erhielt oft Briefe und Gelder aus Paris, London und Amerika und ſpricht fertig engliſch und fran⸗ zöſiſch. Die andern Verbrecher ſind ganz unbedeunde Menſchen, die durch Reinsdorf verleitet wurden. Sie legen ſich theilweiſe aufs Leugnen, aber das gegen ſie geſammelte Beweismaterial iſt ſo erdrückend, daß ein offenes Geſtändniß das Beſte wäre. Karlsruhe, 19. Dez. Der Tag von Nuis wurde geſtern hier feſtlich begangen. Wie ſeit Jahren wohnte auch diesmal der Großherzog dem von den Offizieren des Leibgrenadierregiments veranſtalteten Abendfeſte bei. Die Caſerne war beflaggt. Prinz Wilhelm von Baden wurde bekanntlich in dieſem heftigen und ſiegreichen Gefechte, welches den badiſchen Truppen zur höchſten Ehre gereicht, durch einen Schuß in die Wange ſchwer verletzt. Leipzig, 19. Dez. Das Reichsgericht hat heute die Reviſion der Frau v. Kolemine betreffend die Eheſcheidungsklage des Großherzogs von Heſſen verworfen. Die diesbezüglichen Eheſcheidungsgründe werden nicht publicirt. Leipzig, 22. Dez. Im Anarchiſtenprozeß wurde heute das Erkenntniß verkündet: Reinsdorf iſt zum Tod und 15jähriger Zuchthausſtrafe, Bach⸗ mann zu 10jährigem Zuchthaus, Rupſch und Küchler zum Tod und zu 12jährigem Zuchthaus, Holzhauer zu 10jährigem Zuchthaus veruͤrtheilt. Soöhngen, Rheinbach und Töllner wurden freige⸗ ſprochen. Berlin, 22. Dez. Die Nordd. Allg. Ztg. chreibt: Amtliche Meldungen, die auf dem aus⸗ wärtigen Amte und bei der Admiralität eingegangen ſind, beſtätigen, daß kaiſerliche Kriegsſchiffe an ver⸗ ſchiedenen Punkten Neuguineas und des neubrita⸗ niſchen Archipels die deutſche Flagge aufgehißt haben, um dem im letzten Sommer ausgeſprochenen Wunſche zu willfahren, die dortigen deutchen Niederlaſſungen und Handelsſtationen unter den Schutz des Reichs zu ſtellen. Berlin, 19. Dez. Die „Köl. Z.“ ſchreibt: In der letzten Sitzung des Staatsminiſteriums, welche Fürſt Bismark perſönlich leitete, iſt auch die Frage der Auflöſung des Reichstages beſprochen worden. Fürſt Bismark ſelbſt ſoll der ausſchlogende Widerrather der Auflöſung geweſen ſein; einmal, weil die bisherigen Beſchlüſſe des Reichstages, welche die Auflöſung rechtfertigten, noch nicht endgiltig ſeien, ſondern noch der dritten Leſung harren, die möglicherweiſe, ja, ſehr wahrſcheinlicherweiſe, ein anderes Ergebniß bringen wird, als die erſten Le⸗ ſungen. Sodann war es b bar nicht erwünſcht, daß eine ihn doch in erſter Reihe nur perſönlich verletzende Maßnahme der Reichs⸗ tagsmehrheit zur Maßnahme der Reichstagsmehrheit zur Grundlage einer Auflöſung gemacht werde. Der ultramontan⸗demokratiſchen Mehrheit ſtehen noch Pro⸗ ben ihrer Leiſtungsfähigkeit bevor, die rein politiſcher Natur ſind, bei denen Zu- oder Abneigung gegen den Fürſten Bismark perſönlich nicht in Frage kommen, und bei dieſen Proben wird ſich dann ent⸗ ſcheiden, ob bei der jetzigen Reichstagsmehrheit das Reich gefährdet iſt oder nicht. Verſchiedenes. — Ladenburg, 23. Dez. Vergangenen Sonntag fand im Saale des Gaſthauſes „zur Roſe“ das Tanzkränzchen der Tanzſchüler der Frau Kaltenthaler ſtatt Dasſelbe war ſehr gut be⸗ ſucht, und war man allgemein überraſcht, über die Erfolge, welche Frau Kaltenthaler mit ihren Schülern erzielt hat. Dieſelben tanzten und bewegten ſich auf dem Tanzboden mit einer Gewandheit, welche alle Anerkennung verdient. Wir wünſchen daher Frau Kaltenthaler für nächſtes Jahr einen recht zahlreich beſuchten Tanz⸗Curſus. Das Kränzchen verlief in der fröhlichſten Stimmung und dauerte bis zum frühen Morgen. — Laden burg, 22. Dez. Geſtern Abend kurz nach 7 Uhr wurde der 81jährige taubſtumme Pfründner Klump von einem Chaiſenfuhrwerk über⸗ fahren, wobei ihm etliche Bruſtrippen eingedrückt wurden und ſonſtige Verletzungen erlitt. Das be⸗ treffende Gefährt bekümmerte ſich um den Unglück⸗ lichen nicht, denn es fuhr ſich nichts wiſſen machend davon. 5 — Mannheim, 18. Dez. (Schwurgericht.) 8. Fall: Der 29jährige Kutſcher Johann Bertſche von Dauchingen wegen verſuchten Todtſchlag an dem 28jährigen Zimmermädchen Cäcilie Holder. Beide waren bei Herrn Premier ⸗Lieutenant Schmitt in Schwetzingen bedienſtet. Der Gerichtshof erkennt auf eine Gefängnißſtrafe von 2 Jahren und Tragung der Koſten. Mit dieſem Falle endigen die Schwur⸗ gerichtsverhandlungen des 4. Quartals. — Mannheim, 22. Dez. Tabak. Während der letzten Woche ſind folgende Verkäufe von 84er Tabaken zu verzeichnen: In Langenbrücken, Übſtadt und Umgegend zu Mk. 15 — 24, Roth M. 15— 18. Im Neckarthal zu Mk. 18 — 24, Bühlerthal zu Mk. 20— 25, an der Bergſtraße zu Mk. 15— 18 und Alles per 50 Kilo excl. Steuer. Rheinpfalz noch Kleinigkeiten zu Mk. 101g, g — Schwetzingen, 20. Dez. Vorgeſtern Nachmittag wurde auf der Rheinſeite gegen Beih. eine ſchon ziemlich entſtellte männliche Leiche geländet, in welcher man die Perſon des ſchon ſeit Ende Ok tober vermißten Bahnexpediters von Eppingen ver⸗ muthete, was ſich denn auch geſtern Abend bei de durch das Großh. Amtsgericht Schwetzingen in Gegen wart des Sohnes des Verunglückten vorgenommene Beſichtigung als richtig beſtätigte. Die Leiche wurde geſtern Abend um 6 Uhr nach Brühl verbracht und wird heute daſelbſt beerdigt. — Karlsruhe, 21. Dez. Heute Nacht ha ein in der Zähringerſtraße wohnender hochbetagter Schuhmacher ſſeine Ehehälfte derart traktirt, dag dieſelbe am Morgen den erhaltenen Verletzungen er⸗ legen iſt. Der Thäter iſt verhaftet, die gerichtliche Unterſuchung eingeleitet. Wie man ſich erzählt, hat der ſaubere Ehemann ſeine Frau mittelſt eines Schu⸗ ſterleiſtens die Hirnſchale eingeſchlagen. Nach anderer Mittheilung ſoll er ſogar ſeinen Hammer als Mord⸗ inſtrument benutzt haben. Motive z. Z. noch un⸗ bekannt. — Meckesheim, 17. Dez. Vor einigen Tagen wuſch hier ein Arzt einem Patienten eine Wunde mit Carbol-Auflöſung aus. Man ließ di Auflöſung in einer Kaffeeſchüſſel ſtehen. Ein kind von 10 Jahren, das nachher in dieſem Hauſe Beſuch machte, trank davon. Man brachte dem Kinde ſo⸗ fort lauhwarme Milch bei, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Der Arzt wurde ſchnell herbeigeholt, und ſo wurde das Kind von dem Tode gerettet. — Vater und Gattenmord. Aus Schwein⸗ furth wird unterm 19. Dez. berichtet: In dem Orte Puſſelsheim wurde vorgeſtern die Sektion der Leiche des 72jährigen Kuhn vorgenommen, der auf dem Speicher ſeines Hauſes aufgehängt gefunden wurd aber nach dem Leichenbefunde eines gewaltſame Todes geſtorben ſein mußte. Der Verlebte wurde zuerſt erdroſſelt und dann, um das Verbrechen zu verbergen, aufgehängt. Der Verdacht fiel auf den 40jährigen Sohn und die 70jährige Frau des Er⸗ mordeten, den beide angeblich, weil er dem Trunke etwas ergeben war, aus der Welt ſchaffen wollten. Mutter und Sohn find, wie das „Schweinf. Tag b.“ meldet, bereits in die hieſige Frohnfeſte eingeliefert worden. 5 0 . 0 ſagte der Konig düſter zu dem erſchrockenen Lord Chamberlain. „Ihr bringt mir nur Nachrichten, daß mir Töchter geboren ſind. Ich will aber auch einen Sohn, einen Thronfolger für England haben! Soll mir das Glück verſchloſſen ſein, was jeder Bauersmann im Lande hat, einen Sohn zu beſitzen? Unglückſelige Zuſtände, wenn man als König von England von einem lächerlichen Schickſal zum Narren gehalten wird!“ — Lord Chamberlain ſagte nach einer Pauſe in großem Gleichmuth: „Geſtatten Majeſtät ihrem unterthänigſten Diener zu ſagen, daß man Gott für Alles danken muß, was er uns ſchenkt und Majeſtät können auch an der Tochter viele und große Freude erleben. Die Prinzeſſin iſt geſund und ihre erlauchte Mutter be⸗ reits ſo kräftig, daß ſie ihren Gemahl bereits em⸗ pfangen kann.“ 5 Durch dieſe Worte wurde Heinrich einigermaßen in ſeinem Unmuthe beſänftigt, er lächelte dem alten, treuen Lord Chamberlain freundlichſt zu und empfing dann die Glückwünſche der anweſenden zu der Geburt einer Prinzeſſin. Während ſich dann die Nachricht von dieſem Ereigniß im Schloſſe verbreitete und auch den draußen harrenden Lords bekannt gegeben wurde, begab ſich Konig Heinrich in Begleitung des Schloßhauptmann Lord Chamberlain, Lord Caffolk's, des Leibarztes und einiger Hofdamen in das Gemach der Königin, lüßte ihr zärtlich Stirn und Wangen und gab ſeiner Freude über ihre gückliche Entbindung Ausdruck. viel Lebenskraft verrathendes Kind, welches der König ebenfalls herzte und küßte. Die Königin, welche im Geheimen ſich oft viel Sorge darüber gemacht hatte, ſtatt mit einem Sohne, ihren Gemahl mit einer Tochter zu beſchenken, war faſt außer ſich vor Freude, als ſie ihren Gemahl ſo glücklich wegen der Geburt der Tochter ſah. Heinrich ſchien auch wirklich ganz zufrieden zu ſein, war lieb⸗ reich gegen ſeine Gemahlin und die neugeborene, Prinzeſſin und ordnete für beide die ſorgſamſte Pflege an. Nach zwei Wochen fand auch unter Entfaltung aller königlichen Pracht die Taufe der Prinzeſſin, der Tochter Anna Boleyn's, ſtatt, und erhielt dieſelbe den Namen Eliſabeth. Anna widmete ſich in der Folgezeit faſt nur der Pflege und Erziehung ihrer heißgeliebten Tochter, die herrlich gedieh und ſchon in den erſten Kinder⸗ jahren große Gaben des Geiſtes verrieth, wodurch ſie ihre Mutter entzückte und auch ihren Vater erfreute. Konnte man doch um ſo hoffnungsreicher auf Eliſa⸗ beth blicken, denn die fernere Ehe Anna Boleyn's mit Heinrich 8. blieb kinderlos, und da in England in Ermangelung eines männlichen Thronerben auch die Prinzeſſinnen thronberechtigt ſind, ſo war Eliſa⸗ beth beſtimmt, dereinſt Königin von England zu werden. Während aber die Königin Anna mit mütter⸗ lichem Eifer und Sorgfalt ſich der Erziehung ihrer Tochter widmete, bemerkte ſie nicht, wie ſich im Herzen ihres Gemahles allmählich eine große Ent⸗ fremdung vollzog. Die ſittliche Baſis im Charakter Heinrichs hatte ſich nie durch beſondere Stärke aus⸗ gezeichnet und wgr ſchon während ſeiner Eheſcheidung rch die Streitigkeiten mit dem Papſte er⸗ 35 ſchüttert worden. Ehrlich und tief und aus rein Liebe hatte auch Heinrich Anna Boleyn niemals ge⸗ liebt, ſondern nur aus ungeſtümer, finnlicher Leiden⸗ ſchaft, die ſich keine Schranken zu ſetzen mußte, dazu kam noch der Unfrieden und die Zwietracht, in welcher Heinrich mit aller Welt, mit dem Kaſſer, mit dem Papſte und mit vielen Großen ſeines Lan des wegen ſeiner gewaltſamen Reformation der Kirche lebte. Unzufrieden in ſeinem Innern, launiſch und wankelmüthig von Charakter und leidenſchaftlich im Gemüthe, wurde es dem Könige daher bald bei der tugendhaften Anna Boleyn langweilig und er ſuchte durch allerlei Vergnügungen und Kurzweil die Zeit zu zerſtreuen. Die Königin hielt ſich in der Regel bon dieſen Vergnügungen, an denen ſie keine Freude fand, fern. Um ſo ausgelaſſener trieb es aber Heinrich und ſeine Höflinge, Lord Caffolk an der Spitze, ſoſſe die katholiſche Partei am Hofe begünſtigſen dieſe Nei gungen Heinrichs, weil er dadurch mehr und mehr und mehr von ſeiner Gemahlin, welche für die kefor« matoriſche und proteſtantiſche Politik des Königs eifrig eingetreten war, entfremdet und vielleicht einer ſpäteren Verſöhnung mit dem Papſt geneigt gemacht wurde.“ 5 Eine offene katholiſche Partei gab es allerdings damals am engliſchen Hofe nicht, das verbinde Heinrichs drakoniſche Strenge, wohl aber gad unter den Höflingen und den Großen des engliſch Königreiches noch viele heimliche Anhänger der päpft⸗ lichen Kirche und der anglikaniſche Biſchof Gardine war der Führer dieſer päpſtlichen Partei. (zFortſetzung folgt.) 18 5 Vefant Einführ über ung Die Ge atiſt die belt. No. dsh chende, bon en 9 5 24. Okt hon dem Bezirks er l. J. füt bo bortzſtatutat 1115 J. Die ſcheiſt des § 1 15. Juni 1883 ung der Arbeiter 1. auf alle Lehrlinge, 2. auf alle welche vor erbalb il ſhäftigt n 3. auf ſelbſtf den, wele ſtütten ir Rechnung den mit Bearbeitu niſſe beſch induſtrie. Ziffer II. Di 40 bis 53 de auch auf die Affer I. bezeid dung. Ladenburg, 8 A. Hu! Das de Hirſch Wi in der Kir bur gſtehen großem Lade und Stallu Hand zu 1 er 1. Apri! Näheres Kreter in — Eine gute 2 uu laufen ge Erpedition d. J berkauf, F. Schn. und eine W bei ;