ng. des MI. unheſt 5 ober 1884 Mit, 8 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koßet vierteljährlich 1 Nn. 2 70 2555 5 5 2 20 Pfg. mit ikuſtrirtem Anterhattungsblatt 1 Ak. 70 excl. 5 Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Auftragen ent⸗ ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeil gemacht werden. Mittwoch, den 17. September 1884. sch bn 0 Poſtproviſion. as kalhtl anher ei dingungen erden. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. 84. lug. „ 5 Tlbonnements Linladung. Mis, Hiermit erlauben wir uns zu zahlreichem r, 5 nnement auf das mit dem 1. October beginnende Gemeinde IV. Quartal des 1 „Ladenburger Wochenblatts“ ieder en fteundlichſt einzuladen. In Feuilleton werden in dem neuen Quartale r 1884, die Kriminal⸗Novelle „Der Fluch des Goldes“ von Friedrichſen, die Novelle „Geprüfte Herzen“ von Buchn F. Stockert und die hiſtoriſche Erzählung „Eine unglückliche Königin“ von R. Hoffmann zum Abdruck gelangen, worauf wir ganz beſonders aufmerkſam machen. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähtig 1 Mk. 20 Pfg. und können Beſtellungen in der Expedition wie bei den Zeitungsträgern gemacht Ats, werden. g 55 Neu hinzutretenve Abonnenten erhalten das diesjohng Batt bis 1. October gratis. Nomwic Juſerate in unſerm Blatte ſind von nachzu⸗ a weiſender Wirkſamkeit. 84. Gleichzeitig machen wir auf das „Iluſtrirte Alnterßaltungsblatt“ aufmerkſam, welches ſich Bren. durch ſeine Reichhaltigkeit großer Beliebtheit erfrent und pro Quartal nur 50 Pfg. koſtet. e 1 11 Ladenburg, im September 1884. 5 Der Verlag. Lu. Die Kaiſerbegegnung. . Die Begegnung der Kaiſer von Deutſchland, unübertof Rußland und Oeſterreich fand geſtern und heute abend dieſes welthiſtoriſche Ereigniß und gleichzeitig wußte man, daß am Sonntage Kaiſer Wilhelm Berlin und Kaiſer Franz Joſef Wien verlaſſen würden; um vermuthlich im Schioß Skierniewice mit dem Kaiſer Alerander zuſammenzutreffen. Vergeblich und überflüſſig iſt das Bemühen, in die Einzelheiten der Kaiſerbegegnung, über welche mit Recht der dichte Schleier der Geheimniſſes ge⸗ zogen iſt, eindringen zu wollen, wohl können aber alle betheiligten Nationen der Gewißheit leben, daß das Hauptziel der Dreikaiſerzuſammenkunft die Er⸗ haltung des europäiſchen Friedens und die Förderung des wirthſchaftlichen und ſocialen Wohles iſt. Mög⸗ licher Weiſe kommt auch eine Stellungsnahme der Kaiſermächte gegen England, welches im Sachen des Welthandels und der egyptiſchen Frage eine an⸗ maßende und nur ſein Intereſſe rückſichtslos ver⸗ tretende Rolle ſpielt, in Frage, desgleichen dürfte auch die Haltung der Kaiſermächte für gewiſſe Eveutuelitäten in Frankreich und deſſen Conflict mit China in der Kaiſerzuſammenkunft vereinbart werden. Es wird die Leſer intereſſiren, etwas über Schloß Skierniewice, das der Ort der Begegnung iſt, zu erfahren. Schloß Skierniwiece liegt bei der ruſſiſchen Kreisſtadt Skierniwiece, etwa 60 Werft von Warſchau entfernt. Das Schloß iſt mehr auf Behaglichkeit, als auf Pracht gebaut, es trägt die charakteriſtiſchen Züge, welche die Prälatenbauten aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts eigen iſt. Zu jener Zeit wurde es von einem Erzbiſchof von Poſen und Gneſen umgebaut und diente den polniſchen Primaten zur Sommerreſidenz. Das Schloß beſteht aus dem Hauptgebäude und zwei Flügeln, ein großer freier Platz mit Springbrunnen und Blumenanlagen dehnt ſich vor ihm aus. Hinter dem Schloß zieht ſich ein großer Park hin mit uralten Linden, Ulmen und Kaſtanien. Kommt man von der Eiſenbahnſtation, von welcher eine gut gepflaſterte mit Pappelbäumen be⸗ ſetzte, etwa 1½ Kilometer lange Straße zum Schoſſe führt und hat man den Platz überſchritten, von dem ſchon geſprochen wurde, ſo ſteht man vor dem Hauptportal, durch das man unmittelbar auf eine breite Paradetreppe anlangt. Rechts und links von dieſer Treppe im Erdgeſchoß ſind die für die er⸗ warteten hohen Gäſte in Bereitſchaft geſtellten Räume. Und zwar zur rechten Seite die Gemächer für die fremden Herrſcher, zur Linken die für den ruſſiſchen Monarchen. Von den Räumen des erſten Stockwerkes des Schloſſes iſt namentlich der nicht große, aber ſehr geſchmackvolle Speiſeſaal zu erwähnen, in Eichenholz und grünen Sammet, eine Einrichtung, die auf den Feldmarſchall Fürſten Bariatinski zurückweiſt, der ſich hier beſonders gern aufhielt. Ein Bild Baria⸗ tinski's in Lebensgröße hängt in den oberen Ge⸗ mächern, und durch Erbauung eines Theaters in der Nähe des Schloſſes, eines recht eleganten Baues, hat er ſich hier ein Denkmal geſtiftet. Der zweite Stock des Schloſſes enthält eine lange Reihe zum Theil höchſt orginell ausgeſtatteter Gemächer, mit perſiſchem und cirkaſſiſchem Geräth, mit Billardſaal, Bibliothek, einen Speiſeſaal mit einer großen, auf dem Park gehenden Veranda, von der aus man eine ſehr ſchöne Ausſicht genjeßt. Ein großer Teich zieht ſich vor dem Park her, aus dem ein Flüßſchen abfließt, das ſich nach dem Skierniewice⸗ fluß wendet. Auch eine griechiſche Kapelle fehlt in dem Schloſſe nicht. Es bietet in ſeiner Ausdehnung genügende Bequemlichkeit auch für einen größeren Zuſammenfluß hoher Gäſte und würde gegen alle fene apt“ ſtatt. Uebereinſtimmende Berichte aus Warſchau, als prod. Berlin und Wien beſtätigten bereits letzten Sonn⸗ aneſtelhiſh⸗ ohne Wiſſt f un 100 * * 0 * 5 e Die Nihiliſten. Hiſtoriſche Novelle nach Jules ile — don F. Witz. 5 „Wladimir iſt getödtet; ſeine Leiche, von einem Dwornik gefunden, wird erſt ſpät zu der Gräfin gebracht. Es iſt es wahr, daß, ſobald die Nachricht näge zu ihr drang, ſie in Ohnmacht fiel; aber der Po⸗ lizeibeamte, der in ihre Gemächer dringt, findet auf eeinem Tiſchchen neben dem Bette der Gräfin einen muth. aufgeſchlagenen franzöſiſchen Roman. ö — „Während Wladimir ermordet wurde, las die len Gräfin, und welches Buch? Eines jener frivolen 1 Erzeugniſſe der Pariſer Romanſchreiber. „Durch einen ſchlimmen Zufall handelte es ſich N. in dem Romane, den Staſia las, um eine Frau, deln a die ſich ihres Gatten durch die Hand des Geliebten entledigt.“ Der Staatsanwalt ſprach mit ſo viel Erfolg, Bläß daß die Geſchworenen, zu Anfang günſtig für ba Staſia geſtimmt, ſchon zu einer Reaction neigten. 13 Der Staatsanwalt fuhr fort: hen W Wir hatten bis jetzt nur geiſtige Beweiſe: bier einen wirklichen ſchlagendſter Art. Man hat le- Nuß zweifeln können, ob Beziehungen zwiſchen Serge und enautt. Staſia beſtanden haben, heute wiſſen wir, daß ſie 1 exiſtirten, innig und vertraulich. Wir werden den Herren Geſchworenen ein Notizbuch unterbreiten, in welches die Gräfin Tag für Tag ihre Gedanken verzeichnen hat, und es iſt kein Zweifel, daß mehr wie einer ſich auf den Gegenſtand bezog, der uns intereſſirt. Sie werden ſelbſt urtheilen. „Ja, Staſia, Sie werden beſtraft werden. Sie ſind eine ſchlechte Gatkin und ſchlechte Ruſſin ge⸗ weſen. Ihr Gewiſſen wird Ihnen übrigens die gleichen Vorwürfe machen, wie die menſchliche Ge⸗ rechtigkeit, deren unumſtößliches und geſetzliches Urtheil Sie bäld vernehmen werden.“ Nachdem der Staatsanwalt ſeine Anklage gegen Staſia vorgetragen hatte, ſetzte er ſich. Nach einigen Confrontationen, Veugenverhören geeichtlichen For⸗ malitäten, mit denen ſpir unſere Leſer verſchonen, wurde der Schluß der Verhandlungen auf den folgenden Tag verſchoben. Nach dem Palaſte Roſtow zurückgekehrt, wo ſie bis zu dem Wahrſpruch konſignirt blieb, war Staſia zerſchmettert auf das Sopha geſunken. Sie hatte es über ſich vermocht, all den verſteckten Beleidigungen gegenüber, mit denen der Staatsanwalt ſie überhäufte, kaltblütig zu ſcheinen, in ihren Adern floß zu ſtolzes Blut, als daß ſie auch nur einen Augenblick ſich ſchwach gezeigt hätte. Somit hatten ihre Würde, ihre Ruhe ſich nicht verleugnet. Aber zu Hauſe war den nicht ſo, hier konnte ſie über ſich ſelbſt weinen, über die Vergangenheit traurige Betrachtungen anſtellend, ihre angeborne Einfalt beklagen, an ſich ſelbſt zweifeln, an Serge, Parlowna, zweifeln an allem, ſelbſt an Gott. Sie fühlte ſich in gewiſſer Beziehung ſtrafbar, zu unbedacht ihr Vertrauen Unbekannten geſchenkt zu haben, ſie konnte bei näherer Ueberlegung ihre große Uebereilung gar nicht begreifen. Sie beklagte ihre Verirrungen; ihre große Güte hatte ſie zu Grunde gerichtet. Dann wendeten ſich ihre Gedanken unwillkürlich Serge zu ... War es moglich? Ein Mann wie er, dem klaſiſchen Alterthum im Charakter nachge⸗ bildet, ein Weiſer, ohne Bedürfniſſe, von Neid, nur von dem Drange nach Verb'ſſerungen beſeelt, ſollte ſie umgart und ſich bemüht haben, ihr Geld zu ent⸗ locken zum Nutzen der Sekte? Er ſollte der Anſtifter es Mordes von Wladimir geweſen ſein! Sie konnte es nicht glauben. Ihr Selbſtbewußtſein ſagte ihr, daß ſo wie die Juſtiz ſich in Bezug auf ſie geirrt, ſie ſich auch über Serge täuſchen konntei Aber Parlowna? Was Staſia über dieſe dachte, war für die Lehrerin nicht vortheilhaft. Staſia fühlte unklar, daß Parlowna eine verſteckte, heuchleriſche Natur war; ſie ward ſich bewußt, daß man ſie genoͤthigt hatte, in einer vergifteten, drückenden Athmoſpäre zu leben, ſie wurde durch dieſelbe eingeſchläfert, wie unter dem Schatten eines Giftbaum es.