Erscheint eden Arittwoch und Hamſtag und koſtet vierteljährli 1 mit iüuſtirtem Anterhaltungsblatt 1 % 70 05 eien 3 Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der edition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pf., a N Lokal⸗Anzeigen mit 6 Nellamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabatthewiligung DVDeolitiſches a Berlin, 14. Dez. Der Reichstag war in per verfloſſenen Woche hauptſächlich mit der Be⸗ athung des Militäretats beſchäftigt. Zwei Gegen⸗ ande pflegen alljährlich bei dieſem Etat Anlaß zu großen Redeſchlachten zu geben: die Militärgerichts⸗ barkeit und die Selbſtmorde in der Armee. Sie ohmen auch diesmal eine ganze Sitzung in An⸗ Pruch. Das Militärſtrafprozeßverfahren in Preußen ind ſeinen Kontingenten — Baiern nimmt be⸗ Nantlich eine Sonderſtellung ein — iſt ſchon über 0 gabre alt und entſpricht nach Anſicht nahm⸗ after Juriſten in vielen Beziehungen den Anfor⸗ derungen nicht mehr, die man auf Grund der neuen deuſchen Reichsjuſtizgeſeze an eine geordnete Sllafrechtspflege ſtellen kann. Faſt alle Parteien des Reichstags ſtimmten wiederholt dieſem Urtheil bei, ohne ein Entgegenkommen bei der Regierung finden. Kriegsminiſter Bronſart erklärte am letzten Menstag, die Regierung erkenne ſehr wohl manches Mongelhafte in dem jetzigen Verfahren, aber die weſtgehenden Forderungen des Reichstags, z. B. die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen könne die nicht berechtigt finden und nicht zugeſtehen. Die Regierung habe deshalb dem Reichstage noch gar keine Reform der Militärprozeßordnung vorgeſchlagen, peil ſie bezweifle, daß eine Vereinbarung erzielt würde. — Ein günſtigeres Feld zur Vertheidigung Hotte die Regierung bei der folgenden Debatte über die Mißhandlungen der Soldaten durch Vorgeſetzte ind über Soldatenſelbſtmorde. Hier wies der Niegsminiſter überzeugend nach, daß ein Theil der Preſſe es ſich zur Aufgabe macht, Soldatenmißhand⸗ lungen in übertriebener oder entſtellter Weiſe zu beröffentlichen, um unſere Militäreinrichtungen he⸗ Milkwoch, den rabzuſetzen. Die Selbſtmorde in der deutſchen Armee ſind geringer als in irgend einer andern, und ſelbſt Fälle, denen eine Mißhandlung des Betreffenden vorausgegangen, können nur in ganz verſchwinden⸗ dem Maße nachgewieſen werden. Berlin, 15. Dez. Reichstag. Es kam zuerſt der Etat des Reichskanzlers zur Berathung. Die für 2 Beamte der Reichskanzlei geforderten Gehaltszu⸗ lagen, deren Genehmigung Benda und Richter be⸗ fürworten, werden bewilligt; auch das Zentrum ſtimmte dafür. Beim Etat des auswärtigen Amtes beantragte die Budgetkommiſſion die Ablehnung der geforderten neuen Direktorſtelle. Der Unterſtaats⸗ ſecretär Buſch tritt für die Bewilligung der Vorlage ein. Die Forderung der Regierung wird in na⸗ mentlicher Abſtimmung mit 141 gegen 119 Stim⸗ men abgelehnt. Leipzig, 12. Dez. Unter dem Vorſitze des Senatspräſidenten Henrici fand heute vor dem Reichs⸗ gericht die Verhandlung in der Eheſtreitigkeit des Großherzogs von Heſſen ſtatt. Der Großherzog war durch die Rechtsanwälte Patzki⸗Leipzig und Juſtiz⸗ rath Lotheiſen⸗Darmſtadt vertreten, Frau v. Kolemine durch die Rechtsanwälte Lewald⸗Leipzig und Köhler⸗ Mannheim. Die Oeffentlichkeit wurde ausgeſchloſſen. Der Oberreichsanwalt beantragte den Auſpruch der Incompelenz des Reichsgerichts. Dieſes erklärte ſich durch beſonderen Beſchluß für zuſtändig. Darauf wurde die Sache verhandelt. Die Urtheilsverkün⸗ digung wurde auf 8 Tage ausgeſetzt. Wien, 14. Dez. Die „Montagsrevue“ den Erfolg Ferrys im franzöſiſchen Parlament be⸗ ſprechend, ſagt: Niemals ſeit der Kataſtrophe von 1870 war Frankreich weniger iſolirt, als eben jetzt; niemals hat Frankreich in größerem Umfange das Vertrauen und die Sympathien Europas genoſſen. 17. Dezember Nachſtehende Annoneen⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg. 1884. J Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat die Urſachen dieſer Thatſachen ganz richtig bezeichnet. Dieſelben liegen in dem loyalen Zuſammengehen Frankreichs mit den drei Kaiſermächten in der egyptiſchen Frage und in der Verſtändigung mit Deutſchland in den Kongofragen. Damit hat Frankreich ſelbſt ſeine Po⸗ litik erfolgreich und nachwirkend auf die allgemeine europäiſche Baſis geſtellt. Paris, 13. Dez. Von den neuen Verſtär⸗ kungen für Tonking geht heute der erſte Theil von Toulon ab; der übrige Theil wird in vierzehn Ta⸗ gen eingeſchifft ſein. London, 13. Dez. Heute Abend gegen 6 Uhr fand unter einem Bogen der London⸗Bridge eine Exploſion ſtatt, welche weithin vernommen wurde. Die Polizei hat ſofort geeignete Unterſuchungen an⸗ geſtellt; bis jetzt iſt jedoch über die Natur und die Entſtehung noch nichts bekannt. Durch die Explo⸗ ſion iſt die Brücke ſelbſt nicht beſchädigt, dagegen ſind in vielen Waarenläden und Häuſern die Fenſter zertrümmert. Verſchiedenes. Mannheim, 15. Dez. Herr Profeſſor Hof⸗ rath Dr. Neßler aus Karlsruhe hielt geſtern Nach⸗ mittag im „Caſino⸗Saale“ einen Vortrag über das Thema: „Ob und in welcher Weiſe das hölländiſche Verfahren der Erzeugung und des Verkaufs von Rohtabak bei uns eingeführt werden könne“, zu welchem eine zahlreiche Hörerſchaft von Vertretern des Handels und der Landwirthſchaft erſchienen war. Herr Handelskammerpraſident Diffené begrüßte im Namen der Handelskammer für den Kreis Mann⸗ heim und des landwirthſchaftlichen Bezirks ⸗Vereins Mannheim Herrn Neßler, ſowie die noch miterſchie⸗ nenen Herren der Großh. Regierung in anerkennens⸗ Ane unglückliche Königin. Hiſtoriſche Erzählung von R. Hoffmann. 7. Fortſetzung. [Nachdruck verboten!] Einfach und friedlich konnte natürlich dieſe große Wandlung für England nicht vollziehen. Hein⸗ dich fand für ſeine Reformation nicht nur im Aus⸗ lande, beim Papſte Clemens und Kaiſer Karl 5 piele Gegnerſchaft, ſondern auch im eigenen Lande. Miele Edelleute, Bürger und Bauern Englands waren mit der lirchlichen Reformation ihres Königs nicht enverſtanden und Heinrich, der einmal die verhäng⸗ kißvollen Bahnen des Despotismus betreten hatte, zeigte große Luſt, mit den ärgſten Strafen die Wie derſpenſtigen heimzuſuchen. Er wollte alle ſeine Unterthanen, welche ſeine anglikaniſche Kirche nicht anerkannten, köpfen und deren Vermoͤgen konfisciren laßßen, doch gelang es wenigſtens in der erſten Zeit der Sanftmuth und der gütlichen Zureden der Kö⸗ kigin Anna, ihren Gemahl von den Hinrichtungen abzuhalten, wenn er auch die Vermögensconfiscationen ſelten wieder aufhob. a So ſchritt Heinrich 7. von der ungebändigten Veidenſchaft zu der Willkürherrſchaft und von dieſer bel ſeinem ungeſtümen Charakter nach und nach zur Vollſtändigen Tyrannei, denn jeder Widerſpruch, jede Woderſpenſtigkeit reizten den König furchtbar, ſie agen war er ſchon im Stande, mit dem Tode zu 4 . heſtrafen und eine einfache Meinungsverſchiedenheit zog ſchon manchem ehemaligen Günſtling die Ungnade des Königs zu, der geringſte Anlaß, wo er ſich nicht als unumſchränkter Herr fühlen konnte, brachte Hein⸗ rich in Zorn, und ſchon irgend eine natürliche Täu⸗ ſchung ſeiner Wünſche konnte ihn raſend machen. Bei einem ſolchen Gemahl hatte natürlich Anna viel, viel zu leiden, zu dulden, aber ſie ertrug die ſchlimmſten Launen Heinrichs mit Sanftmuth und zerſtreute durch ihre anmuthige Liebenswürdigkeit manchen böſen Gedanken ihres Gemahles zum Heile vieler Unterthanen. Auch hatte die Königin Anna eine ſüße Hoff⸗ nung auf ein in einigen Monaten zu erwartendes frohes Ereigniß geſetzt. Anna fühlte ſich Mutter und Heinrich, der in ſeiner erſten Ehe nur eine Tochter gehabt, wünſchte ſo lebhaft und leidenſchaft⸗ lich einen Sohn und Thronfolger, daß es Anna im Stillen und laut vor ihrem Gemahle als ihr höchſtes Glück bezeichnete, wenn ſie demſelben einen Sohn und dem Lande einen Thronfolger ſchenken konnte. Freilich ſchauderte auch Anna oft bei dem Gedanken zuſammen, daß es eine Prinzeſſin ſein könnte, die ſie in banger Sehnſucht erwartete, dann war es ja nicht nach Heinrichs Willen gegangen und er, der Unbändige, konnte dann leicht zornig und ungnädig werden. Unter dieſen bangen Erwartungen und unter mancherlei Sorgen und Kämpfen an der Seite ihres Gemahles, verfloſſen für Anna die nächſten Monate, der Sommer des Jahres 1533 neigte ſich ſeinem Ende entgegen und die herbſtliche Zeit kam heran, wo König Heinrich mit ſeinen Herren gern auf die Hirſchjagd oder die Faſanenjagd zog. Gern ſah König Heinrich auch ſtolze Damen hoch zu Roß in ſeinem Jagdgefolge und am liebſten ſeine anmuthige junge Gemahlin, die es ſo vorzüg⸗ lich verſtand, ihm den Unmuth von der Stirn zu treiben, an ſeiner Seite, aber die Königin durfte wegen ihres Zuſtandes jetzt an keiner Jagd theil⸗ nehmen, ſie blieb zu Hauſe, um ihre Kräfte und ihre Geſundheit zu ſchonen und König Heinrich zog mit ſeinem Gefolge allein in die Wälder und auf die weiten herbſtlichen Triften, wo ſich das Wild aufhielt. Es war an einem herrlichen Septembertage, wo die Luft und der Horizont weit, weit hin klar und heiter im Lichte der Sonnenſtrahlen erglänzten, ohne daß dabei die tropiſche Hitze der Sonnenſtrahlen erglänzten, ohne daß dabei die tropiſche Hitze der Sommerſtrahlen ſich zeigte, an welchem König Hein⸗ rich nach herzlichem Abſchiede von ſeiner Gemahlin wiederum mit ſeinem Gefolge hinauszog, um das herrliche Waidwerk zu pflegen. Nach der Sitte der damaligen Zeit fanden in der Regel Hetzjagden ſtatt, bei denen das weit durch Wald und Fluren unter Jägerrufen und Hoͤrner⸗ klängen dahingejagte Wild endlich von dem vorder⸗ ſten Jäger erreicht und mit dem Spieße erlegt wurde.