— Durlach. 27. Jan. Der iſt in Heilbronn beim Verkauf der geſtohlenen Sachen verhaftet worden. Derſelbe ein junger Burſche, iſt ein ſchon mehrfach beſtraftes Individium und wurde heute nach Karlsruhe transportirt. Er wollte bei einem Goldwaarenhändler die Gegenſtände ver⸗ kaufen; dem Betreffenden kam die Sache bedenklich vor und beſtellte denſelben in 2 Stunden wieder. Der Kirchendieb ging auch in die Falle, worauf er von der Polizei feſtgenommen wurde. — Bühl, 28. Jan. Heute Vormittag be⸗ wegte ſich ein großer Leichenzug unſerem Friedhofe zu. Die letzte Ehre galt dem in letzter Woche auf dem Bahnhof in Ettlingen ſo ſchwer verunglückten Großh. Hrn. Oberförſter Schuler von Ottenböf n⸗ Achern. Herr Schuler, mit der Bahn von Karls⸗ ruhe kommend, wollte in Ettlingen ausſteigen. Da das Gedränge auf der einen Seite gegen den Bahn⸗ hof zu groß war, wählte er die entgegengeſetzte Richtung, um dieſem letzten, nach amerikaniſchem Syſtem gebauten Wagen entlang den Uebergang zu gewinnen, als in demſelben Augenblick der von Ap⸗ penweier kommende Schnellzug mit raſender Geſchwin⸗ digkeit durch den Bahnhof fuhr. Hr. Schuler, von demſelben erfaßt, wurde auf das nebenliegende Ge⸗ leiſe geſchleudert, und hatten, neben größeren äuße⸗ ren Verletzungen am Kopfe und Rücken, jedenfalls bedeutende innere, deſſen ſchmerzvolles Ende zur Folge. Hr. Schuler, im ſchönſten Mannesalter ſtehend, war ein pflichtgetreuer Beamter, ein treubeſorgter Fami⸗ lienvater und ein liebenswürdiger Geſellſchafter und wird daher ſein frühes Hinſcheiden allgemein ſchmerz⸗ lich empfunden. Möge ihm die Erde leicht ſein. — Aus Baden, 27. Jan. In Gutach brannte das den Landwirthen Schondelmaier und Gg. Baumann gemeinſchaftlich gehörende Wohnhaus ab. Zwei Ziegen, Geflügel und faſt ſämmtliches Inventar iſt verbrannt. — Ein Schreinergeſelle in Meßkirch wollte mit Ehrenſalben aus einer alten Piſtole einen im Hauſe ſeines Meiſters ſtattgehabten Taufakt verherrlichen, traf aber dabei das Dienſt⸗ mädchen eines benachbarten Kaufmannes derart in den Rücken, daß es ſchwer verletzt ins Spital ver⸗ bracht werden mußte. Die Piſtole war nur blind geladen, um aber die Wirkung des Schuſſes zu er⸗ höhen, ſoll der unvorſichtige Schütze Kork und Pa⸗ pierſtücke aufgeſtopft haben. — Stuttgart, 27. Jan. Bei der in der Pulverfabrik zu Rottweil heute ſtattgehabten Explo⸗ ſion wurden 5 Perſonen getötet. Kirchendieb Aus der Pfalz. Am Abend des 25. Jan. um 10 Uhr flog mit einem furchtbaren Knall, der in der ganzen Stadt verſpürt wurde, das neuer⸗ baute und noch unbewohnte Häuschen des Tagners Ludwig Lorſch auf dem Berg bei Bergzabern in die Luft. An den Nachbarhäuſern des Geſchäftsagenten Gg. Lipp und Schneiders Konter wurden de Fenſter zertrümmert und die Mauern beſchädigt. Das Häus⸗ chen iſt mit Pulver auseinander getrieben worden. Schon während des Baues wurden die Thürſäulen umgeworfen und ſcheinen beide Thaten von einer und derſelben Perſon verübt worden zu ſein. Dring⸗ end verdächtig des Verbrechens wurde der 27 Jahre alte, verheirathete Küfer Daniel Jakoby, Nachbar des Lorſch, verhaftet. Jakoby war am Sonntag Mit⸗ tag in Weißenburg, kaufte dort mehrere Packete Pulver und einige Meter Zündſch ur. Bei der Un⸗ terſuchung ſoll derſelbe angegeben haben, nicht in Weißenburg geweſen zu ſein. Das Pulver, gewohn- liches Jagdpulver, wurde allem Anſcheine nach in ein Fäßchen gethan, letzteres in das Zimmer des Lorſch geſtellt und mittelſt Zündſchnur entzündet. — Berlin, 26. Jan. Das „Berl. Tagb.“ ſchreibt: Wir erhalten aus Frankfurt am Main folgende telegraphiſche Mittheilung; Der Bruder des in Hockenheim Verhafteten hat bekannt, daß dieſer der Mörder des Polizeiraths Rumpff ſei. Der Verhaftete heißt Julius Lieske und ſtammt aus Zoſſen in der Mark Brandenburg. Er iſt ſeines Zeichens Schuhmacher und war ſchon ſeit drei Jahren von der Heimath fern. Er kam von der Schweiz, wohin er auch jetzt zu Fuß wieder zurückwollte. Die That geſchah im anarchiſtiſchen Auftrag. Der Mörder iſt ein mittelgroßer, harkloſer Mann von 27 Jahren. — Elgersweier, 26. Jan. Adlerwirth Kempf, wollte in ſeinem Hofe einen Marder ſchießen. Auf der Stiege entfiel ihm das mit Schrot geladene Gewehr. Obgleich der Hahn geſchloſſen war, ging der Schuß los, drang in den linken Oberſchenkel und verurſachte ſo gewaltige Zerſtörungen, daß der Verletzte nach 3 ſchmerzvollen Stunden ſeinen Lei⸗ den erlag. — Ein ſchreckliches Unglück ereignete ſich, wie der „Voſſ. Ztg.“ gemeldet wird, am Sonntag Nach⸗ mittag 4 Uhr am Heilgen⸗Kreuzplatz in Irelles, einer Vorſtadt Brüſſels. In Folge des auf dem See des Bois ſtattfindenden Schlittſchuhlaufs — ein für Brüſſel ſeltenes Vergnügen — ſtrömen Tau⸗ ſende dahm, und die Wagen der dahinfahrenden e Dampf⸗Pferdebahn ſind voll beſetzt. Züge ſind mit voller Wucht aufelnanderg fahren, ein Wagen wurde zertrümmert und die Infaſſen — an dreißig Perſonen — zum Theil ſchwer berwun⸗ det; mebreren ſind die Füße zermalmt, anderen ſchwere Verletzungen am Oberkörper zugefügt wor⸗ den. Die Bremſen hatten eine Beſchädſgung er⸗ litten und dadurch den Unfall veranlaßt. — Riga, 29. Jan. Geſtern Abend brannte in Jakobsſtadt die griechiſch⸗orthodoxe Kirche total nieder. Dem Feuer ging eine furchtbare Delong⸗ tion voran. — Der frühere ſocialdemokratiſche deutsche Reichstagsabgeordnete Johann Moſt hat in Ghi⸗ eago ein förmliches Regiment aus Annarchiſten ge⸗ bildet. Der „Weſtphäliſche Merkur“ erfährt darüber folgendes: Die Zahl der ſich an den milſtähriſchen Uebungen betheiligenden Socialiſten ſchätzt man auß nahezu 2000 Mann! Sie zerfallen in drei Com⸗ pagnien: den Lehr⸗ Webhrverein, die böhmiſchen Scharfſchützen und den Jägerverein. Die große derſelben iſt die erſte. Einer der ſocialiſtiſchen Führer jener Stadt hat einem ihn interviewenden Reporter gegenüber ausgeſagt, daß ſie durch das Geſetz bon von 1870, welches ihnen Verbot, öffentlich mt ihren Schießprügeln zu paradiren, gezwungen wor den ſeien, ihre Exercſtien im Geheimen abzußaften, Um die Polizei irrezuführen, änderten ſie reg mäßig den Ort ihrer Zuſammenkünfte. Während des here floſſenen Jahres ſei der Zudrang zu ihren Neſhen ein ganz bedeutender geweſen. Ihr Regiment fel aus dem deutſchen, franzöſiſchen und amerfeanſſchen Syſtem zuſammengeſetzt. Jeder Mann beſitze feine ganze vollſtändige Ausrüſtung zu Eigenthum und bewahre dieſelbe in ſeiner Wohnug auf. Bereits am Dankſagungstage haben die Anarchiſten von Chieggo einen kleinen Putſch verſucht, der aber im feime erſtickt wurde. Seit jener Zeit werden die Zeug⸗ häuſer der Miliz durch Milizſoldaten bewacht. — (Ein Münchener Kindl.) Dieſer Tage wurde in München ein kleines Kind, das ſich verirrt hatte zur Polizei gebracht. Vergeblich waren alle Bemühungen, aus dem Kind die Namen feiner Eltern oder eine Adreſſe herauszubekommen Endlich kam einer der Beamten auf die Idee, das Kind zu fragen: „Wo holſt Du denn für Deinen Valet das Bier?“ Sofort nannte das Kind eine Wirih⸗ ſchaft in der Dachauerſtraße, und dorthin gebracht, wurde es erkannt und konnte ſeinen Eltern zugeführt werden. 5 und um welches er bei mir angehalten hatte. Er hat einen jähzornigen Sinn.“ „Ganz recht — ganz recht. In der Hitze würde er einer ſolchen That wohl fähig ſein, aber nicht mit ruhiger Ueberlegung, wie hier Alles ge⸗ ſchehen ſein muß. Er würde ihn auch nicht beraubt haben, denn er iſt ſelbſt wohlhabend. Ich kann es nicht glauben!“ „Der Mann, den der Nachtwächter bemerkt hat, iſt auf dem Wege nach der Haideſchenke fort⸗ geeilt,“ fuhr Grebe fort. f „Derſelbe Weg führt auch nach anderen Rich⸗ tungen, es iſt der Weg nach der Stadt,“ warf der Richter ein. „Es ſind in dieſen unruhigen Zeiten viele Verbrechen vorgekommen, trotzdem wir Gens⸗ darmen und Polizei die Menge haben — die be⸗ kümmern ſich freilich hierum am wenigſten. — Ich werde ſehen, ob ich irgend eine Spur finde, die auf irgend einen Verdacht hinweiſt.“ Der Nachtwächter wurde herbeigerufen und ge⸗ nau verhört. Er beſtätigte, was er bereits erzählt 5 hatte. Auch Mäxrtens Dienſtboten wurden vernommen. Sie benahmen ſich durchaus alle unbefangen. Es war auch keinem von ihnen die That zuzutrauen. Die beiden Knechte ſchliefen im Stalle bei den Pfer⸗ den; das Dienſtmädchen auf einer Bodenkammer. Keiner von ihnen hatte während der Nacht irgend Etwas gehört — Keiner konnte etwas Näheres angeben. Selbſt zu der Mutter des Entſchwundenen be⸗ gab ſich der Richter noch. Sie beſtätigte, was er bereits durch den Ackerbauer wußte. Mit kurzen Worten nahm er dann über den Befund des Thatbeſtandes und ſämmtlicher Ausſa⸗ gen ein Protokoll auf. Der Ackerbauer ſtand neben ihm, lungeduldig, unwillig. Das ganze Verfahren des Richters ſchien ihm zu nachläſſig, obſchon er ſich nicht ſelbſt zu ſagen vermochte, was derſelbe noch weiter thun ſollte. „Sie wollen alſo den Haidewirth nicht verhö⸗ ren, wollen keine Hausſuchung bei ihm halten?“ fragte er. „Der Richter ſchüttelte mit dem Kopfe. „Per⸗ ſönlicher Groll hat Euch zu dem Verdachte geführt,“ erwiderte er. „Ich darf nicht darnach gehen. Ihr habt nicht einen Beweis für Eure Vermuthung. Ich kann jetzt nichts weiter thun, als daß ſch die beiden Gensdarmen zurücklaſſe. Sie mögen nachforſchen, die ganze Gegend durchſuchen, vielleicht gelingt es ihnen, irgend eine Spur aufzufinden. Iſt Märtens wirklich ermordet, ſo läßt ſich ſein Leichnam ſo leicht nicht verbergen.“ „Der Haidewirth iſt eben ſo ſchlau als ber⸗ wegen.“ warf Grebe ein. Sein Hoß gegen ihn hätte gar zu gern den Triumph erlebt, daß Röver verhört und ſein Haus durchſucht wurde. Wenn der Ver⸗ dacht des Mordes auf ihm ruthe, dann hoffte er werde auch das Herz ſeines Kindes von ihm laſſen. „Ihr habt den Gedanken, daß er die That begangen haben könne, zu feſt in Euch aufgenommen,“ entgegnete der Richter. „Nun, Euch zu Liebe will ich noch Eins thun. Ich will in der Haideſchenke verkehren und mit Röver ſprechen. Hat er an ei⸗ nem Verbrechen irgend welchen Ant eil ich es auf ſeinem Geſichte leſen. e Mord läßt ſich nicht aus der Seele Ein ſo friſcher tilgen, und ich habe zu v erbrecher in meinem Leben kennen — gelernt, um mich ſo leicht täuſchen zu faſſen e Der Richter hatte die Haideſchenke mit der feſten Ueberzeugung verlaſſen, daß der Beſitzer der⸗ ſelben mit dem Verſchwinden Märtens nichts zu ſchaffen gehabt habe. Zu unbefangen war er ihm entgegengetreten, zu ruhig hatte er über den ganzen Fall mit ihm geſprochen. Die beiden Gensdarmen waren zurückgeblieben, um weiter nachzuforſchen, denn den ganzen Tag über ſchweiften ſie umher, allein ſie entdeckten auch nicht eine Spur. Immer mehr verbreitete ſich die Ueberzeugung, daß Märtens aus irgend einem unbekannten Grunde entflohen ſei. Die geringen Blutſpuren konnen ja von einer zufälligen Verletzung', welche er ſich ſelhſt beigebracht, herrühren und außer ihnen deutele nichts auf eine Gewalthat oder gar einen Mord. Dieſe Anſicht gewann zuletzt im ganzen Dorſe Raum, ſelbſt Märtens Mutter, die durch dieſen Schlag ſchwer gebeugt war, glaubte daran, und hielt ihr Leben nur durch die Hoffnung aufrecht, daß er wiederkehren oder ihr zum wenigſten Nachricht von ſich geben werde. Aber Tage und Wochen ſchwanden, ohne daß ſie etwas erfuhr, und je mehr die Hoffnungen der alten Frau abzunehmen anfingen, um ſo hinfch liger wurde ihr Körper, um ſo ſchwöcher ihre Geſundbheſt. Nur einer im Dorfe blieb feſt bei der An⸗ nahme, daß Märtens gemordet ſei — der Acker⸗ bauer — und je mehr ſie andere ſchwinden ließen, um ſo hartnäckiger hielt er an ihr feſt. Schon aus Trotz würde er ſie nicht aufgegeben haben, und mehr als einmal hatte er ziemlich unverbelen aus⸗ geſprochen, daß der Haidewirth es am beſten wiſſen müſſe, ob Märtens noch lebe oder nicht. (Fortſetzung folgt.) Zwei dieſer — hc „ Nea b bel 1 en et e 5 1 eren, 1 8 1.0 5 1 uur, 1 eie