Königsfamilie ihren beredten Ausdruck. Zur Stunde weilen Kronprinz Rudolph von Oeſterreich und ſeine jugendliche Gemahlin in Sinaja, der herrlichen Sommerreſidenz des rumäniſchen Könſgspaares, wo⸗ ſelbſt ſie am vorigen Donnerstag eingetroffen ſind. Bekanntlich waren Kronprinz Rudolph und Prinzeß Stefanie ſchon in dieſem Frühjahr anläßlich ihrer Reiſe nach Conſtantinopel die Gäſte des rumäniſchen Herrſcherpaares und es legt ſomit dieſer erneute Beſuch wiederum ein bedeutſames Zeugniß von der zwiſchen den Höfen von Wien und Bukareſt heer⸗ ſchenden Intimität ab. London, 28. Sept. In Südafrika macht ſich der alte Conflict zwiſchen den Engländern und den Boern jetzt wiederum bemerklich. Die Trans⸗ vaal⸗Republick iſt in einem entſchiedenen Avanciren nach den Grenzen der Capcolonien begriffen und hat, wie die neueſten Meldungen aus Süd⸗Afrika dar⸗ thun, nun auch die Protection über das Betſchuana⸗ land übernommen, welches die Engländer für ſich reclamiren. Dieſer Schritt ſoll eine directe Ver⸗ letzung der zwiſchen der Transvaal⸗Repuplik und England abgeſchloſſenen Convention involviren und es erſcheinen ſomit abermalige kriegeriſche Verwicklungen zwiſchen den Engländern und den Boern nicht aus⸗ geſchloſſen. Die britiſchen Beamten ſind vor der Boernſchaar, welche in der Stärke von etwa 900 Mann in Betſchuanaland eingefallen iſt, geflohen. Sinaja, 28. Sept. Geſtern Abend fand zu Ehren des öſterreichiſchen Kronprinzenpaares ein Galadiner ſtatt, an welches ſich ein Fackelzug und ein großer Zapfenſtreich ſchloſſen. Heute Vormittag 10 Uhr wohnten die Gäſte dem Gottesdienſte bei. Verſchiedenes. — In Karlsruhe tagte in den letzten Ta⸗ gen der 23. Kongreß für innere Miſſion. Am Diens⸗ tag begannen die Verhandlungen im großen Saale der Feſthalle, die von etwa 1200 Perſonen beſucht war. Der erſten Verſammlung wohnten auch Prinz Karl von Baden mit Gemahlin an. Als R'dner trat Paſtor Bodelſchwingh aus Bielefeld auf, welcher über die „Arbeiterkolonien und die Verpflegungs⸗ ſtationen referirte. In ergreifenden Worten ſchil⸗ derte er die große Noth der deutſchen wandernden Bevölkerung und beſprach an der Hand von 23 Theſen die dringende Abhilſe, die vor Allem nur auf dieſem Wege gefunden werden könne. Aus ſeiner reichen Erfahrung und Wirkſamkeit heraus gab er ein lebensvolles Bild der Herbergen und Verpflegungsſtationen und forderte zur allgemeinen Verbreitung derſelben auf. Die hierauf folgende Debatte war eine ziemlich lebhafte und der Sache förderliche. In der zweiten Hauptverſammlung am Mittwoch referirte Herr Dr. Stark aus Stefans⸗ feld bei Straßburg über den „Kampf wider die Trunkſucht“. f . — Karlsruhe, 29. Sept. Ein äußerſt frecher Diebſtahl kam geſtern Abend gegen 7 Uhr beim Großherzoglichen Schloſſe in Karlsruhe zur Ausführung. Der jüngſte Sohn unſeres Großher⸗ zogs, Prinz Ludwig, war eben zur Bahn gefahren, um nach Baden⸗ Baden zu reiſen. Das Gepäck ſollte nachgefahren werden. Während nun ein Diener die einzelnen Koffer vom Schloſſe heraustrug an den Gepäckwagen, ſchlich ein Gauner vorbei und nahm ganz unbemerkt eines der Kofferchen mit in das nahe Gebüſch im Schloßgarten. Dort packte er daſſelbe aus und fand darin einen feinen Ueber ⸗ zieher, ſowie eine Weckeruhr. Den erſteren ließ er liegen, während er den Wecker, wahrſcheinlich in der Meinung, eine Kaſette zu haben, mitnahm. Wie mitgetheilt wurde, hätte der Ueberzieher einen Werth von ca. 150 M., während der Wecker einen ſolchen von vielleicht 10 M. repräſentirte. Den raffinirten Dieb hat man bis jetzt noch nicht. — Konſtanz, 27. Sept. Geſtern Abend machte der Meßner Schreiber von hier mit einem bei ihm auf Beſuch weilenden Mädchen eine Gondel⸗ parthie nach dem „Hörnle“. Auf dem Rückweg in Mitte des See's ſtand derſelbe in der Gondel auf, wobei er das Uebergewicht bekam und in die See ſtürzte. Auf die Hilferufe des Mädchens eilte ein in der Nähe mit Fiſchen beſchäftigter Mann herbei, doch war Schreiber inzwiſchen in die Tiefe geſunken. Bis jetzt konnte die Leiche nicht aufgefunden werden. Hopfenbericht. — Schwetzingen, 28. Sept. Geſtern wurden auf der Stadtwaage 56 Ballen abgewogen. Die Preiſe bleiben feſt, M. 125 — 135. — Schwetzingen, 29. Sept. Eine un⸗ gemein lebhafte Geſchäftswoche liegt hinter uns und es iſt zu hoffen, daß die gute Stimmung in der jetzt begonnenen vorhält. In Nürnberg baben ſeit⸗ her täglich koloſſale Umſätze — einige Mole bis nahezu 4000 Ballen pro Tag — ſtattgefunden und man ſtaunt ſelbſt in Handelskreiſen über die Fähigkeit des Nürnberger Marktes, derartige Maſſen in ſo kurzer Zeit zu bewältigen. Aber auch an den Produktionsorten nahm das Geſchäft ſeither einen flotten Verlauf; einheimiſche und fremde Händler und Brauereien kauften zu langſam ſteigenden Prei⸗ ſen, die heute für feinere Sorten von Ml. 125. 130 und darüber ſtehen. — Beſonders ſtarke Mengen wurden in dem benachbarten Hockenheim, welchez nach Bruchſal als der bedeutenſte Hopfenhandelsplaß Badens anzuſehen iſt, umgeſetzt. Die zum Erpork beſtimmten continentalen Hopfen befinden ſich übri⸗ gens meiſt noch diesſeits des Kanals, doch hat die Verſchiffung nach England bereits begonnen. Der Abſatz geht jedoch nur ſchleppend von ſtatten. Daz amerikaniſche Gewächs, welches bis jetzt herüber kam, befriedigt hinſichtlich ſeiner Qualität die englicche Handels- und Brauerwelt nicht. — — Literariſches. Atwas für die Winterabende. Unter den jüngeren illuſtrierten Zeitſchriften iſt es ganz beſonders „Schoxerg Familienblatt“, welches ſich in ſehr kurzer Zeit in einer außerordentlich großen Zahl von Familien eingebürgert hal und ſeine Beliebtheit iſt in ſtetem Wachſen begriffen. Det Grund dafür iſt leicht zu erkennen. Er liegt in der mit ſteter Beharrlichkeit fortgeſetzten Auſwendung großer Mittel und in dem Beſtreben, dem Publikum trotzdem für einen mäßigen Preis das beſte und vollentſte in litterariſcher wie in künſtleriſcher Beziehung zu bieten. Für ein ſolches Blatt iſt es wichtig, ſtets im regen Verkehr und Meinungs⸗ austauſch mit ſeinen Leſern zu bleiben, um ſich die unmittel⸗ bare Wirkung auf die Gemüther zu ſichern. In dieſer Kunſt ſteht „Schorers Familienblatt“ voran. In der neuſten Nummer iſt für den nächſten Jahrgang eine ganze Reihe von Preisaufgaben ausgeſchrieben, an deren Vöſung ſich jeder Leſer des Familienblatts betheiligen kann. Hier iſt die Liſte: 1. Ein Preis von 200 Mark für die beſte Erzählung aus dem Leben einer Handwerkerfa milie der Gegen⸗ wart. Die Erzählung muß mit Gemüth und Humor die Leiden und Freuden einer nicht mit irdiſchen Gütern reich geſegneten Familie ſchildern und zeigen, das das Glück unter jedem Dache wohnen kann. — Länge 5 bis 6 Spalten. 2. Ein Preis von 100 Mark für den beſten Artikel; Die Mängel unſerer höheren Töchterſchulen und die Mittel und Wege zu deren Abhilfe. — Länge: 3 Spalten 3. Ein Preis von 80 Mark für die beſten drei neuen Fabeln oder Märchen (in gebundener oder ungebundener Rede). — Länge: je eine bis zwei Spalten. 4. Ein Preis von 75 Mark für die beſte Hümorezke⸗ Thema: Ein Volksfeſt in Berlin im Jahre 1985. — Länge: 2 bis 3 Spalten. 5. Ein Preis von 75 Mark für den beſten Ariel über das Thema: Allgemein verbreitete mediziniſche und hygieniſche Vorurtheile und Verkehrtheiten. — Range; 2 bis 3 Spalten. 6. Ein Preis von 60 Mark für: Eine Unterhaltung zweier Freunde über das weibliche Geſchlecht. Für und 9 * 0 — Die Nihiliſten. Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne von 5. With. 52. Fortſetzung. Armer Baron, er fand keine Worte Aber Staſia begriff, welche Uneigennützigk⸗ t ſich unter dieſem ſchüchteren, verlegenen Auftreten verbarg. „Ich danke Ihren, lieber Fritſchen!“ ſagte ſie. Bei dieſen Worten, wie Fritſchen ſich zum erſten Male als Freund behandelt ſah, fühlte er dicke Thränen, wohl⸗ thuende Thränen ſeine Augen füllen. Er faßte ſich bald wieder. „Ich habe gedacht“, ſagte er zu der Gräfin, daß in der Lage, in welche man Sie gebracht, Sie eines Freundes, eines wahrhaftigen treuen Freundes bedürfen. Ich erbiete mich dazu, ich möchte, daß Sie unumſchränkt über mich ver⸗ fügen. Erlauben Sie mir, daß bis zu Ihrer Abreiſe ich Sie beſuchen darf, ich erzähle Ihnen die Neuigkeiten des Tages. Ich werde Ihre Aufträge in der Stadt beſorgen und ſchließlich als letzte Gunſt, wenn Sie nach der Grenze abreiſen, laſſen Sie mich Alles beſorgen, Alles ordnen und dann Sie begleiten!“ „Ach Fritſchen, was dies betrifft, nein, das iſt nicht möglich.“ „Erlauben Sie, Gräfin, ich will Sie auf der erſten Hälfte des Weges begleiten, um mich zu überzeugen, ob nichts fehlt, ob alle Sorgfalt —“ „Beſtehen Sie nicht darauf, es kann nicht ſein.“ Er ſchwieg einige Augenblicke und fuhr fort: „Ich möchte Sie heute nicht verlaſſen, ohne einen Auftrag von Ihnen erhalten zu haben.“ . „Nun wohl, mein lieber Fritſchen, wenn dem wirklich ſo iſt, ſo will ich Sie mit einer Commiſſion betrauen. Sie erinnern ſich gewiß Serge und meiner Freundin Par⸗ lowna, welche ſich im Gefangniſſe auf der Citadelle befinden. Ich möchte ihnen Gaben ſchicken, habe aber die Erlaubniß dazu nicht und es liegt auch nicht in meiner Abſicht, die⸗ ſelbe zu begehren, wollen Sie mein Vermittler ſein?“ i „Mit dem größten Vergnügen, Gräfin. Und verlaſſen Sie ſich auf mich. Und müßte ich die Citadelle kaufen, ihre Befehle werden ausgeführt werden.“ Der Baron zog ſich zurück, zwar etwas beunruhigt, aber doch im Grunde entzückt. Er fand, daß die Gräfin ziemlich gut ausſehe und ſeitdem er ihre Fingerſpitzen ge⸗ küßt hatt ien ihm Alles im hellen Lichte. XXVIII. Serge und Fritſchen. 10 f Fritſchen handelte ſeinem gegebenen Worte getreu. Immer vorſichtig — und es wäre Unrecht, ihm dieſe Einſchaft vorzuwerfen, weil ſie ihm half Gutes zu voll⸗ bringen — war Fritſchen gegangen, den Polizeipräſidenten aufzuſuchen der ihn ganz artig empfing. „Was ſteht dem reichen Herrn Baron zu Dienſten?“ hatte der General Trepoff gefragt. „Ich habe einen Freund, Eure Exzellenz, den Nihiliſten Serge, der nach Sybirien transportirt wird. Ich möchte etwas für ihn thum.“ „Die Sache iſt ernſt; dieſer Serge iſt ſchlecht angeſchrieben, ſehr ſchlecht. Ich werde Sr. Majeſtät den Fall vortragen.“ „Kann ich ihm etwas Geld zukommen laſſen?“ „Ja, aber nur wenig und nur durch die Vermittlung des Polizeidirektors.“ „Darf ich ihn ſprechen?“ „Potz tauſend! Sie werden anſpruchs voll.“ „Bedenken Eure Exzellenz, daß ich ihn nie wieder⸗ ſehen 5 15 „Das iſt wahr! Nun wohl, ich gehe jetzt nach der Citadelle, kommen Sie mit mir.“ ee 0 „Kaum dort angekommen ließ der General den von einer gewiſſen Aufregung erfaßten Fritſchen unter die Halle kreten, die zu der Alexander⸗Newski⸗Kapelle führt. „Wo gehen wir hin,, Herr General!“ „Nach dem Depot.“ Am Ende des erſten Ganges ſah man ein Gitter und hinter dieſem verſperrte ein Thor aus Eichenholz jede weitere Ausſicht. chenholz j And 0 hier, Baron.“ nd ſich zu einem Wärter, der in militäriſcher Halt daſtand, wendend, ſagte Trepoff befehlend: e e „Rufe den zur Verbannung nach Sibirien verurtheilten Serge herbei. Er ſoll hier an das Gitter kommen.“ wei Minuten ſpäter wurden die beiden Flügel des Eichenholzthores in der Falſe des Fußbodens zurückgeſchoben und das ängſtlich geſpannte Geſicht Serge's erſchien. Der Baron kannte ihn kaum und er ihn faſt nicht. Man denke ſich ihr gegenſeitiges Erſtaunen. „Sprechen Sie zuſammen, ich laſſe Sie beide allein.“ Und der General zog ſich in die Gänge zurück. „Sie ſind doch gewiß Serge?“ „Ja, der bin ich. Was wollen Sie von mir!“ „Gräfin Staſia hat mir aufgetragen, Sie um jeden Preis zu ſehen. Sie bat mich, ihr genaue Nachrichten über Sie zu geben. Sagen Sie mir, was ich ihr mittheilen ſoll. Ihr Auftrag wird treulich erfüllt werden 5 „Oh, ſagen Sie mir lieber, wie es unſerer geliebten Freundin geht? Sagen Sie mir, wie ſie die fürchterliche Lage erträgt, in der wir ſie gebracht haben! Und wenn Sie dieſelbe wiederſehen, ſagen Sie ja nicht, in welcher Ernie drigung Sie mich angetroffen haben, es würde in ihr viel zu viel Abſcheu oder Mitleid erwecken!“ „Beruhigen Sie ſich,“ ſagte der Baron bewegt. „Ain des Himmels willen, beruhigen Sie ſich. Nehmen Sie dieſes Couvert, ich gebe Ihnen dies in meinen Nane, um Ihnen in ſolchem Unglück beizuſtehen. Ich werde für Sie ſorgen. Auch Staſia wird für Sie ſorgen. Armer Freund, wir beklagen Sie!“ Der General kam zurück. 0 Er zeigte ſtets eine barſche Miene, obſchon er ein vor⸗ treffliche Herz beſaß und ſagte kurz zu Serge; „ „Sie ſind fertig, nicht wahr? Sie begehren nichis! „Herr General, ich mochte meine Lorgnette oder eine Brille haben, ich ſehe gar nichts, ich bin kurzſichtig und man hat Sie mir abgenommen.“ „Man wird ſie Ihnen wiedergeben, dieſe Brille. Rom men Sie, Baron, ich habe Eile.“ Die Flügel ſchoben ſich wieder auf ihren früheren Plaz und Fritſchen, den ſeine gute That ſo leicht und elaſtiſch machte wie einen Zwanziger, folgte dem General, nachdem er Serge alle möglichen Zeichen und Geberden gemacht hatte, die Gutes und Liebes ausdrücken ſollten. XXXNIV. „ Der Gefangenen⸗Transport. Parlowna, welche die fortwährende Unthä 0 Verzweiflug gebracht, nahm ſich das Leben und eine Tages, als der Gefangenwärker ihr das Eſſen bringen wollte fand er nur noch ihre Leiche vor. (Schluß folgt.) . 12 1 1 heeſſer an 1 Ckober beginnt Auhanna Jaſol ſicwolle, an Fnben, empfiehlt. C. L. Sten 9 Haſſelbach alete in: Alwigten, Kran g, Slickereie an Manchettel da, beiße und farbige Shirzen i baftwo. furben, um in Oel gerieben, c 4 Bodenla n & pinsel, utüche C. L. Sten 0 trmalzkein Umdunst, e dutkn dutpelz roth a ä 4 Verſie Auge dein b Hümüſe empfiehlt L. Stenz. l aten bnte Quelle. N * n dr große⸗ Ni, . erde in dad g nic aby ln, Mf 9 oder Nachnah 0 ke U. W 8 5 wah h alma abr 8 funattsnh d ein ne ch 6 0 tand 0 heilt um 9 f nat zum g mur 9 le g