N Ubertof⸗ r appto⸗ prodro⸗ telhiſch, e Wiſſe Paris ucht⸗ Ne Eidlich eſte bon le Poſtprobiſion. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Ifg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 excl. eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Veſtellungen auf dieſe Zeikung können zu jeder Feil gemacht werden. Nr. 74. Samſtag, den 13. September 1884. Die Ezarenreiſe nach Polen. Am Montag Vormittag iſt Kaiſer Alexander III., ſeinen Reiſedispoſitionen genau entſprechend, mit ſeiner Gemahlin und begleitet vom Großfürſten⸗ Thronfolger, dem Großfürſten Wladimir, Georg u. Nicolai dem Aelteren, ſowie den Miniſtern v. Giers, Graf Tolſtoi, Poſſiet. Wannoiyski und Graf Wron⸗- zoff⸗Daſchkav, in Warſchau eingetroffen. Der Um⸗ ſtand, daß den Ezaren neben ſeiner Gemahlin vier Großfürſten und unter ihnen der Erbe des ruſſiſchen Kaiſerthrons und vor allem ſämmtliche hervorragen⸗ dere Mitglieder des Petersburger Kab'nets begleiten, hebt ſeine Reiſe nach der Hauptſtadt Ruſſiſch⸗Polens weit über die Bedeutung einer gewöhnlichen Manö⸗ verteiſe hinaus und in der That wird ja jetzt auch offteiöſerſeits zugeſtanden, daß der Endzweck der Reiſe des ruſſiſchen Herrſchers nach ſeinen polniſchen Land⸗ theilen die Begegnung mit Kaiſer Franz Joſeph sei. Noch iſt es unbeſtimmt, ob dieſer Begegnung auch Kaiſer Wilhelm beiwohnen oder ob ſich Kaiſer Ale⸗ rander mit ſeinem kaiſerlichen Großoheim zu einer ſpäteren Zeit, vielleicht nach Beendigung der Ma⸗ nöber am Rhein und an einem noch ausfindig zu machenden Orte begrüßen wird, vorläufig tritt nur die Zuſammenkunft zwiſchen dem Selbſtherrſcher oller Reußen und dem öſtereichiſchen Monarchen mehr in den Vordergrund. Als Ort derſelben wird jetzt mit vieler Be⸗ ſtimmtheit das an der Warſchau⸗Wiener Eiſenbahn gelegene Städtchen Skierniewika, von wo eine Linie nach Thorn abzweigt, genannt. Das daſelbſt befind⸗ liche Jagdſchloß ſoll bereits vollſtändig zum Empfang der demnächſt zu erwarteten hergerichtet ſein und heißt es, daß die Entr vue am 15. und 16. Sep⸗ tember ſtattfinden werde. Die Bedeutung derſelben iſt ſchon wiederholt in der Preſſe hervorgehoben. worden und für jeden, der die allgemeinen politiſchen f von dem aufrichtigen Wohlwollen der Regierung des Verhältniſſe einigermaßen ſcharf zu beurtheilen weiß, liegt ſie auf der Hand, ſie beweiſt vor allem, daß wie einerſeits zwiſchen Rußland und Deutſchland, ſo jetzt auch zwiſchen dem Ezarenreiche und der habs⸗ burgiſchen Monarchie ausgezeichnete Beziehungen herrſchen und dieſes Faktum ſoll nun auch äußerlich durch die Begegnung beider Herrſcher beſiegelt werden. Dieſelbe wird beſonders für die große Menge, welche ſich gegenüber dem Austauſche friedlicher Verſicherungen zwiſchen der Diplomatie zweifelnd zu verhalten pflegt, den Schritten der Staatsoberhäupter aber das größte Vertrauen entgegenbringt, wie ſichtbares Zeichen u. greifbares Zeugniß dieſer Beziehungen bilden. Gerade zwiſchen Oeſtereich und Rußland haben längere Zeit Mißtrauen und Abneigung geherrſcht und wenn auch inzwiſchen eine Ausſöhnung eingetreten iſt, ſo ſcheint man doch in weiteren Kreiſen des Volkes noch nicht gänzlich von dieſer Thatſache überzeugt zu ſein, dies wird aber geſchehen, wenn ſich Kaiſer Alexander und Kaiſer Franz Joſeph in Skierniewika freundſchaſtlich die Hände drücken und ſomit auch den letzten Reſt des gegenſeitigen Mißtrauens zwiſchen ihren Völkern beſeitigen. Der Ezarenreiſe nach Polen liegt indeſſen wohl noch ein anderes Motiv zu Grunde. Aus verſchie⸗ denen Anzeichen läßt ſich mit ziemlicher Beſtimmtheit entnehmen, daß die Anweſenheit des Kaiſers in der polniſchen Hauptſtadt auch bezweckt, eine Verſöhnung zwiſchen dem noch immer insgeheim grollenden Po⸗ lenthum und Rußland herbeizuführen oder wenigſtens anzubahnen. Verſchiedene neuerliche Maßregeln der ruſſiſchen Regierung Polen gegenüber, deuten darauf hin, daß man in Petersburg beſtrebt iſt, die noch in alter Abneigung gegen das verhaßte Moscowiter⸗ thum verharrenden zahlreichen polniſchen Elemente jetzigen Ezaren für die polniſche Bevölkerung zu über⸗ zeugen und eine Annäherung an die ruſſiſchen Sieger herbeizuführen. Der perſönliche Verkehr des ruſſi⸗ ſchen Herrſchers mit den Repräſentanten der War⸗ ſchauer Geſellſchaft iſt hierzu offenbar ein ſehr geig⸗ netes Mittel und der begeiſterte Empfang, den das ruſſiſche Kaiſerpaar auf ſeiner Reiſe von Petersburg nach Warſchau in Wilna, in welcher Stadt die Polen einen bedeutenden Bruchtheil der Bevölkerung bilden, gefunden hat, ſcheint in der That für den Beſuch des Herrſcherpaares von günſtiger Vorbedeu⸗ tung zu ſein. Immerhin wird man freilich die Erfolge der Ezarenreiſe nach der zuletzt erwähnten Richtung hin abwarten müſſen. Bolitiſches. Karlsruhe, 10. Sept. Das Geburtsfeſt des Großherzogs wurde bisher faſt immer auf Schloß Mainau oder auf Schloß Baden begangen in dieſem Jahre haben die Truppenübungen bei Waibſtadt eine Ausnahme von der Regel veranlaßt und der Großherzog verbrachte ſeinen 59. Geburts⸗ tag im engſten Familienkreiſe auf Schloß Zwingen⸗ berg einem ebenſo romantiſchem wie werthvollem Beſitzthume am Neckar, welches vor etwa 3 Jahren aus der Verlaſſenſchaft ſeines Oheims, des Mark⸗ grofen Max, in das Eigenthum des Großherzogs überging. Der Fürſt beſuchte während ſeines Auf⸗ enthaltes in der unteren Landesgegend u. a. auch die Saline Rappenau und wurde überall von der Bevölkerung mit lebhafter Begeiſterung begrüßt. Der Großherzog war bei ſeiner Ausfahrt von ſeinem Quartier Waibſtadt zu dem jeweiligen Uebungsfelde regelmäßig von dem Kommandirenden des 14. Ar⸗ meekorps, General von Obernitz, begleitet. Von Die Niſhiliſten. Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavign von §. With. i 47. Fortſetzung. „Von dieſem Tage an wird die Vertraulichkeit zwiſchen dieſen vier Perſonen immer größer, nur Ribowski ausgeſchloſſen. „Nach kurzer Zeit langweilte ſich Wladimir, entzieht ſich jeglichem politiſchen Handeln, führte ein leichtes, vergnügungsſüchtiges Leben, Serge und Parlowna bürgern ſich in ſeinem Hauſe ein und umgeben Staſig mit heuchleriſcher Zärtlichkeit; ein Skandal fällt vor und der hier gegenwärtige Serge glaubt den rechten Augenblick gekommen. Wladimir hat die auf ihn geſetzten politiſchen Hoffnungen getäuſcht; Wladimir hat ein Weib geheirathet, das vielleicht er, Serge, liebt Sie begreifen, mein Herren, nicht wahr? Wladimir ſoll ſterben, ein Duell findet ſtatt und da die Vorſehung gefunden hatte, daß das Maß noch nicht voll ſei, ſo iſt es Serge, der verwundet wird. „Nun trägt ſich etwas Abſonderliches zu. „Eines Tages ſteigen zwei Frauen die Treppe hinauf, die zu der Wohnung des Mannes führt, der ein Mörder werden ſollte, ſie klopfen bei ihm an, ſetzen ſich an ſein Bett, tröſten Serge. Es waren die Gräfin und Parlowna. „Meine Herren, dieſes iſt ein ſo gravirender Umſtand für Serge, daß ich nicht länger dabei ver⸗ weile. Ihre Einbildungskraft mag ſich die Scene ausmalen und Ihr Verſtand die reſpektive Lage der dabei betheiligten Perſonen abwägen. „Ich ſagte, daß Serge der Schuldigſte und Strafwürdigſte ſei. „Serge hat Wladimir unausgeſetzt gequält in Bezug auf ſeine politiſche Rolle, die darin beſtand, die pekunſären Bedürfniſſe der Sekte zu beſtreiten. „Serge wurde der Freund, Tröſter, Vertraute von Staſta; je mehr ſich Wladimir von der Gräfin zurückzieht, deſto mehr nähert ſich ihr Serge. „Am Tage nach dem Verbrechen läßt er ſich nicht ſehen. Er hatte nicht den gleichen Muth wie Parlowna, die bei der Leiche Wladimirs wachte. „Auch am Morgen des Begräbniſſes läßt ſich Serge nicht blicken, aber am Abend findet ihn die Polizei bei Parlowna. Und dort liefert er ſich ſelbſt aus. Er wußte, daß Niemand in Petersburg ihn verbergen konnte und ſpielte als vollendeter Spieler ſeinen letzten Trumpf aus. Aber endlich ſitzt er auf dieſer Bank und der Gott, den er ſo lange verleugnet hat, ſiegt!“ Unwillkürlich ſuchten alle Blicke Serge; auch er war ſtumm und ruhig. a Eine Art Enirüſtung bemächtigte ſich der An⸗ weſenden, als ſie Serge ſo ruhig ſahen, während deſſen das Anathema gegen ihn geſchleudert wurde. Die ſe, durch die Beredſamkeit des Klägers hingeriſſen und aufgeregt durch ein Etwas, Unerklärbares, was ſich in allen Verſammlungen, wo brennende Fragen erördet werden, vorfindet, konnten die Ruhe Serge's nicht faſſen und beſchuldigten ihn der Verſtocktheit. Einmal hatte Serge gelächelt; es war, als man ihn des Mordes an Wladimir beſchuldigte. Eine ſolche Anklage erſchien ihm unſinnig. Ein zweites Mal hatte er kaum merklich ge⸗ lächelt: da, als man einfließen ließ, er ſei der myſtiſche Gatte Parlowna's; dieſe Anwendung des Rituals auf ihn ſelbſt ſchien ihm eigenthümlich und in ge⸗ wiſſen Sinne komiſch, es erheiterte ihn ſelbſt in einem ſo ernſten Moment. Die Sitzung wurde für eine halbe Stunde unterbrochen und dann beſchäftigte ſich die Anklage mit der hereingeleiteten Gräfin Staſia.“ Ihre einfache Würde, ihre angeborene ſtolze, faſt majeſtät ſche Haltung gewann ihr alle Herzen, der Eindruck war ſo ſtark und ſo wahr, daß von da an Staſia für unſchuldig erklärt war, durch eines jener Verdikte, das nicht ausgeſprochen, von dem Gericht nicht verkündigt wird, aber das Reſultat plötzlicher Eingebung des Inſtinktes und des Ge⸗ wiſſens der öffentlichen Meinung iſt. Nein, ein ſo liebliches Geſicht, eine ſo reine