probe findet die Enthüllung und Uebergabe der Fahne ſtatt und zwar auf dem Marktplatze, hierauf Feſt⸗ eſſen in den dazu beſtimmten Lokalen. Um 2 Uhr Mittags Feſtzug durch die Stadt zur Halle, hierauf Willkommengruß durch den Vorſtand des Vereins, Herrn Bürgermeiſter Sieber, dann Vortrag dreier Geſammt⸗ und 39 Spezial⸗ Chöre. Bei der Feſt⸗ halle Tanz und Volksfeſt, was den Nachmittag aus⸗ füllen wird und Abends Feſtball in verſchiedenen Lokalen. Einiges Befremden hat es hervorgerufen daß uns Mannheim ganz ignorirt, zumal freund⸗ ſchaftliche Beziehungen zu dortigen Vereinen und den Mitgliedern des hieſigen Vereins beſtehen, da⸗ gegen beſuchen uns zwei Vereine aus Karlsruhe und zwei aus Heidelberg, dann beſuchen uns Bruchſal, Ladenburg und alle umliegende Städte. Wiesloch iſt dafür dankbar und wird thun, was in ſeinen Kräften ſteht, um jedem Beſucher die Erinnerung an das Feſt zu einer dauernden und ſchönen zu machen. — Die Großherzogliche Kreishauptſtadt Baden⸗ Baden hat ein ebenſo großes wie intereſſantes Unternehmen veranſtaltet, welches die allgemeinſte Aufmerkſamkeit verdient. Sie hat eine Verlooſung arrangirt, in welcher Objekte im Werthe von 50,000, 20,000, 10,000, 5000 Mark u. ſ. w. im Ganzen 6500 Gewinne ausgeſpielt werden. Dieſe Lotterie zeichnet ſich vor allen anderen durch die großen Ge⸗ winnausſichten und die unbedingte ſorgfältigſte Aus⸗ führung des Gewinnplans aus. Sie iſt in drei Claſſen eingetheilt. Zu jeder Claſſe beträgt die Einlage nur Mark 2. 10 Pf. Es werden auch Voll⸗ looſe für alle drei Claſſen gültig zum Preis von Mark 6.30 ausgegeben. — Daß die Looſe raſch vergriffen werden, kann nicht Wunder nehmen. Die erſte Ziehung findet bereits am 16. Seßtember ſtatt. Die Lotterie iſt in Preußen und den meiſten anderen Looſe ſind deshalb faſt an allen Plätzen zu erhalten. — Karlsruhe, 27. Auguſt. Unſer in der Bekämpfung des Geheimmittelſchwindels unermüd⸗ licher Ortsgeſundheitsrath hat neuerdings folgende Bekanntmachung erlaſſen: „Wir haben ſchon früher darauf aufmerkſam gemacht, daß die durch Zeitungs⸗ annoncen, Zeitungsartikel und Broſchüren verbreitete Anpreiſuug der Homeriana als eines ſicheren Mittels gegen die Schwindſucht als ein von der Firma J. Kirchhöfer in Trieſt betriebener betrügeriſcher Schwindel iſt. Die angeblich in Sibirien neu entdeckte Pflanze Homeriana iſt nichts anderes als der bekannte Vogel⸗ indteriſch. Ein Packet der Pflanze von höͤchſtens 10 Pfund Werth 2 Mk. die 60 Tage andauernte nutz⸗ loſe Kur 60 Mark. In neueſter Zeit hat ſich nun Kirchhöfer mittelſt Zirkulars an die Hebammen ge⸗ wendet und dieſelben unter Zuſage nahmhafter Ver⸗ gütung (40 Pf. für das abgeſetzte Packet Homeriana oder 12 Mk. für die Kur) eindringlich erſucht die ihnen bekannten Lungenkranken zu Beſtellung zu ver⸗ anlaſſen oder, wenn das nicht angänglich, die Namen von Lungenkranken mitzutheilen. Sel bſtverſtändlich werden dann den Kranken die obenerwähnten An⸗ preiſungen der Homeriana mit den ſchon früher von uns gekennzeichneten, unwahren oder gefälſchten Atteſten zugeſendet. Wir warnen wiederholt vor dieſer gemeinfährlichen Betrügerei.“ — Mannheim, 28. Auguſt. Heute Vor⸗ mittag war in Litera E. 1. 11 das Dienſtmädcheu Eva Stein von Ziegelsbrunn mit Fenſterputzen be⸗ ſchäftigt und hatte ſie zu dieſem Zwecke einen Stuhl auf einem Tiſch und theilweiſe auf dem Fenſterbrett ſtehen. Plötzlich kam ſie ins Schwanken und ſtürzte mit dem Stuhl zum Fenſter des zweiten Stockes hinaus auf die Straße, wodurch ſie ſich äußere Verletzungen am Kopf und anſcheinend auch innere zuzog. Sie wurde bewußtlos nach dem allgemeinen Krankenhaus gebracht. — Oppau, 26. Auguſt. Ein verheerende Seuche (Bräune) wüthet eben unter den Schweinen der Oekonsmen unſeres Ortes. In einer verhältniß⸗ mäßig kurzen Zeit fielen mehr denn 60 jener Thiere der Seuche zum Opfer. Auch in dem benachbarten Edigheim ſind ſchon verſchiedene Schweine an dieſer Krankheit verendet und an vielen anderen zeigen ſich bereits die Symtome derſelben. — Freiburg, 25. Auguſt. In der Nacht von Samſtag auf Sonntag hat ſich, der Breisgauer Zeitung zu Folge, im Mooswalde unweit Umkirch ein erſchütterndes Liebesdrama abgeſpielt. Ein junger Mann, Namens Emil Winterer von hier, hatte ein erhältniß mit der ledigen Jäck von Opfingen. Wie jedoch verlautet, wurden von Seiten der Eltern des jungen Mannes die Einwilligung zur Verheirathung verweigert; dies veranlaßte die Liebenden zu dem tragiſchen Schluſſe, ihrem Leben gemeinſam ein Ende zu machen. Winterer begab ſich mit ſeiner Geliebten am Samſtag nach Umkirch, nahm mit ihr dort im Gaſthaus zum Adler ein Abendeſſen und begleitete ſie alsdann in den Wald, um die blutige That aus⸗ zuführen. Ein Mann, welcher geſtern Nachmittag im Walde ſeines Weges ging, vernahm plötzlich ein Wimmern; dieſem folgend, gelangte er an die Un⸗ glücksſtätte und fand Winterer todt, die Jack dagegen einige Schritte entfernt in einem Graben liegen, wohin ſie ſich geſchleppt hatte, noch lebend. Durch drei Schüſſe in die Bruſt ſchwer verwundek', iſt die Bedauernswerthe die Nacht hindurch und den darauf folgenden halben Tag hilflos im Wald gelegen, Eine barmherzige Schweſter aus Umkirch verbrachfe ſie in die hieſige Klinik. — Ein entſetzlicher Unglücksfall hat ſich ang 26. Auguſt, Morgens nach 4 Uhr in dem ca. 2 Stunden von Stuttgart entfernten Ort Unter⸗ türkheim zugetragen. Ein von Stuttgart kom⸗ mender Güterzug hatte eben den Bahnübergang be der neuen Neckarbrücke paſſirt und einige Minuten darauf ſollte (mit einer kleinen Verspätung) der Orient⸗Expreßzug vorüberfahren. Nach der Dienſt⸗ vorſchrift ſollen inzwiſchen die Barrieren geſchloſſen bleiben, allein der dabei angeſtellte Weichenwärſer ließ ſich, weil viele Leute warteten, welche auf den Stuttgarter Gemüſe⸗ und Obſtmarkt wollten, dazu verleiten, die Schranken einen Augenblick zu öffnen, Einige Perſonen kamen auch glücklich hinüber, da plötzlich brauſte der Blitzug heran. Dex Weichen, wärter läßt zwar ſofort den Schlagbaum nieder⸗ fallen, allein es war zu ſpät. Denn ſchon waren zwei Mädchen von dem Dorfe Rothenberg, welche einen kleinen Gemüſewagen ſchoben, von dem Jig erfaßt und man ſah die 14jährige Amalie Dfehl, die ſchon nach wenigen Minuten ſtarb, und die 21jährige Maria Berner, die dreimal das Bein ge⸗ brochen hatte, ſo daß deſſen Amputation nothwendig erſcheint, in ihrem Blute liegen. Betriebsinſpelton Rienz und ein Vertreter der Stagtsanwaliſchaßk gingen ſofort an den Unglücksort ab. Der Würde, Vater von 7 Kindern, der durch ſeine unbegreifliche Gutmüthigkeit das Unglück verſchuldete, wurde ſofork verhaftet. — Ein gräßlicher Vorfall wird aus Bela ch (Solothurn) berichtet. Ein Landwirih wor m ſeinem Kinde aufs Feld gefahren, um Futter zu holen. Während des Ladens wird der Kleine plotzlich müde, klettert auf den Wagen und ſchläßt bald, dort ein. Der Vater giebt im Drange der Arbeit ou das Kind nicht weiter Acht und bedeckt während des Ladens den Kleinen, ohne es zu wiſſen, mit Keles, wobei jener gar nicht aufwacht. Als fämmliches Futter auf den Wagen geſchafft, ſchlägt der Potis mit aller Kraft ſeine Senſe in den Klee. Plößzich vermißt er ſein Söhnchen, weiß anfangs nicht, we — weſen ſein, wenn man ihm geſagt hätte, daß ihm jemand nachgehe. Seine raſche Art zu gehen, die zerſtreuten Blicke, welche er in die Schaufenſter der Läden warf, ſein ganzes Weſen, zugleich eilig und ſorglos, hätte den Polizeiagenten beinahe von ſeiner Spur abgeleitet, wenn er nicht eine Unvorſichtigkeit begangen hätte. An einem Waffenladen blieb er ſtehen, um die Revolver zu betrachten und vertiefte ſich ziemlich lang in dieſes Beſchauen. Von nun an ging er gerade vor ſich hin, entſchloſſen und ohne Zögern: aber der Poliziſt folgte ihm immer näher, nicht in dem Glauben auf den Punkt zu ſein, den Mörder am Kragen zu faſſen, aber er hielt ſich über⸗ zeugt, ein ſeltenes Wild vor ſich zu haben und für alles Gold der Welt würde er eine Jagd nicht auf⸗ gegeben haben, die ihm Ehre zu machen verſprach. Während das Geſagte ſich begab, war Ribowski aufgewacht. Mit dem erſten Blick ſuchte er den Gefährten. Sich allein ſehend, begriff er die Ver⸗ zagtheit des jungen Nihiliſten und zuckte die Achſeln. Er dehnte und ſtreckte ſich, ſetzte ſich auf, ſtieg aus dem Bett, warf einen Blick in den Spiegel, er be⸗ fand ſich blaß und angegriffen ausſehend und tauchte alſobald den Kopf in kaltes Waſſer, was ihm wohl⸗ that. „Ich werde mich ſchön in dieſer Höhle amü⸗ ſiren“, ſagte er, um ſich blickend. „Es würde viel⸗ leicht beſſer für mich ſein, eine raſche Entſchließung zu faſſen und mich den Nachforſchungen durch eine energiſche That zu entziehen“. Er war im Begriff, fich an das Bureau ſeines Freundes zu ſetzen, um ſeinen letzten Willen nieder⸗ zuſchreiben, als ein leiſes Geräuſch ſich vernehmen ließ und der Eigenthümer des Zimmers eintrat. „Ich bin es“, ſagte er, „ich komme von dem Proſpekt, man ſpricht von nichts als dem Vorfall.“ „Ah! und was ſagt darüber?“ „Man verliert ſich in Vermuthungen; aber die allgemeine Anſicht iſt, daß der Nihilismus Alles gethan hat. Der Tod Wladimirs wird politiſchen Motiven zugeſchrieben, einer Rache der Sekte“. „Man nennt keinen Namen?“ „Keinen. Wenigſtens habe ich nichts Derartiges gehört“. „Nun wohl, es iſt einerlei mein Entſchluß iſt gefaßt, ich will ausgehen, ſehen was vorgeht, werde ich ergriffen. ..“ „Hütet Euch auszugehen, Ribomski, die ganze Polizei iſt gewiß auf den Beinen ...“ „Iſt das ſicher? Ich glaube ..“ Er hatte nicht Zeit ſeinen Satz zu vollenden, man klopfte an die Thür. Der junge Bewohner öffnete. Das neugierige Geſicht des Agenten zeigte ſich plötzlich. Mit ein wenig Beſonnenheit wäre Alles zu retten geweſen; denn im Ganzen wußte der Poliziſt eigentlich nichts. Aber die beiden jungen Leute waren von einer großen Beſtürzung ergriffen, einer Art konvulſiviſchem Zittern. „Ergebt Euch“, ſagte der Polizeiſergeant kurz. „Niemals!“ rief Ribowski. Der Student war wie niedergeſchmettert, Ri⸗ bowski aber, der ſeinen Revolver bei ſich trug, zog ihn hervor und ſchwenkte ihn drohend. Sogleich ſtürzte der Agent, auch mit einer Piſtole bewaffnet, auf Ribowski. „Ergebt Euch“, wiederholte der Agent, der in dieſem Augenblick ſein Leben auf das Spiel ſetzte. Ribowski antwortete nicht. Er ſuchte kämpfend die Thür zu erreichen. Der Agent, um ihn zum Stehen zu bringen, zielte nach ſeiner Schulter, um ihn nur zu verwunden. Aber das Schickſal hat ſeine Wer ſich des Schwertes bedient, ſagt das Tücken. Sprichwort, wird durch das Schwert umkommen, Der Schuß wich ab. Ribowski drehte ſich einige Male und war todt. XXI. Die Nachforſchungen. aum war Wladimir ermordet, Jos beg die Nachforſchungen der Polizei. Der gewaltſame Tod Ribowski's vereinfachte die Unterſuchung, Der arme junge Mann, welcher Ribowski auf: genommen hatte, war ſo ohne Erfahrung in welt⸗ lichen Dingen, trotz ſeiner Voreingenommenheit fr die Sekte Und ihre exaltirten Anſichten, daß er ohne Schwierigkeiten Alles mittheilte, was ſeinen Gaß betraf. Er ſagte vorerſt, wo Ribowski gewohnt hatte, und auf ſeine Angaben hin traf die Polizei auf alte und bekannte Spuren. Sie hielt Haug ſuchung bei dem Studenten und ſonderbarer Weiſe, weit entfernt, für die Nihilſſten gravirende Doll mente zu finden, entdeckte ſie nur Beſchuldigungen gegen den Despotismus, jene berühmte Alten, auf die Ribowski ſo ſtolz war und in welchen er Tog für Tag alle Frevelthaten der Tyrannei verzeichnete, Für die Polizei war die Frage folgende: „Wer iſt der Mörder Wladimirs ? Iſt es wirklich Ribowskig Der Tod desſelben, ſein heftiger Widerſtand gegen den Polizeibeamten, konnten ſie ihm zur Laſt gelegt werden? Konnten nicht die wirklichen Mörder des ben Serge und Parlowna, nicht Staſia ſein 5 70 tſetzung folgt.) e 1 N 24 525 1 fn lg Fim! 1 ffn