möge als warnendes Beiſpiel dienen, fernerhin mehr Vorſicht zu gebrauchen. — Mannheim, 10. Novbr. Ein armer Schneider aus Handſchuhsheim, der für eine hieſige Kleiderfabrik arbeitet, kam geſtern früh mit fertiger Waare hier an und ſtellte in dem Hof des Gaſt⸗ hauſes „zum halben Mond ab, während er ſich in das Gaſtzimmer begab und Kaffee trank. Als er ſeine Waare wieder aufnehmen wollte, war dieſe verſchwunden. Der arme Mann, dem es ſchwer halten dürfte, den Schaden, der auf 200 Mk. ge⸗ ſchätzt iſt, zu erſetzen, war in großer Verzweiflung. — Seckenheim, 14. Nov. Kommenden Sonntag findet dahier eine Tabakausſtellung ſtatt. — Karlsruhe, 12. Nov. Die Gemeinde⸗ ausſtände und deren Betreibung haben ſchon mancher⸗ ei Anlaß zur Klage gegeben. auch hierüber vereinfachte Beſtimmungen herausge- geben worden. Nach Zuſtellung der Forderungs⸗ ettel kann noch eine öffentliche Zahlungsaufforde rung rfolgen, was allein ſchon bei Schulgeldern paſſtren ann. Nach Ablauf der feſtgeſetzten Friſt tritt das Zwangsverfahren ein, wozu bis zu 50 Mark der Bürgermeiſter und darüber das Bezirksamt zuſtändig ſt. Ueber Umlagen oder Gebüßrenerſatzbeträge werden or der Vollſtreckung mittelſt Liſten durch beſondere Mahner noch beſondere Zahlungsaufforderungen er⸗ aſſen, wofür 15 Pf. dem Mahner ſeitens jeden Schuldners zu vergüten find. Zahlbefehle werden is zu 50 M. beim Bürgermeiſter und bei höheren Beträgen beim Bezirksamt erwirkt, erfolgt kein Wie derſpruch, worauf förmliche Klage erhoben werden müßte, ſo kann Vollſtreckung auf bewegliche Sachen eantragt werden; für Vollſtreckung in Forderungen der in das unbewegliche Vermögen iſt der Antrag eim Bezirksamt einzureichen. Bleibt die Vollſtre⸗ ung einer Geldſtrafe durch Fahrnißvollſtreckung er⸗ folglos, ſo hat der Bürgermeiſter ſofort Haft anzu⸗ ordnen und dieſe zu bewerkſtelligeu. Privatrechtliche Forderungen werden beim Bürgermeiſter, eventuell em Amtsgericht betrieben. Zum Antrag auf Voll⸗ reckung in Liegenſchaften hat der Rechner die Er⸗ ächtigung des Stadt⸗ reſp. Gemeinderaths einzu⸗ olen, der Rechner hat aber die Vollſtreckung unaus⸗ eſetzt zu betreiben und zu Überwachen, auch hat der⸗ lbe richterliche Urtheile ſofört in das betr. Pfandbuch ntragen zu laſſen, was auch bezüglich einzelner Vorzugsrechte der Gemeinde zu geſchehen hat. Bei Konkurſen erfolgt abgeſonderte Befriedigung, die beim Vollſtreckungsbeamten jeweils geltend zu machen iſt. r Karlsruhe, 13. Nov. In letzter Zeit kurſiren die verſchiedenartigſten Gerüchte Über die Erbſchaftsangelegenheit des Herrn G. Guggenheim und theilt der „Bad. Odsb.“ hierü ber folgendes mit: In London ſtarb am 12. Februar in der Allbere⸗ Street Frau Wittwe Roſalie Levi Bloch ohne Nach⸗ kommen und ſoll das Vermögen, welches ſich auf 105,000,000 M. beläuft, da die Ehe kinderlos war, zur Hälfte den Verwandten des im Jahre 1856 verſtorbenen Mannes und die andere Hälfte den Verwandten der Frau Bloch zugewendet werden. Es ſollen auf beiden Seiten 24 Erben vorhanden ſein, von denen ein Konſtanzer Erbe, Herr Kauf⸗ mann Frank, bereits zur Regelung dieſer Angel⸗gen⸗ heit nach London gereiſt ſein ſoll, welcher dem deut⸗ ſchen Geſandten, Graf Herbert Bismark dortſelbſt die Schriftſtücke und Beweismittel zur fraglichen Angelegenheit überreichen wird. Wenn dieſe Sache in der oben erwähnten Weiſe ihren Verlauf nimmt, ſo dürfte jeden Erben mehr wie 8 Millionen treffen und dürfte der größte Betrag an in Baden lebende Erben zur Vertheilung kommen. — Exploſion. In dem Keller des Kauf⸗ manns Schneider in der Ritterſtraße in Karls⸗ ruhe erfolgte am Dienſtag Mittag um 1 Uhr eine ſehr ſtarke Benzin⸗Exploſion, welche in den Keller⸗ räumen und im Hauſe ſelbſt bedeutende Ver⸗ wüſtungen anrichtete. Bereits eine Stunde vor derſelben wurde Heer Schneider von einem Nachbar darauf aufmerkſam gemacht, daß in dem Keller etwas nicht in Ordnung ſein müſſe, da in dem be⸗ nacharten Keller bedeutende Gasgerüche verſpürt wurden. Herr Schneider ging erſt eine Stunde ſpäter, ohne vorher den Keller zu lüften, mit einem Licht in denſelben und die Exploſton ging eſchildeter ſchrecklicher Weiſe vor i . 1 Neuerdings ſind nun 0 hat am gonzen Körper Brandwunden und ſtürzte auf die Straße, um ſich unter der Waſſerleitung Kühlung zu verſchaffen. Derſelbe dürfte, wenn ſchon unter unſäglichen Schmerzen, geneſen. Die Verheerung im Keller iſt eine entſetzliche und der Schaden ein nicht unbedeutender. Die Erploſton war eine ſo gewaltige, daß über eine Stiege ein Kind aus dem Bett geſchleudert wurde. Jedenfalls iſt das beklagenswerthe Unglück eine neue Warnung, mit derartig feuergefährlichen Stoffen nicht leicht⸗ ſiunig umzugehen, wie es im obigem Falle zweifel⸗ los geſchehen iſt. — Mosbach, 11. Nov. Geſtern Abend nach Einbruch der Nacht, wurde eine dahier wohnende Familie von einem Unglück betroffen, an dem viele Bewohner der Stadt innigen Antheil nehmen. — Der 34 Jahre alte Taglöhner Max Konrad von Muckenthal war mit Grabarbeiten im neu zu bauen⸗ den Bierkeller des Herrn Werrlein beſchäftigt, als er plötzlich von einem Erdſturz verſchüttet wurde. Leider wurde der Verunglückte als Leiche hervorge⸗ zogen. — Nordhauſen, 9. Novbr. Auf dem be⸗ nachbarten Bahnhofe Niederſachswerfen wurden geſtern Abend, als die Poſtſachen aus Ilfeld dem Poſtwagen im Perſonenzuge übergeben wurden, ein Briefbeutel, in dem ſich ein Geldbrief mit 1000 Mark Inhalt befand, entwendet. Bis jetzt iſt der Dieb nicht ent⸗ deckt worden. — In Apolda feuerte ein Soldat aus Weimar Namens Franke, wegen verſchmähter Liebe, zwei Revolverſchüſſe auf ein junges Mädchen ab — eine Kugel drang in den Rücken, die andere prallte am Korſet ab — und verwundete ſich ſelbſt durch zwei Schüſſe ſchwer. — Mit papierener Krone beerdigt. Aus Braunſchweig ſchreibt man dem „B. Börſ.⸗ Cour.“: „Soeben erfahre ich ein köſtliches Detail vom Tage des Begräbniſſes unſeres Herzogs. Ich tele⸗ graphirte Ihnen damals, daß die oberſten Hofchargen auf purpurnen Kiſſen die florumhüllten Kron⸗Inſignien hinter dem Sarge einhertrugen. Man hat damals ſeine Verwunderung darüber laut werden laſſen, daß auch dieſe über und über mit dichtem Flor bedeckt waren, entgegen den ſonſt bei fürſtlichen Begräb⸗ niſſen beobachteten Geflogenheiten. Jetzt ſtellt ſich heraus, weshalb man die Kron⸗Inſignien den Blicken der Zuſchauer ſo ſorgſam entzog: Es waren nicht die echten Kron⸗Inſinien, — die Herzog Karl bei ſeiner Flucht aus Braunſchweig hatte mitgehen heißen und niemals zurückgebracht hat, ſondern eine pappene Theaterkrone, die ſonſt unſer Heldentenor im „Pro⸗ pheten“ zu tragen pflegt und ein ad hoe angefertigtes Scepter! Unglaublich, — aber war, und wenn die Sache auch, wie ſehr wahrſcheinlich, dementirt wird.“ — Beuthen, Anfang November. Die Kaiſerin hat den auf der Deutſchlandgrube ver⸗ ſchüttet geweſenen 43 Bergleuten einen neuen Be— weis ihrer Huld gegeben. Dem Landrath d. Wittken in Beuthen iſt der Auftrag ertheilt, jedem dieſer Bergleute ein Exemplar der Gruppenbilder, welche der Hofphotograph Schön in Königshütte von ihnen aufgenommen hat, als eine Erinnerung an die glück⸗ liche Errettung aus Todesgefahr und als Aller⸗ höchſtes Geſchenk auszuhändigen. Die Bilder tragen den Vermerk: „Geſchenk Ihrer Majeſtät der Kaiſer'n⸗ Königin für N. N.“ und ſind in der Kanzlei des Amtvorſtehers Kurek in Schwientochlowitz an die Beſchenkten ausgehändigt worden — Aus Teheran, 18. Oktober ſchreibt ein dort wohnender Deutſcher an die „Nordd. A. Z.“: Die erſte deutſche Geſandtſchaft iſt heute, mit allen möglichen Ehren empfangen, in Teheran eingezogen. Der öſterreichiſch⸗ungariſche Minſſter am perſiſchen Hofe, Baron v. Kosjek, dem die Einführung der Geſandtſchaft anvertraut war, hat ſeine Aufgabe glänzend gelöſt. Es iſt ihr hier ein faſt fürſtlicher Empfang bereitet worden. Nachdem ſie der perſiſche Reiſemarſchall (Mechmanda) in Erſell am Üfer des kaſpiſchdn Meeres empfangen und ſie Über Reſcht und Kasmin, wo auch Empfangsfeierlichkeiten ſtatt⸗ gefunden, hieher geführt hatte, wurde ſie vor den Thoren Teherans in einem Kiosk des Rennplatzes von Emir⸗Toman (Marſchalh), Nazir el ⸗Molk im Namen dis Schahs bewillkommnet und mit großem militäriſchem Geleite in die Stadt geführt. Alle Welt war auf den Beinen. Dicht beſetzt warena n die Dächer mit verhüllten Frauengeffalten, pfropt die Straßen. Jeder wollte die „Waſite, Mochtari⸗Allemann“. die Vertreter jenes ruhmreiche Kaiſers und ſeines großen Reichskanzlers ſehen, Die Geſandtſchaft genießt vorläufig die volle Gaſtfreund⸗ ſchaft des Schahs. Herr von Braunſchweig impo⸗ nirte durch ſeine jugendliche würdevolle Erſcheinung er hat überall durch ſein Aeußeres einen angenehmen Eindruck gemacht. Herzlich bewillkommnet wurde Legationsrafh Brugſch von einigen alten Freunden von vor 25 Jahren. Wir Deutſche, obgleich bisher jederzeit hinreichend durch die ruſſiſche Geſandlächalt geſchützt, freuen uns doch unendlich, unseren eafſer und ſeine Nation hier in amtlicher Eigenschaft ver⸗ treten zu ſehen. Das heutige Perſten ſſt, wenngleich in der Entwicklung um Jahrhunderte zurck, doch kulturfäßig, ſeine reichen Naturquellen warten noch alle der Ausbeutung. Für eine deulſche Handels und Induſtrieniederlaſſung dürfte hier zwar ein file den Anfang ziemlich ſchwieriges, aber doch lohnendes Feld ſich eröffnen laſſen. Unſer Fülrſt⸗Reſchskanzler wird ſich bald überzeugen, daß er wiederum daz Richtige getroffen, und daß (wie im neuen Reichs, etat bereits vorgeſehen) er die außerordenkliche Geſandl⸗ ſchaft zu einer ordentlichen wird erheben können. — Wit färben roth, wir färben gut, wir färben in der Liebeswuth — unter dieſer Deyſſe wird folgende kragikamiſche Geſchichte aus einer rheiniſchen Stadt berichtet: Ein Kellner hatte kürzlich Aus⸗ gehetag. Er beſtellte deshalb ſein Liebchen zum Abend zu einem Stelldichein an das Theater. Aber das Mädchen kam nicht und darüber wurde der Ganymed böſe. Seinem Unwillen Luft zu machen kam ihm eine Freudin jenes Mädchens eben recht, er färbte ihr mit An'linfarbe die Haare roth, aber ſo gründlich, daß auch die Kopfhaut fotal geröthek erſcheint. Der wüthende „Schönfärber“ iſt bereits zur gerichtlichen Verantwortung gezogen worden. Neu eſte Nachrichten. Bensheim⸗Erbach, 13. Nov. Seipio (natl.) wurde mit 8786 Stimmen gegen d' Orwiſle (freiſ.), 8238 St., gewählt. Berlin, 13. Nov. (Stichwahl), Im Wahl⸗ kreiſe Altena⸗Iſerlohn wurde Lagerhans (freiſ) ge⸗ wählt gegen Colsmann (natl.). Gotha, 13. November. (Stichwahl), Bock (Sozialiſt) mit 4060 Stimmen gewählt, Barth erhielt 3406 Stimmen. Berlin, 13. Nov. Im 6. Wahlkreiſe wo die Fortſchrittler Stimmenenthaltung proklamirt hatten, wurde Haſenclever faſt einſtimmig gewählt. Im 2. ſiegte Virchow mit 23,800 über Stöcker mit 15,875, im 3. Munkel mit 13.220 über Brecher mit 9107, im 5. Richter mit 10,968 über Cremer mit 7890 Stimmen. Kiel, 13. November. Bis jetzt erhielt Hänel 8494, Heinzel 8276 Stimmen. Da für Hänel noch günſtige Landbezirke fehlen, ſo iſt deſſen Wahl geſichert. . Gera, 13. November (Stichwahl). Bis ſetzt Rödiger (Soz.) 4700, Lautenſchläger J (freif. 3208 Stimmen. Paris, 13. Nopbr. Geſtern ſind in Oran zwei, in Toulon ein Choleratodesfall vorgekommen, — In Beſſeges, Departement Gard, explodirte ber⸗ gangene Nacht eine Dynamitpetarde, welche bor die Fenſter des von dem Ingenieur der dortigen Eifen⸗ Kohlengruben bewohnten Hauſes böswillig nieder⸗ gelegt wurde. Durch die Exploſion wurde großer Schaden an den Gebäuden angerichtet. Perſonen wurden keine verletzt. — Nach dem Berichte der Seinepräfektur von Mitternacht bis heute Abend 6 Uhr 58 Cboleratodte, nämlich 80 in der Skadk, 28 in den Spitälern. 5 Li erariſches. 5 Volltsbisttothen des Lahrer Kinzenden Voten. Verlag von Moritz Schauenburg in Lahr. — Preis jeder Rummer 5 Pfg. — Ja der Nummer 29 be⸗ gegnen wir einer ganz allerliebſten Erzählung Zſchokkes unter dem Titel „Der zerbrochene Krug“. Der 85 Menſchenkenner und Pfycholog offenbart ſich darin in jeder Zeile. Im Uebrigen iſt Zſchokkes Ruhm als humoriſtiſcher Novelliſt ja bekannt genug, um weiterer Worte Über 1 Arbeiten überhoben zu ſein. Das mit einem hübſchen 19 0 farbigen Titelbild geh ſiehlt ſich ſelbſt Wie * * . . 1 e r r * * 25 — 1