Erſcheint jeden Mittwoch und 8 Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnah Garmondzeile oder deren Raum mit 10 f., Rellamen mit 20 Pf. berechnet. — — t jeden Samſtag und koſtet vierteljährli e mit illuſtirtem Anterhaltungsblakt 1 % 70 3 gere 1 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der und werden die einſpaltige t 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 . Bei größeren Aufträgen Rabaftbewilligung. 5 2 1 Rudolf Moſſe, — — — — — Nr. 102. Abonnemenks⸗Linladung. Mit dem erſten Januar beginnt ein neues Quartal unſerer Zeitung und laden zu Neubeſtel⸗ lungen ergebenſt ein. Unſern Gönnern ſagen wir für die ſeitherige Unterſtützung beſten Dank und bitten 19 1 Gewogenheit. Der Abonnementspreis betragt vierteljährli 1 M. 20 Pfg. frei in's Haus geliefert und 0 5 Beſtellungen ſowohl in der Expedition, wie bei den Zeitungsträgern angenommen. — Inſerate finden pünklichſte Aufnahme und werden dilligſt berech net. Gleichzeitig laden wir zur Beſtellung auf das „Illuſtrirte Unterhaltungsblatt“ ein, das bei reich⸗ haltigem Inhalt an Erzählungen und Illustrationen vierteljährlich nur 50 Pfg. koſtet. Ladenburg, im Dezember 1884. Der Verlag. Volitiſches. E Leipzig, 15. Dez. In der öffentlichen Sitzung des vereinigten zweiten und dritten Senats des Reichsgerichts begann heute Vormittag 9 Uhr m Schwurgerichtsſaale des Landgerichtsgebäudes der Prozeß wider Reinsdorf und Genoſſen. Der Ge⸗ richtshof beſteht aus dem Senatspräſidenten Drenk⸗ mann als Vorſitzenden, den Reichsgerichtsräthen Thewald, Schwarz, Kirchhoff, Krueger, Stechon, . Petſch, Dr. Spieß, Keinitz, Dr. Freiesleben, Dr. Mittelſtädt, Schaper, v. Bezold und Calame. Die Anklage iſt vertreten durch den Oberreichsanwalt v. Seckendorff und Erſten Staatsanwalt Teplin; das Protokoll führt Kanzleirath Schleiper. Nach dem Ausrufe der Angeklagten, der 48 Zeugen und 6 Sachverſtändigen beginnt die Verhandlung; zuerſt 1 Samſtag, den 20. Deze wurde Angeklagter Bachmann vernommen, welcher zugibt, von Reinsdorf beſtimmt worden zu ſein, im Willemſenſchen Reſtaurant zu Elberfeld die Dyna⸗ mitexploſion auszuführen, und ſie auch ausgeführt Bachmann will aber die Gefährlichkeit des Dynamit nicht gekannt, ſondern nur beabſichtigt haben, die reichen Gäſte, welche bei Willemſen verkehren, durch einen Knall zu erſchrecken. Die Ausſagen Bach⸗ manns lauten gegen Reinsdorff ſehr belaſtend. An⸗ geklagter Reinsdorff erklärt ſich in Betreff der El⸗ berfelder Exploſion als nicht ſchuldig und ſagt, die Angaben Bachmanns ſeien Phantaſtien. Reinsdorff bezeichnet ſich als Anarchiſt und erläutert das Wort „Anarchie“ dahin, dieſelbe ſei ein Geſellſchaftszuſtand, welcher es jedem normal angelegten Menſchen ermoͤg⸗ liche, die höchſte Stufe der Bildung und Entwicke⸗ lung zu erreichen: es ſei noͤthig, die Menſchen von übermäßiger Arbeit zu entlaſten, ihnen Kummer und Noth abzunehmen, ſie von allem natürlichen Zwang zu befreien und die Dummheit und den Aberglauben aus der Welt zu ſchaffen; das ſeien die Ziele der anarchiſtiſchen Geſellſchaft. Vom Präſidenten befragt, ob Attentate auf gekrönte Häupter, überhaupt Dy⸗ namitattentate zu den Mitteln gehören, womit die anarchiſtiſche Partei ihre Beſtrebungen zur Durch⸗ führung bringen wolle, antwortete Reinsdorf, die Anarchie ſchreibe keine tactiſche Mittel vor; ſie über⸗ laſſe es jedem einzelnen, zu handeln, wie er wolle. Weiter befragt, was er über Dynamitattentate denke, antwortete Reinsdorf: „Herr Präſident, ich überlaſſe es Ihnen, die äußerſten Conſequenzen zu ziehen, ich will deſſentwegen, was ich vorgetragen, verurtheilt ſein.“ — Auch der Nachmittagsſitzung wurde aus⸗ ſchließlich über das Elberfelder Dynamitattentat ver⸗ handelt. Gegenüber den ſchweren, belaſtenden Aus⸗ ſagen der abgehörten Zeugen Polizeikommiſſar Gott⸗ 0 Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, in Hamburg und möber 0 5 Adolf Steiner ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg. 1884. ſchall, Frau Dr. Hartmann, Kellner Brenke und des Mitangeklagten Küchler, ſämmtlich aus Elberfeld, verblieb der Angeklagte Reinsdorff bei ſeinem Syſtem des Leugnens. Reinsdorff verſucht, alle ihm nach⸗ theiligen Ausſagen als wahrheitswidrig zu verdäch⸗ digen und beſchuldet auch den Unterſuchungsrichter, die Ausſagen der Zeugen in der Vorunterſuchung nach ſeinem Gefallen protokollariſch feſtgeſtellt zu haben. Bei ſeiner Vernehmung ſuchte er ſeine Dar⸗ legungen über die Theorieen der anarchiſtiſchen Partei mit groben Ausfällen gegen die Fürſten zu verbinden. Der Präſident verhinderte jedoch energiſch dieſes Vorhaben. — Leizig, 17. Dez. (Anarchiſtenprozeß). Die geſtrige Nachmittagsfitzung begann mit der Be⸗ weiserhebung über das Niederwaldattentat. Der Sattlergeſelle Rupſch bekennt ſich nichtſchuldig und behauptet, das Attentat verhindert zu haben. Reins⸗ dorf habe ihn beſtimmt nach Rüdesheim zu gehen und das Dynamitattentat auszuführen, um den Kaiſer zu tödten. Er ſei ſcheinbar darauf eingegangen, da er- mit dem ihm gegebenen Geld die Feſtlichkeiten mitmachen wollte. Das Dynamit beabſichtigte er in den Rhein zu werfen. Ich ſollte das Dynamit in die Fahrſtraße legen, ſo daß der Kaiſer darüber fahren mußte. Ich ſollte zuerſt allein reiſen, da aber genügend Geld vorhanden war, ſollte Küchler mit⸗ reiſen, was mir unangenehm war, da ich nun einen Aufpaſſer hatte. In Rüdesheim wollte Küchler mich beſtimmen, das Dynamit unter das Kaiſerzelt zu legen, was ich als zu gefährlich ablehnte. In Wahr⸗ heit wollte ich das Attentat verhindern.“ Rupſch theilt dann die bekannten Details über die Exploſion bei der Feſthalle mit. Trotzdem der Präſident die Unglaubwürdigkeiten der Ausſage betonte, blieb Rupſch allenthalbten bei ſeinen Behauptungen. Hierauf — 2 * N 5 Line unglückliche Königin. Hiſtoriſche Erzählung von R. Hoffmann. 8. Fortſetzung. [Nachdruck verboten!] a Aber dieſes Vorhaben mißlang, der Vorſprung des verfolgten Wildes war zu groß, und ehe noch Hunde oder Jäger den Saum des Waldes erreichten, war der Hirſch in dem Schatten desſelben verſchwunden. . Doch König Heinrich, deſſen Jagdluſt der ſel⸗ tene weiße Hirſch ganz beſonders gereizt hatte, befahl eine raſche Fortſetzung der Parforce-Jagd im Walde. Den Jagdſpeer über dem Hauptle ſchwingend und ſeinem edlen Roſſe die Sporen gebend, verſchwand König Heinrich im weiten Sprunge zuerſt im Walde und eilte den Hunden, welche die Fährte des Hir⸗ ſches noch hielten, in leidenſchaftlicher Waidmanns⸗ luſt nach. i Die übrigen Jäger folgten indeſſen dem Könige nicht ſo raſch. Theils vermochten ſie nicht ſo ſchnell wie er mit ihren Pferden durch den Wald zu dringen, theils wollten ſie aber auch nicht durch einen allzu tollkühnen Ritt ihr Leben auf das Spiel ſetzen. Mehrere der Lords kamen durch das Scheuwerden einzelner Pferde vor den Bäumen des Waldes auch aus dem Sattel und andere waren von der Par⸗ forcejagd bereits ſo erſchöpft, daß ſie nur noch im angſamen Trabe ſich vorwärts bewegten. a 285 König Heinrich verfolgte daher faſt ganz allein den Hirſch, nur Lord Caffolk und ein königlicher Leibjäger hatten ihren Herrn im Auge behalten ver⸗ mocht, ſprengten aber auch wohl hundert Schritte hinter ihm her. Der König verfolgte den Hirſch mit einer hart⸗ näckigen, ja lebensgefährlichen Leidenſchaftlichkeit. Er trieb ſeinen ſchaumbedeckten Hengſt zwiſchen den Bäumen des Waldes immer wieder zu neuen Galopp⸗ ſprüngen an, ſobald ein Dickicht das Thier zu einer langſamen Gangart genöthigt hatte. So ſetzte Hein⸗ rich die Jagd noch längere Zeit fort und achtete nicht dabei auf ſeine an den Aeſten der Bäume zerriſſenen Kleider, nicht auf die Wunden, die ihm Dornen und Zweige am Geſicht und an den Hän⸗ den beigebracht batten, nicht achtete der König auch auf ſein abgehetztes, todtmüdes Roß und auf das Zurückbleiben ſeines Gefolges, er dachte nur daren, ſeine Leidenſchaft zu befriedigen und den weißen Hirſch zu erlegen, alles andere war ihm gleichgültig, ein Charakterzug Heinrichs, der ſpäter ſehr verhäng⸗ nißvoll wirkte und ſelbſt auf der Jagd zum Aus⸗ druck kam. Das gehetzte Wild wurde endlich langſamer in ſeinem Laufe, denn ſeine Kräfte ſchwanden. Näher und näher kam jedoch König Heinrich heran und jetzt ſah er den weißen Hirſch in einer Entfernung von kaum fünfzig Schritt vor ſich, wie er ſich mit ermatteten Kräften nur noch in langſamen Sprüngen vorwärts bewegte. Da trieb Heinrich aufs Neue ſeinen Hengſt mit blutigen Sporen an, um den Hirſch vollends zu erreichen. Aber dieſer bot nun auch den Reſt ſeiner Kräfte auf und es entſpann ſich wiederum ein Wettlauf. Doch derſelbe dauerte nicht mehr lange, nach einem Sprung über einen Graben ver⸗ lieſen den Hirſch die Kräfte. Erſchoͤpft ſtürzte das gehetzte Thier auf die vorderen Läufe nieder und erwartete mit heraushängender Zunge, ſchäumenden und ſchnaubenden Rachen ſein Schickſal. In wenigen Augenblicken hielt Heinrich vor dem ereilten Wilde. Es war eine große, ſchlanke, weiße Hirſchkuh, die ſtöhnend vor ihm lag. Er hätte dem armen Thiere, welches wie demuthsvoll ſein Haupt vor dem Könige neigte, das Leben ſchen⸗ ken können, er konnte das vollſtändig erſchöpfte Thier von ſeinen Jägern einfangen und nach ſeinen Wild⸗ parks verbringen laſſen. Wäre die ſanfte Königin Anna jetzt an Heinrichs Seite geweſen, ſo wäre dieſer Akt der Menſchlichkeit in einem ſolchen außer⸗ gewöhnlichen Falle auch gegen die weiße Hirſchkuh geübt worden, aber daran dachte der ganz und gar von ſeinen Leidenſchaften beherrſchte Koͤnig Heinrich nicht. Er ſtieß mit nerviger Fauſt der Hirſchkuh den todtbringenden Speer in die Bruſt und führte dann ſein Jagdhorn an den Mund, um in hellen Tönen den zurückgebliebenen Genoſſen den Sieg über den Hirſch zu verkünden. Nur wenige Sekunden dauerte es und das Signal des Koͤnigs wurde mit dem weithallenden