General-Anzeiger f Erſcheint jeden Mittwoch und Samſtag und koſtet vierteljährli heint jeden 2 d S eljährlich 1 % 5 mit illuſtirtem Anterhaltungsblakt 1 % 70 0 7 neee N Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal⸗Anzeigen mit 6 P Rellamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabatthewilligung. 8 0 . —— — Nr. 103. di—e nächſte Nummer wird am Hamſtag den 27. Dez. Nachmittags ausge geben und wird gebeten, Inſeratenaufträge s kängſtens morgens 9 Ahr aufzugehen. — —ů—ůů ů — 10 Der Stern von Bethlehem. Hoch vom Himmel leuchtet wieder, Bethlehem, Dein goldner Stern — Sel'ge Botſchaft ſteigt hernieder, nd die Erde preiſt den Herrn; Drang und Sehnſucht aller Zeiten Fühlt dem Ziel ſich nah gebeacht, Laßt zum Gottesſohn ſich leiten Von dem Stern der heil'gen Nacht. Auf dem Feld mit weißer Schwinge Schwebt der Engel lichte Schaar, Macht das Räthſel aller Dinge Den erſtaunten Hirten klar. Und ſie ſingen von dem Frieden, Der den Völkern kommen ſoll, Von der Liebe Reich hienieden, Das der Ehre Gottes voll. O ſo leuchte, Stern der Sterne, Mit der liebe Glutgewalt Allen Duldern nah und ferne, Denen keine Tanne ſtrahlt! Manches Haupt, ſonſt ſtolz und muthig Sinkt zur Bruſt im kalten Schmerzz Noch iſt manche Stirne blutig, Und noch blutet manches Herz. Deine ſchönen Strahlen ſende Heut als Samariter aus, Daß ſie nahe mit goldner Spend Jedem freudeloſen Haus! 7 Aitktwoch, den 24. Dezember Jeder Wittwe ſollſt Du glänzen, Jeder Waiſe Tröſter ſein, 5 Sollſt die Schlummernden bekränzen In dem letzten Kämmerlein! Stern der Sterne, der bewundert Ueber Bethlehem einſt ſtand, Hoffend grüßt Dich das Jahrhundert, Blickt empor das Vaterland. Küſſe alle Wundenmale, Bringe Freude jedem Leid! Stern des Friedens, ſtrahl', o ſtrahle Frieden in die neue Zeit! Politiſches. Ladenburg, 22. Dez. Eine an bedeut⸗ ungsvollen Ereigniſſen reiche Woche liegt hinter uns. Zuerſt nahmen weitere Veröffentlichungen aus dem deutſchen Weißbuch die Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Es war darunter ein „Angra Pequena“ betiteltes Kapitel, das hochpolitiſche Enthüllungen über die deutſch⸗engliſchen Verhandlungen brachte. Es zeigte ſich aus ihnen, daß Fürſt Bismarck ſchon ſeit dem Jahre 1881 auf der kolonialpolitiſchen Hochwacht geſtanden und nach einem ſcharfen diplomatiſchen Kampfe mit den engliſchen Staatsmännern dieſe vollſtändig aus dem Felde geſchlagen hat. Allerdings zu Anfang, ſo lange der Kanzler in Güte eine Ver⸗ ſtändigung zu erzielen ſuchte, da ſaßen die Englän⸗ der auf hohem Pferde und führten ſtolze Reden, wie das ſo ihre Gewohnheit iſt. Als aber Bismark ihnen dann entſchloſſen auf den Leib rückte, als er in ſeinen Depeſchen Töne anſchlug, wie: „Es ſcheint mir, als ob wir von England nicht auf dem Fuße der Gleichheit behandelt werden“ und „der in Deutſch⸗ land aufrichtig vorhandene Wunſch, mit England Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Stei in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſeratt für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in 4 1884. in Frieden zu leben, dürfte nicht zu der Anſicht führen, daß Deutſchland geneigt ſei, dieſem Wunſche irgend welche vitale Intereſſen zu opfern“ — da ſchrumpften die engliſchen Hochmuthsphraſen zuſam⸗ men. Alle die Ausflüchte und Verſuche des eng⸗ liſchen Kabinets, die deutſche Reichsregierung, „welche in die dunklen Irrgänge der britiſchen Kolonialpo⸗ litik und Kolonialgeſetzgebung nicht genug eingeweiht ſei,“ mit allerhand Redensarten an der Naſe herum⸗ ziehen, nahmen ein Ende mit Schrecken und das ſo lange vorenthaltene Einvernehmen über die Grenzen des engliſchen Machtbereiches an der afrikaniſchen Weſtküſte wurde eine erfreuliche Thatſache. Es iſt ſchade, daß nicht ſchon in früheren Zeiten die Staats⸗ männer verſtaaden haben, in Bismarckſcher Weiſe mit dem ſolzen Albion zu reden. Vor dem Reichs gerichte in Leipzig wickelt ſich langſam der große Anarchiſtenprozeß ad. Es iſt ſchon jetzt keine Frage mehr, daß das Ver⸗ brechen den Anklageakten gemäß feſtgeſtellt wird, und daß die acht Verbrecher theils mit dem Tode theils mit ſchweren Zuchthausſtrafen ihre verbrecher⸗ iſchen Abſichten büßen müſſen. Der Anſtifter und Leiter und die Seele des Attentats auf dem Nieder⸗ — —— — wald, der Schriftſetzer Reinsdorf, hat ſeine Schuld in vollem Umfange eingeſtanden. Er iſt ein hart⸗ geſottener Anarchiſt, ſchon vielmals beſtraft wegen Verbreitung revolutionärer Schriften, Führung fal⸗ ſcher Namen, Urkundenfälſchung, Tragens von Waf⸗ fen u. ſ. w. Er hat ſich in der halben Welt herumgetrieben, in der Schweiz, in Frankreich, in London, in Leipzig, Berlin und München, führte falſche Päſſe und amerikaniſche Bürgerbriefe bei ſich, verkehrte 1878 bis 1879 mit Hödel, ſpäter mit Moſt in Amerika und mit den Anarchiſten Ka⸗ merer und Sellmacher, den Wiener Mördern. Er Line unglückliche Königin. Hiſtoriſche Erzählung von R. Hoffmann. 9. Fortſetzung. [Nachdruck verboten!] Inzwiſchen hatte Lord Chamberlain den Jagd⸗ zug erreicht und befand ſich, das Haupt entblöſend, vor dem König. f „Was giebt's? Was iſt in unſerem Palaſte vorgefallen? fragte Heinrich ungeduldig. 1 f „Ihre Mafeſtät unſere allergnädigſte Königin ird ſeit zwei Stunden von ſchweren Wehen heim⸗ geſucht und erwartet unter großen Schmerzen die baldige Geneſung von dem, was Gott ihr und un⸗ ſerem allergnädigſten Könige ſchenken wird.“ Heinrich ſchaute bei dieſer Nachricht betroffen drein und ſagte dann: „Unſern herzlichſten Dank für dieſe Botſchaft, lieber Lord. Hoffentlich wird Alles für unſere Kö⸗ nigin gnädig vorübergehen und der Himmel uns und England endlich den langerſehnten Thronfolger ſchenken!“ a „Gott gebe es!“ erwiderte Lord Chamberlain und langſam legte der Jagdzug den Reſt des We⸗ ges nach Schloß Windſor zurück, während König Heinrich in eifrigem, halblautem Geſpräch mit Lord hamberlain begriffen war, ſich wiederholt eifrigſt nach dem Befinden ſeiner damals noch heißgeliebten Gemahlin Anna erkundigte und de 8 über das Vor dem Schloſſe angekommen, ſtiegen alle von den Pferden und übergaben dieſe zum Halten den herbeigeeilten Dienern, denn kein Pferdegetrappel im Schloßhofe ſollte jetzt die Königin in ihren ſchweren Stunden beängſtigen oder ihr läſtig fallen. Der König, Lord Caffolk, Lord Chamberlain und die übrigen zu ſeiner nächſten Umgebung gehö⸗ rigen Perſonen begaben ſich darauf eiligen Schrittes in das Schloß, während die übrigen Herren, welche meiſtentheils nur dem Könige das Geleit gegeben hatten, vor dem Schloſſe warteten, um ſobald als möglich die frohe Botſchaft von der glücklicheu Ent⸗ bindung der Königin zu erfahren und die Nachricht gleich mit auf ihre heimathlichen Schlöſſer und in das Land zu bringen. König Heinrich begab ſich direkt nach den Ge⸗ müchern, wo ſich die Königin befand. Aber er durfte ſeine Gemahlin noch nicht ſehen, die Entbindung war noch nicht vorüber, die Leibärzte und die dienſt⸗ thuenden Hofdamen gaben dem Könige nur tröſtende Auskünfte und Heinrich der für das Leben von Mutter und Kind fürchtete, ſchritt in bangen Er⸗ wartungen nach ſeinen eigenen Gemächern, wohin ihm ſobald als thunlichſt Nachrichten über das Be⸗ finden der Königin gebracht werden ſollten. Dort verrann für Heinrich noch eine unruhige, qualvolle halbe Stunde, während welcher er wohl hundert Mal all' das Glück oder Unglück in bangen Gedanken durchwog, was ihm der heutige Tag bringen konnte. Dann kamen endlich in fliegender Haſt der Schloßhauptmann Lord Chamberlain, Lord Caffolk, ein Leibarzt und einige Hofdamen in das Zimuer geeilt, um ihn von ſeinen bangen Erwartungen zu befreien. Lord Chamberlain ſagte mit feierlicher Stimme: „Der Himmel iſt unſerem koͤniglichem Hauſe gnädig geweſen. Ihre Majeſtät unſere allergnädigſte Königin iſt glücklich von einer geſunden und wohl⸗ gebildeten Prinzeſſin entbunden worden. Es lebe die neugeborene Prinzeſſin und unſer ganzes köͤnig⸗ liches Haus!“ — ü Die bei den erſten Worten Chamberlain's vor erwartungsvoller Freude ſtrahlenden Züge König Heinrichs hatten ſich indeſſen bei den Worten „Prin⸗ zeſſin“ merklich verdüſtert. Heinrich ſagte zunächſt keine Silbe, er konnte ſich gar nicht mit dem Ge⸗ danken verſoͤhnen, daß ihm, nachdem er in lang⸗ jähriger Ehe mit ſeiner erſten Gemahlin Katharina von Aragonien auch nur eine Tochter gehabt hatte, jetzt in ſeiner Ehe mit Anna Boleyn wieder eine Tochter und nicht der ſeit vielen Jahren erſehnte Sohn geboren ſein ſollte. Endlich löſte ſich des Königs Zunge, aber nicht zu Worten der Freude und Genugthuung, ſondern zu denen der Bitterkeit. Gutachten ſeiner Leibärzte befragte. „Ew. Lordſchaft ſind ein alter 1