bartei, 52 Nationalliberale, 66 Freiſinnige, 7 Volks⸗ partei, 24 Sozialdemokraten, 16 Polen, 15 Elſäſſer, 1 Däne. Im großen und ganzen iſt alſo die Ver⸗ ſchiebung von rechts nach links doch nicht viel onders geworden, als es bisher der Fall war. Paris, 19. Nov. Nach dem Berichte des Seinepräfekten ſind von heute Mitternacht bis 6 Uhr Abends 14 Choleratodesfälle vorgekommen. Geſtern in Oran neun, in Nantes zwei Choleratodesfälle. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 17. Nov. Geſtern wurde in Friedrichsthal, dem dedeutenſten Hardorte, eine Tabakausſtellung abgehalten. Es hätten, dem M. A. zufolge, ungefähr 200 der tabakbauenden Pflanzer und wurden von der Prüfungskommiſſion eine große Anzahl Prämien von 15, 10 und 5 Mark, ſowie Diplome den fleißigen Landleuten zuerkannt. Das Hauprintereſſe des Tages nahm der ganz vorzügliche dreiſtündige Vortrag des Herrn Hofraths Dr. Neßler in Anſpruch, dem mehrere hundert Landwirthe mit der größten Aufmerkſamkeit folgten. Das Thema desſelben bildete die „Verbeſſerung des Tabakbaues“ und empfahl der erfahrene Redner eine Reihe von Handhabungen in der Tabakkultur, welche er per⸗ ſonlich in Holland im Auftrage des badiſchen Mi⸗ In erſter Linie rieth r den Tabakpflanzern, das Sortiren nach dem Reife⸗ grad der Tabake, das Spalten der Rippen und und größere Sorgfalt beim Abhängen der Tabake an. Welch' große Aufmerkſamkeit in maßgebenden Kreiſen den Beſtrebungen zur Hebung des Tabak⸗ aues zugewendet wird, bezeigte, daß bei der Ver⸗ ammlung die Herren von Bodmann, Oberamtmann on Karlsruhe, Präsident Nottman von der Central⸗ elle der landwirthſchaftlichen Vereine, Finanzrath Hildebrand u. A. anweſend waren, welche ſich bei er Berathung, wie Tabakpflanzer und Händler rößere Vortheile aus dem Tabakgewerbe zugewendet erden könnten, lebhaft betheiligten. Am 7. De⸗ ember findet in Achern ebenfalls eine Tabakaus⸗ ellung ſtatt. — Neckarbiſchofsheim, 16. Nob. Das unge Inſtitut der Haushaltungsſchulen für Bauern⸗ öchter findet immer in weiteren Kreiſen der land⸗ irthſchafttreibenden Bevölkerung Vertrauen. Zur Aufnahme in den zweiten Kurſus der hier beſtehen⸗ Proben ihres diesjährigen Erzeugniſſes ausgeſtellt den Anſtalt meldeten ſich ſo viele Mädchen daß der größte Theil derſelben zurückgewiefen, bezw. zurück⸗ geſtellt werden mußte. Am 15. Okt. wurde der auf folgende 4 Kreiſe vertheilen: Heidelberg 13, Mannheim 3, Mosbach 3, Karlsruhe 1. Der Un⸗ terricht wird, wie im vorigen Kurſe, theils vom Anſtaltsperſonale, theils von freiwilligen Hilfskräften ertheilt. Das erſte beſteht aus der Hausmutter Fel. Streib und der Arbeitslebrerin Frl. Hechinger. Die letzteren ſind Dekan Staufert von Waibſtadt, Frl. Gräbener, Aſſiſtenzarzt Dr. Frey, Pfarrer Schmitt⸗ henner, Landwirkth A. Schieck und Hauptlehrer Braun von Neckarbiſchofsheim. Der größeren An⸗ zahl der Schülerinnen entſprechend wurden Lehr⸗ mittel und Mobiliar ergänzt. Ihre Königliche Ho— heit die Großherzogin hatte die Gnade, in den In⸗ duſtrieſaal die vierte noch fehlende Nähmaſchine zu ſpenden. Da die bisherige Waſchküche nicht aus⸗ rejchte, wurde eine geräumigere, völlig zweckent⸗ ſprechende errichtet. — Lahr, 18. Nov. Heute Nachmittag be⸗ ging ein Arbeiter in den ſtädtiſchen Steinbrüchen im ſogenannten Altvater die Unvorſichtigkeit, beim Sprengen eines Felſens, nachdem der Schuß zu lange nicht losging, hiernach zu ſehen. In dem⸗ ſelben Augenblick ging der Schuß los und die Ladung riß demſelben buchſtäblich den Kopf vom Rumpfe. Der Verunglückte iſt ein Italiener ledigen Standes, 28 Jahre alt. — Aus dem Odenwald wird dem „Star⸗ tenb. Boten“ geſchrieben: In einem Dorfe, an welchem ein Bächlein zwiſchen ſchönen Matten ruhig dahinfließt, hielt am 9. d. M. ein Bürgermeiſter folgende Wahlrede, die der Nachwelt erhalten zu bleiben verdient: „Jetzt häwe mehr ebbes vorzei⸗ rohe. Was ich Euch ſok, wählt nor nett freiſinnig, deß is ebbes Bäßes. Mehr häwe alleweil e ganz gurt Zeit, es werd noch e paar vun Euch bekannt ſei, die ochtundverziger Jahr. Do is der an uf Laurerboch gange und der anre uf Michelſtadt. Was häwe ſe krikt. Die wo me krikt hot, ſin eingeſperrt wore, un die anre ſind hungriſch hamkumme un noch dozu hot ma uns Soldote hergelegt, mer häwe ſe füttere müſſe, allwewefl häwe mer e ganz guri Zeit, gehe de Stoot kann ma ſich nett uflehne. Stäer miſſe mehr All bezohle. Deitſchfreiſinnig derf ma jo nett ſei, utehr häwe alleweil ſo e ſchäe Geſetz, daß mehr gor net kloe könne. Mehr wolle ſo bo⸗ ſtehe, daß ſe all Reſpek vor uns häwe. Deitſchfrei⸗ zweite Kurs mit 20 Schülerinnen eröffnet, die ſich ſinnig ſin jo grod die, vun den ehr Sach get zum Beſchte is. Wo e Geman anig is, do ig ſchze, Jetzt wählt nor gut.“ — Berlin, 19. Nov. Im deutſchen Theater entſtand heute Abend während der Vorſtellung von „Richard III.“ eine Panik durch blinden Feuerlärm. Im 4. Akt verſpürte man einen Rauchgeruch im 2. Rang. Das veranlaßte ein Drängen nach dem Ausgange. Nun ertönten Rufe: „Dableiben e „Weiterſpielen!“ Raſch erſchien L'Arronge guf der Bühne und verſicherte, daß keine Gefahr borhanden, vielmehr nur ein Rohr der Dampfheizung geplatzt ſei. Herr Förſter ſprach gleichfalls beruhigend aus der Loge des erſten Ranges, ſodann noch zwei Feuer- wehrleute in echtem Berliner Dialekt von der Bühne und der zweiten Galerie herab. Hierauf erfolgte allgemeine Heiterkeit und glückliche Beendigung des Stückes; unabſehbares Unglück wurde auf dieſe Weiſe verhindert. — New⸗ Mork, 16. Nov. In einer Fal torei unweit Toledo, Ohio, explodirten gestern 10 Tonnen Schießpulver. Die in der Fabrik befind⸗ lichen Arbeiter kamen indeß zu meiſt mit unerheb⸗ lichen Verletzungen davon. Alle Gebäude in der Nähe wurden erſchüttert, und die Explosion auf 15 Meilen in der Umruude verſpürk. — Im Ol. tober kamen in den Vereinigten Staaten 36,441 Einwanderer an. — London, den 17. Nov. Ueber folgen⸗ des Ereigniß wird aus Rabbicombe, einem Fiſcher⸗ dorfe unweit Torguay, gemeldet. Am Samstag um 3 Uhr morgens ſah ein Fiſcher aus dem Wohn⸗ hauſe von Frl. Emma Keyſe, einer 60⸗ bis Jia, rigen begüterten Dame, welche früher Hofdame der Königin war und in großem Anſehen bei Hofe ſtand, Flammen hervorbrechen. Er eilte mit der herbeigerufenen Küſtenwache nach dem brennenden Hauſe, wo das Speiſezimmer, ſowie das Schlaf⸗ zimmer in hellen Flammen ſtehend, gefunden wur⸗ den. In dem Speiſezimmer entdeckte man die Leiche der Beſitzerin Keyſe mit“einer klaffenden Hals⸗ wunde und zerſchmettertem Schädel. Ihre Kleider waren ihr vom Leibe verbrannt und der Körper war verkohkt. Die herbeigerufene Polizel erkannte ſofort, daß ein Verbrechen verübt worden war und ſie verhaftete noch an demſelben Tage einen gewiffen John Lee, 20 Jahre alt, als den muthmaßlichen Mörder. Eine Hand des Verhafteten war verwun⸗ det. Als ihm die Beſchuldigung vorgehalten wurde ſagte er: „Oh, ich bin verdächtig, nun dann ist's gut. Deuten ſchon die Verhältniſſe ſeiner Ehe auf einige Urſachen der Leidenſchaft König Heinrichs 8. für das ſchöne Hoffräulein Anna Boleyn, ſo wird man für die nachfolgenden Ereigniſſe allerdings nur den leidenſchaftlichen, keine Schranken und Hinter⸗ niſſe beachtenden Charakter Heinrichs 8. verant⸗ wortlich machen müſſen. — Schmetternder Trompetenklang erſcholl in einer Februarnacht aus den Hallen des Königsſchloſſes zu Windſor, Heinrich 8. hielt wieder ein glänzendes Ballfeſt und ſtattliche Herren und Damen wogten in luſtigen Reigen in dem Hauptſaale des Schloſſes, ſowie in den Nebenſälen in luſtigem Menuet oder in der graziöſen Quadrille dahin. Doch nicht lange währte die ungezwungene Fröhlichkeit unter den Gäſten, denn faſt alle Tänzer und Tänzerinnen zi⸗ ſchelten ſich mit moquanten Nebenblicken eine uner⸗ hörte Mär ins Ohr. König Heinrich tanzte in einem kleinen Nebenſaale, wo er den Augen der klatſchſücht'gen Hofgeſellſchaft nicht fortwährend aus⸗ geſetzt iſt, mit Anna Boleyn und noch einigen aus⸗ erwählten Paaren Quadrilſe und ſchon ſeit einer Stunde Ouadrille und nur mit Anna Boleyn und kümmert ſich nicht um ſeine Gäſte, er, der ſo ritter⸗ liche König, der liebenswürdigſte, Gentleman. „Was hat das zu bedeuten?“ flüſtert man ſich mit ſpöttiſchem Mienen zu. „Iſt Majeſtät ſchon ſo vollſtändig in die kleine blonde Elfe vernarrt, daß er alle Rückſichten auf ſeine Gäſte und auf Lord Percy, den Bräutigam Anna Boleyns, vergißt?“ Bitterer Argwohn ſteigt in den Herzen der Hofgeſellſchaft anf, doch man unterdrückt ihn, weil es die Etikette ſo verlangt und tanzt weiter. Da endlich öffnet ſich die Thür des kleinen Saales und heraus tritt der ſtattliche König, der galant die zau⸗ . berhaft ſchöne Anna Boleyn, die ſittſam und ver⸗ legen die blauen Augenſterne ſenkt, am Arme führt, gefolgt von noch drei Lords, des Königs Günſt⸗ lingen und ihren Damen. Und nun begrüßen alle den König und dieſer, immer noch Anna Boleyn, mit der er fortwährend plauderd und ſcherzt, am Arme führend, eröffnet die Polonaſſe, den langen Zug der tanzenden Paare an den Thronſeſſeln vor⸗ beiführend, wo die Königin Kaſharina ſitzt und un⸗ befangen lächelnd die Huldigung ihres Gemahls am Arme des ſchönen Hoffräuleins entgegennimmt. Dann endlich verändert ſich das Bild, welches die Hofgäſte ſo ſehr in Aufregung gebracht hat. Der erſt tanzeifrige, ritterliche König entläßt mit einer tiefen Verbeugung die vier und zwanzigjährige, im Glanze ihrer Jugendſchönheit prangende Anna Boleyn und begiebt ſich zu der gealterten, faſt fünf⸗ zigjährigen Königin, um ihr den Reſt des Ballfeſtes zu widmen. Und Anna Boleyn, von der Hand des Königs wie von einem böſen Banner befreit, eilt aufathmend durch die Räume dis Schloſſes, um ihren — Bräutigam, Lord Percy, qufzuſuchen. Aber in ihren großen blauen Augen ſchimmert es wie eine Thräne, ſie ſieht den Bräutigam nicht, obwohl ſie einen Saal nach dem andern durcheilt. Endlich findet ſie ihn, wie er ſtarr und in ſich verſunken in einer Fenſterniſche lehnt. Ihr ſanfter Arm und ihre herzliche Stimme wecken den Bräu— tigam wie aus einem Todesſchlaf. Er ſpringt ela⸗ ſtiſch auf, aber wie er Anna Boleyn erblickt, durch⸗ zuckt ſein Antlitz ein Zornesblitz und er will der Braut einen heftigen Vorwurf entgegenſchleudern. Doch dieſe ergreift zärtlich ſeine Hand und ſagt mit unſchuldig an der Vernachläſſigung, die Dir heute bittender Stimme: „Nicht doch, mein theurer Richard, ich bin Abend wiederfuhr, ich will Dir Alles erklären Aber ein eiſiger Blick Percy's trifft ſeine Braut und ihre Hand abwehrend, kehrte er ihr den Rilcken, ſo daß Anua Boleyn vor Schmerz und Schreck laut hätte aufſchreien möchte. Doch ſie beherrſcht ſich, kehrt oller nicht zu den Tänzern in den großen Sag zurück, ſondern begiebt ſich in ein fern liegendes Zimmer, wo ſie mit ihrem Schmerze um den dro⸗ henden Verluſt des Bräutigams allein ſein kann. Dort ſammelt ſie ſich bald wieder und hofft morgen dem Lord Perch aufklären und ſeine Liebe wieder gewinnen zu können. . Mit dieſer Hoffnung kehrte Anng Bolohn in die Feſträume zurück, wohin ſie ihre Pflichten als Hoffräulein rufen. Aber auf dem langen Corridor, den ſie durcheilt, vertritt ihr plötzlich Lord Caffolk ein Kavalier Heinrich 8., den Weg und überreicht ihr ein Billet des Königs. Anna empfängt es zitternd und offnet es bebend. Das Billet enthält eine in den zörtlichſten Worten aagefaßte Liebeserklärung des Königs und deſſen Bitte, ſeine ſüße Anna bald in ſeinen Armen zu ſehen. i Anna Boleyn wird todesblaß, ſie ringt die Hände und jammert verzweifelt, ſo daß Lord Caffolk, der Vertraute des Königs beftig erſchrickt. Dann zerreißt Anna plötzlich das Billet, ſtellt ſich zornig und mit fliegendem Athem vor Lord Caffolk und ſpricht mit bebender Stimme: „Sagen Sie Sr. Mafeſtät, ich ſei die Braut Lord Percy's und ein ehrliches Mädchen!“ Dann flieht Anna Boleyn wie ein geheßztes 1 0 e e werben 4 u. . een t en Wr dor nnn * Vin T mn net F. und wer rr u 20 n nz ders fee m Spibne ber . Sebellzäine pe Har er ahaeg 1 Sünitt & Wild davon und läßt Lord Caffolk allein ſtehen. (Jortſetzun folgt.)