deutſchen Geiſtes und deutſchen Weſens zu gründen. Am 1. Mai 1872 fand unter begeiſterten Theil⸗ nahme des ganzen deutſchen Volks die Wiederer⸗ richtung der deutſchen Univerſität in Straßburg ſtatt. Sie hat ſich in den 12 Jahren einen rühmlichen Namen erworben, aber es fehlte zu dem deutſchen Geiſt dieſer Anſtalt noch das würdige monumentale Aeußere. Dieſes hat es jetzt mit der Einweihung der neuen Prachtbauten erhalten und ſo dürften wir denn wohl der Hoffnung Raum geben, daß die Straßburger Univerſität für mmer eine Pflegſtätte deutſcher Vaterlandsliebe bleibe, daß ſich von hier aus das deutſche Element ausbreite über das ganze Reichsland, damit das, was Deutſchland mit dem Schwerte zurückgewonnen hat, endlich auch im Geiſte wieder mit uns vereint werde. Wahlnachrichten. Karlsruhe. 29. Okt. Aus den 14 bad. Wahlkreiſen ſtellt ſich das Wahlreſultat bis jetzt wie folgt: 1. Wahllreis. mann, ultr., 7295. 3 2. Wahlkreis. Kiefer, nat. ⸗lib., 7667; von Hornſtein, agr. 8327. 3. Wahlkreis. Krafft, nat. ⸗lib., 6887; von Bodmann, ultr., 5689. 4. Wahlkreis. Blankenhorn, nat. ⸗lib. 5269; Pflüger, F., 5084; Danner, ultr., 3769. Stichwahl. 5. Wahlkreis. Bis jetzt bekannt: Hebting, nat.-lib., 7585; Marbe, ultr., 8429; Geck, ſoz., 734. Stichwahl. 6. Wahlkreis. Sander faſt einſtimmig gewählt. 7. Wahlkreis. Schwarzmann, nat. ⸗lib., 6486 Roßhirt, ultr., 7164; Jennewein, dem, 1091. 8. Wahlkreis. Zahn, nat. ⸗lib., 2694; Lender, ultr., 9635; Geck, ſoz. 205. 9. Wahlkreis. Klumpp, nat. lib. 68663 Reichert, ultr., 3107; Lichtenauer, dem., 653; Bloos, ſoz. 1338. 10. Wahlkreis. Dr. Arnsberger, nat. ⸗lib., 6130; Neiß, kon. 2098; Dr. Lipp. dem., 1743; Pfarrer Gerber, ultr., 3298; Dreesbach, ſoz., 3011. 11. Wahlkreis. Eckhard, nat., 5901; Kopfer, dem., 5358; v. Stockhorner, konſ., 532; Dreesbach, ſoz., 4975. 2412. Wahlkreis. Blum, nat. ⸗lib., 7793, Menzer, konſ., 8526. 13. Wahlkreis. Goͤler, konſ., 7740. 14. Wahlkreis. Buol, ultr., 10,876. Berlin, 30. Okt. Unter den 202 bekannten Wahlen befinden ſich 54 Stichwahlen, 25 Conſer⸗ vative, 44 Centrum, 29 Nationalliberale, 14 Deutſch⸗ freiſinnige, 12 Reichspartei, 5 Elſäſſer, 8 Social⸗ demokraten, 6 Polen, 3 Welfen und 2 Volkspartei. Verſchiedenes. 5 — Tabak. Mit dem Einkauf der Sand⸗ blätter geht es ziemlich raſch und ſind viele Dach⸗ käufe an der Bergſtraße abgeſchloſſen worden. In Schriesheim iſt beinahe Alles von M. 1418, in Leutershauſen von M. 13-19, in Weinheim von M. 12 —16 verkauft. Auch wurde mit Abhängen von Tabak begonnen, in Heddesheim ſind ca. 6000 Ctr. Noppel, nat.⸗lib, 7718; Edel⸗ Bronner, nat. ⸗lib., 6490; v. Stein, nat. ⸗lib., 5731; von abgehängt und find ſchönfarbig von M. 26 — 30 verkauft. Die Abhängung iſt daſelbſt tadellos. a — Käferthal, 29. Okt. Ueberfahren wurde bon einem mit ungefähr 50 Perſonen beſetzten Fuhr⸗ werk ein Mann Namens Lehr und erlitt hierbei einen Bruch des rechten Armes und des linken Fußes. — Mannheim, 30. Okt. Diebſtahl von Waiſenhaus⸗Sammelbüchſen. Wie wir vor einiger Zeit mittheilten, wurde in der Reſtauration von Joh. Götz am Marktplatze eine große Sammelbüchſe der Lahrer Fechtſchule entwendet und anderen Tages darauf erbrochen und entleernt auf dem Abort im zweiten Stocke des Götz'ſchen Hauſes aufgefunden. Kurz darauf verſchwand auf ebenſo räthſelhofte Wieiſe aus dem Lokale des „Kaufmänniſchen Vereins“ die Sammelbüchſe, ohne daß nur eine Spur davon ausfindig gemacht werden konnte. Am verfloſſenen Sonntag gegen 11 Uhr verſchwand aus der „Gol⸗ denen Gerſte“ ebenfalls eine Sammelbüchſe auf eine ganz unerklärliche Weiſe. Vorgeſtern Abend . 15 5 85 15 us Ulm 5 ſollte den Dieben das Handwerk gelegt werden, aus welchem ſie eine Species zu machen beabſichtigten. In der Wirthichaft „zum Boppenſchänkel“ hielten ſich nämlich vier junge Leute auf, welche ſich mit Kartenſpiel die Zeit verkürzten. Auf einmal bemerkte die Wirthin, daß einer der Burſchen aus der Wirth⸗ ſchaft berſchwand und mit hm eine Sammelbüchſe, welche bei der ſauberen G.ſellſchaft auf dem Tiſche ſtand. Der Wirth ſtellte die noch anweſenden Burſchen zur Rede und konnten dieſe nur ungenügende Aus⸗ kunft in Betreff ihrer Unſchuld geben, worauf Polizei requirirt wurde und die ſaubere Geſellſchaft verhaftete. Nach hartnäckigem Leugnen wurden ſie endlich uber⸗ führt und geſtanden auch ſchließlich ein, daß ſie die ſämmtlichen bis jetzt fehlenden Sammelbüchſen ge— ſtohlen hätten. Den Raub, welcher nach ihren Angaben wenig betragen haben ſoll, vertheilten ſie gleichmäßig unter ſich. Einer der Cumpane bemächtigte ſich der Büchſen, welche er auf ganz ſchlaue Weiſe unter dem Ueberzieher, den er auf dem Arme trug, ver⸗ ſchwinden ließ und die andern drei erbrachen die⸗ ſelben. Die dre Gauner ſind Kaufmaunslehrlinge, deren Eltern hier wohnen und in ſchmerzlicher Weiſe betroffen ſind. 5 — In der Eſſigfabrik der Gebrüder Rettig in Ettlingen brach am 26. Okt. Nachts Feuer aus, das nur mt größter Anſtrengung bewältigt werden konnte. Ein der Brandſtiftung verſtächtiger Mann iſt bereits gerichtlich eingezogen. — Aus dem Amte Adelsheim, 27. Okt. Die vielen Feldmäuſe ſind dieſes Jahr allgemein, und ſind nur die Behörden zu loben, die das Ein⸗ fangen derſelben und Abliefern gegen Zahlung an⸗ ordnen, wie es viele Orte und Gegenden haben, da⸗ gegen im Amte Adelsheim ſtreuen die Leute ver⸗ giftete Körner auf die Felder zur Vertigung der Mäuſe, obſchon angeorduet iſt, dieſe Körner in die Mauslöcher zu legen und ſolche zuzumachen, dadurch werden die meiſten Inſektenvertilgungsvögel, wozu die Singvögel gehören, welche ſich eben auf dem Felde am Samen des Unkrauts halten, vergiftet; auch Füchſe, die große Vertilger von Mäuſen, ſterben durch die vergifteten Mäuſe, weil ſie ſolche verzehren; Raben, die unermüdlich n Mäufevertilger, ſterben durch die Giftkörner und vergiftete Mäuſe, die die⸗ ſelben verzehren. Man findet viele derſelben, wie kleinere Vögel, bergiftet todt; ein Jagopächter hat fünf Stück Feldhühner todt gefunden. Wenn ſolche friſch noch gefunden werden und in Verkauf kommen, was kann da im Verzehren bei Menſchen entſtehen? Und wer vertilgt ſpäter di⸗ Feinde der Baumzucht, Raupen ꝛc., wenn deren Vertilger ſo durch die Gift⸗ körner ausgerottet werden. Die Mäuſe beſtehen nicht immer ſo in Maſſen wie dieſes Jahr, ver⸗ mehren ſich aber ſpäter, wenn deren Vertilger ſo — ausgerottet werden, da die Menſchen ſpäter wieder mit der Vertilgung der Mäuſe aufhören. Die Aus⸗ ſetzung dieſer Vergiftung brächte jetzt noch Nutzen, denn eben gehen die Leute daran. — Letzten Samſtag Mittag ſprang in ſelbſt⸗ mörderiſcher Abſicht ein Dienſtmädchen bei der Kart⸗ hauſe in Freiburg in den Bach, wurde aber noch rechtzeitig herausgezogen. — In Aufen, Amt Donaueſchingen, ver— brannte ein dem Barthol. Reich gehöriger Heuhaufen von etwa 25 Centner. Ein gemüthlicher Spitzbube muß der geweſen ſein, der kürzlich einem Fabrikunten in Bockenheim 11,000 Mark geſtohlen hat. Er legte ſich, nachdem er ſich eingeſchlichen, mit einigen Pfund Trauben unter das Bekt des zu Beſtehlenden und verzehrte ſie, bis derſelbe eingeſchlafen war Nachdem er ſich auf dieſe Weiſe vor der Langeweile bewahrt hatte, kroch er aus ſeinem Verſtecke, nahm dem Fabrikanten die Schlüſſel aus den Hoſen öffnete den Schreibtiſch und verſchwand mit der erwähnten Summe unter Zurücklaſſung ſeines Hutes und ſeiner Stiefel. — Landau, 29. Okt. Geſtern Abend gegen 6 Uhr fand ein Piſtolenduell zwiſchen Premierlieu⸗ tenant Deckelmann und dem Dr. med. H. M. Stöppel von hier im Fort ſtatt. Premierl. Deckelmann blieb todt auf dem Platze. Urſache dieſes Vorfalles ſoll ein ſcharfer Wortwechſel beim Kartenſpiel am Montag Abend geweſen ſein. — Ein Schwabenſtreich aus Ulm. ird einem Brünner Blatte von einem 1 1 Abenteuer des Sängers Schmiedek, der dort mit n Mille vielem Erfolge gaſtet, berichtet, Aim f kee e e eine ſtarke Feſtung, und Herr Schmiedel wolle ſich ai gerothen die Wilhelmsburg, ein Vorwerk, zugleich ſoloſſgle gobenha Kaſerne, recht in der Nähe betrachten, Er kommt 1aat der bei zur Burg hinauf — der Vorposten unterhalt e gerade in der freundlichſten Weiſe mit einigen Frauen⸗ 11 zw zimmern und läßt ihn paſſiren. Ex durchſchreiſet 4 ad b Uhl ab einen großen Hof, wieder ein Thor — und befindet 15 lebe ſich jetzt im eigentlichen Fort. Doch laſſen wit den 100 nulden ale Sänger ſelbſt erzählen: Ich bin noch einige Schrite ien de S0 gegangen, da kommt mir ein Soldat nachgeſaufen, narben und auf ein energiſches „Halt J, blieb ich ſtehen. 140 f. been Er frug mich, ob ich einen Erlaubnißſchein hae, ien, 29 ich verneinte. „Da iſcht's verbote, hier herumzulaufe; an Somſtas da müſſen Sie mit auf die Wachtſiube! Dor 44 Un berübt angelangt, ſchnauzte mich der Sergeant an; „Wiſſen 1 Schäff Sie nicht, daſch man ohne Erlaubnißſchein hier nicht . Namens umherlaufe darf? Ich werde Sie auf die Haupt⸗ 1 Haus wache ſchicken müſſe.“ Er faßte eine Meldung gh, ö fene literor ordnete zwei Mann mit Gewehren an, borzultelen 5 1 ern und kommandirte: „Ladet!“ was auch geſchah. Be kenn, noch ſeis dem geringſchten Fluchtverſuch oder Widerſetzung git benen haben die Leute daſch Recht, Sie niederzuſchleße, en c neh ſchnauzte der Sergeant. Ein Mann mußte bor mit 7 uit sener 4 gehen, ein Mann hinter mir. Anfangs lachte ch über dieſe Eskortirung; als wir aber in die Stad kamen, da wurde ich natürlich von allen Seſten betrachtet und es bildete ſich auf dem Wege ein ganzer Zug Neugieriger, welcher uns folgte. Am Domplatze gab es einen förmlichen Volksauflauf, Man wollte den franzöſiſchen Spion ſehen, welcher auf der Wilhelmsburg gefangen wurde. Auf der Hauptwache erzählte ich dem Hauptmann die ganze Geſchichte; er bedauerte aber, nichts Anderes thun zu können, als — mich auf die Polizei zu ſchichen. Nun mußte ich wieder, von den zwei Soldaten be⸗ gleitet, weiter marſchiren, unter dem Halloh des en bi linen nde ein jun 15 bother meh nat, und i buten w. 66 fe herunterka a Volkes, welches den „Spion“ nicht genug beltochten Morgen konnte. Auf der Polizei konnte ich mich endlich fleiſch, legitimiren und wurde entlaſſen, aber nicht fruher, Autgezeichne bis man mir die Taſchen durchſuchk hatte h ich Lade nicht Zichnungen über die Feſtung gemacht ate. Die Ulmer Ze tungen haben ſich bet dieſe Affaire luſtig gemacht und nannten ſie den geieſen 1— „Schwabenſtreich“. 1 a — Ein ächtes Schauer⸗Drama hol ſich in Hörde in Weſtfalen ereignet. In der Hochofen⸗ ſtraße wohnt der Wirth Heinrich Schulte, ein Wittwer im Alter von 40 Jahren. Die Schweſter ſeiner verſtorbenen Frau, ein Mädchen von 19 Jahren führt ihm den Haushalt. Schulte verfolgte daſſelbe ſeit längerer Zit mit Liebes-Anträgen, ohne Erhörung In gehtten B Jure achat Erinne zu finden. Vorgeſtern Morgen blieben beide Per dich mache ſonen ungewöhnlich lange in ihren Zimmern, weß l d Nirrfleiſ halb man einen Schloſſer holte, der zunächſt das in pnigtes 2 Zimmer des Mädchens öffnete. Daſſelbe lag od! in ſeinem Bette; es war anſcheinend erdroſſelt worden. — Schulte ſaß auf dem Sopha, aus einer Halswunde blutend; er hatte ſich in den Mund geſchoſſen, ohne den Zweck, ſich zu tödten, gleich erreicht zu haben, Man brachte den Schwerverletzten in das Kranken⸗ haus. Schulte lebte in ziemlich zerütteten Vermögens⸗ verhältniſſen. — Berlin, 30. Okt. Der Mörder Gronack, welcher am 29. März ſeine Frau, ſeine Schwägerin und den Vicewirth Schröter ermordet hatte, wurde heute früh in der Strafanſtalt zu Moabit hinge⸗ richtet, 7 — Ein Eiſenbahnunfall beſonderer Art wird der „Schweizer Grenzpoſt“ gemeldet; Ein Viehhändler von Vevey trieb letzten Freitag eine —— r un n Sat im W. ̃ daha ſt pe bers dei lter 5 N hurhe dusgart Au per Stüc Heerde von etwa 50 Schafen nach Lauſanne, wo⸗ ern ſelbſt die Thiere verkauft werden ſollten. 1 ahahite 9 des Eiſenbahnüberganges von Corſeaux wurden die 1 g. Schaafe durch einen Hund ſcheu gemacht und ſtürzten — ſich durch eine Oeffnung der den Bahnkörper begren⸗ 9 — zenden Hecke auf das Geleiſe, auf dem eben der Ager in Lauſonner Zug heranbrauſte. Der Viehhändler, gas welcher, um die Schafe zurückzutrelben, denſelden Wabenfil gefolgt war, wurds von dem Pfuffer der Lokomotive erfaßt, über die Böſchung geſchleudert und ſofott 0 1 d getödtet. 21 zum Theil graßlich verſtümmelte Schafe lütz mußten im Schlachthaus von Vevey abgethan und 90 verkauft werden. f W tt U Kopenhagen, 27. Okt. Die don Rieg 5 u Ginneru