ſchichte der wichtigſten zu Deutſchland in Wechſel⸗ beziehung ſtehenden Staaten vorgeſchrieben. i — Mannheim, 7. Jan. An der heute ſtattgehabten Wahl eines Bürgermeiſters für unſere Stadt beth iligten ſich 99 Abſtimmende. Es erhielten der bisherige Oberbürgermeiſter Herr Ed. Moll 95 Stimmen, ein hieſiger Kaufmann 1 Stimme, ferner wurden 3 weiße Zettel abgegeben. Herr Ed. Moll iſt ſomit auf weitete 9 Jahre als Oberbürgermeiſter gewählt. — Karlsruhe, 6. Jan. Heute früh gegen 6 Uhr wurde im Großherzoglichen Schloſſe und zwar in dem Schreibzimmer Ihrer Königl. Hoheit der Großherzogin Feuer entdeckt; der Parquettboden dieſes Raumes zunächſt dem franzöſiſchen Kamin ſtand in Brand und die Feuergluth war bereits bis zur Decke des unmittelbar darunter befindlichen Arbeitszimmers Seiner Königl. Hoheit des Groß⸗ herzogs durchgedrungen und hatte dieſe durchbrochen. Es gelang mit Hilfe der Dienerſchaft unter Leitung des Schloßinſpektors Glock durch Aufreißen des Parquetbodens und Waſſerzufuhr m ttellſt Hand⸗ ſpritzen den Brand zu begrenzen, bis weitere Hilfe in Anſpruch genommen werden konnte. Der Feuer⸗ ſchaden und die Beſchädigungen durch Rauch und Waſſer ſind in den durch den Brand betroffenen Zimmern, ſowie in den anſtoßenden Räumen ſo erheblich, daß deren Herſtellung mehrere Wochen in Anſpruch nehmen wird. — Karlsruhe, 6. Jan. Ueber den Ertrag der 1884er badiſchen Weinernte liegen folgende amt⸗ liche Mittheilungen vor: Der Bezirk Baden lieferte einen quantitativ guten Ertrag, die Bezirke Lahr, Molsheim und Wertheim einen ziemlich guten, Sins⸗ heim und Tauberbiſchofsheim einen Durchſchnitts⸗ ertrag. In allen übrigen Weinbautreibenden Be⸗ zirken blieb die Ertragsmenge hinter dem Durchſchnitt zurück. Das Markgräflerland und der Kaiſerſtuhl hatten quantitativ grade einen ſchlechten Herbſt. Hin⸗ gegen iſt die Qualität faſt überall ſehr gut ausge⸗ fallen; nur die Seegegend und der Amtsbezirk Wald⸗ kirch haben Durchſchnittsqualitäten geerntet. — Karlsruhe, 8. Jan. Heute Mittag kurz nach 12 Uhr feuerte ein junger Mann aus einer benachbarten Ortſchaft mittelſt Revolvers einen Schuß auf den bei der Generaldirektion der großh. bad. Staatseiſenbahnen angeſtellten Billetdrucker Windholz und verletzte ihn an der Hand. Der At⸗ tentäter war früher als Taglöhner bei der Druckerei — — — — 275 niſſe der deutſchen Geſchichte und Ueberſicht der Ge⸗ g der Generaldirektion beſchäftigt, und ſoll auf Ver⸗ anloſſung Windholz's wieder entlaſſen worden ſein. Thuͤter iſt verhaftet. f 5 9 10 tehrten drei Bürger aus Sandhofen, Namens Hönig, Nagel und Schuß. mann, welche voriges Jahr die Reiſe nach Amerila ausführten, wieder in die alte Heimath zurüc. 0 Es ſcheint, daß die Sehnſucht nach ihren Familien, welche hier zurückgeblieben waren, ſie zu dieſem Schritt bewogen hat. Uebrigens dürften auch die Verhältniſſe in dem Lande jeuſeits des Ocean, welche nach anderweitigen Schilderungen nicht gar roſig ſcheinen, die Reifeluſtigen nach dem ſchönen Baden getrieben haben. 5 0 Heppenheim, 7. Jan. Vor einigen Tagen fanden hier zahlreiche Verkäufe von Tabak ſtatt. Der Preis für die beſte Sorte betrug 17 Mark, für die geringſte 10 und 11 M. — Landau, 7. Jan. Geſtern wurde eskor⸗ tirt von Dragonern ein Rekrut der 3. Comp. des dortigen 18. Infant. Regts. eingebracht, welcher ſeinen Urlaub überſchritten hatte und ſich vagobon, dirend herumtrieb. Derſelbe ſoll, wie das . berichtet, auch bei St. Wendel einen Raubanfall aus⸗ geführt haben. Als dort die Tochter des Gutsver⸗ walters R. nach dem Langenfelderhofe heimkehren wollte, überfiel ſie auf dem Wege in der Nähe des Radelweihers ein junger Menſch. Dirſelbe trug die Kleidung eines Bauernburſches und eine bairiſche Infanteriemütze. Angeblich berlangte er unter Dro⸗ hungen Geld. Das Fräulein warf ihm den Muff mit dem Bemerken hin, ihre Börſe befinde ſich darin, und ergriff die Flucht. Auf die ſofort ſeitens ihres Vaters erfolgte Anzeige gelang es dem Gensdarmen M. in dem Attentäter den oben bezeichneten Rekruten zu rekognoszieren. Seine Verhaftung erfolgte auf dem Bahnhofe in St. Wendel, als er nach ſeiner Garniſon zurückkehren wollte. — Deutz, 7. Jan. Der Polizei in Deutz iſt es gelungen, einer weitverzweigten Falſchmünzer⸗ bande auf die Spur zu kommen, die weit über die Rheinprovinz hinaus ihr gefährliches Weſen treibt. Es wurde, laut der „Poſt“, ein Frauenzimmer ver⸗ haftet, bei dem eine Menge falſchen Geldes vorge⸗ funden wurde; einen Theil des Geldes hatte ſie be⸗ reits in mehreren Geſchäften anzubringen gewußt. Die weiteren Angaben der Verhafteten wieſen auf eine größere Falſchmünzerbande hin, von der ein Mitglied bereits dingfeſt gemacht werden konnte. Paris, 6. Jan. Im Laufe des Januar ge⸗ hen ſechs olgeriſche Vatalllone nach Tonſin ab. Dem „Paris“ zufolge gehen dieſelben bereits am 10, d M. in See. Die „France“ will wiſſen, die mili⸗ täriſchen Operationen auf Formoſa fänden Ende Februar ihren Abſchluß, die Flotte werde dann fe anderweitige Verwendung frei, ſie ſolle an der chine⸗ ſiſchen Küſte operiren. i — „Feiner Lotzbeck“ im Reichstoge, Unſeye Reichsparlomentarier huldigen in großer Anzahl dem Grundſatze: Wenn ſich Herz und Mund darf laben muß die Naſe auch was haben. Die Tabalsdoſe zirtulirt und zwar hat jede Fraktion ihr beſonderez Schnupfläſtchen. Dieſe finnreiche Einrichtung enz⸗ ſpringt der mildthätigen Hand eines Abgeordnelen und zwar jenes bekannten Muſterparlamentarierz der es allen Parteien ſeines Wahlkreiſes recht machen konnte. Der „wilde“ Abgeordnete Sander ſſt ber gütige Spender der verſchiedenen Fraktionsdoſen, Da aber das Haus Lotzbeck in Lahr, deſſen Gesch theilhaber der Abg. Sander iſt, den weltbekannzen Schnupftabak fabrieirt, ſorgt der Abgeordneſe auch für die beſtändige Füllung der Doſen und, indem es auch damit den verſchiedenen Parteſen tech machen kann, bewahrt er im Intereſſe der Regierung ſeine Kollegen vor Verſchnupfung. Dieſe „Wilden ſind doch gute Menſchen! — Sobald ein Abgecr⸗ dneter nieſt, wird der Herr Reichskanzler „zur Oe⸗ neſung“ ſagen, namentlich wenn es ein Oppoſſſſons⸗ mann iſt. 1 (Auf einem Dorfkirchhof.) Fremder: „Sagt mir mal, guter Freund, Euer Dorf iſt doch ziemlich volkreich und gleichwohl ſo wenig Gräber auf Euerm Kirchhof.“ — Antwort: „Ja, lieber Herr, dies aß feinen guten Grund, die meiſten von uns ſlerben im Zuchthauſe.“ : + (Neue Akademiker.) Schneidermeiſter; „Abe auf dem Paß ſteht Akademiſt der höheren Bes kleidungskunſt.“ — Geſelle: „Der bin ich.“ — Schneidermeiſter: „Ja, da kann ich Sie micht brauchen; ich ſuche einen Schneidergeſellen.“ — Schreinerarbeit⸗Vergebung. Das Slfadz⸗ bauamt Mannheim vergibt die Lieferung von 284 Schulbänken, 14 Tiſchen, 14 Triſten, I einthge⸗ igen Schränken, 14 Tafeln, 14 Stoffeleen und 14 Spucknäpfen für das Schulhaus K 5. Augebote auf dieſe Lieferung, oder einen Theil derſelben, je doch nicht unter einem Viertel der ganzen Arbei ſind bis Samſtag den 17. Jan., Vorm. II ge bei dem Stadtbauamt einzureichen, woſolbſt die Bee dingungen eingeſehen werden können. Einige Sekunden ſtanden Beide ſo regungslos da, Auge in Auge. Das Geſicht des Ackerbauers röthete ſich. Er hatte auf ſeine Stärke vertraut und er fühlte, daß er einen ihm überlegenen Gegner gefunden hatte. Er fühlte daß die Kraft ſeines Armes unter dem f eiſernen Drucke nachließ; wider ſeinen Willen öffnete ſich ſeine Hand. Er hatte die Zähne auf die Lippen gepreßt, daß kein Blutstropfen über dieſelben rann; er kannte keine Furcht, ſein Auge hielt auch jetzt noch des Haidewirths Blick aus, ohne zu zucken — doch ſeine Kraft war ſeinem Willen nicht gewachſen. „So!“ rief der Haldewirth, laut, heftig, indem zer ihn von ſich ſtieß, daß er einige Schritte zurück⸗ taumelte. „So! Ihr müßt einen Andern beſtellen, wenn ihr mich aus dem Hauſe werfen wollt. Bei Knaben möchtet Ihr es ſelbſt können, bei mir nicht!“ Grebe rang nach Athem. Dies hatte er nicht erwartet. Zorn und Scham raubten ihm faſt die Befinnung. Sein Auge fuhr flüchtig durch das Zimmer — nach einer Waffe ſuchte es — es fand leine. Unfähig, ſich zu faſſen, ſtürzte er au Haid wir zu und erhob 5 255 1 1 Röver ſtand regungslos da. Mit ſein m glü⸗ khenden Blick ſchien er den Schlag auffangen zu wollen. Der Ackerbauer ichlug nicht zu. Langſam ließ er den Arm finken. Der Blick, die unheimliche Ruhe des Gegners helten ihn zurück. Röver ſchien dies erwartet zu haben. Mit einem ſtolzen, ver⸗ e ichtlichen Lächeln wandte er ſich von ihm ab und berließ das Zimmer. Grebe wollte ihm nachſtürzen und mi raft ſich auf ihn werfen. i wollte ihm 4 00 J aß er ihn nicht fürchte — und dennoch fürchtete Ir ihn. Er ſtand ſtill, ehe er die Thür erreichte. Drohend hob er die Hand hinter dem Fortgeeilten, Alles würde er ihm verziehen haben, nur nicht, daß er als Sieger aus ſeinem eigenen Hauſe ging. Das Glück hatte ihn ſo lange Jahre hindurch begünſtigt und verwöhnt. Seine Wille hatte gegolten, Niemand hatte ihm zu widerſprechen gewagt und Niemand hatte ſich mit ſeiner Kraft meſſen können. Aud jetzt der Haid wirth! Dieſe ſchlanke Geſtalt, in der Niemaud ſolche Kraft ahnen konnte. Kein Auge hatte den Auftritt geſehen. Durfte er erwarten, daß Röver darüber ſchweigen werde? Das Blut ſchoß ihm auf's Neue in die Wangen, als er hieran dachte. Er ſah ſchon, wie die Leute lächelnd auf ihn, den Starken blickten. Mit der Fauſt ſchlug er ſich vor die Stirn. Es wirbelte ibm im Kopf. Erſchöpt, ja faſt beſinnungslos warf er ſich auf einen Stuhl, ſtarr vor ſich hin auf den Boden blickend. So blieb er regungslos eine Zeit lang ſitzen, bis ſeine Tochter Margarethe in das Zimmer trat. Sie ſchreckte zuſammen, als ſie ſei h bemerkte und eilte auf 1 15 1 5 argarethe war eine liebliche Erſcheinung.« Geſtalt war ſchlank und 1 8 1 e 905 klein. Auf ihrem Geſichte lag noch die vollſte Ju⸗ 5 und ſie konnte wirklich für ſchön gelten r eins erinnerte an i i N f Miene Au hren Vater, ihr feſtes, ent⸗ Sie war Grebe einziges Kind und mi Liebe hing er an ihr. Noch hatte ſie, e lebte, wohl kleine zehn böſen Worte aus ſeinem Munde gehört und ſo ſtreng und unnachgiebig er au andere war, mit ihren Bitten, mit 3 90 0 0 . ö N mit ihrer w Stimme vermochte ſie Alles über 1 1 ſie jetzt ihren Arm um ſeinen Nacken legte, ſich zu ihm niederbeugte und fragte: „Was haßt Du, Vater?“ zuckte er zuſammen und ſuchte ſich gewalkſaß gu, zuraffen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß ſein einziges Kind einen Menſchen liede, den e jetzt als ſeinen erbittertſten Feind betrachkele. „Nichts!“ erwiderte er heftiger, als er ze ihr geſprochen. „Aber eins will ich Dir ſagen — Du kommſt mit dem Menſchen, dem Haldewielh, nicht wieder zuſammen. Ich will es micht.“ Er ſtand auf und wollte das Zimmer verlaſſenn Margarethe hielt ihn zurück. Sie begriff ihres Vaters Heftigkeit nicht, denn ſie hatte leine Ahnung von dem eben vorgefallenen Auftritte und wußte nicht, daß Röver im Hauſe geweſen war. Sie liebte den Haidewirth.. Hatte ſie ihre Gefüßle auch noch keinem anderen Menſchen außer ihm geſtanden war ſie doch feſt entſchloſſen, für ihte Luhe affe in die Schranken zu treten. „Weshalb nicht, Vater 2“ fragte ſie. Der Ackerbauer blickte ſie erſtaunt an, „Wiz, halb nicht?“ wiederholte er bitter, „Weil ich nicht will! Und wenn auch Du es wiſſen wia ſo will ich es Dir ſagen. Er bal die Kühe gehabt, um Deine Hand anzuhalten und da ich ihn zurückgewisſen, wie es ſich's wohl gebühft. Ich habe ihm geſagt, daß mein Kind und mei Name mir zu lieb ſeien, um ſie mit einem Menſchen zu verbinden, der im Zuchthauſe geſeſſen habe!“ „Vater!“ unterbrach ihn Margarethe. N „Ich denke, er wird nicht zum zweiten Mat mein Haus zu betreten wagen,“ fuhr er fort, „J habe nichts mehr mit ihm zu ſchaffen !“ (Jortſezung folgt.) 900 Unehn W8 gangs A N d in fm lei a U. . . M. VN. W ln 1 A cart s