— Mannheim, 4. Dez. In der Ausſchuß⸗ ſitzung des Vereins zum Schutze des Detailgeſchäftes Mannheim am 24. v. M. wurde beſchloſſen, das ſeiner Zeit ſchon im Programm vorg ſehene Projekt, „Die Hebung des Creditweſens“, vom 1. Jandar 1885 ab, ſchon ins Leben treten zu laſſen. Der Zweck dieſer Abtheilung iſt: 1. Seine Mitglieder vor ſchädlichem Creditgeben zu ſchützen. 2. Auskunft über hieſige und auswärtige Creditverhältniſſe zu ertheilen. 3. Durch Mahnverfahren alte und zwei⸗ felhafte Ausſtände einzuziehen. 4. Durch Verbin⸗ dung mit anderen Vereinen, welche gleiche Beſtre⸗ bungen verfolgen, eine moͤglichſt ſichere Auskunft auf Gegenſeitigkeit herzuſtellen, um dadurch eine zeitgemäße Beſſerung der Creditverhältniſſe herbeizu⸗ führen. Es wurde das, von Seiten einer Com⸗ miſſion entworfene, Statut mit einigen Abänderungen vom Ausſchuſſe genehmigt. Aus dem Statut iſt noch zu erwähnen, daß auch Nichtmitglieder des Vereins, gegen einen mäßigen jährlichen Beitrag, in dieſer Abtheilung Aufnahme finden können und ſteht zu erwart en, daß hierzu größte Anmeldungen erfolgen werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die ganze hieſige Geſchäftswelt, ob Ladeninhaber, oder nicht, das Vorgehen des Vorſtandes, zur Beſ⸗ ſerung der Creditverhältniſſe mit, Freuden begrüßt. Die Arbeit für dieſes Feld iſt wohl anfangs mit manchen Schwierigkeiten verknüpft, doch kann ſich dasſelbe der Hoffnung hingeben, daß es ihm von Seiten der Intereſſenten an der nöthigen Unterſtützung nicht fehlen wird. Bei dieſer Gelegenheit ſoll nicht unerwähnt bleiben, daß der Verein bemüht iſt, gleiche Vereine in anderen Städten in's Leben zu rufen und wäre es gewiß im Intereſſe des geſammten Detailgeſchäfts, wenn die auswärtige Preſſe dieſem Artikel ihre Spalten ebenfalls öffnen wollte. Jede Auskunft, die von auswärts gewünſcht wird, ertheilt der Vorſtand bereitwilligſt und unentgeltlich. M. Neckarhauſen, 5. Dez. Bei der am 3, Dezember l. J. hier ſtattgehabten Viehzählung jſt das Ergebniß folgendes: 38 Pferde, 272 Stück Rindvieh, 455 Schweine, 265 Gaiſen, 5 Stöcke Bienen, 426 Gänſe, 61 Enten, 144 Tauben und 1125 Stück Hühner und Hahnen. — Der Gattenmörder Sponagel wurde am 1. d. zur Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes in die Irrenanſtalt nach Heidelberg gebracht. — In Kirchheim bei Heidelberg herrſcht ſeit 14 Tagen eine große Sterblichkeit unter den Wöchnerinnen. Die Krankheit wird von den Aerzten als Blutvergiftung bezeichnet. Auch im Monat April d. Js. ſind mehrere Wöchnerinnen an der— ſelben Krankheit geſtorben. — Dühren, 1. Dez. Trotzdem ſchon ver⸗ ſchiedenermale auf die Gefahren aufmerkſam gemacht wurde, welche die ſeidige Gewohnheit, feſtverſchloſſene, gefüllte Bettflaſchen in den oft glühend heißen Ofen zu ſtellen, mit ſich bringen kann, ſind die Fäll nicht vereinzelt, daß man im guten Glauben, es könnte nichts paſſieren dieſer alten Gewohnheit fröhnt. So ſollte ein hieſiger Bürger die Gefahren ſeines dies⸗ bezüglichen Beginnens in vollem Umfange erkennen; deſſen kupferne Bettflaſche, welche ſich auf dem heißen Ofen befand, explodirte förmlich und zwar unter einem ſtarken Knalle und zeriß faſt den ganzen Ofen. Wären Erwachſene oder Kinder in der Nähe des Ofens geweſen, ſo hätte ſich eine be⸗ trübende Scene abgeſpielt, ſo kommt der Mann mit dem Schaden davon, aber anderen dürfte dieſer Vorfall eine Warnung ſein, Man fülle die Bett⸗ flaſchen mit heißem Waſſer und benütze ſie alsdann. — Lahr, 3. Dez. Die Stadt Lahr, welche in den letztverfloſſenen Jahren mit reichlichen Ver⸗ mächtniſſen bedacht wurde, hat abermals ein ſolches zu verzeichnen. Der am 23. v. Mts. verſtorbene ledige Rentner Rudolf Baum von hier hat die Stadtgemeinde zu ſeiner Univerſalerbin eingeſetzt. Das Vermächtniß kann auf rund 100,000 Mark ſicher veranſchlagt werden. Allgemein wird indeſſen bedauert, daß der Teſtator ſeine Halbgeſchwiſter, mit denen er anſcheinend auf gutem Fuße ſtand, nicht bedacht hat. — Leipzig, 2. Dez. Daß die Hochver⸗ rathsprozeß⸗ Verhandlungen gegen Reinsdorf und Genoſſen am 15. Dezember ihren Anfang nehmen, wird nun auch amtlich beſtätigt durch die Bekannt⸗ machung an der Gerichtstafel des Reichsgerichts. Danach finden die öffentlichen Verhandlungen, gleich denen im Kraszweski⸗ Prozeß, vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafſenat des Reichsgerichts im Schwurgerichtsſaale des königlich ſächſiſchen Land⸗ gerichts, und zwar Montag, 15. Dezember, Vor⸗ mittags 9 Uhr und folgende Tage ſtatt. Angeklagt find 1) der Schriftſetzer Friedrich Reinsdorf aus Pegau wigen Anſtiftung zum Verbrechens des Hoch⸗ verraths, des Mordverſuchs und der Brandſtiftung 2) der Schriftſetzer Emil Küchler aus Elberfeld und 3) der Sattlergeſelle Franz Reinhold Rupſch aus Roßbach a. S., beide wegen Hochverraths, Mord⸗ verſuchs und Brandſtiftung; 4) der Weber Karl Bachmann aus Triptis wegen Mordverſuchs und Brandſtiftung; 5) der Schuhmacher Karl Holzhauer, 6) der Färber Fritz Söhngen; 7) der Bandwirker Karl, Rheinbach und 8) der Knopfarbeſter Auguſt Töllner, alle vier aus Barmen, wegen Theilnahme an dem Verbrechen des Hochverraths, des Mord⸗ verſuchs und der Brandſtiftung. Als Vertheiliger ſind genannt Juſtizrath Fenner für Reinsdorf, Juffiz⸗ rath Buſſenius für Küchler, Rechtsanwalt Dr. Thom⸗ ſen für Rupſch und Rechsanwalt Dr. Seelig für die übrigen Angellagten. Da die Anzahl der Zeugen an 50 beträgt, ſo werden die Verhandlungen wohl eine ganze Woche in Anſpruch nehmen. — Waber bei Kaſſel, 1. Dez. Ein entſeß⸗ liches Unglück trug ſich in der Siebert'ſchen Wirth⸗ ſchafk (Hotel zum König von Preußen) zu. In vergangener Nacht erſtickten daſelbſt 3 Kinder an Kohlenoxydgas. Dieſelben hatten ſich gegen 7 Uhr Abends zu Bett begeben. Als die unglücklichen Ele tern gegen 11 Ahr auch zur Ruhe gehen wollten entdeckten ſie, daß ihre ſämmtlichen 3 Kinder Leſchen waren. — Der Ofen war nicht in Ordnung und dadurch das Unglück herbeigeführt. — Aus Liegnitz, 1. Dezember wird der „Germania“ telegraphirt: Die Gutsbeſitzerkochter Erneſtine Fiſcher begoß geſtern im Eiſenbahn⸗Coupe den Gutsbeſitzer Fottſchling (Gottberg), der nachde er ſte verführt, ſie mit Geld abfinden wollte und 1510 Pferd I daziung; „ omnung ſich mit einer andern verlobt hatte, mit Vitriol und . verwundete ihn am Kopfe durch einen Revolperſchuß dag kg: Verhaftet, verſuchte ſie mit Glasſchelben ſich de dne Pulsadern zu durchſchneiden. i liel — Ein Geſchäftskniff. Ein hübſch! Seitenſtück zu der bekannten Geſchichte, wie der Bieh duzen händler die Kuh ſchon ſo mager fand, ehe er fie 1. Hu noch geſeſehen, bildet nachſtehendes Hiſtörchen; Ef di ˖ Kaufmann in Turocz St. Marton, welcher zu de Aunntr nen gehört, die ganz beſonders ſchlau ſein wollen . Am beſtellte jüngſt bei einer Wiener Firma drei Cenkner tg den Kaffee und beeilte ſich, die eingeſendete Faktura da mit zu beantworten, daß er den Empfang der Wagre beſtätigte, dieſelbe aber, als nicht dem Muſter ent ſprechend, zur Verfügung ſtelle, wenn nicht eim Nach laß von 2 fl. Gulden per Centner gewähe würde. Nun war aber bei einer Spedition der Kuffee — deſſen Empfang beſtätigt worden war — gar nich abgegangen, ſondern lagerte noch im Magazin. Selbst verſtändlich erhielt der „ſpekulative“ Kaufmann vo der betroffenen Firma einen Brief, den er ſich nich „hinter den Spiegel ſteckte.“ Armittag I Antrag n, Am beherrſchend, öffnete Anna Boleyn das herbeigeholte Schreiben ihres Bräutigams und durchlas es mit Fieberhaſt. In den Ausdrücken der zärtlichſten Liebe war Lord Percy's Brief abgefaßt, er bat ſeine geliebte Anna wegen der Scene auf dem vorgeſtrigen Hoſ⸗ balle um Verzeihung, ſchrieb, daß ihr ſeine ganze Liebe gehöre, daß er an jenem Abende nur durch das lange Warten und die boshaften Redensarten mehrerer Lords ſo ſehr verſtimmt geweſen wäre und daß nun Alles wieder gut ſein ſolle. Aber am Hofe des Königs ſolle ſeine geliebte Anna doch nicht mehr lange bleiben, meinte Lord Percy am Schluſſe ſeines Briefes, denn dort könnte ihrem Liebesglück viel⸗ leicht doch nochefahr drohen. Anna ſollte, ſobald es ſich bewerkſtelligen laſſe, aus den Dienſten einer Hofdame der Königin Katharina ſcheiden und bis zu ihrer Vermählung mit Lord Percy auf dem Schloſſe einer Tante des Lords verweilen. In drei oder vier Monaten ſolle die Hochzeit ſtattfinden. — Noch geſtern würde Anna dieſen Brief ihres Bräutigams mit dem ſtolzeſten Jubel ihres Herzens aufgenommen haben, aber heute wälzte ſich der In⸗ halt dieſes Briefes wie eine Centnerlaſt auf Anna's Bruſt und ſie drohte wie ohnmächtig umzuſinken, denn dieſer Brief machte ihr klar, daß ſie durch den dem Könige geleiſteten Schwur doch einen Treubruch gegen ihren Bräutigam hatte zu Schulden kommen laſſen, allerdings einen Treubruch, zu dem ſie ohne ihren Willen durch König Heinrich gedrängt worden und wegen deſſen Anna's guter Ruf keinen Abbruch erleiden konnte. Aber ihr für alles Gute und Edele eine tiefe Empfindung hegende Herz fand doch heraus, daß ſie um leinen Preis und zumal nach Abſendung 8 Briefes an ihren Bräutigam, wo ſie ſich noch ihrer unwandelbaren Treue rühmte und ſein zu ſein auf ewig gelobte, dem Könige Heinrich jenen Schwur hätte leiſten ſollen. Dieſe bittere Erkenntniß machte Anna Boleyn tief unglücklich. Sie befahl der Zofe, dem Boten Lord Percy's zu ſagen, daß die Antwort auf den Brief erſt morgen erfolgen könne und dann zog ſich Anna in eins ihrer Gemächer zurück und kämpfte und rang mit ſich, wie ſie ſich aus dieſem Con⸗ flikte befreien konnte, in den ihr Herz gerathen war. Sie konnte keinen Ausweg finden, ſo lange ſie auch ſann und flehte und klagte. Den dem König geleiſteten Schwur mußte ſie halten, dies gebot ihr ihre Achtung vor ſich ſelbſt, auch wäre des Königs unvermeidliche Rache zu fürchten geweſen, wenn ſie ihre Verlobung mit Lord Percy nicht auf⸗ hob. Jedenfalls hätte König Heinrich, deſſen Ein⸗ willigung die Adeligen ſich in der Regel zu ihren Vermählungen in der damaligen Zeit erbaten, auch eine Vermählung zwiſchen ihr und Lord Percy zu verhindern verſtanden. „Armer Richard,“ jammerte Anna Boleyn endlich, „Deine Liebe zu mir muß einem unabänderlichen Schickſale geopfert werden, ich gehöre König Heinrich, wenn das Schſckſal nicht noch anders beſtimmt.“ Dann verfiel Anna in ein tiefes Sinnen und vergaß faſt das gewohnte Frühſtück zu ſich zu nehmen. In der vorgerückten Morgenſtunde erinnerte ſie ſich dann ihrer Pflichten als Hoffräulein, der Königin Katharina und beeilte ſich, nun in den Gemächern der Königin Katharina noch rechtzeitig zu erſchein n. Aber ſchwer, ſehr ſchwer wurde der ſonſt immer ſo lebensfrohen und heiteren Anna an dieſem Mor⸗ gen der Gang zur Königin. Die Heuchelei und ihre raffinirten Verſtellungskünſte waren Anng Bo⸗ leyn zuwieder und von jtzt ab mußte ſie ente der Königin gegenüber als Heuchlerin erſcheinen ode als treue Dienerin dieſer über ihr alle drohender Gefahren berichten. Doch hätte ſie ſich dann in de Augen der Königin ſelbſt anklagen müſſen, da f ſelbſt und keine andere die gefährliche Nebenbuh le der Königin Katharina im Herzen König Heinzich geworden war! — Und das Alles hatte ſie dog gar nicht erſtrebt, es war doch alles nur Kenz Heinrichs Werk. a Mit dieſen quälenden Gedanken trat Anna! die Gemächer der Königin und in einer Verlegenheit die ſie nie vorher gekannt hatte, küßte ſie der da maligen Hofſitte gemäß der Königin Katharina di Hand. f Das Auge der ahnungsloſen und ſtets gülige Katharina ruthe wie immer mit herablaſſendem Wohl Hendinnet 3 Ihn Leite er, 9 an Areswürd wollen auf dem von ihr bevorzugten Hoffräuleſ 6 aber heute war der milde Blick der Königin f da Anna Boleyn von ſehr ſchlimmer Wirkung. Ann — kam ſich vor wie eine Schlange, der vor dem i lichen Biß ein unſchuldiges Kind zulächelt, ſie schau derte vor der Rolle, die ſie jetzt vor der König ſpielen ſollte, es ſchwirrte ihr vor den Augen und mit einem leiſen Aufſchrei ſank ſie ohnmächtig den Füßen der Königin nieder. (Fortſezung folgt.) * 5 8 + Auf die Artlf Der Bauer Michel i eines Morgens im Frühjahr ſeinen Gaul zum Acker einſpannen, da findet er ihn todt im Stall liegen Voll Unwillen ruft der Bauer uus: „Auf die A iſt's freilich leicht Gaul ſein! Im Winter läßt man ſich füttern und im Frühjahr wird mir nichts di nichts verreckt!“ 3 1 1