Zug in Bewegung ſetzte. Ein viermaliges, donnern⸗ des Hurrah aller Verſammelten begleitste denſelben. Kaiſer Franz Joſeph hatte ſich vorher von den Herren des deutſchen Güfolges mit freundlichem Händedruck verabſchiedet. Als die allerhöchſten Herrſchaften den Perron verließen, führte Kaiſer Franz Joſef die Kaiſerin am Arme. Bremen, 17. Sept. Die Bürgerſchaft ge⸗ nehmigte nach Beantragung den Zollanſchluß und nahm eine Reſolutivn an, dahin, daß die Geneh⸗ migung erfolge in der Ueberzeugung, daß die mit dem Reiche vereinbarten bezüglichen Einrichtungen dauernde ſeien. Wien, 18. Sept. Kaiſer Franz Joſef iſt in vergangener Nacht wohlbehalten in Schloß Schön⸗ brunn eingetroffen und wird heute Abend zur Er⸗ öffnung der Arlbergbahn abreiſen. Wien, 17. Sept. Die Konferenzen der Miniſter in Skierniewice fanden geſtern Vormittags und Nachmittags je zwei Stunden in Bismark's Wohnung ſtatt. Nach Beendigung der Nachmit⸗ tagskonferenz war Bismark ſichtlich ausgezeichneter Laune und forderte die im Schloßgarten arbeitenden Photographen auf, ihn Giers und Kalnoky zu pho⸗ tographiren. Der Kaiſer von Oeſterreich verlieh, Giers einen hohen Orden. Petersburg, 16. Sept. Das „Journal de St. Petersbourg“ bezeichnet die Begegnung der drei Kaiſer als eine Weihe des bereits beſtehenden Einvernehmens der drei Reiche und als neue Garantie des Friedens. Es handle ſich nicht um formelle Allianzen, nicht um beſtimmte Spezialabmachungen. Jede neu entſtehende Frage ſollte die Monarchen nicht getrennt, ſondern vereinigt finden im Entſchluß und im gemeinſamen Handeln, wo die Intereſſeu gemeinſam oder wo die Intereſſen divergiren, in der Vereinigung der Intereſſen, ſo daß Ordnung, Recht und Frieden ſolidariſch gewahrt werden. Für die drei Völker iſt die Begegnung der Kaiſer ein Pfand der Sicherheit und des Gedeihens. Eine vollſtändige Reciprocität ſoll ſich befeſtigen. Gleichzeitig wird man auf das Treiben der Verächter der Ordnung, der Anarchiſten und Ruheſtörer, eine wachſames Auge haben. Shanghai, 17. Sept. Das „Reuterſche Bureau meldet: 2000 Franzoſen landeten am Kin⸗ pai⸗Paß, griffen die chineſiſchen Streitkräfte an und zerſprengten dieſelben mit großen Verluſten. Letztere befinden fich in vollem Rückzuge. — — Sinsheim, 16. Sept. (Höhere Bürger- ſchule). In letzter Woche wurde hier die wichtige Frage der Erweiterung unſerer höheren Bürgerſchule endgültig entſchieden. Nach hartem Kampfe ſiegte die gute Sache, und die Schule iſt nun zu einer ſechsklaſſigen höheren Bürgerſchule mit Beibehaltung des Unterrichtsplanes des Realgymnaſiums erhoben, wird aber vorausſichtlich mit dem Beginn dieſes Schuljahres nicht mehr ins Leben kreten können, da die diesjährigen Abiturienten bereits an andere höhere Anſtalten übergetreten und die dazu gehörigen ver⸗ mehrten Lehrkräfte auch noch nicht erworben ſind. Alſo haben wir jetzt fürs nächſte Schuljahr eine erweiterte Anſtalt, ſo daß unſere Schüler, welche weitere Studien machen wollen und lönnen, von nun an nicht mehr genöthigt ſein werden, noch an andere Anſtalten überzugehen, um der Vergünſtigung des einjährigfreiwilligen Militärdienſtes ꝛc. theilhaftig zu werden. — Badiſcher Sängerbund. In Dur⸗ lach findet am 12. Oktober d. J., Vormittags 9 Uhr im Saale des Rathhauſes die Hauptverſamm⸗ lung des Badiſchen Sängerbundes ſtatt. Den des⸗ fallſigen Verhandlungen liegt zu Grunde folgende Tagesordnung: 1. Bericht über das Vereinsleben und die Geſchäftsführung; 2. Vorbeſcheidung der Bundesrechnung pro 1883; 3. Ueber außerordent⸗ liche Einnahmen und Ausgaben; 4. Ueber das Kreutzer Denkmal, Berathung über die Act und Weiſe der endgiltigen Regulirung der Reſtſchuld von ca. 700 Mk.; Bildung von Gauverbänden inner⸗ balb des Bundes; 6. Mittheilungen über die ſechſte Lieferung der Bundes⸗Liederſammlung; 7. Antrag auf Verſchiebung des für 1885 in Freiburg pro⸗ jektirt geweſenen Badiſchen Sängerbundes⸗Feſtes auf das Jahr 1886; 8. Ausſchließung eines Vereins aus dem Bunde; 9. Wahl zweier Rechnungsreviſo⸗ ren für die 1884er Rechnung; 10. Beſtimmung des Ortes für die nächſte Hauptverſam mlung. — Speier, 18. Sept. Das Tagesgeſpräch hierſelbſt bildet das Verſchwinden des Tabaksfabrikanten Karl Korn, Inhaber der Firma Eichhorn u. Cie., einer der angeſehenſten Bürger, Mitglied des Stadt⸗ rathes und anderer Korporationen. Während die allgemeine Anſicht dahin geht, daß derſelbe ſich dem fernen Weſten zuwandte, hofft deſſen Familie auf ſeine Rückkehr von einer „Geſchäftsreiſe“ in 10—14 Tagen. Soviel ſteht heute ſchon feſt, daß eine Ueberſchuldung von 150 — 180,000 M. vorliegt, welche unglücklichen Börſenſpekulakionen ihr Eniſtehen verdankt. Eine gerichtliche Konkurserklchrung dürfte wohl nicht erfolgen, da man glaubt, daß seitens der wohlhabenden Verwandten ein Ausgleich herbeige⸗ führt wird. i — Ueber einen ſchrecklichen Unglücksfall, der ſich vor einigen Tagen in der Kaiſer⸗Auguſta, ſtraße zu Berlin zugetragen hat, wird der „Stagts⸗ bürger⸗Ztg.“ von einem Augenzeugen folgende, durch Recherchen beſtätigte Schilderung gegeben: Im erſten Stock des Hauſes Kaiſerin-Auguſtaſtraße 75/76 wor der Diener des Galeriedirektors Dr. D. mit dem Reinigen des Balkonfenſters beſchäftigt, wobei er das Unglück hatte, aus dem Fenſter zu ſtürzen, Zum Entſetzen der Zeugen des Unglücks fiel der Aermſte auf das unten befindliche eiſerne Gitter, welches die beiden Vordergärten trennt und wurde von zwei Spitzen desſelben aufgeſpießt. Eine der Spitzen war ihm tief in die Bruſt, die andere in den Unterleib gedrungen, ſo daß der auf ſo ſchreck⸗ liche Weiſe Geſpießte unfähig war, ſich ſelbſt zu befreien Die Frau des Portier Pauſtian, weſche den grauſigen Fall mit angeſehen hatte, ſprang, da der Garten verſchloſſen war, aus dem ffenſter ihrer Souterrain⸗Wohnung in den Garten, um den Un⸗ glücklichen aus ſeiner fürchterlichen Lage zu befreien, und rief, da ihre Kräfte hierzu zu ſchwach waren, fortwährend um Hilfe; aber die Umſtehenden waren von Schrecken ſo gelähmt, daß ſie kein Glied rühren konnten. Frau Pauſtian verſuchte deshalb, den Verunglückten wenigſtens hoch zu halten, damit die Spitzen des Gitters nicht noch tiefer in den Körper desſelben eindrängen, und ſtützte denſelben, bis end⸗ lich der Portier des Nebenhauſes Ferſch zu Hülfe kam, der ihr behülflich war, den Unglücklichen nach bangen, langen fünf Minuten von dem Gitter ab⸗ zuheben und ihn aus ſeiner qualvollen Lage zu be⸗ freien. Nur mit großer Mühe gelang dies, da der Körper des Verunglückten feſt auf dem Gitter ſaß. Frau Direktor Dr. D. ließ den ohnmächtig gewor⸗ denen, deſſen Namen Ernſt Döring iſt, ſofort in einer Droſchke nach dem Eliſabeth Krankenhaus bringen, begleitete ihn ſelbſt dorthin, konnte aber nur noch Zeugin ſein, wie der Aexiſſſe bon feinem ſchrecklichen Leiden gegen 11 Uhr erlöſt wurde. — München, 18. September. Der jüngſt flüchtig gewordene Max Sonner hat ſich dieſer Tage freiwillig den gerichtlichen Behörden geſtellt. Da derſelbe den ungefähren Betrag des ſe 3, bon den Theilnehmern an dem projectirten Exlrazuge „In Bezug auf den erſten Punkt geſtehe ich alles zu: ja, ich bin Nigiliſt; ich habe gewünſcht, ich bekenne es und wünſche es noch, als guter Ruſſe und guter Patriot, daß bedeutende Aenderungen in dem Staate vorgehen möchten. „Nicht das Verlangen eine Rolle ſpielen zu wollen hat mich Nihiliſt werden laſſen; welche Rolle hätte ich hoffen können in einem Lande zu ſpielen, wie das unſerige, wo der Schlaf ſelbſt Gefahr läuft, für verdächtig angeſehen zu werden? . „Ein wahrhaftiges Gefühl der Liebe zur Menſch⸗ heit, zur Gerechtigkeit, zur Civiliſation hat mich ge⸗ trieben, Behagen, Reichthum, ſelbſt den Rang, den Zufall mir einräumte, aufzugeben. „Man wirft mir das Ritual vor? In einem Augenblick, wo mein Apoſtelamt mir unter hellerem, beſtimmterem Lichte erſchien, konnte mir der Gedanke kommen, in ein allgemeines Formelbuch die Grund⸗ ſätze und Vorſchriften der Revolutions⸗Methode zu⸗ ſammen zu faſſen. Was iſt erſtauuliches dabei und welcher Neubekehrte, dem das Predigen unterſagt iſt, wird nicht verſuchen, dieſes durch ein Buch zu erſetzen? Ich bekenne mich Ihnen gegenüber, im weiteſten Sinne des Wortes, als Nihiliſt; aber dieſes zugeſtanden, erlauben Sie mir über einen Punkt, der mir am Herzen liegt, mich näher aus⸗ zuſprechen. „Ich erkläre in dieſem Saale mit lauter Stimme, weil ich hoffe, daß meine Worte auch nach außen dringen werden, ich erkläre, daß ich jegliche Solidarität von mir weiſe und ſtets zurückgewieſen habe mit Mördern, Dieben, Mordbrennern und Ver⸗ leumdern; ich verwahre mich mit aller Kraft meiner Seele gegen die jetzigen Gewaltthätigkeiten der Partei höchſte und aufrichtigſte Achtung von Jedermann für und alles deſſen, was nicht auf dem Wege des Rechts angeſtrebt wird. „Ich wende mich an jene, welche die Geradheit meines Herzens kennen, ich habe zu wiederholten Malen, ja ſtets, verſucht, die Sektirer zur Mäßigung, zur Vernunft zurückgeführen. Sie ſollen nur be⸗ greifen, daß für jetzt ſie ſich darauf zu beſchränken haben, die vollſtändige Emanzipation nur durch die liberale Verfaſſung, welche die Zaren bewilligen wollen, zu erwarten. „In dieſe Bahn wollte ich den Nihilismus lenken und er wird, auf die Gefahr hin zu unter⸗ liegen, dazu gedrängt werden. „Was die Gräfin anbelangt, ſo nahm ich bei ihr die Stelle eines Freundes und Rathgebers ein. „Es iſt eine aus der Luft gegriffene Beleidigung, die unſchuldigſten Handlungen der edelſten der Frauen vor Gericht zu ziehen, ja ſogar ihr Denken und Fühlen, welches ſie ein Buch niederlegte und wovon einige Bruchſtücke hier vorgeleſen wurden, die unter Niemandens Augen hätten kommen ſollen und die eine Art Verherrlichung der Unſchuld und Rein⸗ heit ſind. „Ich möchte ſchweigen, aber der Zwang wäre zu groß. Bald werde ich fern von Petersburg ſein und nicht mehr reden können So ſage ich nun, was mir ſchon längſt auf dem Herzen liegt und bekenne laut und öffentlich, was ich nicht aus⸗ ſprechen, was ich nie anderwärts oder geheim geſagt haben würde. „Ich hege für Gräfin Staſia und tiefe Ver⸗ ehrung. In dem Grade, wie Wladimir ihrer un⸗ würdig war, verdiente und verdient die Gräfin die ihre Herzengüte, Seelengröße und unerſchütterlich⸗ Liebe zu ihren Vaterland und der Menſchheit, „Ich war Zeuge ihrer Bemühungen, Wladimir wieder auf den rechten Weg zurückzuführen; ich war Zeuge ihrer Geduld, aber auch ihrer Schmerzen. „Ich will hier nicht meine Sache mit der dek Gräfin in Verbindung bringen! — Sie haben nichts gemein zuſammen. Die Worte, welche mir gleichſam entriſſen werden, haben nur einen Zweck, den der Wahrheit und Gerechtigkeit die hie zu geben, z war für mich zu hart, die Anklage des Sagtsan walts gegen die Gräfin anzuhören; jedes Work der⸗ ſelben iſt eine Beleidigung, eine Entweihung. „Ich komme nun auf den Mord zu ſprechen und bin über etwas ſehr erſtaut. Der Mörder nicht da; entweder hat er ſich ſelbſt gerichkek oder die Polizei hat nicht verſtanden, ihn aufzufinden; aber um jeden Preis mußten Schuldige gefunden werden. Wir waren da, wir ſollen für Andere büßen. „Welches ſind in meinem früheren Lehen die Anhaltspunkte, die zu der Vermuthung berzchtigen, daß der Anſchlag zu dem Morde in meinem Gehlen entſprungen? Daß der Mord zu meinen politisch k Hülfsmitteln gehört, um Erfolge zu erzielen? I Gegentheil, Alles weiſet darauf hin, daß die Gewal⸗ maßregeln meiner Natur widerſtreben; Der Gedanke daran allein macht mich ſchaudern, die Feigheit des Mordes empört meine Seele. Schweſter für mich; warum ſoll ich es verbergen? Wir denken in Vielem gleich; aber Sie könen daraus ſehen, wie wenig richtig ihre Schlußfolgerungen find, über viele Punkte der neuen Lehre gehen unſete Anſichte ſehr auseinander.“ 0 . FJ aortſetzung folgt) in Lr t Autere — L Reichs W kits, saß aus dusliegen — „Parlowna iſt meine Freundin, eine wahre 1