VV 2 Aſcheint jeden Mittwoch und Hamſtag und koſtet vierteljährlich 1 /“ 20 mit iluſtirtem Anterhaltungsblalt 1 % 70 excl. Poſtproviſion. iuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der rpeditton eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige harmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 P., ( ellamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. ————— — — — — — 2 85 bla Nachſtehende Annoncen ⸗ Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Wi deahe Inſerate ſind von nachweisbarer Wickſamkeit. 4 Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. . — Nr. 1. Politiſches. Berlin, 31, Dez. Der „Nat. Z.“ zufolge päre in der dem preußiſchen Landtage angeblich zu⸗ gedachten Canalbau⸗Vorlage die Erweiterung der inje in der Richtung nach dem Rhein über Dort⸗ mund hinaus bis zur Ems⸗Mündung, ſowie die Aus⸗ ührung einiger Nebenanlagen, ingleichen die Ver⸗ heſſerung der Waſſerſtraße ins Auge gefaßt. Der Roſtenaufwand betrage gegen 75 Millionen Mark. Paris, 31. Dez. Der „Temps“ beſpricht die Kolonialpolitik des Fürſten Bismarck und ſagt, der Gedanke, das Reich, welches einen Ueberſchuß an Bevölkerung habe und deſſen Handel einen großen nternehmungsgeiſt bethätige, mit Kolonien auszu⸗ alten, ſei wahrhaft ſtaatsmänniſch. Das Blatt zollt auch der praktiſchen Natur dieſer Kotonialpo⸗ tik Beifall und empfiehlt dieſelbe Frankreich zur Nachahmung. Rom, 31. Dez. Der preußiſche Geſandte beim Vatikan, Herr v. Schloezer erſchien zu den geſtrigen Neufahrsempfängen bei dem Papſt und bei dem Kardinal ⸗Staatsſekretär Jacobini. — König Humpert empfing in der heutigen Neujahrsaudienz das diplomatiſche Korps unter Führung des Herrn bon Keudell. — Prinz Napoleon wurde bei ſeiner gestrigen Ankunft hierſelbſt auf dem Bahnhof von zwei Unterſtaatsſelretären empfangen und wird heute eine Audienz bei dem König haben. London, 30. Dez. In der heutigen Sitzung des geheimen Raths machte Osborne Mittheilung bon der Zuſtimmung der Königin zur Verlobung der Prinzeſſin Beatrice mit dem Prinzen Heinrich von Battenberg unter der Bedingung, daß dieſelben in England bei der Königin wohnen. — Samſtag, den 3. Januar Verſchiedenes. — Ladenburg, 1. Jan. Am letzten Sonn⸗ tag Abend veranſtaltete der hieſige Geſang⸗Verein „Sänger⸗Einheit“ im Gaſthaus „zum Rheingau“ eine Chriſtbeſcherung, welche ſehr zahlreich beſucht war. Eingeleitet wurde die Feier durch Muſik von Muſikus Hertel, worauf Vorſtand Gropp ein Weihnachtsgruß in ſchwunghafter Weiſe vortrug. Vor der Verloſung wurde das Chorlied „Heil'ge Nacht“ von Bethoven ſehr ſchoͤn und präcis vor⸗ getragen, und nach Beendigung derſelben wurde die Verſteigerung des Chriſtbaumes vorgenommen, wobei es zuweilen recht munter zuging. Der übrige Theil des Abends wurde durch Vortrag von Chorliedern, Duetten und komiſchen Declamationen ausgefüllt, wovon das Lied „Der Cigeuner Chor“ aus Pre⸗ cioſa lobend zu erwähnen iſt, worauf man ſich dem Vergnügen des Tanzes hingab. Der Abend verlief für die Anweſenden in heiterer Stimmung, wozu die ausgezeichnete Bedienung des Herrn Wolf we⸗ ſentlich beitrug. Möge der junge Verein wie ſeither in ſeinen Leiſtungen fortfahren, ſo wird es ſeinem Dirigenten Herrn Hertel gelingen, denſelben an⸗ dern kleinen Geſangvereinen ebenbürtig zur Seite ſtellen zu können. — Am Stadttheater in Heidelberg wurde am zweiten Weihnachtstage die Operette von „Nanon“, v. Zell u. R. Genee zum 1. Male bei uns aufgeführt, welche zu den beſſeren Operetten dieſes fruchtbaren Componiſten u. Humoriſten gehört. Genee hat ſich das Textbuch im Verein mit ſeinem Compagnon F. Zell nach einem Luſtſpiel des Herrn Thaulon u. d' Arkois mit ſeiner bekannten Geſchick⸗ lichkeit als beſte Stütze für ſeine nicht immer gleich gute Muſik geſchaffen. Der erſte Akt enthält ein 1885. recht gefälliges Lied der Nanon, welche in Frl. Schmal⸗ fuß eine in Geſang und Spiel anſprechende Vertre⸗ terin fand, ferner ein Duett zwiſchen dem Theater⸗ inkendanten, Hr. Drache, und ſeinem Neffen Hektor⸗ Hr. Peterſon, einen Trommler⸗ und Pfeiferchor, ein hübſches Duo zwiſchen Nanon und Ninon, welch g letztere von Frl. Enrici recht anmuthig dargeſtellt wurde, ein geſchickt componirtes Quartett und ein effektvolles Finale. Herr Grabl als d'Aubigen be⸗ friedigte durchaus und dem Marſilac des Hrn. Drache merkte man es an, daß ihm die Rolle nicht mehr neu war. Auch dieſe Operette hat ihr „Leitmotiv“, welcher in allen Akten wiederkehrt und welches mit ſeiner leichtfaßlichen Rhytmik die Operette gewiſſer⸗ maßen charakteriſirt. Es iſt ein zuerſt von d' Aubigne (Grignon) geſungenes, den Namenstag der Annen feierndes Solo mit Chorbegleitung, welches nachher faſt alle Hauptperſonen wiederholen. Der 2. Akt enthält ein Sextett über die Fächerſprache von ori⸗ gineller Erfindung, ein Couplet Hektors, zu deſſen Ausführung die ſtimmlichen Mittel des Hrn. Peterſon wohl kaum ausreichen dürften, welchen Mangel der ſelbe jedoch durch treffliches Spiel und pointirten Ausdruck einigermaßen zu erſetzen mußte, ferner einen Schlußchor. Der dritte Akt iſt durch ein prächtiges Terzet und ein Finale in muſikaliſcher Beziehung ouszeichnet. Die Aufführung ſelbſt war unter der Regie des Herrn Werges und der umſichtigen mu⸗ ſikaliſchen Leitung des Herrn Kapellmeiſter Knöfler eine durchaus abgerundete. Außer den ſchon er⸗ wähnten Mitwirkenden ſind noch hervorzuheben Frl. Gartner als Ninon's Page, Hr. Metz als Abbes u. Hr. Herz als Tambourmajor. Die Partie der Frau v. Maintenon fand in Frl. Hauſen eine würdige Vertreterin, Hr. Lützenkirchen ſpielte den König Lud⸗ wig XIV. in taktvoller Weiſe. Die Chöre gingen Hine unglückliche Königin. Hiſtoriſche Erzählung von R. Hoffmann. uß. Nachdruck verboten!] Urplötzlich trat Lord Caffolk in das königliche Gemach, warf ſich dem erſchrockenen König zu Fü⸗ zen und rief mit pathetiſcher Stimme: „Majeſtät können ruhig ſchlafen, Majeſtät ha⸗ ben noch treue Diener, die über das Wohl unſeres Königs wachen und wenn Majeſtät wollen, ſo wird in kurzer Zeit der Verrath entlarvt und unſchädlich gemacht ſein.“ Heinrich ſah einige Augenblicke verblüfft und beklommen auf den vor ihm knieenden Lord Caffolk, aber dieſer war ja ſein langjähriger WVortrauter, alſo unverdächtig, und dann ſprach er auch von Ver⸗ rath, der jederzeit unſchädlich gemacht werden könnte. Das waren Worte, die wie Balſam in das Herz des Tyrannen träufelten. Aeußerſt herablaſſend, ſagte daher der Konig zu Lord Caffolk: „Steht auf, lieber Freund und ſagt, womit Schl ihr mich tröſten könnt.“ — Lord Caffolk erhob ſich, zögerte aber mit der Antwort und ſagte endlich: „Ja, wenn mir Ew. Majeſtät verſichern, daß ich ungeſtraft ſprechen kann, was ich denke und weiß, werde ich Alles ſagen.“ Dieſe Worte des Heuchlers und Verräthers klangen wie Harmonie in Heinrichs Ohren, der Tyrann lechzte ja nach einem Opfer und er erwi⸗ derte daher mit zitternder Haſt: „Sprecht nur, lieber Lord, ſprecht nur, Ver⸗ zeihung iſt Euch unter allen Umſtänden gewiß.“ Lord Caffolk zögerte noch immer und verſuchte erſt nochmals das Antlitz des Königs zu muſtern, der finſter und erwartungsvoll dreinſchaute. Lord Caffolk ſchien ſich vorgewiſſert zu haben, daß das, was er dem Könige ſagen wollte, von dieſem gern gehört werde, denn er ſagte dann mit einer an Cy⸗ nismus grenzenden Dreiſtigkeit: „Vor allen Dingen muß ich ſagen, daß Ew. Majeſtät eine unwürdige Gemahlin haben und daß die früheren Anſchuldigungen gegen dieſelbe nicht nur allein wahr ſind, ſondern daß ſie auch noch noch neu⸗ verbrecheriſche Neigungen gezeigt hat.“ „Was ſagt Ihr?“ rief der König ingrimmig. „Nun ja,“ erwiderte Lord Caffolk, „Lady Anna war einſt in ihren leibhaftigen Bruder verliebt und jetzt thut ſie mit jedem hübſchen Pagen ſchön, ſie kann eben nicht von ihrer Art laſſen. Majeſtät haben einen ſchweren Mißgriff begangen, als ſie dieſe Lady zu ihrer Gemahlin machten.“ „Sie ſoll es mir büßen, dieſe Schlange!“ er⸗ widerte Heinrich in einer Erregung, von der man nicht genau ſagen konnte, ob es affektirte Heuchelei oder der wirkliche Zorn des Tyrannen war. „Nun, ich weiß noch mehe von der Lady,“ entgegnete Lord Caffolk. 5 „Noch mehr von dieſem Sündenweibe?“ pol⸗ terte Heinrich. 5 „Ja, Majeſtät, Lady Anna ſcheint ſich zu⸗ weilen mit dem Plane zu beſchäftigen, mit irgend einem oder zwei Edelleuten ſich an die Spitze d Unzufriedenen zu ſtellen und Ew. Majeſtät den Ge⸗ horſam zu kündigen. 5 „Was ſagſt Du da ? Iſt das moglich?“ rief wüthend der König. 5 „Nicht nur moglich, ſondern ſehr wahrſcheinlich,“ entgegnete Lord Caffolk trocken. „Aber die Beweiſe, die Beweiſe?“ fragte u geſtüm der König. — „Beweiſe? Majeſtät wiſſen, daß Lady Anna ſich nichts beweiſen läßt, ſie iſt ſehr ſchlau und weiß ſich immer auszureden und dann bleibt Alles beim Alten.“ 9 8 „Nichts bleibt beim Alten!“ rief Heinrich mit Donnerſtimme. „Sobald der Tag graut, wird Lady Anna verhaftet und in das Staatsgefängniß des Tower abgeführt. Ich will ſie weder ſehen noch hören, ſie ſoll von einem von mir ernannten Gerichks⸗ hof abgeurtheilt werden. „Ich ſtehe zu Ew. Majeſtät Dienſten,“ erwi⸗ derte Lord Caffolk, ſeine teufliſche Freude kaum ver⸗ bergend. „Ich bitte um den Verhaftsbefehl.“ — Heinrich ſchrieb den Befehl ohne Zögern. Lord