General-Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. 1 Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, h ö Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg bett. Obſt. chern n u. wer⸗ roßh. tober 877, üume ö Fe⸗ 0 N „ ee Uſcheint jeden Nrittwoch und Samſta iertelj eint jeden N g und koſtet vierteljährli 2 1 5 Mik ilkuſtirtem Anterhaltungsblakt 1 % 70 eee duſ 0 1 1 N 105 Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der e daß eiten eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige fihre eie oder deren Raum mit 10 Pf., Lokal- Anzeigen mit 6 P., (J ung Men mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. N 4. Nr. 100. . 5 Volitiſches. 2 Berlin, 11. Dez. Eine neue deutſche Koh⸗ 1 lenſtation. Dem „B. T.“ wird unterm 10. d. M. 7 depeſchirt.: Proße Aufregung in der franzöſiſchen Preſſe igt die nunmehr vollendete Thatſache, daß Heulſchland für 4 Millionen von dem Marſeiller Moue Rabaud das auf der Meerenge Bal⸗el⸗Mandeb Mlegene Gebiet Cheik⸗Said kaufte, welches dieſe Meerenge beherrſcht.“ Schon vor einigen Tagen war in der fran⸗ ichen Preſſe die Nachricht aufgetaucht, daß der⸗ Ailige Verhandlungen ſchweben ſollten. Ehe ein Ur⸗ e gefänt werden kann, müſſen erſt die genauen Aigzeſheiten bekannt werden. Vielleicht handelt es ie um Erwerb einer deutſchen Kohlenſtation, für zack. ebent, nach Indien⸗China geplante ſubventionirte iche Dampferlinie. Eine „ſtrategiſche“ Abſicht, pie unſere franzöſiſchen Nachbarn wittern, liegt Ele⸗ eilich nicht vor, ſondern nur eine rein kommer⸗ Pfd. ein Allerdings liegt Cheik⸗ Said, oder auch Sehech⸗ od genannt, an der ſchmalſten Stelle der Babel⸗ Mk. Mopdeb⸗Straße und gerade der dortigen engliſchen „ Setraßen⸗ Sperre, der vielgenannten Inſel Perim, „ ber. Im Uebrigen haben Italiener, Fran⸗ 1 en und Engländer ſich in jenen Gewäſſern be⸗ is Kohlenßtationen geſichert. Warum alſo nicht guch Deutſchland? 6 Berlin, 11. Dez. Die Mitglieder der Con⸗ onferenz, welche anfänglich feſt angenommen ien, daß die letztere um die Mitte dieſes Mts. hezen würde, ſind jetzt darauf vorbereitet, vielleicht he 4 Wochen länger, jedenfalls aber bis in den Anna hinein, fortarbeiten zu müſſen. Die Dinge gehmen eben durch die erforderlich gewordene Feſt⸗ ſtellung geographiſcher Grenzen eine ungeahnte Aus⸗ dehnung an, welche man indeſſen allſeitig um ſo mehr gut heißt, als dadurch am beſten dem Haupt⸗ zweck der Conferenz, künftigen Verwicklungen vor⸗ zubeugen, genügt wird. Wie man nachträglich erfährt, iſt übrigens die Anerkennung der afrikaniſchen Ge⸗ ſellſchaft als ſelbſtſtändiger Staat ziemlich ausſchließ⸗ lich das Verdienſt Deutſchlands. Man war diesſeits ſtets bemüht, den raſtloſen und opfervollen Beſtre⸗ bungen des Königs der Belgier Anerkennung zu zollen, während man anderſeits damit auch praktiſche Ziele verfolgte. Man wünſchte ſich auf einen that⸗ kräftigen Staat zu ſtützen, der gewiſſermaßen ſich zu einem Kriſtalliſationspunkte für die dortigen Zuſtände entwickeln möchte. Verſchiedenes. — Ladenburg, 11. Dez. In unferm Nachbarorte Edingen muß eine Familie mit ſchwerem Herzen auf das zur Neige gehende Jahr zurückblicken, denn der Tod riß 4 Kinder, theils im ſchönſten Alter, aus ihrer Mitte. Am 9. Februar ſtarb ein Sohn im Alter von 21 Jahren, welcher eine Stelle als Lehrer begleidete; den 13. April wurde ein Knabe von 15 Monaten abberufen; der 3. Juli brachte den Verluſt einer 17jährigen Tochter und geſtern ſchloß ein Sohn von 23 Jahren, ſtud. phil., ſeine Augen. s — Ladenburg, 10. Dez. Es fehlt nicht an Stimmen, im In⸗ und Auslande, die vor der Aus⸗ wanderung nach den Vereinigten Staaten warnen, weil die Ausſichten für den Auswanderer augen⸗ blicklich gar zu ſchlecht ſind, und noch für die nächſte Zeit keine Beſſerung zu erwarten iſt. Es giebt ſelbſt Newyorker Blätter, welche ehrlich genug ſind, dieſen Zuſtand einzugeſtehen und in löblicher Abſicht die Samflag, den 13. Dezember nehmen Inſerate en für uns an. 1884. thatſächlichen Verhältniſſe ohne Rückhalt eingeſtehen. So hat der „Newyork Star“ in letzter Zeit mehrere dahingehende Artikel veröffentlicht, die auch in un⸗ ſeren deutſchen Blättern zum Abdruck gelangt ſind. Das genannte Blatt ſchreibt nun neuerdings mit beſonderem Bezug auf den Kaufmannsſtand: Die niederen Theile von Newyork, in welche ſich der Hauptſtrom von Auswanderern ergiebt, ſind unbeſchreiblich überfüllt und ſchmutzig. Hunderte von Tonnen von thieriſchen und Pflanzen⸗Abfällen lagern daſelbſt auf den Straßen, und es iſt ein Wunder, daß die Bewohner nicht dem Typhus, dem Fieber und der Cholera erliegen. Nicht minder abſtoßend iſt das Innere der Häuſer, in welche die Auswan⸗ derer zuſammengepfercht werden, und um ſich ſolchen Gefahren auszuſetzen, verlaſſen dieſelben ihre heimath⸗ lichen Felder und Thäler und gefährden ihre Sitt⸗ lichkeit durch Berührung mit der bereits verderbten großſtädtiſchen Bevölkerung Newyorks. Es gab eine Zeit, wo die Vereinigten Staaten dem Auswanderer gute Ausſichten boten, aber der Arbeitsmarkt des großen Weſtens leidet an Ueberfüllung und das An⸗ gebot beträgt das Vierfache der Nachfrage. Derſelbe Uebelſtand macht ſich auch in den großen Seeſtädten fühlbar. In Newyork ſiebt man Tauſende von geſunden Männern ohne Beſchäftigung und in der vorhin geſchilderten traurigen Umgebung ihr Daſein friſten. Wir mochten immer von neuem unſere warnende Stimme gegen die übermäßige und unüber⸗ legte Auswanderung von der alten Welt erheben. — Der Arbeiter, welcher mit kräftigem Arm Schaufel und Hacke führt, kann zwar ſpäter wieder Beſchäf⸗ tigung finden; für junge Kaufleute, Buchhalter und — Handelsbefliſſene iſt dagegen keine Ausſicht auf Er⸗ folg. Unſere Geſchäftsart iſt verſchieden von derje⸗ nigen der alten Welt. Dazu kommt, daß unſere Ane unglückliche Königin. iſtori lung von R. Hoffmann. 6. dent hung 5 Raulhbruc verboten!] Denn bald nach dem Zerwürfniß mit dem Miſer legte auch Heinrich 8. die Abſicht an den Tag, eine Ehe mit Katharina von Aragonien, der Nane Narls 5. aufzulöſen und zwar angeblich wegen Aewifſensbiſſe, die er wegen dieſer Ehe empfände, denn nach den Geſetzen der katholiſchen Kirche hätte Peineich 8. Katharina von Aragonien, die Wittwe eines Bruders Arthur, nicht heirathen dürfen. Daß die Gewiſſensbiſſe lediglich die Urſache zu Neſer geplanten Entſcheidung Heinrich 8. waren, Wird wohl Niemand im Ernſte zu behaupten wagen, Aber es iſt immerhin möglich, daß es von Anfang noch nicht Heinrichs Liebe zu Anna Boleyn, Adern vielmehr deſſen Haß gegen Kaiſer Karl und ine felbſtherrliche Neigung war, die zuerſt Heinrich auf den Gedanken brachten, mit dem Kaiſer und lot mit dem Papſtthum zu brechen, und Heinrichs ebe zu der ſchönen Anna Boleyn wurde dann noch ein weit heftigerer Antrieb für den König, ſeine Gheſcheidung durchzuſetzen. Heinrich 8. eifriges Beſtreben beſtand zunächst Pein, den Papſt Clemens 7. von ſeinen heftigen Gewiſſensbiſſen über ſeine nach den Geſetzen der Kirche gültig abgeſchloſſene Ehe zu überzeugen und kennung der Ehe zu verlangen. 6 Der Papſt Clemens durchſchaute aber Heinrichs Abſichten und bewilligte den Abgeſandten des Königs, den Cardinälen Wolſey und Campeggio, die Auf⸗ hebung von deſſen Ehe mit Katharina von Aragonien nicht. Nach langem Zögern und wiederholten Bitten des Königs und Wolſeh's ertheilte der Papſt dann dem Letzteren eine Art Vollmacht, die den Cardinälen Wolſey und Campeggio unter gewiſſen Umſtänden das Recht verlieh, König Heinrichs Ehe mit Katha⸗ rina zu löſen. Thriumphirend kehrten Wolſey und Campeggio nach England zurück, um ihrem Könige endlich die erſehnte Eheſcheidung zu bringen, doch ehe dieſe noch ausgeſprochen werden konnte, widerrief Papſt Clemens die Vollmacht, angeblich, weil die Abgeſandten Hein⸗ richs dem Papſte den Sachverhalt nicht richtig dar⸗ geſtellt hatten. a Darüber ergrimmte Heinrich ſehr und hielt Alles für ein abgekartetes Spiel zwiſchen dem Papſte und dem Cardinal Wolſey. Er entſetzte daher dieſen ſeines Amtes, erklärte mit der Falſcheit des Papſtes nichts mehr zu thun haben zu wollen und beauf⸗ tragte den Theologen Cranmer, das Gutachten der katholiſchen Fakultäten aller berühmten Univerſitäten über die Giltigkeit ſeiner Ehe mit Katharina von Aragonien einzuholen. i 5 Alle Fakultäten fanden, daß Heinrichs Ehe wider die Geſetze der katholiſchen Kirche geſchloſſen und deshalb ungültig ſei. In Folge davon erklärte auch der Erzbiſchof von Canterbury des Königs Ehe feierlich für ungültig und Heinrich konnte nun end⸗ lich im Anfange des Jahres 1532 zu ſeiner Ver⸗ mählung mit Anna Boleyn, Gräfin von Wiliſhire, ſchreiten. Die Vermählung fand unter Aufbietung aller Pracht ſtatt und niemals hatte England eine ſchö⸗ nere Königin geſehen, als Anna Boleyn an König Heinrichs Hand, aber keine Königin Englands erhielt auch auch am Hofe und im Lande ſoviel Neider und Feinde als Anna, die zweite Gemahlin Heinrich 8. Doch muß man ſagen, daß dieſe Feindſchaft gegen Anna nicht von ihren natürlichen Gegnern, wie der verſtoßenen Königin Katharina und deren Anhängern ausging, denn Katharina von Aragonien lebte mit ihrer Tochter Prinzeſſin Maria einſam auf dem Landſitz, der ihr nebſt einer Jahrespenſion zum Unterhalt gewährt worden war und nahm nicht Theil an den Händeln des engliſchen Hofes. Die Gegner der Königin Anna erwuchſen derſelben viel⸗ mehr aus den politiſchen und religioſen Parteikäm⸗ pfen der damaligen Zeit und wirkliche Gefahr drohte ihr aus der wankelmüthig und despotiſch gewordenen Natur König Heinrich 8. Aus den Flitterwochen, die Heinrich 8. mit ſeiner jungen Gemahlin ſeit der im November 1592 ſtattgefundenen Vermählung verlebte, wurde der lei⸗ denſchaftliche Herrſcher ſchon nach wenigen Monaten jählings geriſſen, denn der Papſt Clemens 7. lud