dpweideutig bezeichnet werden. Erſcheint jeden Arittwoch und Hamſtag und loſtet vierteljährlich 1 4 20 ö mit illuſtirtem Anterhallungsblatt 1 % 70 J exel. Poſtproviſion. Ae welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der kpedition eingehen, finden ſoforkige Aufnahme und werden die einſpaltige Harmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗ Anzeigen mit 6 Netlamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Am Samſtag traten die badiſchen Handels⸗ kammern in Pforzheim zu ihrer alljährlichen Haupt- verſammlung zuſammen. Der Präſident der Mann⸗ heimer Handelskammer, Herr Diffene, eröffnet die gut beſuch'e Verſammlung, der als Regierungsver⸗ treter Herr Geh. Referentar v. Stößer beiwohnte, und nachdem Herr Zerenner, Präſident der Pforz⸗ heimer Handelskammer, die Anweſenden Namens der Stadt begrüßt hatte, wurde in die Tagesord⸗ nung eingetreten. Punkt 1 betrifft die geplante Börſenſteuer. Die Verſammlung genehmigt eine vom Vertreter Mann⸗ heims vorgeſchlagene Reſolution, dahingehend, daß man ſich auf die Dauer dem Begehren einer Bör⸗ ſenſteuer nicht verſchließen könne. Dieſelbe müſſe jedoch in maßvoller Weiſe getroffen werden, und namentlich das wirkliche Steuerobjekt klar und un⸗ Von der mehrfachen Beſteuerung eines und desſelben Börſengeſchäftes ſei abzuſehen. f Den zweiten Gegenſtand der Tagesordung die Frage der Erhohung der Getreidezoͤlle. Der Referent, Herr Dr. Landgraf⸗Mannheim, ſchlägt nach einge⸗ hender Begründung folgende Reſolution vor: „In der Erwägung, daß, nach Zeugniſſen aus den landwirthſchaftlichen Kreiſen ſelbſt, die Er⸗ höhung der Getreidezölle nur dann von einigem Er⸗ folg wäre, wenn ſie in einem Maße geſchähe, wel⸗ ches in Anbetracht zahlreicher anderer berückſichtig⸗ ungswerther Verhältniſſe ſchlechterdings nicht denkbar iſt; in der weiteren Erwägung, daß ſpeciell in Baden nur einem verhältnißmäßig kleineren Theil der land⸗ wirthſchaftlichen Bevölkerung damit gedient ſein könnte, während allen jenen Landwirthen, welche P., zumeiſt Handelsgewächſe bauen, das Brot vertheuert U Gründen einer würde; in der ferneren Erwägung, daß jede weitere Zollerhöhung die Lage der badiſchen Mühlen, noch mehr aber der mehlberarbeitenden Induſtrie in hohem Maße gefährden würde; und in der endlichen Er⸗ wägung, daß der Getreidehandel, der vorwiegend für die badiſchen Verkehrsanſtalten eine ſo hervor⸗ ragende Rolle ſpielt, beſonders ſoweit derſelbe für das Ausland thätig iſt, ganz erheblich unter jeder auch der kleinſten Zollſteigerung leiden müßte, em⸗ pfiehlt der badiſche Handelstag, von einer weiteren Zollerhöhung auf Getreide abſehen zu wollen.“ Herr Schneider⸗Karlsruhe nimmt einen ver⸗ mittelnden Standpunkt ein, und zwar mit Hinblick auf das Reichsdefizit und die aus der Kolonialpo⸗ litik entſtehenden Ausgaben, die zu weiteren indi⸗ rekten Steuern führen müßten. Die populärſte Steuer ſei aber die Kornſteuer, und eine mäßige Erhöhung der Steuer werde das Brod auch nicht vertheuern. Eine Verdoppelung würde dem Reich eine große Summe zuführen und hier könne man mithelfen. Redner ſchlägt deßhalb vor, in der Re⸗ ſolution einer mäßigen Erhohung aus finanzpolitiſchen Grunden zuzuſtimmen. Seitens verſchiedener Vertreter der anderen badiſchen Handelskammern wird dem Antrag Schnei⸗ der zugeſtimmt und zwar vornehmlich mit Rückſicht auf die Lanwirthſchaft. Der überwiegend große Theil des Zolles werde vom Ausland getragen. Herr Schneider⸗Karlsruhe ſchlägt ſchließlich folgende Erklärung vor: „Im Hinblick auf die ver⸗ ſchiedenen Anſichten, welche die einzelnen Handels⸗ kammern über die Getreidezollfrage haben, ſieht der badiſche Handelstag von einer Stellungnahme zu der Mannheimer Reſolution ab, konſtatirt aber, daß die Majorität der Anweſenden aus finanzpolitiſchen Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate 25 für uns an. 5 5 Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg 1885 mäßigen Erhöhung zuſtimmen könne.“ Dieſelbe wird angenommen. Als letzter Gegenſtand ſteht die deutſche Ko lonialpolitik auf der Tagesordnung. Die eingebracht Reſolution lautet: „Der badiſche Handelstag begrüßt mit beſon deter Genugthuung die anläßlich einer ſeiner früheren Verſammlungen bereits vollgewürdigte und jetzt von der deutſchen Reichsregierung ſo glücklich inaugurirt Kolonialpolitik angeſichts der von ihr zu erwarten den nur ſegensreichen Erfolge für die geſammt deutſche Volkswirthſchaft.“ Auf Antrag des Herrn Baſſermann⸗Mannhein wird dieſer Reſolution noch beigefügt, daß die Reichs regierung bemüht ſein möge, die ſüddeutſchen In tereſſen dei Wahl der Häfen bezüglich der vom Reiche einzuführenden Dampferlinien zu berückſich tigen. . Hiemit war die offizielle Tagesordnung erledigt Dolitiſches. 5 Berlin, 20. Jan. Der „Reichsanzeiger meldet: Der Kaiſer iſt durch Erkältungszuſtand ge⸗ nöthigt, ſeit geſtern das Bett zu hüten. Berlin, 20. Jan. Der Oechelhäuſer'ſche Börſenſteuerentwurf iſt heute Namens der national⸗ liberalen Partei eingebracht worden. Der urſprüng⸗ liche Entwurf hat materielle Aenderungen nur in den Tarifbeſtimmungen, im Uebrigen nur eine re⸗ daktionelle erfahren. Der Tarif beſtimmt jetzt: Der Stempel beträgt bei einem Werth vom Gegenſtand des Geſchäfts bis 1000 Mk. 0.20 Mk., von 1001 bis 5000 Mk. 0,40 Mk., von 5001 bis 20.000 Mk. 0,60 Mk., von 20,001 bis 50,000 Mk. 1 Mk., von 50,001 bis 100,000 Mk. 2 Mk. und für jede weitere 100,000 Mk. 2 Mk. mehr. Bei Schwere Tage. Eine Erzählung aus den Zeiten König Jerome's von Dr. Ariedri riedrich. 6. Fortf. 9 1096 Giezdrss verboten!) Feſt, ſtarr blickte ihn Margarethe an. „Meine Hochzeit,“ ſprach ſie endlich. „Ich werde den Mann nie heirathen.“ Der Ackerbauer fuhr heftig auf. „Bin ich vielleicht nicht Herr in meinem Hauſe?“ rief er. „Hoffſt Du vielleicht gar noch, Du werdeſt den Menſchen, den Hai⸗ dewirth, heirathen?“ Dann müßteſt Du zuerſt über mei⸗ nendLeichnam zum Altar ſchreiten. Eher 'geſchieht es nicht.“ „Ich hoffe es nicht mehr,“ gab ſie zur Ant⸗ wort. „Ich werde nie die Frau eines anderen Mannes.“ Der Ackerbauer ſprang empor, ſein Geſicht war geröthet vor Zorn, Der Widerſtand hatte ihn bis zum äußerſten gereizt, und dennoch wagte er nicht, die ſchwa he Geſtalt, welche ſo ruhig vor ihm ſtand, anzurühren. „Und Du wirſt Märtens Weib!“ rief er und ſchlug mit der Fauſt ſo gewaltig auf den Tiſch, daß die ſtarke Platte deſſelben auseinanderſprang. „Du — Du wollteſt mir trotzen?“ fuhr rr aufge⸗ kegt fort. „An dem Eigenſinnr eines Mädchens ollte mein Wille ſcheitern? Nach Deinem Belieben ſoll ich wohl handeln! — Noch ſſt es nicht ſo weit gekommen, daß mich die Menſchen auslachen, und ich verdiente ausgelacht zu werden, wenn ich ein Kind nicht mehr zu beugen vermochte!“ Margarethe ſchwieg, aber ihr Auge ruhte feſt in dem ihres Vaters. „Du ſollſt Märtens heirathen! Ich will es!“ rief er immer lauter. „Schon deßhalb, weil er ein Feind des Menſchen, des Haidewirths, iſt!“ Margarethe hatte vermuthet, daß dieſer Be⸗ weggrund ihren Vater zu der Einwilligung, die er Märtens gegeben, veranlaßt habe. Jetzt wußte ſie es beſtimmt, und feſter noch wurde ihr Entſchluß. „Ich werde ihn nie heirathen!“ ſprach ſie ent⸗ ſchloſſen. Sie wandte ſich ab, um das Zimmer zu verlaſſen. „Mädchen!“ rief der Ackerbauer, außer ſich vor Zorn. Er erfaßte ihren Arm und hielt ſie zurück. Seine Augen glühten. Ruhig wandte Margarethe ſich um. Er ſchien in ſeinem Zorn keine Mäßigung mehr zu kennen. Drohend erhob er den Arm. Sie wich nicht zurück. „Willſt Du mich auf's Neue mißhandeln?“ fragte ſie. Dies Wort lähmte ſeinen Arm. — Noch trug ſie das Tuch um den Kopf, noch klagten ihre bleichen Wangen, ihr trübes Auge ihn an. Sprachlos ſtand er da. „Du kannſt mich ſchlagen,“ fuhr ſie fort „meinen Entſchluß änderſt Du dadurch nicht.“ Er antwortete nicht. 5 Das Mädchen verließ das Zimmer. . Jetzt brach ſeine ganze Heftigkeit auf's Neue los. Er ſchritt haſtig zur Thür, um Margarethe zurückzurufen, und blieb doch dicht vor ihr unent⸗ ſchloſſen ſtehen. Er ballte drohend die Fauſt — es war nur ein ohnmächtiger Ausbruch des Zorns. Des Mädchens Ruhe, die Feſtigkeit ihres Ent⸗ ſchluſſes hatte ihn beſiegt. Er mochte es ſich nicht geſtehen, und doch litt er unter dem Eindrucke dieſes Sieges. 1 5 Der Haidewirth hatte von der unüberlegten That des Ackerbauers keine Anzeige gemacht. Er hatte nicht einmal darüber geſprochen. Nicht aus Furcht, ſondern um dem geliebten Mädchen nicht wehe zu thun. Er hatte Gelegenheit gefunden, Margaretha zu ſprechen und wußte, wie unendlich ſie jetzt litt. Das Weſen ihres Vaters hatte ſich jetzt gegen ſie durchaus geändert. War er früher vielleicht zu ſchwach geweſen, ſo war er jetzt zu hart und ſtreng. Er kannte jedoch den weiblichen Sinn zu wenig, ſonſt würde er gewußt haben, daß er durch Härte ſeinen Zweck am wenigſten erreichte. Margarethe war jetzt noch feſter und entſchloſ⸗ ſener. Auf's Neue hatte ſie dem Haidewirth ihre Treue verſichert, und er hatte ihr geſchworen, daß