London, 25. Sept. Die vom egyptiſchen Telegraphen in jüngſter Zeiteggemeldeten Nachrichten über die Erfolge des Generals Gordon gegen die Sudanrebellen, welche Erfolge ſogar zu der Auf⸗ hebung der Belggerung von Charkum geführt haben ſollen, beſſät'gen ſich nun doch. Ein Telegramm des franzöſiſchen Conſuls in Chartum meldet be⸗ ſtätigend, daß die Belagerung der Stadt aufgehoben und die Umgegend von den Auſſtändiſchen gereinigt worden ſei; die Verprovſantirung des Platzes ſei verhältnißmäßig leicht. Infolge dieſer günſtigen Nachrichten ſoll der Umfang der engliſchen Nil⸗ Expedition reducirt und dieſelbe in eine Art fliegen⸗ des Corps verwandelt werden. General Wolſeley hat der engliſchen Regierung telegraphiſch anempfohlen, vorläufig jede Truppenverſchiffung von England nach Egypten zu ſiſtiren. — Rom, 24. Sept. Der amtliche italieni⸗ ſche Cholerabericht vom 24. September lautet: Es kamen am 23. September vor: In Aleſſandria 8 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Aquila 4 Er⸗ krankungen, in Avellino drei Erkrangen und ein Todesfall, in Bergamo achtzehn Erkrankungen und 8 Todesfälle, in Campobaſſo 1 Erkrankung und 1 Todesfall, in Caſerta 19 Erkrankun⸗ gen und 10 Todesfälle, in Cremona 10 Erkran- lungen und 2 Todesfälle, in Cunes 23 Erkrankungen und 14 Todesfälle, in Genua 36 Erkrankungen und 10 Todesfälle, hiervon in Spezzia 21 Erkran⸗ kungen und 6 Todesfälle, in Mailand je ein Er⸗ krankungs⸗ und Todesfall, in Neapel 311 Erkran⸗ kungen und 151 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 264 Erkrankungen und 126 Todesfälle, in Modena 1 Erkrankung, in Parma 3 Erkrankungen und ebenſoviel Todesfälle, in Pavia 3 Erkrankungen, in Reggio neh' Emilia 2 Erkrankungen und 6 Todes⸗ fälle, in Rovigo 5 Erkrankungen und 2 Todesfälle und in Salerno je ein 1 Erkrankungs⸗ und Todesfall. Verſchiedenes. * Ladenburg, 26. Sept. In der heute ſtattgehabten Sitzung des hieſigen Bürgerausſchuſſes wurde dem Kauf des J. F. Scola'ſchen Hauſes durch den Gemeinderath die Genehmigung ertheilt. Der Kaufpreis beträgt Mark 38,000 und iſt der Hauptbau für Lehrerwohnungen und der eine Seitendbau für Schulzimmer beſtimmt. Für ent⸗ ſtehende Bauarbeiten ſind noch Mark 26,000 erforderlich. — Mannheim, 25. Sept. Der bieſige Velocipiſten⸗Verein hält am nächſten Sonntag Nach⸗ mittag um 2 Uhr ſein erſtes Velociped⸗Wettfahren auf ſeiner am Schießhaus gelegenen Rennbahn ab. Wie wir hören haben ſich zu dieſen Rennen Herren aus München, Stuttgart, Frankfurt a. M., Karls⸗ ruhe, Darmſtadt, Aſchaffenburg, Kaiſerslautern, Niederrad angemeldet. Hat ſich z. Zeit der Ein⸗ weihung der Bahn im Juni ſchon ein ſehr zahl- reiches Publikum aus allen Kreiſen eingefunden, um dieſen noch jungen Sport kennen zu lernen, ſo wird der Beſuch von Seiten des Publikums diesmal ein noch größerer ſein, da in den einzelnen Rennen mehrere der beſten Veloc'pedfahrer concuriren werden. Von Freunden und Freundinnen des Sports wurden dem Vereine mehrere Preiſe geſtiftet und ſind die⸗ ſelben mit den Gaben des Vereins in den Schau- fenſtern der Kunſthandlung von Herrn A. Donecker ausgeſtellt. Während der Rennen concertirt die Cap lle des 1. Leibdragoner⸗Regiments Nr. 20 unter perſönlicher Direktion des Hrn. Stabstrompeter Con⸗ rad auf dem Rennplatz. Daſelbſt iſt eine große Tribüne erbaut, der 1. Platz iſt mit Sitzbänken ver hen und angenehm iſt es, daß man von allen Plätzen aus die ganze Bahn rings umſchauen kann; Start und Ziel ſind natürlich vor der Tribüne. Nach Schluß der Rennen findet Preisvertheilung und ſpäter um 8 Uhr Abendunterhaltung mit Tanz im Ballhaus ſtatt auf welch letztere wir beſonders auf. merkjam machen, da den Eingeladenen Gelegenheit gegeben iſt, die gewandten Rad⸗Reiter auch im Kunſt⸗ fahren auf dem Stahlroſſe zu bewundern, welche unter anderem auch die mit dem 1. Preis in Stutt⸗ gart ausgezeichnete Quadrille vorführen werden. — Mannheim, 23. Sept. Der Haupt⸗ ausſchuß des Badiſchen Sängerbundes hat, von dem ihm laut § 19 der Bundesſatzung zuſtehenden Recht der Selbſtergänzung Gebrauch machend, an die Stelle des am 18 Juni verſtorbenen Bundespräſidenten Hugo Hauſer, Herrn Richard Sauerbeck, z. Z. Vorſitzender des Mannheimer Sängerbundes ein ⸗ ſti mmig erwählt. — Mannheim, 25. Sept. Ein ſeit eini⸗ gen Wochen in Neckarau wohnhafter Fabrikarbeiter ſuchte em 12jähriges Mädchen von Plankſtadt im dortigen Walde mißbrauchen. Er iſt bereits verhaftet. — Ludwigshafen, 23. Sept. Der ſchon ſeit Jahren auf der Ludwigshafener Bürgermeiſterei⸗ kanzlei beſchäftigte Kanzliſt Jakob Ullrich, ein in jeder Beziehung tüchtiger, gewiſſenhafter und ſolider junger Mann, iſt ſeit dem 13. d. M. ſpurlos ver⸗ 90. ſchwunden. Es ergeht daher an edle Menſchenfreunde Lem die herzlichſte Bitte, den tiefgebeugten Eltern über 1 1 b den etwaigen Verbleib desſelben gefälligſt Kennt 11 J geben zu wollen. hn ß — Durlach, 25. Sept. Am Dienſtag Vor⸗ a 9 mittag ereignete ſich hier auf der Dampfſtraßenbahn 170 10 ein bedauerlicher Unglücksfall. Unmittelbar vor Ab. 1 0 gang des Zuges ſtellte eine zu Markt fahrende flug 9. Bauersfrau ihren Korb in den Wagen, ohne jedoch lt gleichfalls im Zuge Platz zu nebmen. Als ſich nun en f mehr der Zug in Bewegung ſetzte, ſprang die Fra 1 1 50 demſelben ein paar Schritte nach, um noch aufzug 15 . 1 ſteigen, kam dabei mit dem einen Fuße auf das 75 Int Trittbrett und fiel, da ſie ſich wahrſcheinlich g able Wagen nicht recht feſtgehalten, nach rückwärts, wo 5 fh bei ihr durch den betreffenden Wagen oberhalb der den Ferſe der Fuß überfahren und faſt gänzlich abge n trennt wurde. 5 10 — Speier, 21. Sept. Nach der „Pf. Pr. ed. 4 hat der in Concurs gerathene Tabakfabrikant Kar a lh Korn kurz vor ſeiner Abreiſe nach Koln das Gerit e be ſchriftlich von ſeiner Zahlungsunfähigkeit in Kenn u wogen 4 Sande bo an hefe lt. Dieſe itz un 18 kunnt ab , n blberden f kn Händen. i fichtric ii pur; iw dach konnte — beter niß geſetzt. Die Ueberſchuldung ſoll nicht 150 009 bis 180000 Mk., ſondern notoriſch eine halbe Million betragen, mit nachträglichen Einträgen sogar darüber. Ein Bankier habe eine Forderung do 95 000 Mk. die Gewerbebank von 60 000 Mk, und Korn's Schwiegervater, Herr Müller Jung, eine ſolche von 70 000 Mk. — Ueber einen betrübenden Unglücksfall, der ſich am 21. September auf der Havel zugetragen wird berichtet: Das Segelboot „Falke“ mit fünf jungen Herrn aus Berlin, welche dem Kaufmanns ſtande angehören, bemannt, kenterte zwiſchen der Pfaueninſel bei Potsdam und dem Dorfe Clodow wobei es nur zwei Herren galang, ſich durch Schwim men zu retten, während die anderen Herren erkranken Die Ertrukenen ſind die Kaufleute Otto Simon Cäſar Gimkiewz und Paul David. Das Boot ſank an einer ſehr tiefen Stelle, ſo daß ſeſeſt der 24 Fuß hohe Maſt aus dem Waſſer nicht mehr her ausragte. 8 London, 23. Sept. Das engliſche Kane nenboot „Wasp“ iſt Montag früh bei Tory Island geſcheiert. Von der Mannſchaft ſind nur 6 Mann gerettet, man befürchtet, daß 50 Perſonen ertrunke ſind. An Bord befanden ſich auch 8 Marinekom miſſarien; der Kapitän und die Offizere ſind nich unter den Geretteten. a — einer ſchrecklichen Verbannung eine Frau verurtheilte, welche die Geſchworenen ſelbſt für unſchuldig hielten. Bei einer anderen Form der Frageſtellung würden die Geſchworenen Stafia gänzlich frei erklärt haben. Aber man kannte darin eine Loſung und zweifelte nicht, daß ſie von oben ausgegangen war und das Publikum wagte nicht öffentlich dagegen zu proteſtiren. Wahrſcheinlich hatte der Kaiſer ſeinen Adel warnen wollen, auf der Hut zu ſein und indem er die höchſte Ariſtokratie in der Perſon Staſia's züchtigte, wollte er ein Exempel ſtatuiren, deſſen ſich Jedermann erinnern werde. Staſia, blaß und zerſtört, im Begriſſe umzuſinken, aber aus Scham und Stolz einem unfaßbaren Unglück trotzend, erhob ſich und folgte den Wachen, die aus Ehrfurcht vor ihr zurückwichen und kaum wagten, ihre Augen zu ihrem Schleier zu erheben. Die Strafe, welche ſie zu erdulden hatte, war einfach eine Verbannung mit vollem Genuß ihrer Titel und Ver⸗ mögens, unter polizeilicher Aufſicht, eine ununterbrochene aber geſetzliche Demüthig ung. Aber das ruſſiſche Reich iſt groß, umfaßt beinahe den vierten Theil der bewohnten Erde. Was verſtand der Ur⸗ theilsſpruch unter einer Stadt an der Grenze des Reiches? War der Norden oder der Süden gemeint? Europa oder Aſiens Grenze? Dem Kaiſer blieb es überlaſſen, den Verbannungsort der Gräfin zu bezeichnen. XXVI. Die Gefangenen. a Sowie der Urtheilsſpruch verleſen war, wurde jeder Verurtheilte an den Ort zurückgeführt, der ihm als Ge⸗ fängniß angewieſen war. Serge und Parlowna kamen wieder auf die Citadelle in ihre früheren Zellen. Staſia allein erhielt die Erlaubniß in den Palaſt Noſtow zurückzukehren. Parlowna hatte auf der Citadelle ein Kämmerchen inne, welches nach dem Fluſſe, der Newa, ging. Sie hatte da mehr Bequemlichkeit und eine ſchönere Ausſicht, als in der Dachſtube, die ſie vorher in der Stadt bewohnte. Sie erblickte von da den Winter pa laſt, die Quais, die großen Bäume der kaiſerlichen Gärten und weiter entfernt, am Horizont, Häuſer und Gebäude, die in ihr Empfindungen von Leben und Freiheit weckten. Kaum ihre Zelle eingetreten, die in Wirklichkeit ein etwas kahles Zimmer war, in dem ſie ſich nur mit Vorſicht bewegte, aber zu dem der Zutritt der freien Luft nicht ver⸗ hindert war, ſank Parlowna, erſchöft von ſo viel Gemüths⸗ bewegungen auf ihr Bett. Die Lehrerin war völlig entmuthigt, und das um ſo mehr, weil, ſie mochte noch ſo praleriſch behaupten die Menſchen und ihre Gerechtigkeit genau zu kennen, das über ſie gefällte Urtheil ſie ganz außer ſich brachte; es ſchien ihr, daß nie Grauſameres, Unmenſchlicheres geſchehen ſei. XXVII. Staſia. Das Urtheil, welches Staſia traf, ſcheinbar ſo ſchreck⸗ lich, war es in Wirklichkeit nicht. Sie war an die Grenze des Reiches verbannt, an den Kaukaſus oder nach Sibirien; gleichviel, blieb ſie doch in Rußland. Doch muß man zu⸗ geben, für einen ſo gebildeten Geiſt wie ihn Staſia beſaß, war Petersburg das Vaterland. Wir haben nicht nöthig, zu erzählen, wie die Gräfin das über ſich ausgeſprochene Urtheil aufnahm. Anfangs niedergeſchmettert, weil ſie ihr Leben zertrümmert, ſich von Allem, was bis dahin ſie aufrecht erhalten hatte, getrennt ſah, war er der armen Frau nicht zu verargen, wenn ſie zu unterliegen ſchien. „Aber dieſe zarten, ſchwächlichen Organismen haben meiſtens geheime Kraft, ſind oft dem Schickſal gegenüber unbeugſam und werden zuweilen desſelben Meiſter. Die Regierung hatte beſchloſſen, Staſia als vornehme Dame und als hochſtehende Gefangene zu behandeln. „Man räumte ihr das Recht ein, in ihrem Hotel zu bleiben und ein expreſſer Bote des Palaſtes Überbrachte ihr im Aufrage ſeiner Majeſtät die Ermächtigung, Beſuche zu empfangen; aber Staſia hatte nicht den Sinn dafür, Leute bei ſich zu ſehen. f Sie beſchloß, ſo raſch wie moglich mit der Vergangen⸗ heit zu brechen und die Zukunft ihrem Sohne vorzube⸗ halten, denn ſich hoffte mit Beſtimmtheit, daß ihr ein Sohn geſchenkt werde. Der Genuß ihres Vermöges war ihr gelaſſen worden, abweichend von dem Sequeſtrationsgeſetz, welches die Güter der Verbannten unter die Vormundſchaft der Verwaltung ſtellt. Staſia verdankte auch dieſe Milderung det kaiſerſche Gnade; ihr Schickſal hatte offenbar das Intereſſe der Kaiſeri im höchſten Grade erregt. 1 Die Geſchworenen wollten ſicherlich dem Adel in de Perſon Staſia's eine Lehre geben, und obſchon in den höheren Kreiſen der vermeintliche Nihilismus der klein Gräfin mißfallen hatte, war man doch etwas böſe auf jene welche ſie ſo energiſch beſtraften. f Die Reaktion zu Gunſten Staſia's, von oben aus gehend, war vollſtändig. i Die einzige Ausnahme, welche Staſia machte, war z Gunſten Fritſchens. a Die neueſten Ereigniſſe nöthigten uns, die Ne perſonen zu vernachläſſigen; ſie exiſtiren nichts deſtoweniger, und mit Ausnahme des Prinzen Noſimof, der unperbeſſerlic iſt, befinden ſie ſich nicht ſchlechter dadurch. . „. aſchudigt uf. Alſo, der Baron Fritſchen, ſobald er die Verurtheilung — Staſia's vernahm, hatte nur einen Gedanken, ein Ziel, die Fe Puh Gräfin zu ſehen und ihr ſeine Ergebenheit, die er nie ber . wude 8 leugnet hatte, huldigend zu Füßen zu legen. A un daß ö Mit Freuden, mit wahrem Enthusiasmus hörte er do i Falch den wohlwollenden Geſinnungen, von welchen die kaiserliche Familie Staſia Beweiſe gegeben und ſofort ſchickte er ſich 0 an, nach dem Palaſte Roſtow zu gehen. 5 . 5 Durch viele Zudringlichkeit hatte er erreicht, daß Semene mehrmals zu der Gräfin gegangen war, um d Erlaubniß zu begehren, ihn einzuführen. e Staſia verweigerte es ſtets. . l „Gleichviel,“ ſagte der Baron, „ich werde hier kampiren, bb wenn es nöthig iſt. Aber ich muß die Gräfin ſehen, e muß ſein.“ raf Dieſer Eigenſinn erweichte die Gräfin. . Wie der Baron bei der Gräfin eintrat, war er nich 9 mehr der prätentiöſe, adelsſtolze Finanzier, wie wir ih kannten, es war ein Mann, aus der wahren richlige Geſellſchaft, da wo man menſchlich fühlt, wo die wahre Freuden mit jener Heiterkeit aufgenommen werden, die ei Dank gegen Gott ſind, wo die wahren Schmerzen e werden und Theil daran genommen wird, mit der 5 richtigen Empfindung, die jene Solidarität bekundet, di uns gegenſeitig aneinander kettet. (Fortſetzung folgt.)