rſcheint jeden dn eint jede woch und Hamſtag und koſtet vierteljährlich 1 ü 20 mit illuſtirtem Anterhaktungsblalt 1 % 70 excl. Poſtproviſion. 5 0 Inſerate 3 welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Garmondzeile oder deren Raum mit 10 Pfg., Lokal⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pfg berechnet. Bei größeren Aufträgen Rabattbewilligung. Nr. 90. Politiſches. N Karlsruhe, 6. Nov. In der braunſchweigi⸗ ſchen Erbfolgefrage ſei erwähnt, daß der zweite Sohn des Großherzogs von Baden, Prinz Ludwig Wilhelm, zur Uebernahme der Regierung in Braunſchweig in Ausſicht genommen ſei und zwar als Regent in Gemäßheit des Regentſchaftgeſetzes, in welchem es be, heißt: „Sollte der Regierungsankritt des Thron⸗ alli folgers oder die Uebernahme der Regierungsverweſung edit durch einen berechtigten Regenten nicht innerhalb grub eines Jahres ſeit der Thronerledigung ſtattgefunden 4 haben, ſo wählt die Landesverſammlung den Re⸗ z 5 genten auf den Vorſchlag des Regentſchaftsrathes im aus den volljährigen, nicht regierenden Prinzen der aſcr zum deutſchen Reiche gehörenden ſouveränen Fürſten⸗ Ou häuſer, welcher ſodann die Regierungsverweſung bis 25 zum Regierungsantritt fortführt“. 11 5 Baden ⸗ Baden, 3. Nov. Die Prinzeſſinnen 1 85 Wilhelm und Marie von Baden ſowie der Prinz . Max von Baden und der Prinz Friedrich Auguſt 11. von Sachſen find hier angekommen und im eng⸗ liſchen Hofe abgeſtiegen. Dagegen iſt der Großfürſt t Michael Michaflowitſch wieder abgereiſt. Am 1. u d. M. Abends gab die Kaiſerin zu Ehren des Groß⸗ 10 fürſten Michael von Rußland Familientafel, an N welcher die großherzoglich mecklenburgiſchen und ba⸗ 2 diſchen Herrſchaften theilnahmen. Auch die Herzogin von Hamilton und Prinz Ludwig Wilhelm wohnten bei. Konſtantinopel, 3. Nov. Der rnſſiſche Botſchafter Nelidow, begleitet vom geſammten Bot⸗ ſchaftsperſonal, überreichte heute dem Sultan in feierlicher Audienz das Großkreuz des Andreasordens Paris, 4. November. Ein Telegramm des Generals Briere de l' Isle aus Hanoi vom 30. Okt. Abends meldet: die Truppenabtheilung, welche nach Samſtag, 8 enthe beſtimmt iſt, erreichte den Nachtrab der Chineſen und fügte dem Feinde erhebliche Verluſte zu. Eine andere Abtheilung ſäuberte die Umgegend von Thai Nguyen von den chineſiſchen Zerſprengten. Die Lage der Dinge am klaren Fluß iſt gut, am Rothen Fluſſe hat ſich nichts Neues von Belang zugetragen. — Der franzöſiſche Botſchafter Baron de Courcel in Berlin wird in der Congo⸗Conferenz von Ballay, dem Hauptmitarbeiter Brazzas und von Debuiſſon, dem Geographen im auswärtigen Amte, unterſtützt werden. Paris, 4. November. Das Handelsſchiff „Camorin“ iſt befrachtet von Seiten der Regierung geſtern mit 10 Offizieren und 100 Unteroffizieren und Corporälen zur Verſtärkung der Cardres nach Tonking abgegangen. Newyork, 3. Nov. Die Präſidentſchafts⸗ Campagne ſchloß in Wirklichkeit geſtern Abend. Beide Parteien erwarten das Reſultat der Ballotage mit großer Spannung. Die letzte Kundgebung zu Gunſten Mr. Cleveland's hierſelbſt war äußerſt merkmürdig. Ein Zug von 40,000 Bürgern (nach wirklicher Zählung) maſchirte Sonnabend Nachmittag die ganze Länge von Broadway und defilirte in Madifon⸗Square vor Mr. Cleveland vorüber. In dem Zuge befanden ſich Leute jedes Gewerbes und aller Stände. Hervorragende Kaufleute, Bankiers, Rechtsgelehrte, Editoren, ſowie die meiſten Mitglieder der verſchiedenen Börſen. Ein ſolcher Aufzug war hierſelbſt niemals vorher geſehen worden, Tauſende von Männern bewegten ſich zum erſten Mal in ihrem Leben in Reih' und Glied. Viele Gebäude längs der Route waren geſchmackvoll decorirt. Die Theilnehmer marſchirten in Peletons 14 Mann breit unter dem Vormarſch von Muſikkapellen und wehen⸗ den Bannern. Die Straßen waren natürlich gedrängt Nachſtehende Annoncen ⸗ Erpeditionen: Alois Herndl in Wien, Adolf Steiner in Hamburg und ſämmtliche Annoncen⸗Bureaux von Haaſenſtein und Vogler, Rudolf Moſſe, G. L. Daube und J. Barck und Comp. nehmen Inſerate en 8. November * für uns an. Inſerate ſind von nachweisbarer Wirkſamkeit. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor in Ladenburg. 1884. voll von Zuſchauern. Das Hurrarufen in den Reihen und in der Volksmenge war nahezu ein ununter⸗ brochenes. Die Demonſtration zeigt, daß die Gefühls⸗ aufregung intenſiver iſt, als ſie es je ſeit dem Kriege war. Und in voriger Woche wurde ſie in hohem Grade durch den allgemein herrſchenden Glauben geſteigert, daß die Anhänger Mr. Blaine's mit Hilfe verſchiedener Eiſenbahn⸗Magnaten einen ungeheueren Corruptions⸗Fond zur Erkaufung von Stimmen in den Städten am Wahltage geſammelt haben. Hierin beruht die einzige Hoffnung auf Mr. Blaine's Erfolg. Die Geſinnung des Landes iſt überwiegend gegen ihn, und bei einer ehrlichen Wahl iſt ſeine Niederlage ſicher. In allen Städten befindet ſich eine große Anzahl ungebildeter und käuflicher Wähler, und dieſe ſich zu ſichern, werden, wie man glaubt, Mr. Blaine's Geſchäftsführer verſuchen. Man denkt indeß, es werde unmöglich ſein, hinreichende Stim⸗ men zu kaufen, um die von allen Parteien ſich ſchaarenden Anhänger Cleveland's zu ſchlagen. Es. iſt einfach ein verzweifelter Kampf des faulen Elements in der amerikaniſchen Politik, geſtützt durch faſt un⸗ beſchränkte Geldmittel, gegen den unzweifelhaften Willen der Mehrheit des Volkes, um den Beſitz der Regierung. Verſchiedenes. — Mannheim, 6. Nov. Die Schwur⸗ gerichtsſitzungen für das vierte Quartal 1884 be⸗ ginnen am 15. Dezember dſs. Is. Als Vorſitzender wurde Gr. Herr Landgerichtsdirektor Müller und als deſſen Stellvertreter Gr. Herr Landgerichtsdirektor Chriſt ernannt. s — Mannheim, 6. Nov. Verfloſſene Nacht verunglückte auf dem Rangierbahnhof der ledige Rangirer Wägerle dadurch, daß er zwiſchen zwei Der Fluch des Goldes. 5 Kriminal⸗Novelle von Friedrichſen. 5 Alle Rechte vorbehalten. Reichsgeſetz vom 11. Juni 1870. (11. Fortſetzung.) Frau Leithmer hoffte, daß die Freigelaſſenen jetzt in erſter Linie ihr Haus beſuchen würden, doch ſollte ſie fich hierin getäuſcht ſehen. Denn Seemann wollte von einer Verſöhnung mit der Großmutter nichts hören und ſo unter⸗ nahm das Paar jetzt zum zweiten Male die Reiſe nach Wien, ohne, wie das erſte Mal, wieder in ſo unliebens⸗ würdiger Weiſe vom Geſchick heimgeſucht zu werden. . Kaum hatten ſie ſich jedoch in Wien wohnlich einge⸗ richtet, als ſie eines Tags den Beſuch der Großmutter empfingen. Die alte Dame lam ſelbſt um Abbitte zu leiſten und Fanchon begrüßte ſie mit glückſchimmernden Augen. Auch Seemann war jetzt zur Nachgiebigkeit geneigt, denn ihm war an dem gleichen Tage ſchon eine anvexe, ebenſo freudig ſtimmende Genugthuung zu Theil geworden, die nämlich, daß man ihn wieder als Offizier in die Kaiſerliche Marin eingereiht hatte, aus welcher man ihn auf Grund der gegen ihn ſprechenden Beweiſe verſtoßen hatte. Seine Ehre war ihm dadurch wiedergegeben, daß er in das Offi⸗ zier⸗Corps wieder aufgenommen wurde. „Leider, lieben Kinder,“ ſagte die Großmama, „bin ich nicht mehr im Stande, Euch ein ſolches Vermögen zu hinterlaſſen, wie Ihr es im andern Falle erhalten hättet, denn wie mir der Staatsanwalt verſichert, hat man bei bilden mit dem, was ich noch habe, immerhin ein recht hübſches Sümmchen, daß Ihr nach meinem Tode recht gut gebrauchen könnt. Oder wollen Sie mich nicht lieber bei meiner Fanchon wohnen laſſen, das heißt, mich in Ihr Haus aufnehmen, lieber Seemann!“ fragte Frau Leithmer. 1 Kowalsky nicht mehr als 12,000 Gulden gefunden; aber ſie „Ich wäre ſo gern wieder mit meiner Fanchon vereinigt geweſen und ich ſtelle Ihnen für dieſen Fall ſchon jetzt mein Vermögen, für welches ich ohnedies eine ſchlechte Haushälterin geweſen bin, zur Verfügung. „Ich acceptiere ihren Vorſchlag, Großmama,“ entgegnete Seemann, „jedoch mit der Vorausſetzung, daß Sie Ihr Geld behalten, denn wenn ich auch für den Stand eines Offiziers arm bin, ſo nenne ich doch ein kleines Vermögen mein Eigen, welches mich, in Verbindung mit meinem Sold bei einigermaßen haushälteriſcher Benutzung anſtändig durch die Welt kommen läßt.“ Die Großmama hatte ihr Häuschen in Eger bald ver⸗ kauft und dafür einen recht anſehnlichen Preis erhalten; dann bewerkſtelligte ſie ihren Umzug und blieb fortan bei ihrer Fanchon, der ſie in der Erziehung der ſpäter nach⸗ kommenden jungen Seemänner recht gute Dienſte leiſtete. W. Die Unterſuchung gegen Herrn v. Kowalsky war be⸗ endigt und der Termin der Hauptverhandlung bereits feſt⸗ geſetzt. cel Sitzungsſaal beim Bezirksgericht in Eger war mit Zuhörern förmlich überfüllt, denn Jeder wollte den diebiſchen Edelmann ſehen und das Urtheil hören, welches ihn treffen würde. Mit bleichen, zerſtörten Zügen wurde der Miſſethäter in den Saal geführt und der Staatsanwalt begann mit der Verleſung der Anklage. Als dieſer geendet, fragte der Präſtdent: „Angeklagter, bekennen Sie ſich des Ihnen zur Laſt gelegten Vergehens für ſchuldig?“ Die Antwort lautete: „Ja!“ Der Präſident fuhr fort: „Wir könnten uns mit dieſem Geſtändniß begnügen und zur Schlußberathung über⸗ gehen, wenn nicht noch ein Punkt zu erhellen übrig bliebe, nämlich der, wo Sie den Reſt des entwendeten Vermögens „Ich kann darauf nur erwiedern, was ich bereits in der Vorunterſuchung ausgeſagt habe. Das Geld befand ſich, nachdem ich etwa 2000 Gulden davon verausgabt hatte, in Höhe von etwa 61,000 Gulden wohl verwahrt in meinem Sekretär. Wenn nicht mehr als die gefundene Summe darin war, ſo muß das Geld mir ſelbſt entwendet worden ſein.“ „Sie werden es uns nicht übel nehmen, mein Lieber, daß wir Ihnen das nicht glauben. Ihre Behauptung klingt wie ein Märchen aus Tauſend und eine Nacht, denn von ſelbſt kann doch das Geld nicht aus dem Möbel heraus⸗ ſpazieren und Sie ſelbſt haben geſagt, daß Niemand, auch Ihr Diener nicht, von dem Daſein der Summe eine Ahnung hatte. Wir müſſen vielmehr annehmen, daß Sie ſich einen Stecken für Ihre Freilaſſung ſchmieden wollen und deßhalb das Geld an einem anderen Orte aufbewahrt haben. Ein unumwundenes Geſtändniß kann Ihnen daher nur dienlich ſein, inſofern es weſentlich zur Milderung Ihrer Strafe beiträgt.“ „Wenn mon mir nicht glaubt,“ entgegnete hierauf der Angeklagte, ſo will ich gern auch die Strafe für die fehlende Summe auf mich nehmen. Ich muß zum wiederholten Male behaupten, daß mir der Verbleib des Geldes ſelbſt ein Räthſel iſt und nun thun Sie, was Ihnen gut dünkt!“ Nachdem der Präſident noch einige für den Lauf der Verhandlung unerläßliche Fragen an den Angeklagten ge⸗ richtet hatte, ertheilte er dem Staatsanwalt das Wort, einer achtbaren Familie ſtammenden Angeklagten ſcharf be⸗ leuchtete und eine Straſe von ſechs Jahren ſchweren Kerkers beantragte. Der Vertheidiger ſuchte die That in einem milderen Lichte erſcheinen zu laſſen und bat, da ein vollſtändiges Geſtändniß vorlag, um ein bedeutend niedrigeres Strafmaß. Cortſetzung folgt.) 2 85 gelaſſen haben.“ welcher in ſeinem Plaidoyer die Handlungsweiſe des aus