öffentlichen und Fachſchulen küchtig vorgebildete junge Leute im Ueberfluß liefern, welche ihre Dienſte den Kaufleuten und ſonſtigen Geſchäftsleuten für Mini⸗ malgehälter anbieten. Hier iſt kein Raum für Leute von der Feder. weder am Ladentiſch, noch am Zähl⸗ tiſch und es iſt herzzerreißend, dem hoffnungsloſen Kampf ums Daſein zuzuſchauen, den Hunderte aus dieſen Klaſſen zu führen gezwungen ſind. Wie dieſer Kampf für diejenigen enden ſoll, welche ihn bereits begonnen haben, iſt ein ernſtes Problem. Es iſt aber die Pflicht derer, welche in der alten Welt Gewalt und Einfluß beſitzen, vor der Auswanderung nach den Vereinigten Staaten zu warnen. — Mannheim, 10. Dez. Geſtern Mittag ereignete ſich auf dem Rheinlande, an den Holzla⸗ gerplätzen ein bedauerlicher Unglücksfall dadurch, daß ine ſogenannte Holzarche umſtürzte und drei Kinder, die ihre dort arbeitenden Väter beſuchen wollten, unter ſich begrub. Ein Mädchen, Namens Lutz, blieb ſofort todt. Ein Schweſterchen dieſes Kindes nebſt einem Knaben, dem Arbeiter Tremmel gehörig, wurden ſchwer verwundet hervorgezogen. Der Schmerz der betroffenen Eltern iſt leicht erklärlich. Heidelberg, 11. Dez. Durch den Landw Bezirksverein Heidelberg wurde vor einigen Tagen in Doſſenheim die erſte landwirthſchaftliche Beſpre⸗ chung über Obſtbaumzucht abgehalten, welche vom Vereinsvorſtand, Hrn. Domänenverwalter Futterer, röffnet und vom Direktor der Obſtbau⸗Schule in Karlsruhe, Hrn. Nerlinger, durch einen ausgezeich⸗ eten Vortrag über Obſtbau, Satz und Pflege der ungen Bäume, Auswahl der Sorten, über die Feinde es Obſtbaues eingeleitet wurde. Welch ein reges Intereſſe die Bewohner von Doſſenheim an einer ſolchen Beſprechung nahmen, beweiſt nicht nur ihre ehr zahlreiche Theilnahme an derſelben, ſondern nsbeſondere die kleine Ausſtellung von ſelbſtgezo⸗ enen Obſtſorten: Canade, Reinetten, braune und weiße Madäpfel, gelbe und grüne Stettineräpfel, goldgelbe Saureinetten, die Champagnerreinetten und ie Igeſtreiften Schaffelderäpfel. Die ausgeſtellten bſtſorten waren in ausgezeichnet ſchönen Pracht⸗ remplaren vorhanden und lieferten den Beweis, elch ſchöne Obſtſorten in der geſchützten Loge von Doſſenheim, an den Bergabhängen und in der Ebene zogen werden können, wenn einmal das richtige erſtändniß Platz gegriffen hat. — Bruch ſal, 9. Dez. Ein in der Wörth⸗ raße wohnender Bürger, der ſeine Frau ſchon ngere Zeit wiederholt bedroht und mißhandelt hat, 9 ging in der Nacht auf geſtern auf dieſelbe los und bei; außerdem erhielt die Frau bei dem Verfuch, die Angriffe des Wüthenden abzuwehren, mehrere tiefe Schnitte an den Händen. Mit Blut überſtrömt, fand die Unglückliche noch die Kraft auf die Straße zu entkommen und die Polizei herbeizurufen, welche den Monn ſofort berhaftete. — Mosbach, 9. Dez. Von großem In⸗ tereſſe und hochwichtiger Bedeutung dürfte das von der Strafkammer des Großh. Landgerichts Mosbach bom 4. d. Mts. ergangene Urtheil ſein, wonach die Mitglieder des Pfandgerichts zu Schillingſtadt wegen Vergehen gegen den Landrechtsſatz 2202 — Nichtbeachtung der geſetzlichen Vorſchriften bei Führ⸗ ung der Grund⸗ und Pfandbücher — zu Geldſtrafen von 1200, 1400 und 16 M. verurtheilt wurden. Welche Pflichten Bürgermeiſter und Gemeinderäthe mit ihrem Amte übernehmen, wird denſelben gewiß hieraus klar werden. — Aus dem Tauberthale, 10. Dez. Seit 14 Tage iſt Gerſte raſch im Preiſe geſtiegen und wird mit über 16 Mk., im Gau ſogar mit 18 Mk. bezahlt. Anlaß zu dieſer rapiden Steiger⸗ ung gab nicht nur das kalte Wetter, ſondern auch die Erkenntniß, daß die Vorräthe an Gerſte beinahe völlig geräumt ſind, da ſeit zwei Jahren die Gerſte kaum beachtet wurde, war auch viel weniger ange⸗ baut. Man glaubt, daß bis Frühjahr ein Preis von 20 Mk. bezahlt würde. In Waizen finden nur wenige Umſätze zu gedrückten Preiſen ſtatt. Das⸗ ſelbe iſt mit Spelzkörner der Fall, welche beide zu 16—17 Mk. bezahlt werden. Während noch bis zum Sommer Spelzkern ein ſehr geſuchter Artikel für die Kunſtmühlen und Getreidegeſchäfte in Mann⸗ heim und Heilbronn war, finden jetzt gar keine Verkäufe darin ſtatt. Roggen iſt geſucht und wird mit 17 Mk. bezahlt. In Hafer allein findet noch ein ſehr reger Verkauf ſtatt und wird M. 6 25 — 6.50 am Platze bezahlt. — In neuem Wein fin⸗ den faſt gar keine Umſätze ſtalt. Es liegt noch ſehr viel davon und würden die Eigenthümer gerne zu Mk. 20 —40 per Hektoliter verkaufen. 5 — Aus Baden, 9. Dez. In der Leder⸗ ſchäftefabrik der Herren Stein in Kenzingen brach Feuer aus, das einen Theil der Fabrik in Aſche legte. Der Betrieb mußte vorläufig eingeſtellt wer⸗ den, da viele Maſchinen zu Grunde gegangen ſind. — In Leitishofen, Amt Meßkirch, brannte das Wohnhaus des Landwirths Jung ab, dabei kamen brachte ihr am Hals und Kopf mehrere Wunden: eine Kuh und 1 Ziege um. Der Geſchädigte iſt theilweiſe verſichert. — Der wohl fee vorkom⸗ mende Fall, daß Einer ſein Grab fel gräbt, er⸗ eignete ſich zu Döggingen, Amt Dongueſchingen, Dort ſtarben kurz nacheinander zwei Perſonen, und da der eine der beiden Todtengräber gerade un⸗ päßlich war, half ein anderer Bürger bei Herſtellung der nöthigen Gräber. Auf dem Heimpwege ſtürzte der aushilfsweiſe als Todtengräber amfende Bürger todt zur Erde und wurde in dem von ihm gefer⸗ tigten Grabe zur Ruhe beſtakkek, nachdem far einen der früher verſtorbenen ein friſches erſßeln worden war. — Eiſenbahnarbeiter Chriſtian Eigenzinger in Trieberg mußte kürzlich ſeine Vorſſehe ie Schnaps mit dem Tode bezahlen. Derſeſbe ſetzte ſich auf der Heimkehr vom Wirthshaus im Freien nieder, ſchlief ein und wurde nach laum einer Stunde von ſeinen Angehörigen todt aufgefunden, Er hinterläßt eine Wittwe und 4 unerzogene ig der. — Der Buchhalter eines Sägemüllers ig Freiburg iſt am 6. dſs. Mis. mit 3000 Marz durchgebrannt. Der Flüchtling nennt ſich d. Se und will aus Erlau ſein. — In Schopfheim erſchg ſich ein Kupferſchmied aus geringfügiger Urſache voz den Augen ſeiner Frau. Der Selbſtmörder og ein gottloſer Menſch und halb dem Säuferwahnſig verfallen. Er hinterläßt eine Wittwe mit 6 Kinder — Heidelberg, 11. Dez, Bel der ee vorgenommenen Wahl eines Oberbürgermeſſters ging Herr Oberamtmann Dr. Wilkens mit 83 ge 28 Stimmen, welche der ſeitherige Oberbirge rei Bilabel erhielt ous der Urne hervor. — Ein Schneckenzu g. Den Straßburg Bahnhof paſſirten dieſer Tage zwei Wogen e Schnecken — wie man ſagt, beinahe eine Milian — auf der Fahrt von Emmendingen nach Pars, Die Ladung hat einen Werth von 11000 ee — Wien, 10. Hier tobte heute ein uten heftiger Sturm. Es wurden dadurch zahlreiche er ſonen mehr oder minder ſchwer verletzt. Der ee ſamtſchaden beträgt mehrere hunderttauſend Gude — London, 9. Dez. Die sogenannten Ses⸗ kanibalen Dudley und Stephens, welche auf de „Mignonette“ den Schiffsjungen ködteten und gere zehrten, ſind heute vom Lord Oberrichter zum Node verurtheilt worden. Als Haupkgrund zu deen Urtheil wurde geltend gemacht: „Wenn der ange nicht einmal Diebſtahl geſtattet, wie ſoll e e Mord entſchuldigen?“ Doch ſind die Vertielheilteg der Gnade der Königin empfohlen worden, ſchon zu Anfang des Jahres 1533 den König Hein⸗ rich vor ſeinen kirchlichen Richterſtuhl, wo ſich Hein⸗ rich wegen ſeiner Eheſcheidung und Neuvermählung verantworten ſollte. Bei der damaligen Machtſtellung der katholiſchen Kirche war für König Heinrich die Sache ſehr ernſt, denn es war ſicher anzunehmen, daß der geiſtliche Richterſtuhl die gegen die canoniſchen Geſetze ver⸗ ſtoßende Eheſcheidung und abermalige Vermählung Heinrichs für unrechtmäßig erklären, deſſen Ehe mit Anna Boleyn aufheben und den König noch zu einer harten Kirchenbuße verurtheilt haben würde, wenn ſich der König geſtellt hätte. Aber das Band, welches den König Heinrich einſt mit der päpſtlichen Kirche verband, war bereits ſehr gelockert, denn das ſeltſa me Verhalten des Papſtes während der geplanten Eheſcheidung und auch der unleugbare Umſtand, daß König Heinrichs Ehe mit Katharina von Aragonien, als der Wittwe ſeines ausdrücklicher Erlaubniß des Papſtes geſchloſſen worden, hatten Heinrichs Glaubenstreue erſchüttert und er ſann auf Mittel, ſich der päpſtlichen Gewalt zu ent⸗ ziehen. a Bei dem ſchon damals deſpotiſche Neigungen verrathenden Charakter Heinrichs mußte er bald auf ein Radikalmittel verfallen, und zwar dasjenige der Losſagung vom Papſte. Es lag dieſer Schritt auch deshalb ſehr nahe, weil damals die große proteſtan⸗ tiſche Bewegung durch die Welt ging und auch in England viele heimliche und offene Anhänger hatte. Nicht wenig zu dem betreffenden Entſchluſſe trug auch König Heinrichs junge Gem ahlin bei, denn Anna's Neigung und Geiſtesrichtung war einer kirch⸗ Bruders, gegen die canoniſchen Geſetze aber unter digs auch zu bedenken iſt, daß Anna ſowohl wie ihr königlicher Gemahl an eine Abwehr der päpſtlichen Drohungen denken mußte, denn Anna Boleyn galt nach katholiſchem Rechte wegen ihrer angeblich wi⸗ derrechtlichen Ehe als eine Ehebrecherin, die eine Prinzeſſin von Geblüt von der Seite König Hein⸗ richs verdrängt hatte, und wenn daher der Wille des Papſtes in dem Streit ſiegte, durfte ſich Anna Boleyn auf die ärgſten Strafen gefaßt machen. Dagegen empörte ſich natürlich Anna's Herz, zumal weil ſie ſich bewußt war, von ihrer Seite keinen Anlaß gegeben zu haben, um den ſtolzen Thron einer Königin von England zu beſteigen, es war ja Alles König Heinrichs Werk und Wille geweſen und ſie, das arme Hoffräulein, hatte ſich nach langem Sträuben dem Willen des Gewaltigen endlich fügen müſſen. Man wird es daher begreiflich finden, wenn Anna, ſoviel in ihren Kräften ſtand, das Werk einer von ihrem kön glichen Gemahl für England geplanten kirchlichen Reformation unterſtützte und alle Gaben ihres Geiſtes und Herzens aufbot, um den König von dem hohen Werthe einer kirchlichen Reformation zu überzeugen. Heinrich hätte dieſen Schritt aber kaum wagen können, wenn er dabei nicht von mehreren Kirchen⸗ fürſten und vielen Theologen Englands, denen die päpſtliche Gewalt auch oft ſchon ein Stein des An⸗ ſtoßes geweſen war, unterſtützt worden wäre. Haupt⸗ ſächlich war es der Erzbiſchof Cranmer von Canter⸗ bury, welcher dem Könige in Rath und That in Rath und That in dem großen Vorhaben zur Seite ſtand und ſo geſchah nach einiger Erwägung endlich lichen Reformation günſtig geſtimmt, wobei aller⸗ 4 8 der gewagte Schritt: König Heinrich 8. ſagte ſich und ſein Reich von der päpſtlichen Kirche los, ja unter der ſtimmung des Parlaments ließ ſich der Rö ogg ſelbſt zum Oberhaupt und zum Protektor der iich in England machen und der Erzbiſchof Fianmg von Canterbury wurde der geiſtiſche Oberhiet des Landes.! . i Noch wäre es vielleicht moglich geweſen, dieſeg Schritt rückgängig zu machen, wenn Papft Fletens einen verſöhnlichen Weg eingeſchlagen; ober gerade das Gegentheil davon geſchah, denn der Papſt schien derte auf den König Heinrich und ganz England den Bannfluch. Nun war die Kluft zwiſchen England und Nong zu groß, zu ungeheuer geworden und die Trennung Englands von der päpſtlichen Kirche und der Muges horſam König Heinrichs gegen jede päpflliche Aufs forderung eine vollendete Tharſache, 1 Wenn man aber meint, daß Heinrich mit dieſer Trennung auch eine Verleugnung des kafhoſſchen Glaubens und eine Einführung der protefkanzſſchen Dogmen verband, ſo irrt man ſehr, Heinrich grün, dete nun eine ſelbſtſtändige „Anglikanſſche Rieche mit katholiſcher Grundlage und berfolgtle dabel ste wohl die Anhänger der päpſtlichen, als auch der proteſtantiſchen Kirche und erſt in ſpäterer Zelt dus er fürchten mußte, von den Anhängern des Poze Papſtthums ſeine anglikaniſche Kirche bedroht zn ſehen, wurde er duldſamer gegen die Protestanten, (Fortſetzung folgt.) 5 T Pfälziſch. „Ich ſag' Ihnen, Her Miller, das war Ihnen a' feiner Danzhaal! Nor gehie Leut' und mei' Dochter, die hot s Geriß gehatte, die Dänzer ſinn auf ſe zug'ſtürzt, wie die Sia uf den Apfelbutze!“ 5 9 i 1 88 * Zu haben mann, P. L denburg; 4 Schotterer' — Weil ber Dutzend Chriſtha empfi u