. Berlin, 3. Okt. Die etwas execentriſchen Anſchauungen der franzöͤſiſchen Preſſe über ein Bünd⸗ eigentlich an keiner Stelle da Boden gefunden, wo man die Dinge nüchtern und unbefangen anſieht. Thatſaͤchlich aber beſtehen augenblicklich in ſehr hohem Grade gute und ſogar innige Beziehungen zwiſchen Frankreich und Deutſchland. Fürſt Bismark hat ſich in allen großen ſchwebenden Fragen offen an die Seite Frankreichs geſtellt, wo es galt, der un⸗ berechtigten Uleberhebung Englands entgegen zu treten, und wer anders in Frankreich Augen haben will u ſchen, der hat zweifellos längſt erkannt, daß eutſchland erſichtlichn Eifer an den Tag gelegt hat, freudwilligſt für Frankreichs Intereſſen einzu⸗ treten. Die letzten Tage der Anweſenheit des Fürſten Bismark in Berlin fanden ihn in wiederholten Be⸗ ſprechungen mit dem franzöſiſchen Botſchafter Baton de Caurcel, der es verſtanden hat, ſich hier ſchnell die vollen Sympathien des Hofes und der diploma⸗ tiſchen Welt zu erwerben. Schließlich ſuchte Fürſt Bismark den Botſchafter in ſeinem Hotel auf, es galt ihn zu verſichern, daß die drei Kaiſermächte in anderſeits wohl die Zuſtimmung Frankreichs zu dem Vorgehen Deutſchlands an der weſtafrikaniſchen Küſte ertheilt iſt. Wenn alſo auch von einem Bündniß wiſchen den Nachbarländern nicht die Rede iſt, ſo ann doch auch auf ein Zuſammengehen derſelben n wichtigen Fragen gerechnet werden. Wien, 5. Oktober. Die offiziöſe „Montags⸗ “ beſpricht die bevorſtehenden deutſchen Reichs⸗ tagswahlen. Sie führt aus, nur das Centrum dürfte in der nächſten Seſſion als eine wirklich ſehr müchtige und wichtige Fraktion erſcheinen. Gegen die radikaliſirenden Beſtrebungen der vorgeſchrittenen Liberalen werde es wohl ſein natürliches Schwer⸗ gewicht in die Waagſchale werfen, aber eine bequeme Unterſtützung habe daſſelbe der Regierung niemals argeboten, und Fürſt Bismarck werde ſich wieder die Frage vorzulegen haben, ob er das Centrum öfter ſeinen Gegnern oder ſeinen Freunden zuzählen müſſe. Im Uebrigen dürfte die Phyſiognomie des Reichstages ſchwerlich eine durchgreifende Veränderung rfahren. Bei aller Größe und Tüchtigkeit des eutſchen Volkes ſei von ſeiner Vertretung ſchwerlich 5 eine Intiative in großem Stile zu erwarten. Die 0 Regierung dürfte wieder darauf angewieſen ſein, zwiſchen den Parteien zu laviren, eine gegen die andere auszuſpielen, die Stimmen mühſelig zu ſummiren und eine Majorität ſich von Fall zu Fall zu ſichern. Dabei möge der Staat als ſolcher wohl keinen Schaden leiden, denn die Hand des Fürſten Bismarck ſei eine zu ſchwere und zu kräftige, um ſich die oberſte Leitung der Reichs angelegenheiten von der Volksvertretung entwinden zu laſſen. Ob aber der Parlamentaris Deutſchlands dabei zu ge⸗ deihen vermöge, ob die Hoffnungen in Erfüllung gehen können, welche jetzt wieder an die Möglichkeit der Erneuerung und Vertiefung des öffentlichen Lebens im deutſchen Reiche geknüpft werden, das müſſe nach wie vor als offene Frage betrachtet werden. Paris, 4. Oktober. Im heutigen Miniſter⸗ rathe theilte der Marineminiſter eine Depeſche des Generals Briere de l'Jsle mit, welche meldet, eine von Bac⸗Ninh ausgerückte, von 3 Kanonenbooten unterſtützte Colonne habe auf dem Lao⸗Kong einen Sieg über 4000 Chineſen errungen. Der Kampf ſei heiß geweſen, die franzöſiſche Colonne habe aber getrieben; drei Kanonenboote hatten eine ſehr lebhaftes Feuer auszuhalten. Das Gefecht habe beim Zu⸗ ſammenfluſſe des Lao⸗Kong und des Song⸗Cau be⸗ gonnen. Leute von der Marine; ſechs Soldaten verwundet; der Kapitän zur See, Chalie, getödtet. Die Ka⸗ nonenboote, welche am Gefechte theilnahmen hatten JJiedes eine Kanone von 14, eine von 10 Centimer And eine Hotchkins⸗Revolverkanone an Bord. — Präſident Grevy hat heute den Geſetzentwurf über 75 Paris, 4. Oktober. Nach dem Pariſer ſanitären Wochenbericht ſtarben in der letzten Woche 806 Perſonen, 116 weniger als in der Vorwoche. Die Sterblichkeitsziffer iſt niedriger als ſeit langer Zeit. An ſpradiſcher Cholera ſtarben nur drei Perſoneu. — In den Oſtpyrenäen kamen geſtern drei Choleratodesfälle vor. — Die Depeſche Cour⸗ berts an den Marineminiſter aus Kelung vom 3. Oktober ſagt: Ich habe am 1. Okt. die Operationen gegen Kelung mit Beſetzung des Hügels St. Element begonnen, die nach ziemlich heißem Gefechte erfolgte. In der Nacht zum 2. Oktober räumten die Chineſen 2 Werke weſtlich des Hügels St. Element; wir be⸗ ſetzten dieſelben ohne Schwertſtreich und ſuchen uns darin zu verſchanzen. Ich werde am 4. Oktober die Operationen gegen das öſtlich gelegene Schanz⸗ werk beginnen. Wir haben 4 Todte, 5 Schwer- und 8 Leicht⸗Verwundete und einen Vermißten. Die Verluſte der Chineſen werden auf 80 bis 100 Todte und 200 bis 300 Verwundete geſchätzt. Admiral Lespos begann am 2. Oktober den Angriff auf Tamſui. Er wird den Hafen zu beſetzen ſuchen. Paris, 6. Oktober. Einer Privatdepeſche zufolge wäre Tamſui geſtern beſetzt worden. Verſchiedenes. — Ladenburg, 7. Okt. Pfälzer Tabak. In Lorſch wurde dieſer Tage ſämmtliches Sandblatt à 24 —25 M., in Großſachſen ziemlich viel zu den⸗ ſelben Preiſen verkauft. In Heddesheim werden die Sandblätter zu M. 18 — 25 abgegeben. — Laden burg, 7. Okt. Tabakbau und Tabakernte in Deutſchland. Ueber den Tabakbau und die Ergebniſſe der Tabakernte im deutſchen Zoll⸗ gebiet für das neue Erntejahr 1883/84 giebt das neueſte Monatsheft zur Statiſtik des deutſchen Reichs tine Nachweiſung, welche nach Hauptamts⸗ und Direktivbez. aufgeſtellt iſt und neben der Aufführung der Zahl und des Flächeninhalts der mit Tabak be⸗ pflanzten Grundſtücke und der Zahl der Tabakpflanzer Angaben macht über die Größenverhältniſſe der von den Pflanzern mit Tabak bebauten Geſammtflächen, über Menge des geernteten Tabaks überhaupt und durchſchnittlich auf einen Hektar und ſchließlich über den Durchſchnittspreis des geernteten Tabaks und den daxaus berechneten Geſammtwerth der Tabakernte. Aus den Schlußſummen dieſer Nachweiſung iſt zu entnehmen, daß die Zahl der Tabakpflanzer über⸗ haupt im Jahre 1884 202,853 (gegen 215,250 im Vorjahr) betrug, daß von dieſen mit Tabak be⸗ pflanzt hatten eine Geſammtfläche von weniger als 1 Ar 106.945 (118,996), von über 1 Ar bis zu 25 Ar 71,750 (71,896), von über 25 Ar bis zu 1 Hektar 22.091 (22,518) und von mehr als 1 Hektar 2067 (1930). Der Flächeninhalt der im Jahre 1883 mit Tabak bepflanzen Grundſtücke betrug im Ganzen 2.206,852 Ar (1882 2,224,28 Ar), und hiervon entfallen auf das Königreich Preußen 507,716, Baiern 488,432, Baden 778,776 und Elſaß⸗ Lothringen 275,691 Ar. Geerntet wurde 1883 überhaupt 39,008,989 Kg. Tabak in dachreifem getrocknetem Zuſtande (1882 38,976,498 Kg.), alſo durchſchnittlich 1768 Kg auf 1 Hektar (1882 1752 Kg.). Als mittlerer Preis für 100 Kg. des im Jahre 1883 geernteten dachreifen trockenen Tabaks wurden ermittelt 79,03 M. (1883 77,92 Mark.); einſchließlich der Steuer und unter Zu— grundelegung dieſes mittleren Preiſes berechnet ſich der Geſammtwerth der 1883er Tabakernte (ebenfalls einſchließlich der Steuer) zu 30,8 Mill. M. (1882 30,4 Mill. M. die Chineſen in der Richtung nach der Grenze zurück — Mannheim, 6. Okt. Polizeiliche Haus⸗ ſuchung wurde geſtern Vormittag in den Buchdru⸗ Die Franzoſen verfolgten die Chineſen; die franzöſiſchen Verluſte betragen einundzwanzig ckerei⸗Lokalitäten des Herrn Th. Wendling gehalten, nach Exemplaren einer zweiſeitigen Flugſchrift, welche in der Nacht von Samſtag auf Sonntag in der Pfalz verbreitet und in der Wendling'ſchen Offizin gedruckt wurde. nämlich die Wahl Auguſt Dreesbach's und ſoll ſehr ſcharf gehalten ſein. Auf Grund des Sozialiſten⸗ geſetzes wurde dasſelbe verboten. die Colonialarmee ſowie den Erlaß betreffend der — In Freiſtett verunglückte am Samſtag Abend der Landwirth Friedrich Koch V., indem er — Reichweiler, 7. Okt. Auf der Kirch⸗ weih zu Reichweiler geriethen zwei Burſchen von Oberkirchen in Streit wegen eines Mädchens, wobei der Eine, dem Geliebten des Mädchens das Meſſer ſo unglücklich in den Leib ſtieß, daß der Getroffene ſofort zuſammenbrach und todt aus dem Saale getragen werden mußte. Der Thäter, der ſonſt ſaſt immer der letzte bei jeder Tanzmuſik war, eilte aber dieſesmal im Laufſchritt nach Haus nnd ſteckte ſich unter die Federn, wurde aber in derſelben Nacht noch von der Polizei ergriffen und in das Unter⸗ ſuchungsgefüngniß von Saarbrücken abgeführt. — Kaſſel, 3. Oktbr. Ein großes Brand⸗ unglück hat in Attenſtadt (Wolfhagen) ſtattgefunden, Zwanzig Gebäude mit allen Fruchtvorräthen ſind niedergebrannt. Der Schaden iſt bedeutend. — Wien, 3. Oktober. Der ſo ſchnell durch zahlreiche Gemälde berühmt gewordene Maler Ma⸗ kart iſt heute Abend an Hirnhautentzündung, ver⸗ bunden mit Lungenſtörung, geſtorben. 8 — Kopenhagen, 3. Okt. Heute Nachmittag halb 5 Uhr brach im Schloſſe Chriſtiansborg Feuer aus. Der ſogenannte Ritterſaal iſt verloren, wahr⸗ ſcheinlich auch die Reichstagsräume; die königliche Gemäldeſammlung wird hoffentlich gerettet. — Kopenhagen, 4. Oktober. Der Brand des Schloſſes Chriſtianborg wurde Nachts bewältigt. Große Kunſtſchätze, darunter Werke Thorwaldſens und das Archiv des Reichstages ſind vernichtet. Der Schaden wird auf mehrere Millionen geſchäßt. Die Schloßkirche und das Thorwaldſenmuſeum, ob⸗ wohl ſtark bedroht, blieben unverſehrt. Der König und der Kronprinz waren bis Mitternacht auf der Brandſtätte anweſend. — Ham burg, 4. Okt. Die „Börſenhalle“ veröffentlicht das folgende Telegramm aus Kopen⸗ hagen von heute Mittag über den Brand des könig⸗ lichen Reſidenzſchloſſes Chriſtiansborg: Geſtern Nach⸗ mittag um 4 Uhr wurde in den Nebengemächern des Folkething⸗Saales Feuer bemerkt, welches bon den Ofenröhren herrührte, der eigentliche Herd des Feuers war jedoch nicht zu entdecken. Um 6 Uhr fand eine Gasexploſton ſtatt und der öſtliche Flügel ſtand ſchnell in Brand. Es wurde Militkt kegul⸗ rirt. Der Stadtarchidekt Meldahl, unterſtützt don 600 Soldaten und Freiwilligen, leitete die Herab⸗ nohme von 800 Nummern der königlichrn Gemälde⸗ gallerie. Jerichaus Marmorgruppe „Herkules und Hebe“ wurde in einen Blockwagen transportirt. Die bibliothek ſind gerettet, dagegen iſt die Reichstags⸗ bibliothek teilweiſe zerſtört. Um 7 Uhr Abends trafen der König, der Kronprinz, Prinz Waldemar und der Miniſter Bernſtorff auf dem Brandpfatze ein. Als um 8 Uhr das 23. Bataillon eintraf ſtand bereits der vom König bewohnte Flügel mit den reichen Prachtgemächern in Flammen, um 10 Uhr war das ganze Schloß ein Feuermeer. Die Flammen⸗ ſäulen ſchlugen 60 Fuß hoch und der Aſchenregen fiel in meilenweiter Entfernung nieder. Die Zu⸗ ſchauer in den Straßen zählten nach vielen Tauſen⸗ den. Der Staatsreſervefonds und die vielen koſt⸗ baren Manuſkripte der königlichen Bibliothek wurden nach den Gewölben des Zeughauſes kransporkirt. um 11 Uhr wurde eine Dynamitſprengung zwiſchen dem Schloß und der Schloßkirche vorgenommen, um dieſes und das Thorwalſen-Muſeum zu ekten, Fenſter wurden zu Tauſenden zertrümmert und unter den Zuſchauern brach eine Panik aus. Um 1 Uhr Nachts war man Herr des Feuers. Die Schloßkirche iſt wenig beſchädigt. Das Thorwalſen Museum wurde mit naſſen Decken belegt und dadurch gerektek, der Kronprinz und Prinz Waldemar waren dabei eigenhändig behülflich. Ein Artilleriſt iſt getödtel, ein Ofſizier ſchwer verwundet. Bei der Dynamite Das fragl. Flugblatt empfiehlt 8 hat am 11. Sept. auf Island gewüthet. Es gingen ſpreubung wurden mehrere Feuerwehrleute beſchädigt, Das Feuer brennt noch auf dem Grunde weiter, — London, 3. Okt. Ein furchtbarer Orkan dabei 19. Handelsſchiffe und 60 Fiſcherbodte zu Grunde, während 32 Schiffe beſchädigt wurden. Der Verluſt an Menſchenleben iſt ſehr groß, — NewYork, 6. Okt. Aus der Provinz vom Garbenſtocke herunter auf die Scheuertenne fiel Buenos⸗Ahyres werden große Ueherſchwemmungen wichtigſten Staatsratspapiere und die königliche Hand⸗ , in in cal ul iu den Tod f . bach nie Bethe 2, daß me Wang des ul g 8 kuingung le ſch einf nachen wir Im 0 lerwehr. 0 ehe N debe l Einberufung der Kammern auf den 14. d. Mts. i und ſo ſchwere innere Verletzungen erlitt, daß er nterzeichnet ini a f gemeldet. Die Verbindungen ſind bereits 11 Tage nach einigen Stunden den Geſſt aufgab 8 lang unterbrochen. Es ſind große Verluſte an Ei