Ladenb urger Erſcheint jeden Mittwoch und Samſtag und koſtet vierteljährlich 1 % 20 mit illuſtirtem Auterhaltungsblatt 1 % 70 J exel. Poſtproviſton. Zuſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pfg., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pfg., 0 Reclamen mit 20 Pfg berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabaltbewilligung. Volitiſches. 5 Karlsruhe, 11. November. Heute waren Intereſſenten der Holzbranche aus ganz Baden ver⸗ ſammelt zu dem Zwecke, um zu berathen, in welcher Weiſe für dieſe Branche die Verwirklichung des Un⸗ fallverſicherungsgeſetzes vom 6. Juni laufenden Jahres am beſten bethätigt werden könnte. Nach dem dies⸗ bezüglichen Vortrag von Herrn Dr. Landgraf, Mann⸗ 0 heim über die Bedeutung des fraglichen Geſetzes in * Bezug auf die Holzinduſtrie im Allgemeinen neigte r ſich die Verſammlung dahin, an das Reichsver⸗ ſicherungsamt den Antrag zu ſtellen, es möge behufs Bildung einer Unfallberufsgenoſſenſchaft der holzver⸗ iber arbeitenden und holzveredelnden Gewerke einſchließlich eil der geſammten Baugewerke im Großherzogthum et. Baden eine Generalverſammlung berufen werden; da der Termin zur Anmeldung freiwilliger Unfall⸗ erufsgenoſſenſchaften ſchon nach wenig Tagen abläuft, übernehmen die ſämmtlichen Anweſenden bereitwillig die Aufgabe, die hervorragenſten einſchlägigen In⸗ duſtyiellen zu veranlaſſen, ſich dieſen Beſtrebungen zuſchießen. Zunächſt genügt es ja, und es läßt ſich in dieſem Augenblick kaum ein anderer Weg beſchreiten, als daß ein Zwanzigſtel der Intereſſenten den Antrag ſtellen. Durch Ausdehnung der Ge⸗ noſſenſchaft auf das geſammte Baugewerbe hofft man auch für das badiſche Land eine durchaus leiſtungsfähige Genoſſenſchaft zu errichten. In das proviſoriſche Komite wurden berufen die Herren Hoffmann, Emrich, Henz, Dr. Landgraf Mannheim, Schmitt von Ladenburg, Wieland und Weber Gerns⸗ bach, Schmid von Freiburg, Schütt und Baumann Bühlerthal, Himmelheber und Markſtahler Karlsruhe. Berlin, 11. November. Der neue Militär⸗ etat weiſt für fortdauernde Ausgaben 262,711,084 Mark, alſo gegen das Vorjahr ein Plus von 1,838 268 Mark auf, für einmalige Ausgaben 11,622,762 Mark, gegen das Vorjahr ein Plus von 6,028,564 Mark. i Berlin, 11. Nov. Der „D. Reichsanz.“ veröffentlicht die kaiſerliche Ordre für die Einberufung des Reichstrags. Der Reichstag iſt zum 20. Nov. einberufen. Berlin, 11. Nov. Nachdem Serbien von den Mächten im Jahre 1882 als Königreich aner⸗ kannt worden und durch Abſchluß eines Handels⸗ und Conſularvertrages zu Deutſchland in engen Be⸗ ziehungen getreten iſt, wird die deutſche Miſſion in Belgrad zum Range einer Geſandſchaft erhoben und den bei allen königlichen Höfen beſtehenden deutſchen Miſſionen formell gleichgeſtellt. Paris, 12. Nov. Am 11. November von Mitternacht bis Mitternacht kamen in Paris 149 Cholera⸗Erkrankungen und 56 Todesfälle vor, davon 32 in den Hoſpitälern, 24 vereinzelt in der Stadt, Teheran, 11. Nov. Die Bevölkerung des Diſtriktes Karadagh hat ſich aufrühreriſch erhoben, den Gouverneur ermordet und mehrere armeniſche Dörfer geplündert. Viele Einwohner der letzteren Orte ſuchten eine Zuflucht auf ruſſiſchem Gebiet. Muzaffer⸗ed⸗Din, der perſiſche Kronprinz, welcher Gouverneur von Azerbaijan iſt, reiſte am 8. ds. von Tabriz nach Karadagh ab, um dort die Ordnung wiederherzuſtellen. Wahlnachrichten. Stichwahl⸗Ergebniſſe vom 11. November. Königsberg, Möller (freiſ.) 9018, Godau (Soz.) 6328. Waldenburg i. Schl. v. Winkelmann (freiſ.) woch Nachſtehende Annoncen ⸗Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſergte für uns an. N Inſerate find von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg. Halle, Alexander Meyer 8859, Tüglichs⸗ beck 7373. Lübeck, Stiller (freiſ.) 5440, Fehling (natl.) 5090 Stimmen. Kaſſel, Pfannkuch (Soz) 4236, Lotz (konſ.) 3114 Stimmen. Hamburg, Mörmann (natl.) 15,417, Heinzel (Soz.) 14,617. Dresden, Hartwig (konſ.) 13,793, Bebel (Soz.) 11,105. Eiſenach, Pariſius (freiſ.) 4344, Geibel (natl.) 2969. München I., Sedlmayer (natl.) 9226, Ruppert (ultr.) 7202. München II., von Vollmar (Soz.) 13,900, Weſtermayer (ultr.) 9800. Nürnberg, Grillenberger (Soz.) 13,384, Krämer (ultr.) 12,566. . Magdeburg, Heine (Soz.) 12,304, Büchte⸗ mann (natl.) 9174. Fürth, Stauffenberg (freiſ.) 4528, Schauß (natl.) 2600 Stimmen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 14. Nov. Mit dem Verkauf des Tabaks geht es langſam und werden 15 bis 20 Mk. per 50 Kilo bezahlt. Es iſt eine unleug⸗ bare Thatſache, daß der Tabak größtentheils unreif abgehängt und viele Landwirthe es vorzogen, den⸗ ſelben wieder aufzuhängen. Man iſt in den letzten Jahren hier gewohnt geweſen, dachreife Tabake auf den Markt zu bringen, und nicht eine Waare, deren Beſchaffenheit vollſtändig mit Mängel behaftet iſt. Die bitteren Erfahrungen, die einzelne Landwirthe mit dem unrichtigen Behandeln des Tabaks machten, Der Fluch des Goldes. Kriminal⸗Novelle von Fried richſen. Alle Rechte vorbehalten. Reichsgeſetz vom 11. Juni 1870. (13. Fortſetzung.) Wochen waren ſeit dieſem Auftritt vergangen und Dietrich hatte ſich längſt darüber getröſtet, daß Phila nichts mehr von ſich hören ließ. Er ſetzte den begonnenen Lebens⸗ wandel ohne Gewiſſensſcurpel fort und ahnte dabei nicht, daß ſein Lebenswandel von der vorgeſetzten Behörde bereits mißfällig bemerkt war und daß man ihn unausgeſetzt be⸗ obachten ließ. Es gab jetzt übrigens für die Kriminal⸗Beamten aller⸗ hand zu thun, denn auf Betrieb ſeiner Verwandten war owalsky der Reſt ſeiner Strafzeit in Gnaden erlaſſen igten e worden; doch anſtatt nun ein beſſeres, geordnetes Leben zu 9odulch beginnen, ſetzte er den früheren Schleudrian fort. Die Spelunken an der unteren Donau dienten auch ihm jetzt 1 W zum Aufenthaltsort, die Strafanſtalt hatte ihm eher zur Lehr⸗ ö * anſtalt aller Gaunerein, als zur Beſſerung gedient. u. B. Auch Kowalsky wurde, ohne daß er es ahnte, beob⸗ achtet, weil man immer noch hoffte, daß er die Reſtſumme aus dem Diebſtahl verſteckt habe. Eines Abends trafen Dietrich und Kowalsky, Erſterer dienſtlicher Eigenſchaft, Letzterer als Gaſt in einem der vielgenannten Lokale zuſammen. Kowalsky hatte den Kriminalbeamten ſofort wieder⸗ — kannt und mit einem höhniſchen: „Ah, guten Abend Herr F Dietrich, treffen wir uns hier wieder!“ ſich dieſem genähert. 1 „Wie Sie ſehen!“ entgegnete Dietrich gelaſſen, der ſchon daran gewöhnt war, mit dem Haß Derjenigen beehrt zu werden, welche ihn nach ihrer Freilaſſung wieder erkannten und ihm ihre Strafe zu verdanken hatten, „nehmen Sie ſich nur in Acht, mein lieber Kowalsky, daß wir uns nicht noch einmal im Gerichtsſaale begegnen. Ich würde es für Sie bedauern!“ Kowalsky glaubte den Spott nicht ruhig hinnehmen zu ſollen und entgegnete: „Nun, Sie brauchen ſich Ihrer edlen Handlungsweiſe auch gerade nicht zu rühmen, denn was Sie der Frau ließen, war auch nicht viel mehr als ein Reſtchen vom Ganzen.“ „Was mollen Sie damit ſagen?“ fuhr Dietrich auf. „Trifft's? ah, das freut mich, Herr Kollege!“ war die höhniſche Entwegnung Kowalsky's. „Herr, Sie werden mir auf der Stelle erklären, was Ihre verſteckten Redensarten bedeuten ſollen.“ „Dazu bin ich nicht verpflichtet. Ich denke mich deut⸗ lich genug ausgedrückt zu haben, wenn Sie mich nicht ver⸗ ſtehen, ſo kann ich gicht dafür.“ Mit dieſen Worten drehte ihm Kowalsky den Rücken und begab ſich in das Billardzimmer, während ein ebenfalls in dieſem Lokale anweſenden Kollege Dietrich's an Letzteren herantrat und ihn beſänftigend auf die Schulter klopfte. „Um Gottes Willen, beruhige Dich, Dietrich,“ raunte er dieſem zu. „So lange Du keine Waffe in Form einer vorliegenden Unterſuchung oder eines Haftbefehls in der Hand haſt, darfſt Du mit dieſen Leuten nicht anbinden.“ „Du haſt Recht,“ entgegnete Dietrich, „beinahe hätte ich meinen Beruf vergeſſen“ Dietrich blieb nun, ſo viel ihm ſein Kollege auch zu⸗ redete, kleinlaut und mißgeſtimmt; er fühlte ſich beängſtigt und beklommen, denn wenn ſein Amtskollege die Worte Kowalsky's richtig zu deuten wußte, ſo ſtand ſein ehrlicher Name auf dem Spiele und es war um ihn geſchehen. Sein Kollege, das wußte Dietrich, war ihm ſo wie ſo nicht ge⸗ wogen und deſſen freundliche Miene war nur eine erheuchelte. Ja, faſt ſchien es ihm, als wenn er von dieſem beobachtet wurde und um ſich ſeinen forſchenden Blicken zu entziehen, ſtand er plötzlich auf und verabſchiedete ſich von den Andern. Märriſch und niedergedrückt ſchlug er den Weg zu ſeine n Wohnung ein, dabei vor ſich hinmurmelmd: „Der Schatz muß womöglich heute noch entfernt werden. Er iſt nicht mehr ſicher in meinem Hauſe. Oder beſſer, ich ſelbſt fliehe mit dem Gelde, dann bin ich aus aller Gefahr und die Sorgen haben ein Ende.“ Mit ſolchen Gedanken langte er bei ſeinem Hauſe an und einen flüchtigen Blick in die obere Etage hinaufwerfend,. gewahrte er zu ſeinem Befremden, daß ſeine Wohnung, die er doch bei ſeinem Abgange verſchloſſen hatte, erleuchtet war. „Die Diebe wären frech genug, mir einen Gaunerſtreich ſpielen zu wollen, es wäre nicht das erſte Mal, daß ſie die Wohnung eines Detektivs zur Ausübung ihres ſauberen Gewerbes benutzten.“ Damit eilte Dietrich, auf Strümpfen gehend und ſo leiſe, daß ihn Niemand hören konnte, die Treppe hinan und bald hatte er die nur angelehnte Thür ſeiner Wohnung erreicht. Durch die Thürſpalte gewahrte er jetzt auch, wer ſich in ſeinem Zimmer zu ſchaffen machte und zu ſeinem namen⸗ loſen Schreck ſah er Phila, welche vor der geöffneten Geld⸗ kaſſette ſtand und Alles darin befindliche, die Eiſenbahnwerthe inbegriffen, in ihrem weiten Mantel barg. Sie ſchien mit dieſem Geſchäft bereits zu Ende, als er eben angekommen war, denn er hörte ſie halblaut ſagen: „So, mein werther Dietrich, Du ſollſt meiner Rache ge⸗ denken.“ „Morgen trage ich das Geld auf's Polizeirevier, es ſoll unterſuchen, ob dieſes Geld rechtlich erworben iſt oder ob es etwa von jener Frau herſtammt, der man es vor mehr denn Jahresfriſt entwendet hat. Du haſt mich verſtoßen und willſt Dich Deines Kindes mit Geld entledigen, folglich habe ich auch nicht nofhwendig, Dich zu ſchonen.“ Mit dieſen Worten löſchte Phila das Licht und ſchickte ſich an, mit dem Geld beladen die Wohnung zu verlaſſen (Schluß folgt.)