Ladenb 15 Erſcheint jeden Mittwoch und Samſlag Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Rellamen mit 20 Pf. berechnet. — — —— Nr. 104. Mit dem erſten Januar beginnt ein neues Quartal unſerer Zeitung und laden zu Neubeſtel⸗ lungen ergebenſt ein. Unſern Gönnern ſagen wir für die ſeitherige Unterſtützung beſten Dank und bitten um fernere Gewogenheit. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 M. 20 Pfg. frei in's Haus geliefert und werden Beſtellungen ſowohl in der Expedition, wie bei den Zeitungsträgern angenommen. — Inſerate finden pünklichſte Aufnahme und werden billigſt berechnet. Gleichzeitig laden wir zur Beſtellung auf das „Illuſtrirte Unterhaltungsblatt“ ein, das bei reich⸗ haltigem Inhalt an Erzählungen und Illuſtrationen vierteljährlich nur 50 Pfg. koſtet. Ladenburg, im Dezember 1884. Der Verlag. Deutſche Erwerbungen in der Südſee 5 und im Stillen Ozean. Nach den mannigfachen Andeutungen in den letzten fünf Wochen konnte man durch die Nachricht von dem Aufhiſſen der deutſchen Flagge auf ver⸗ ſchiedenen Inſeln des weſtlichen ſtillen Ozeans nicht mehr überraſcht werden. Dieſe Aktion iſt von langer Hand vorbereitet. Dieſelbe war ſchon für den Au⸗ guſt beabſichtigt, mußte aber wegen Ausbleibens der dazu beſtimmten Schiffe verſchoben werden. Am 23. September ging dann die „Hyäne“ bon Sidney nach den Inſeln ab, allein die „Eliſabeth“, welche Angra Pequena unter den deutſchen Schutz geſtellt und dann im Auguſt Befehl erhalten hatte, nach Auſtralien zu dampfen, konnte erſt am 16. Oktober mit verſiegelten Ordres aus Sidney abgehen. General-Anzeiger für Ladenburg eint jeden d koſtet vierteljährlich 1 % 0 illuſtirtem Anterhaltungsblakt 1 % 70 415 Poſproviſton Juſerate, welche am Tage vor dem Erſchei i ittage 10 at n 0 . heinen bis Mittags 12 Uh Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und 4 0 die 5 tt 10, Pf., Lolal⸗Anzeigen mit 6 P., ( Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. * Nachſtehende Anno in Hamburg und Rudolf Moſſe, G. 20 Inſe Samſtag, den 27. Dezember An Bord derſelben befand ſich auch der Kon⸗ ſul Hernsheim. „Albatroß“ hatte gleichzeitig Befehl, ſich von Samoa aus mit der „Eliſabeth“ zu ver⸗ einigen und auch die „Marie“ ſollte aus Zentral⸗ amerika rechtzeitig zur Aktion eintreffen. Fügen wir dem noch hinzu, daß Herr Dr. Finſch mit weitge⸗ henden Vollmachten von Seiten der Reichsregierung ausgeſtattet, an Bord des Privatdampfers „Sophie Anna“ von Sidney abgegangen war — wie man vermuthet nach Neu⸗Hannover — dann wird man leicht begreifen, daß ein ſo großer Apparat nur nach den ſorgfältigſten Vorbereitungen in Bewegung geſetzt werden konnte. Zu diefen Vorbereitungen gehören auch die Verhandlungen mit England über die Be⸗ ſitzverhältniſſe an der Nordoſtküſte Neu⸗Guineas. Das Reſultat derſelben iſt bekanntlich geweſen, daß England ſeine Annexionen auf die Quensland (Auſtralien) gegenüber liegende Südküſte von Neu⸗ Guinea beſchränken will und dem entſprechend hat denn auch der neue Oberkommiſſär für die Inſel des weſtlichen Stillen Ozeans, Generalmajor Peter H. Scratchley, Befehl erhalten, vorderhand nicht nur neue Anſiedlungen auf dem britiſchen Gebiete zu verbieten, ſondern auch weitere Uebergriffe zu verhindern. Wie man der „Frkf. Ztg.“ mittheilt, waren bereits am Mittwoch wichtige Meldungen über die Vorgänge in der Südſee eingetroffen. Dieſelben waren telegraphiſch aus einer auſtraliſchen Stadt, deren Name zur Sache nichts thut, übermittelt worden und es erging darauf fofort telegraphiſch der Befehl, nach einem beſtimmten Orte auf einer der neu erworbenen Inſeln ſo ſchnell als möglich und ſo viel als moglich Kohlen zu entſenden. An⸗ geſichts dieſer vollendeten Thatſachen und in friſcher Erinnerung der diplomatiſchen Niederlage, anläßlich Rebaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenbu ncen⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Stei ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, „L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. 5 rate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. 1884. der Angra Pequena⸗Angelegenheit wird die eng⸗ liſche Regierung, welche augenblicklich auch ſehr thätig iſt, wohl bemüht fein, etwaigen Extravaganzen der auſtraliſchen Coloniſten entgegenzutreten und ſich mit der deutſchen Regierung auf frenndſchaftliche Weiſe zu verſtändigen. Was die Erwerbungen auf NeuGuinea betrifft, ſo läßt ſich jetzt ſchon ein hinreichendes Bild der⸗ ſelben an der Hand des letzten engliſchen Blaubuchs entwerfen. Während der weſtliche Theil dieſer großen Inſel bis zum 140. Grad öſtlich von Greenwich als holländiſche Beſitzung angeſehen wird, haben die Engländer die Südküſte vom 140 Grad ab bis zum Oſtkap der Inſel und nördlich bis zu dem die Inſel faſt in der Mitte durchziehenden großen Ge⸗ birgsrücken für ich in Beſitz genommen. Das nörd⸗ lich von dieſem Gebirgsrücken liegende Gebiet bis zur Nordküſte der Inſel zwiſchen dem 140. Grad und dem Oſtkap iſt bisher unabhängiges Gebiet ge⸗ weſen, und man wird nicht febl gehen, wenn man annimmt, daß jetzt das ganze Gebiet den Ausführ⸗ ungen des Fürſten Bismarck entſprechend, ebenſo wie das bei Weſtafrila geſchehen, unter deutſchen Schutz geſtellt worden iſt. An dieſer Küſte ſind der „Koln. Ztg.“ zufolge, in jüngſter Zeit von einer neuen deutſchen Geſellſchaft Faktoreien errichtet worden, die den erſten Anlaß zum jetzigen amt⸗ lichen Einſchreiten gegeben haben. Verſchiedenes. — Wittenberg, 24. Dez. „Welcher iſt der Rechte! Unter dieſer Spitzmarke wird aus Wit⸗ tenberg folgende Mittheilung gemacht. In Witten⸗ berg haben jetzt 38 Lehrer aus den Provinzen Brandenburg und Sachſen ihrer ſechswöchent⸗ licken Militärpflicht genügt und wurden dieſelben 2 * „ 2 * Line unglückliche Königin. Hiſtoriſche Erzählung von R. Hoffmann. i 9. Fortſetzung. Nachdruck verbotenil] . Dieſe haßte nicht ganz ohne Grund Anna Boleyn und ſuchte dieſelbe in das Verderben zu ſtürzen, denn wenn auch Anna Boleyn weder Ur⸗ heberin der kirchlichen Reformation in England, noch der grauſamen Verfolgung der engliſchen Ka⸗ tholiken geweſen war, ſo erblickten dieſe doch mit Recht in der Ehe König Heinrichs mit Anna Bo⸗ leyn und der vorhergegangenen Eheſcheidung von der katholiſchen Katharina von Aragonien das trei⸗ bende Element, welches den König zu der endgil⸗ tigen Lostrennung Englands von der päpſtlichen Kirche veranlaßt hatte, ebenſo war es natürlich, daß Anna Boleyn, um ihre Stellung zu behaupten, ihren Gemahl in der kirchlichen Reformation be⸗ ſtärkte und vor allen Dingen den Proteſtantismus begünſtigte. . f Unter dieſen Umſtänden mußte die katholifche Partei die Todfeindin Anna Boleyns werden, denn war Anna Boleyn wieder von des Königs Seite eentfernt, ſo konnte man von dem Wankelmuthe und der oft von einem Extrem in andere fallenden Leidenſchaftlichkeit Heinrichs viel für die katholiſche Sache hoffen. Allmählich wurden daher von den Höflingen, die der ſo hoch geſtiegenen Anna Boleyn niemals im Herzen zugethan waren, und von der katholiſchen Partei, furchtbare Ränke gegen die Königin geſpon⸗ nen, von denen dieſelbe, ganz der Pflege und Er⸗ ziehung ihrer Tochter Eliſabeth gewidmet, keine Ahnung hatte. Schwerlich wären die Intrigien gegen Anna auch in der folgenden Zeit von Erfolg geweſen, wenn nicht gegen Anfang des Jahres 1535 der König ſein Auge auf das ſchöne Hoffräulein Jo⸗ hanna Seymour geworfen hätte und für dieſe nun in ebenſo heftiger Leidenſchaft entbrannte, wie einſt für Anna Boleyn. Johanna Seymour war ebenfalls von faſt ebenſo niedrer Abkunft wie Anna Boleyn, ſie war die Tochter des Sheriffs Seymour in Sommerſett und als ſchöͤnes und begabtes Mädchen auf Ver⸗ wendung einiger Gönner Hoffräulein geworden. Schöner und anmuthiger als Auna Boleyn oder begabter als dieſe war Johanna Seymour nicht, aber wohl hatten ihr jugendlicheres Geſicht, ihre hochblonden Haarflechten und ihre waſſerblauen Augen des Königs ſinnlichen Regungen erweckt und bei ſenen tyraniſchen Neigungen wußte ſich derſelbe keine Schranken aufzuerlegen: Johanna Seymour ſollte mindeſtens nebenher ſeine Geliebte werden. Zu dieſer Rolle weigerte ſich Johanna Sey⸗ mour aber ebenſo ſtandhaft, wie es einſt Anna Boleyn gethan hatte. Auch wurde Johanna, von den Feinden und Feindinnen der Königin Anna, täglich in ihrer Standhaftigkeit gerade mit dem Hin⸗ weiſe auf die Königin beſtärkt, die doch auch vom einfachen, bürgerlichen Hoffräulein erſt zur Gräfin und dann zur Königin erhoben worden ſei und dies könne der König auch dereinſt an ihr thun. Sicher iſt nun, daß Johanna Seymour in der nun folgenden kritiſchen Zeit nicht die entſchiedene und lautere Rolle ſpielte, wie einſt Anna Boleyn, ſondern Johanna war faſt nur noch das Werkzeug der Feinde der Königin Anna und der Spielball der Launen und Leidenſchaften König Heinrichs. Dieſer ging auch bald, als er ſich in ſeinen Hoffnungen getäuſcht ſah, Johanna Seymour zu ſeiner Maitreſſe machen zu können, mit finſteren Plänen gegen die Königin um. Er wollte ſich ihrer entledigen, wie er ſich einſt ſeiner erſten Gemahlin Katharina von Aragonien entledigt hatte, aber der erwünſchte Anlaß fehlte ihm, wenn er nicht etwa ſeine ganzen früheren Schritte und darunter vor allen Dingen die Rechtsgiltigkeit ſeiner Ehe mit Anna Boleyn, verdammt hätte. Dies konnte aber der König nicht wagen, wenn er nicht ſeine ganze Au⸗ torität und die Anhänglichkeit ſeiner Freunde im Lande auf das Spiel ſetzen wollte. Zu ſolchen widerſpruchsvollen Schritten ſträubte ſich übrigens auch des Königs Stolz und Hartnäckigkeit und mür⸗ riſcher und mißmuthiger wurde er von Tag zu Tag in ſein üthe.