigſten unter Einſendung des Betrags (à Schachtel M. I) in Brief⸗ marken an Apotheker D. Weiß in Ludwigshafen. ſinken und wenn es noch ſchlimmer kommt, als es jetzt iſt. Nur immer friſchen Mutb!“ „Ja den babe ich!“ rief der Graf entſchloſſen, indem er die Eindrücke der letzten Augenblicke von ſich abzuſtreifen ſuchte, denn er mußte ſich wieder für die Gefahren wappnen, denen er entgegen ging, „Habt Ibr nichts Verdächtiges bemerkt,“ fügte der Graf fragend hinzu. „Nichts!“ entgeanete Röver. „Allein wir müſſen eilen, damit uns der Morgen nicht überraſcht.“ Schweigend brachen ſie auf. Denſelben Weg, auf dem ſie gekommen waren, ſchlugen ſie wieder ein. Der Wind hatte etwas nachgelaſſen, die Wolken hatten ſich mehr und mehr vertheilt. Hell funkelten die Morgenſterne. Es war heller als am Abend, um ſo vorſichtiger mußten ſie ſein. Raſch ſchritt Röver voran. Nur dann und wann ſtand er ſtill, um zu lauſchen, denn auch jetzt noch mußte er ſich mehr auf das Ohr als auf das Auge verlaſſen. Der Graf folgte ihm ſchweigend. Er wußte, wie feſt er ſich auf ſeinen Führer ver⸗ laſſen konnte. l Schon hatten ſie den Anfang der Haide wieder erreicht und Röver athmete freier und leichter auf, weil er die größte Gefahr überwunden zu haben glaubte. „Nun werden wir unangefochten durch⸗ kommen,“ ſprach er, ſich zu ſeinem Begleiter um⸗ wendend. „Ich werde Sie einen Weg führen, den wir jetzt einſchlagen können, weil der Morgen bald bereinbricht und uns leuchtet. Für die Nacht iſt der Weg für Einen, der ihn nicht genau kennt, zu ge⸗ fährlich. Er führt durch das Moor. Auf ihm ver⸗ mag uns Niemand zu Pferde folgen.“ . Wieder ſchritten ſie weiter. Plötzlich ſtand der Haidewirth ſtill. Er 1 Er beugte ſich nieder und legte ſein Ohr auf den Boden. Den Athem hielt er an. Haſtig ſprang er wieder empor. „Ich höre die Huftritte von Pferden, ſproch er. „Von zwei Richtungen ſcheinen ſie zu kommen. Verbergen können wir uns hier nicht. Nur Schnellig⸗ keit kann uns retten. Geben Sie mir Ihren Arm.“ „Nein — nein! Nur weiter — ich bin nicht ermüdet — ich folge Euch!“ erwiderte der Graf. Mit größter Vorſicht eilten ſie weiter. Röver blickte fortwährend umher. Er mochte zum Lauſchen ſich nicht die Zeit nehmen. Noch eine bolbe Stunde nur, dann hatten ſie das Moor errecht und waren gerettet. „Dort, dort kommen ſie!“ rief er plötzlich, in⸗ dem er, ohne ſtill zu ſtehen, mit der Hand zur Seite zeigte. „Nur weiter. Sie haben uns viel⸗ leicht noch nicht geſehen.“ Auch der Graf erblickte die Umriſſe zweier Reiter, All' ſeine Kräfte nahm er zuſammen. Es galt ſeine Freiheit, vielleicht ſein Leben. f Die Reiter hatten ſich genähert. Sie waren bemerkt und gleich darauf tönte ein lautes „Halt!“ durch die Morgendämmerung. „Weiter — weiter!“ rief der Haidewirth, in⸗ dem er des Grafen Arm erfaßte und ihn ſchneller mit ſich fortzog. : Keine zehn Schritte waren ſie weiter geeilt, als ein Schuß laut wiederhallte und eine Kugel nahe an ihnen vorüberpfiff, e Röber ſtand ſtill. „Sie wollen uns nicht in Frieden ziehen laſſen!“ rief er. „Der Schuß wird noch andere herbeirufen — doch nur den Muth nicht ſinken laſſen. Wir wollen ſehen, wer der Stärkere iſt. Halten Sie Ihr Piſtol in Bereitſchaft. — Nu Ruhe — ſchießen Sie nicht zu früh.“ Die beiden Gensdarmen ſprengten heran, „Halte riefen ſie. Der Haidewirth ſtand entſchloſſen da, Kramhfe haft hatt⸗ er ſeinen ſchweren Stock erfaßt. Seine Bruſt holte tief, ſchnell Athem. Der Graf ie das Piſtol in der Rechten. „Wer ſeid Ihr?“ rief der eine der beiden Gensdarmen. „Ha — der Haidewirth!“ ſfigte e hinzu. „Und das — das iſt der Graf!“ a Er ſprengte auf den Grafen zu. Keine zue Schritte war er noch von ihm entfernt. Do erh dieſer ſchnell das Piſtol und der Schuß hallte Aber die Haide. Die Kugel mußte das Pferd gelroffen haben, denn dieſes bäumte ſich hoch auf und ſchlhg mit ſeinem Reiter über, den es unter ſſch begrub Mit einem lauten Fluche fprengte nun der andere Gensdarm heran. Schon hatte er den Süte über des Grafen Haupt erhoben Da prag di Hoidewirth hinzu. Sein Stock ſchwirrte durch die Luft, und nur zu gut war der Schlag auf de Gensdarmen Kopf gerichtet, denn lautlos ſank dieſth vom Pferde herab. Dies Alles war kaum das Werk einer Minuit, „Nun weſter — weiter — zum Moore] e Röver und zog den Grafen mit ſich fort. Nelle Kräfte ſchienen ſie gewonnen zu haben — wenſge Minuten und ſie hatten den Weg durch daß Moor erreicht. Da ſprengten, durch die Schüſſe herbeigerifen drei andere Gensdarmen heran. Rettung ſchien nicht mehr möglich, der Haid⸗wirth gab ſie nicht auf Sie erreichten den Weg durch das Moor. Fortſetzung folgt.)