93 1 An 1 21 4 1 4 „ah n eee, 5 s Hiſtotiſche Novelle nach Jules Lavigne ed eee Ladenburger * Erſcheint Kittwoch und Samstag und lopet viertelſahrich 1 N. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 uk. 70 Peoſtproviſton. E Juſerate, welche am Tage vor dem Er einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 P pßprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Cargus zum Erdeditionen nehmen Inſerate für uns an. * K e n Wochenblall ſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, f., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Neclamen mit 20 Pf. berechnet. „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ 1 FFC ercl. finden ſofortige Aufnahme und werden die Bei größeren Aufträgen ent⸗ Veſtellungen auf dieſe Zeikung können zu jeder Zeit gemacht werden. Nicht eitle Ruhmſucht und Siegesluſt ſind es, welche nun wiederum unſer Volk beranlaſſen den glorreichen 2. September, wo Deutſchlands geeinigte Macht über einen gefährlichen Widerſacher ſiegte, leſtlich zu begehen, ſondern es ſind lediglich die er⸗ habenen Gefüble nationaler Freunde und Dankes, welche am Jahrestage der Schlacht von Sedan zum Ausdrucke kommen. „Die geeinigten deutſchen Fürſten und Volker für ihr gutes Recht kämpfend ſind un⸗ beſtegbar, der] deutſchen Einheit, dem langentbehrten hoͤchſten Gute ſteht kein feindſeliges Nachbarvolk mehr entgegen“, dies iſt die Freudenbotſchaft, welche die Schlacht don Sedan brachte und die von ihr ver⸗ kündeten Errungenſchaften ſind wohl werth, an einem Tage des Jahres gefeiert und den nachwachſenden Geſchlechtern nicht nur als Freudenbotſchaft, ſondern auch als Mahnung ihr überliefert zu werden. Jeder Deutſche, mag er nun Preuße, Baier, Sachſe, Würt⸗ temberger, Badenſer oder Heſſe ſein, oder mag er einer politiſchen Partei angehören, welcher er will, muß wiſſen, daß eine große Frage, Deutſchlands Einheit, Macht und Größe, ja unſeres Vaterlandes Culturmiſſion, alle Stammesgenoſſen einig und ſtark zuſammenfinden muß. Und ſind zur Zeit dieſe edel ⸗ ſten Schütze unſeres Vaterlandes auch nicht gefährdet, leben wir auch im ſicheren Frieden, ſo gemahnt uns doch die Vorſicht und die Wandelbarkeit aller welt⸗ lichen Dinge daran, daß unſere Nation doch noch einer neuen Prüfung entgegengehen und die bittere Nothwendigkeit noch einmal an uns herantreten kann, für des Vaterlandes Einheit und Freiheit das Schwert ziehen zu müſſen Mit dem Freudenfeſte über das Errungene ſoll ſich daher auch eine edele Hingebung und Begeiſterung für des Reiches Größe und Einheit papren und in den nachfolgenden Geſchlechtern wach ſie im Nothfalle dem Vaterlande ſchuldig find. Denn abgeſehen von den älteren Mitgliedern unſeres Offi⸗ zierscorps ſind die Helden aus dem Kriege 1870/71 wegen vorgerückten Alters nun faſt ſammt und ſonders aus dem Verbande des Heeres geſchieden und Linie und Landwehr repräſentiren ein neues Geſchlecht, von dem das Vaterland in der Gefahr gleiche Thaten erwartet. Mag daher am Nationalfeſte des 2. Sep⸗ tember das neue Geſchlecht ſich jene Helden zum Vor⸗ bilde nehmen, welche einſt mit ſo unerſchütterlichem Todesmuthe für das Wohl des Vaterlandes eintraten. Auch ſoll es ein Theil der Feier des S' danfeſtes ſein, jener Helden, ſowohl derer, die noch unter uns leben, als auch derer, welche den Heldentod geſtorben ſind, mit rühmender Anerkennung zu gedenken, denn Dank, unvergeßlichen Dank iſt Deutſchland ſeinen Kriegern ſchuldig, welche in den großen Jahren 1870% 1 das opfervolle Werk, deſſen Gedächtniß wir heute wiederum begehen, mit bewunderungs⸗ würdiger Tapferkeit vollbracht haben. PVotitiſches. Pots dam, 31. Auguſt. Die Tauffeierlichkeit des am 14. Juli d. J. geborenen dritten Sohnes des Prinzen Wilhelm hat in Gegenwart der kaiſer⸗ lichen Familie, ſowie der geladenen fürſtlichen Gäſte heute Nachmittag ſtattgefunden. Der neugeborene Prinz erbielt die Namen Adalbert, Ferdinand Be⸗ rengar Viktor; der Rufname des jungen Prinzen iſt Adalbert. Potsdam, 1. September. Der Zuſtand der Prinzeſſin Wilhelm iſt befriedigend. Komplikationen ſind bis jetzt nicht eingetreten. Da der fernere Krankheitsverlauf vorausſichtlich langſam vor ſich Nr. 71. Mittwoch, den 8 Seplember 1884. Baum zweiten September. erhalten werden, damit auch ſie ſtets wiſſen, was geht, werden Bulletins nur von Zeit zu Zeit aus⸗ gegeben. Rom, 31. Auguſt. Geſtern ſind in den Provinzen Bergamo 17 Erkrankungen und 6 Todes⸗ fälle, in Bologna 2 Todesfälle, in Campobaſſo 3 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Cuneo 32 Er⸗ krankungen, davon in Busca 12, und 17 Todes- fälle, in Spezia 33 Erkrankungen und 17 Todes⸗ fälle, in Maſſa e Carrara 3 Todesfälle, in Turin 2 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in der Stadt Neapel 1 Todesfall an der Cholera vorgekommen. Warſchau, 31. Auguſt. Soeben iſt hier eine polizeiliche Verordnung erſchienen, derzufolge während der dortigen Anweſenheit des Czars in jenen Gaſſen, welche der Czar vom Belvedere aus paſſiren wird, die Hausthür und Fenſter geſchloſſen ſein müſſen. Von 11 Uhr Nachts an werden Regierungsbeamte mit militäriſcher Begleitung durch die Stadt patrouilliren. Die Stelle der gewöhnlichen Conducteure der Tramway werden Polizeibeamte einnehmen, welche ſich bereits hiefür einüben. Zur Aufführung der Triumphpforte auf dem Alexander ⸗⸗ platze wurden aus Petersburg verläßliche Arbeiter hiehergeſendet. Geſtern hat eine zweite Commiſſion, beſtehend aus militäriſchen Ingenieuren und Gen⸗ darmen, ſämmtliche Bahnhöfe, Stationshäuſer, Re⸗ miſen und Keller revidirt. London, 30. Auguſt. Reutermeldung aus Shanghai von heute ſagt: Das franzoſiſche Ge⸗ ſchwader verließ die Mündung des Minfluſſes. Die Beſtimmung iſt unbekannt. Die chineſiſchen Befehl⸗ fehlsbaber erhielten den Befehl, franzöſiſche Kriegs⸗ und Handelsſchiffe in den Vertragshäfen ankommend oder dieſelben verlaſſend anzugreifen; die augenblick lich in den gedachten Häfen befindlichen franzöſiſchen Die Nißiliſten. von S. With. 0% kla ee 5 n 44. Fortſetzung. l t Von dem Tage an, an welchem der Trauer; gottesdienſt für Wladimir ſtattgefunden hatte, ſah ſich Staſia verlaſſen. Sie war nicht über dieſe Ein⸗ ſamkeit erſtaunt, ſie ſchrieb Gefühlen der Rücſicht und Güte zu. Nachdem die erſte Zeit der Trauer vorüber war und Staſia ſich einigermaßen erholt hatte, dachte ſie daran, Rache für den Mord Wladimirs zu begehren und verlangte von der Regierung eine gerichtliche Unterſuchung. Mittlerweile hatte die dritte Sektion, ziemlich rathlos, aber entſchieden bereit, ihre Pflicht zu thun, beſchloſſen, den Finanzmann Fritſchen und den Prinzen Nofimofs vorzuladen, um vielleicht durch ſie Auf⸗ klärungen zu erlangen. Man mußte, daß Fritſchen Staſia den Hof gemacht hatte, daß er noch immer eine große Leiden⸗ ſchaft für ſie habe und nicht gegen ſie ausſagen werde; aber da er in denſelben Kreiſen wie Wladimir gelebt hatte, in die gleichen Soirérn ging, an den⸗ ſelben Soupers Theil nahm, oft mit ihm geſpielt hatte, glaubte man ſich durch ihn wichtige Anhalts⸗ punkte verſchaffen zu können. Somit erſchien Fritſchen vor Gericht und wurde ſummariſch von Herrn Phi lippi verhört. Nach dieſem Verhör wurde Fritſchen entlaſſen. Was den Prinzen Noſimof anbelangt, ſo war et willfähriger; zuerſt aus Pflicht, weil er der dritten Sektion nichts vorzuenthalten hatte, dann aus Cha⸗ rakterſchwäche und dann, weil er einer jener Menſchen war, bei welchem Sittenverderbniß jegliche Regung von Edelmuth, Moral oder Nächſtenliebe erſtickt hatte. Er wurde aufgefordert ſeine Eindrücke nieder⸗ zuſchreiben und er that es ohne Bedenken mit einer Erfindungsgabe, als ob es fich um einen Roman handele. Wie es immer in despotiſchen Ländern geſchieht, dienten die Nachſuchungen der Polizei in Bezug auf den wirklichen Mörder Wiadimirs zum Vorwande für allgemeine Nachforſchungen, man verhaftete alle Verdächtigen. XXII. Serge's und Parlowna's Verhaftung. Serge und Parlowna hatten den Entſchluß ge⸗ faßt ſich nicht zu verbergen; ſie fühlten ſich nicht ſchuldig. Dennoch quälte ſie eine unbeſtimmte Angſt. Unbewußt war ihr Benehmen nicht mehr das gleiche. Nach der Nachtwache, von welcher wir ſprachen, hatte Parlowna den Palaſt Roſtow verlaſſen und war nicht mehr dahin zurückgekehrt. Serge, beinahe erſchreckt über ſeine Einſamkeit, verzweifelt über die Thorheit ſeiner Partei, machte große Spaziergänge, und ging nicht nach Hauſe, ſondern zu Parlowna. Am Tage ſeiner Verhaftung war er alſo bei ihr und die Agenten, welche geſchickt worden waren, um Parlowna zu verhaften, fanden Gelegenheit, zwei Mücken mit einem Schlage zu treffen. Beide wurden nach der Feſtung gebracht. XXIII. Der Verhaftsbefehl. Beſonders in dem kaiſerlichen Palaſt und höheren Orts wurde der Mord Wladimirs verſchieden gedeutet. Das Oberhaupt des Staates intereſſirte ſich lebhaft für die Sache wegen ihrer politiſchen Färbung und was ihre Majeſtät die Kaiſerin anbelangt, ſo erfaßte ſie begierig alle Einzelheiten derſelben in Anbetracht des Wohlwollens, welches ſie für Staſia hegte. Der Friſeur der Kaiſerin, Grüff, ha uplſächlich dieſer excentriſche Franzoſe, von welchem ſchon einma die Rede war, hatte es ſich zur Aufgabe gemacht, die Erzählung der Thatſachen auszuſchmücken. Er kümmerte ſich nicht im Entfernteſten um die Wahrheit, er hatte nur den einen Zweck, ſeine er lauchte Herrin zu unterhalten und untermiſchte m unausſprechbaren erdichteten Zuſätzen das Gewebe ſchon bekannter Thatſachen. ö Zu dem Werke der Verläumdung, welches der Friſeur Gräff in der Leichtfertigkeit ſeines Herzens und ohne Schlimmes dabei zu denken, vollbrachte,