Großbritannien, Holland, Belgien, Spanien, Por⸗ nach dem bisher Geſehenem eine ganz vorzügliche tugal und die Vereinigten Staaten von Nordamerika; ſpäter auch die übrigen Großmächte und die ſkandi⸗ naviſchen Staaten zur Theilnahme einzuladen. Was nun die Vorſchläge anbetrifft, wilche Frankreich und Deutſchland der Conferenz in den be den Programm punkten unterbreiten wollen, ſo ſind ſie in den bei⸗ derſeit'gen Depeſchen angedeutet. Erſtens ſoll im ganzen Gebiet des Congoſtaates die volle Handels⸗ freiheit für alle Nationen feſigeſtellt, und für die Schifffahrt auf dem Congo und Niger das für die Donau angenommene freiheitliche Syſtem in An⸗ wendung gebracht werden. Bezüglich des zweiten Punktes, Beſitzergreifung an der afrikaniſchen Küſte, ſoll künftig nur die wirkliche Beſetzung eines Land⸗ ſtriches als Erwerb gelten, nicht aber die Beſitz⸗ ergreifung auf dem Papier, wie es beiſpielsweiſe Portugal an der weſtafrikaniſchen Küſte bisher be⸗ trieben hat. Daß die Conferenz wirklich zu Stande kommt, iſt wohl zweifellos, obwohl England bis jetzt noch mit ſeiner Zuſtimmung zurückhält. Es ſteht uns alſo ein hochwichtiges Ereigniß bevor. Dieſe Congoconferenz wird ein Zuſammenſtehen Deutſchlands und Frankreichs zeigen, und wenn ſolches ſich auch nur auf ein fern in Afrika liegen⸗ des Gebiet bezieht, ſo liefert es doch den Beweis, daß beide Mächte nicht mehr durch eine unausfüll⸗ bare Kluft von einander getrennt ſind. Aber auch die bloße Thatſache, daß eine ſolche Conferenz über⸗ haupt auf Anregung der deutſchen Regierung in der Hauptſtadt des deutſchen Reiches ſtattfindet, iſt dazu angethan, uns das Wachſen des deutſchen Anſehens ſeit wenigen Jahrzehnten wiederum ſo recht vor die Augen zu führen. Sibyllenort, 18. Okt. Der Herzog von Braunſchweig iſt heute Nacht 1 Uhr geſtorben. Der Todeskampf währte ſeit geſtern Nachmittag 4 Uhr. Die letzten Worte der Herzogs waren: „Braun⸗ ſchweig, mein Braunſchweig!“ Allen Beamten und der ganzen in Sibyllenort anweſenden Dienerſchaft wurde geſtern der fällige Gehalt ausbezahlt, weil nach dem Eintritt des Todes die Treſors bis zur endgültigen Regulirung der Erbfolge verſiegelt werden. — Am Sterbelager des Herzogs von Braunſchweig waren onweſend Hofmarſchall von Bernewitz, Kam⸗ merpräſident von Handelmann und die Adjutanten. Heute früh iſt Abt Thiele aus Braunſchweig in Sibyllenort eingetroffen, wo die Einſegung der Leiche erfolgt. Die Ueberführung der Leiche nach Braunſchweig wird den bisherigen Dispoſitionen nach am Dienſtag erfolgen, dort findet die feierliche Auf⸗ bahrung ſtatt. VPerſchiedenes. — Heidelberg, 21. Okt. (Stadttheater.) Die Operettenaufführungen des hieſigen Theaters, Boccaccio ſowohl als der Bettelſtudent, hatten ſich eines durchſchlagenden Erfolges zu erfreuen. Nicht nur war das Haus jedesmal ausverkauft, ſondern bei der letzten Aufführung des Bettelſtudenten mußte die Kaſſe kurz nach Eröffnung wieder geſchloſſen werden, da abſolut kein Platz mehr übrig war; Hunderte waren dadurch genöthigt, auf das gehoffte Vergnügen zu verzichten. Auf vielſache Aufforderung hat Herr Direktor Werges ſich entſchloſſen, die in der vorjährigen Saiſon mit ſo vielem Beifall auf⸗ genommenen Fremdenvorſtellungen auch in dieſem Jahre wieder zu veranſtalten. Dieſelben ſollen alle 14 Tage ſtattfinden und werden in denſelben aus⸗ chließlich Operetten zur Aufführung kommen. Zu dem Ende hat die Direktion bereits „Nanon“ (welche in Berlin demnächſt zum 400. Male geſpielt wird), ferner Alibi, oder die Reiſe in's Philiſterium, der Rattenfänger von Hameln und Donna Juanita angekauft. Die Ausſtattung ſämmtlicher Opern iſt brillant. Auch iſt, damit jede Störung möglichſt vermieden wird, von Herrn Direktor Werges Sorge getragen, daß die Hauptrollen ſämmtlicher Operetten doppelt beſetzt ſind. Die erſte Fremdenvorſtellung findet, wie aus der in der heutigen Nummer befind⸗ lichen Annonce erſichtlich, am nächſten Sonntag (26. Okt.) ſtatt und ſoll, um vielfachen Wünſchen zu entſprechen, der Bettelſtudent gegeben werden. Die Decorationen zu demſelben ſind durchweg neu und ſehr ſchön ausgefallen; Die Aufführung verſpricht — zu werden. — Mannheim, 17. Okt. Geſtern Abend 8 Uhr iſt ein Dampfbahnzug in der Nähe des Friedhofes mit dem Wagen des Lohnfuhrmannes Jak. Schmitt von Schriesheim zuſammengeſtoßen und zertrümmerte den Wagen des Letzteren, ſowie verſchiedene Waaren, darunter ein Petroleumfaß, die der Bote geladen hatte. Auch die Lokomotive der Dampfbahn wurde beſchädigt und muß außer Dienſt geſtellt werden. Die Paſſagiere der Dampfbahn carambolirten gegenſeitig und Schmitt, ſowie ein anderer Mann, der mit jenem fuhr, wurden vom Wagen geſchleudert, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Die Dampfbahn ſoll jedoch keine Schuld an dem Unfall treffen, da Schmitt, welcher auf der Heim⸗ fahrt begriffen war, und dem Geleiſe fuhr und ſein Gefährte mit keiner Laterne verſehen gehabt haben ſoll. — Mannheim, 17. Okt. Auf der Station Schwackenreuthe wurde dem Expeditionsgehülfen Kölble von Weinheim beim Manöveriren beide Beine abgefahren. — Eine Unterſtützungs-Wohnſitz-Geſchichte. Aus Schwetzingen ſchreibt man: Der Schuh⸗ macher Eduard Brehm von Strümpfelbronn, welche: hier Unterſtützungswohnſitz beſitzt, erkrankte in Heidel⸗ berg an Blattern und wurde in Folge deſſen in einem Heidelberger Spital 27 Tage lang verpfligt. Die Verpflegungskoſten hat der Heidelberger Armen⸗ rath auf M. 459,50 berechnet und in dieſer Höhe bei der hieſigen Armenbehörde zur Ligiudation ge— bracht. Dem Armenrathe Schwetzingen war es je— doch zu viel, über M. 17 pro Tag Verpflegungs⸗ koſten zu zahlen und bot einen geringeren Betrag an. Der Heidelberger Armenrath war damit nicht zufrieden und klagte. In der Sitzung des Bezirks⸗ raths Schwetzingen vom 10. Juni 1884 geſchah es nun, daß an der Forderung Heidelbergs 25 Mark geſtrichen wurden; die andern 434 M. 50 Pf. hat man dem Kläger zugebilligt und überdies Schwetzingen waren aber auch noch 16 M. 9 Pfg. zu viel für 1 Tag und er recirirte. Durch letztinſtanzliches Ex⸗ kenntniß Gr. Verwaltungsgerichtshofs vom 15. er wurde die bezirksräthliche Entſcheidung nun dahin abgeändert, daß Schwetzingen nur ſchuldig ſei 44 M. 69 Pf. für Medicamente und 54 Mark für 27 Verpflegungstage zu 2 Mk., zuſammen 98 Mk. 69 Pf. zu bezahlen, die nicht unbedeutenden Koſten hat ſammt und ſonders Heidelberg zu tragen und zwar von Rechtswegen. — Schwetzingen, 20. Okt. Der frühere Diener bei Lieutenant Sch., geweſener Liebhaber eines hieſigen Dienſtmädchens machte geſtern Abend auf letzteres einen Mordverſuch, indem er mit ſcharf⸗ geladener Piſtole einen Schuß auf dieſelbe abfeuerte. Das Mädchen wurde um Arme verletzt, der Atten⸗ täter iſt flüchtig. Motiv: Verſchmähte Liebe. — Weinheim, 20. Oktober. Der zweite der bei dem Erdrutſch an dem Kellerbau der Metzſchen Brauerei verſchütteten Arbeiter iſt im Spital hier⸗ ſelbſt auch verſtorben. — Aus Karlsruhe, 19. Oktober, wird geſchrieben: Gegenwärtig iſt man damit beſchäftigt, die vom letzten Landtag beſchloſſenen Vergrößerungen und Verbeſſerungen am Ständehauſe vorzunehmen. Am weſtlichen Theile wird ein ziemlich großer Anbau erſtellt, ſo daß der Garten ſehr verkleinert wird. — Prinz Ludwig von Baden iſt heute Mittag nach Berlin gereiſt, um dort das Offiziers⸗Examen ab⸗ zulegen. 5 Bühl, 17. Pllober Der Winter iſt auf den Bergen 0 0 Seit mehreren Tagen kom⸗ men mit Schnze be adene Wagen durch das Neuſatzer Thal nach der hieſigen Bahnſtation, wo der Schnee verladen ud an Bierbrauer verſandt wird. 4 Wald shut, 20. Oktober. Die dies⸗ jährige Landesverſammlung der Altkatholiken Badens iſt auf Sonntag, den 9. November, nach Waldshut einberufen. a 175 Aalen, 19. Okt. Als letzten Mittwoch Abend ein Metzgerburſche einen Stier durch die Stadt führte, riß ſich dieſer plötzlich los und rannte davon, In der Radgaſſe wollten ihn einige Männer auf⸗ halten, da rang er ſeitwärts, drang durch die Hausthüre in's Rad ein, erſtieg dort die Haustreppe in die Koſten verfällt. Dem Armenverband Schwetzingen raſte oben im Hausgang weiter und machte ſchließlich durch einen offenen Laden einen Sprung is Freie, Die Höhe des Sprunges mag ea. 5 Meter betragen haben und es war nur zu verwundern, daß er mit den geringen Verletzungen, einem Horn und einigen Rippenbrüchen, davonkam. Das Thier wurde gls⸗ bald getödtet. — Elberfeld, 19. Okt. Laut „Elberfelder Zeitung“ ſind in der vergangenen Nacht in Hagen i. W. bei einem Brande ſechs Perſonen ums Lehen gekommen. b — Der langgeſuchte Mörder der Frau oops in Wandsbeck ſcheint, wenn auch im Grabe, ehh deckt zu ſein. Ein Hamburger Blatt nennt deg Schlächtergeſellen Godehuus aus Holſtein, 51 Jahre, welcher am 24. Auguſt zerſtört in ſein Jugrſter kam, als Mörder. Er hatte verſucht, ſich Flecke aus ſeinem Rock zu waſchen, welche hinterher gls Blutflecke erkannt ſind. Godehuus mochte wohl be⸗ fürchten, daß — er hatte bekanntlich der Roops den Leib aufgeſchlitzt — er entdeckt werden könnte, und erſchoß ſich mittelſt Revolver. Godehuus iſt auch in Schleswig einige Zeit verhaftet geweſen, unter dem Verdacht, eine Frau ermordet zu haben, was ihm jedoch nicht genügend bewieſen werden konnte, Bublitz (Pommern), 18. Oktober, Unſer Städtchen war vor einigen Tagen der Schauploh einer gräßlichen Blutthat, des Verſuch eines Gatten⸗ und Selbſtmordes. Die Fleiſcher Klugmanneſchen Eheleute, welche in ſehr zerrütteten Vermögensber⸗ hältniſſen und in Folge von Trunkſucht des Mannes auch in unglücklicher Ehe lebten, waren wieder ein⸗ mal in Wortwechſel gerathen; und hierbef ließ die Ehefrau die Aeußerung follen, ihr Mann würde es noch dahin bringen, daß ſie ſeine Aufnahme in das Arbeitshaus beantragen müſſe. Hierüber wüthend geworden, ergriff Klugmann ein großes Tiſchmeſſer und brachte ſeiner Frau einen Stich in die rechte Seite bei, ſo daß ſie blutend zuſammenfank, Hier⸗ auf zerſchnitt Klugmann ſich ſelber die Muskeln des linken Armes, brachte ſich mehrere tiefe Schnitwunden in den linken Oberarm bei und verſuchke ſchließlich, ſich die Kehle durchzuſchneiden, was ihm gber nicht vollſtändig gelang. Die auf das Geſchteſ der Frau herbeigeeilten Leute benachrichtigten ſofork die Polizei, und es erfolgte, nachdem ein nothdürftiger Verband angelegt war, die Ueberführung Beider in das hiesige ſtädtiſche Krankenhaus. Die Verletzung der Fran iſt eine ſehr ſchwere, da das Meſſer den kechten Lungenflügel verletzt hat, ebenſo wird an dem Au kommen des Mannes gezweifelt, — Eine flüchtige Diamantendiebin. Die Polſzei⸗ behörden des Continents ſind benachrichtigk worden, daß ein Frauenzimmer, Holländerin von Geburt, am Donnerſtag Abend mit einer Partie Diamanten, welche ihr von einem Händler zum Verkauf über⸗ geben waren, aus Paris entflohen iſt und ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach zunächſt nach Deutſchland ges wendet hat, um ihre Beute zu verwerthen. — Moskau, 19. Okt. In dem im Cenkrum der Stadt gelegenen Hauſe Solodownfkow, in welchem ſich lauter Magazine befinden, iſt heute gegen Abend Feuer ausgebrochen. Die inneren Gänge ſind bexeits eingeäſchert, nach den Straßen Petrowka und Kus⸗ netzly⸗Moſt gelegenen Magazine, ſowie das benach⸗ barte deutſche Theater ſtehen in Flammen. Die Häuſer in der Nachbarſchaft ſind ſehr gefährdet. — Poſtraub. Wie man aus Conſtantinopel ſchreibt, iſt am 6. d. Mts., gegen 6 Uhr Abends, die türtiſche Landpoſt auf dem Wege von Caeſaren nach Conſtantinopel, in der Umgebung von Mudurl im Vilajet von Coſtambul, ungefähr acht Stunden von Ismid, von einer zahlreichen, ungefähr 60 Mann ſtarken Räuberbande angefallen und ausgeraubt worden. Die Räuber lagen im Hinterhalte und erfuhren ſeitens der Bedeckungsmannſchaft, obwohl die letztere in entſchiedener Minderzahl ſich befand, einen ſehr energiſcher Widerſtand, während deſſen der Chef des Poſtconvois, zwei Conducteure und ein Soldat verwundet wurden. Die Räuber bemächtigten ſich aber der Poſtfelleiſen, entnahmen denſelben die ganze Summe von 260,000 Piaſter, welche dieſelben enthielten, und ſuchten raſch das Weite. Mittler⸗ weile war es einem der Condukteure gelungen, zu entfliehen; derſelbe ritt im geſtreckten 1 nach Ismid und machte den dortigen Behörden Anzeige von 70 ur Gteßherze en- J Niſinal- . Joſe rhandlun; aun Stile ede okrath n büſh, 1 ige f, Wg . gen le