keinen ſtarken Wiederſtand. die Beiträge für die von ihnen beſchäftigten Perſonen und zwar nach den hierwegen feſtgeſetzten Beſtimm⸗ ungen für je 14 Tage im Voraus zu geben. Gemäß § 52 des genannten Geſetzes haben die Arbeitgeber ein Drittel der Beiträge, welche auf die von ihnen beſchäftigten verſicherungspflichtigen Perſonen ent⸗ fallen, aus eigenen Mitteln zu leiſten. Auf Grund § 53 des Reichsgeſetzes ſind die Arbeitgeber berechtigt, den von ihnen beſchäftigten Perſonen die Beiträge, welche ſie für dieſelben einzahlen, ſoweit nicht nach § 50 aus eigenen Mitteln zu leiſten haben, bei jeder regelmäßigen Lohnzahlung in Abzug zu bringen, ſoweit ſie auf dieſe Lohnzahlungsperiode antheils⸗ weiſe entfallen. Nach § 6 des Reichsgeſetzes iſt als Krankenunterſtützung zu gewähren: 1. vom Beginn der Krankheit ab freie ärztliche Behandlung, Arznei, ſowie Brillen, Bruchbänder und ähnliche Heilmittel; 2. im Falle der Erwerbsunfähigkeit, vom dritten Tage nach dem Tage der Erkrankung ab, für jeden Arbeitstag ein Krankengeld in der Hohe der Hälfte des ortsüblichen Tagelohns gewöhn⸗ licher Tagearbeiter. Die Krankenunterſtützung endet ſpäteſtens mit dem Ablauf der 13 Woche nach Be⸗ ginn der Krankheit. Als Krankengeld iſt demnach zu verabfolgen: 1. für erwachſene männliche Arbeiter über 16 Jahren alt 95 Pf. 2. für erwachſene we bliche Arbeiter über 16 Jahren alt 70 Pf. 3 für jugendliche männliche Arbeiter unter 16 Jahren alt 45 Pf. 4. für jugendliche weibliche Arbeiter unter 16 Jahren alt 835 Pf. Nach § 10 der Verwal⸗ tungsvorſchriften vom 3. Juli 1884 erfolgt die In⸗ anſpruchnahme der Krankenunterſtützung durch Ver⸗ mittlung des Verbandsvertreters (des Bürgermeiſters) jeder der dem Verband angehörenden Gemeinden, welchem demgemäß von jeder Erkrankung eines Ver⸗ ſicherten zunächſt Anzeige zu machen iſt. Die ärzt⸗ liche Hilfe wird, ſofern der Erkrankte nicht in ein Krankenhaus aufgenommen wird, durch den Arzt geleiſtet, welcher vom Verband für diejenige Gemeinde, in welcher der Erkrankte ſich befindet, erſtellt iſt. (8 11 der Verwaltungsvorſchriften.) — Aus der Südpfalz, 15. Nov. (Hopfen). Die Hopfenpflanzer, welche ihre Waare bald nach der Ernte, wo dieſelbe einen ſchönen Preis hatte, nicht losſchlagen konnten, machen nun die Erfahrung, welche faſt jedes Jahr wiederkehrt: nämlich daß ſie ihre Produkte ſpäter, wenn die Zeit vorüber iſt, wo dieſelben von auswärtigen Händlern geſucht werden, bedeutend unter dem ihnen damals gebotenen Preis abzugeben genöthigt ſind. Während der Ctnr. — Hopfen bor einigen Wochen 120 — 130 M. koſtet', werden jetzt nur 70 M. geboten; für letzteren Preis wurde geſtern in Kapsweyer eine Partie geſackk. — Mannheim, 17. Nov. (Tabak). Wäh⸗ rend der letzten Woche wurden an folgenden Plätzen Herbſt⸗Tabale verkauft: In Viernheim ca. 10,000 Ctr. zu M. 22— 30, in Heddesheim ca. 4000 Ctr. zu M. 20 — 25, 2. Abhängen, in Lorſch ca. 3000 Ctr. zu M. 28— 34, in Kleinhauſen ca. 2000 Ctr. zu M. 2630, in Waldſee ca. 4000 Ctr. zu M. 25— 30, in Doſſenheim ca. 1200 Ctr. zu M. 18— 23, in Seckenheim ca. 300 Ctr. zu M. 25 excluſive Steuer. — Karlsruhe, 15. Nov. Seit einigen Tagen wird hier der Kaufmann Max Levinger ver⸗ mißt. Derſelbe hatte in der Kaiſerſtraße eines der beſten Konfektionsgeſchäfte und war man daher all⸗ gemein erſtaunt, als geſtern über deſſen Vermögen ſeitens des Großh. Amtsgerichts Konkurs verhängt wurde. — Aus Bruchſal wird geſchrieben: Sieben hieſige, ledige Burſche, welche ſich gegen § 176 Ziff. 2 des St.⸗G.⸗B. vergangen haben, wurden geſtern hier gefänglich eingezogen und ſpäter in Unterſuch⸗ ungshaft nach Karlsruhe verbracht. Wie man hört, ſollen noch mehrere Perſonen von hier bei dem betr. Verbrechen betheiligt geweſen und unſerer ſehr thät⸗ igen Gendarmerie und Polizeimannſchaft bereits ge⸗ lungen ſein, dieſelben dem Gericht namhaft zu machen. — Wie aus Schweinberg berichtet wird, ereignete ſich daſelbſt am letzten Freitag ein ſchweres Unglück. Der nahezu 12 Jahre alte Rudolf Geiger fiel von der Leiter der Scheuer auf die Tenne herab, ſo daß derſelbe bewußtlos weggetragen wer⸗ den mußte und noch in der Nacht ſeinen ſchweren innerlichen Verletzungen erlag. — Paris, 12. Nov. Der Senator und Phyſiker Herve Mangon berichtete geſtern in der Akademie der Wiſſenſchaften folgendes über die am Samſtag von Renard und Krebs ausgeführte Ballon⸗ fahit. Das Luftſchiff fuhr von Meuton aus zuerſt gegen den Wind bis Billancourd in gerader Linie. Seine Geſchwindigkeit betrug 23 Kilometer in der Stunde, da aber die des entgegenſtrömenden Windes 15 Kilometer betrug, ſo legte der Ballon in Wirk⸗ lichkeit nur 15 Kilometer auf die Stunde zurück. Ueber dem Dorfe Billancourt machte das Luftſchiff eine Schwenkung, indem es einen Kreis von 106 Meter Durchmeſſer beſchrieb, und kehrte dann auf zuſammen, daß das Problem der Luftſchifffahrt als ſeinen Ausgangsbunkt zurlick. Nach Aftündiger Ruhe beſtiegen die Herren Renard und Krebs ihr Fahr⸗ zeug nochmals, blieben aber in der Nähe von Meu⸗ don und führten verſchiedene Manöver mit poll ſtändigem Erfolge aus; ſie fuhren gegen den Wind, ſenkrecht auf den Wind, mit dem Wind, hielten dann die Schraube an und ließen ſich vom Bde. treiben, dann lenkten ſie den Ballon von Neuem 90 Herve Mangon faßte ſchließlich ſeinen Bericht dahnn 4 5 „ gent l endgiltig gelöſt betrachtet werden könne. Vor 100 Jahren haben die Brüder Montgolfier die erſte Luftballons fliegen laſſen; jetzt hat wieder in Frank⸗ reich die Luftſchifffahrt einen neuen großgrligen Erfolg zu verzeichnen, der ihr erſt die rechle Be deutung verleiht. — Eine Scene aus dem Wiener Scholtenringe Der Börſenbeſucher Heinrich Mahler hat dieſer Tage das Bedürfniß gefühlt, ſich als inſolvent zu erkläre Um ſich für dieſen ſchwierigen Akt zu ſtärken, nu er — wie wir in der „Preſſe“ leſen — noch kürz vor Thorſchluß ſeinen ganzen Kredit aus und ent⸗ lehnte ſeinen Bekannten und Geſchäftsfreunden zahlreiche kleinere und größere Beträge, von deren Zurückerſtattung ſelbſt die leidenſchaftlichſten Phan⸗ taſten jetzt nicht mehr träumen dürften. Als nun der geniale Finanzkünſtler geſtern Vormittags gegen 11 Uhr einer dringenden Einladung der Polizei Folge zu leiſten geneigt war und zu dieſem Behufe den Schottenring paſſiren mußte, gerieth er in der Zerſtreutheit in die vor dem Börſengebäude au und abwandelnden Schaaren ſeiner Gläubiger und wurde ſogleich der Gegenſtand einer ergreifenden Ovation. Man ſchüttelte ihm die Hände kräftig in das Geſicht und ſtreichelte ihn von allen Seiten mit echtſeidenen Regenſchirmen und werthvollen Spazierſtöcken. Hätte nicht die Polizei der rühren⸗ den Szene ein Ende gemacht, ſo wäre der Gefeierte ohne Zweifel genöthigt geweſen, eine Tragbahre de freiwilligen Rettungsgeſellſchaft zu beſteigen. Der lebhafte Vorfall erregte auf dem Schottenring großes Aufſehen. Die Kunde von der improviſirten kleinen Feſtlichkeit verbreitete ſich raſch bis in die enklegenſte Geſchäftsviertel und erregte allenthalben aufrichtig Befriedigung. 8 — Oberndorf. Die ſerbiſche Regiexun beſtellte in der Gewehrfabrik Mauſer dahier 10,000 Repetirgewehr e. diger 11 einanderlagen, theils umgeworfen waren, zum Theil auch noch neben dem Geleiſe aufrecht ſtanden. Schon war man daran, aus dieſem traurigen Wirrſal Todte und Verwundete hervorzuziehen und leider waren es deren nicht wenige! Wie aber hatte ſich das ſchreck⸗ liche Unglück am hellen Tage ereignen können? Nach den bis jetzt gemachten Erhebungen ſcheint ein großer Theil der Schuld auf die hieſige Stätionsverwaltung zu fallen. Der vorſchriftsmäßig von Bebra einge⸗ a laufene Perſonenzug Nr. 26 erhielt nämlich irrthüm⸗ licher Weiſe das Zeichen, welches ihm freie Einfahrt in den Oſtbahnhof Hanau ſignaliſirte, trotzdem auf dem für ihn beſtimmten Geleiſe vor dem Bahnhof der voraufgegangene, dem Lokomotivführer des Per⸗ ſonenzuges, durch eine ſtarke Curve verdeckte, Güter⸗ zug Nr. 304, hielt. In Folge deſſen ſtieß der erſtere mit voller Wucht auf die Güterwagen, und was Zufall war, wurde hier, wie es überhaupt bei Ereigniſſen die ſer Art zu geſchehen pflegt, Verhäng⸗ niß. „Zufällig“ hatte nämlich der angerannte Zug ſeine Bremſen geſchloſſen', leiſtete alſo, während er vielleicht ohne die Hemmung ohne allzugroßen Schaden auf dem Geleiſe fortgeſchoben worden wäre, 1 Die Lokomotive des Perſonenzuges bohrte ſich tief in die letzten Güter⸗ wagen, der Tender und die zunüchſt folgenden Wag⸗ gons lausſchließlich 4. Claſſe) ſtürzten theils über⸗ einander, theils auf das danebenliegende Parallel⸗ geleiſe, auf dem, um das Unglück voll zu machen, ab Bahnhof Hanau ein anderer Güterzug angedampft kam und den auf ſeine Trace geſchleuderten Wagen und Menſchen zu dem Hugſtetten noch ein „Steglitz“ bereitete. — Haushoch ragten an dieſer Stelle die Trümmer, fünf Wagen waren total zerſtört, und lagen zerſchmettert über der Lokomotive, zum Theile ſenkrecht auf ihre Hinterwände aufgebäumt. Zwei Coupee's ſind vollſtändig von den Achſen verſchwunden, überhaupt, was ſich unmittelbar an Lokomotive und Tender anſchloß, war nur noch ein wüſter Trümmer⸗ haufen, aus dem das laute Gejammer der Verwun⸗ deten, das Geächze der Sterbenden ſchauerlich heraus⸗ tönte. Vollſtändig unverletzt war Niemand geblieben, der in dieſes grauenvolle Gewirre gerathen war. Bis heute früh zählte man 15 Todte und über 20 ſchwer Verletzte, zumeiſt Paſſagiere 4ter Klaſſe, Buttethändler und Händlerinnen vom Lande. Die Einzeldetails entſetzlicher Verſtümmelungen ſind wahr⸗ haft haarſträubend. So drang einer alten Frau der Pfuffer eines Wagens tief in die Bruſthöhle und — nach lebend mußte die Unglückliche von dem Eiſen losgelöſt werden; einem Manne war ein Eiſen⸗ ſplitter, ebenfalls ohne ihn zu tödten, mitten in den Leib gedrungen, ſo daß die Spitze zum Rücken he⸗ rausſchaute; anderen wurde der Kopf total vom Rumpfe getrennt oder bis zur Unkenntlichkeit zer⸗ quetſcht, und dieſe ſind noch die Glücklichen vor denen, die unter entſetzlichem Schmerze einem langſamen Tode verfallen. — Des weiteren wird uns unter dem 15. Abends geſchrieben: Trotzdem die ganze Nacht an dem Fortſchaffen der Trümmer gearbeitet wurde, bietet die Unglücksſtätte noch immer ein wild⸗ chaotiſches Bild und Hunderte von Neugierigen drängen ſich heran, um dieſelbe in Augenſchein zu nehmen. Die ſchrecklichſte Szene bietet ſich indes dem Auge in dem auf dem nahe gelegenen Friedhofe befind⸗ lichen Leichenhauſe. Dort liegen die unglücklichen, verſtümmelten Opfer neben einander gebahrt. Bis jezt ſind 19 Todte, von denen 6 in der Nacht ihren Verletzungen erlagen und ca. 20 Verwundete conſtatirt. Die Feder ſträubt ſich, all' die blutigen Einzelheiten weiter auszumalen. Leider beſtäkigt ſich meine erſte Meldung Über die Entſtehung des Unglücks in vollem Maaße. Als der Zugführer des einge⸗ eingelaufenen Güterzuges rapportirte, daß ein Theil des Güterzuges ſich noch auf dem Geleiſe befände, war nach Niederrodenbach (der Stalion vor Hanau) bereits die telegraphiſche Meldung: „Paſſage frei, Zug kann einfahren!“ ergangen. Ein ſofort nach der Halteſtelle Pulverfabrik, an welcher indeß der betr. Perſonenzug nicht anhielt, geſandes gegentheili⸗ ges Telegramm kam zu ſpät. Der Zug hakte die Halteſtelle vor einer halben Minute paſſiert! i — Alfred Brehm, der berühmte Nakur⸗ forſcher, iſt geſtorben. Den Namen Brehms hat ſein „Thierleben“ in die weiteſten Kreiſe getragen. Das großartige Werk, in dem das Leben der Thiere mit einer wunderbaren Anſchaulichkeit geſchilderk wird, verräth die weitreichenden und tiefgehenden Kennt niſſe Brehm's ebenſoſehr, wie ſein ſchriftſtelleriſches i Talent. Die Gabe, anziehend zu erzählen, bewies Brehm auch bei ſeinen Vorkrägen, die er in faſt 5 allen größeren Städten hielt und die überall begeſ⸗ ſterte Aufnahme fanden. Brehm wurde am 2 Februar 1829 in Reuthendorf in Thüringen geboren, wo er auch — er beſaß daſelbſt eine Villa — nach längerer Krankheit ſtarb. Er litt an Nierenerſezung⸗ einer Krankheit, die er ſich auf ſeinen Reiſen in Amerika holte. 5 — Aus Bremerhaven wird unterm 15. d. M. gemeldet: Der Schooner „Minna“ Kapftän Nijahr, mit 800 Barrel Petroleum nach Stralſund beſtimmt, iſt geſtern auf der Rhede in Brand ge⸗ rathen. Die Mannſchaft wurde gerettet, das Schiff verbrannte. 1 55 9 8