uné. 2 2 5 Aae m det Wie 1 Etſcheint Mitt woo Poſtproviſion. Jnſerate, welche am Tage vor dem Er einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 P ſprechende Rabattbewilligung. — Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. ſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition 0 eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die 10 f., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Ca Bei größeren Aufträgen ent⸗ rqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. Nr. 70. Samſtag, den 30. Ruguſft 1884. Tolitiſches. Der Großherzog auf dem Mandverfeld. aus Waibſtadt geſchrieben wird, trifft unſer Großherzog bereits am 3. September in dieſem Orte ein und wird für einige Tage dorlſelbſt bei Kauf⸗ mann B. Schäfer jr. Wohnung nehmen, um den Mandvern, welche in der Gegend ſtattfinden, in ſeiner Eigenſchaft als Inſpekteur beiwohnen. Allgemein rülſtet man ſich zum würdigen Empfang des Landes⸗ fürſten. — Berlin, 25. Auguſt. Der Reichsanzeiger meldet. die Prinzeſſin Wilhelm ſei geſtern am Schar⸗ lach erkrankt, welcher mit Erſcheinen einen Ausſchlags verbunden. Das Fieber halte noch an, doch ſei das Allgemeinbefinden heute ein beſſeres. Erhebliche Komplikationen ſeien nicht vorhanden. Berlin, 28. Auguſt. Der „Reichsanzeiger“ meldet: Der Kaiſer ſtieg in Babelsberg am 25. ds. Nachmittags 6 ¼ Ubr zu Pferde und verließ auf ſeinem Ritt im Park den Weg, wobei das Pferd in einen faſt unſichtbaren Sperrdraht gerieth, dadurch das Gleichgewicht verlor und der Kaffer auf dem Naſen zu Falle kam. Der Kaiſer erhob ſich unmittel⸗ bar und kehrte zu Fuß nach dem Schloß zurück ohne irgendwelche Verletzung außer leichten Muskel⸗ quetſchungen, welche in den nächſten Tagen ſtarke Bewegungen nicht rathſam erſcheinen laſſen. Sonſt iſt keinerlei Störung in den Lebensgewohnheiten und der gewohnten Thätigkeit des Kaiſers eingetreten. Berlin, 28. Auguſt. Die Errichtung einer Geſandtſchaft für Perſien iſt nunmehr erfolgt. An der Spitze ſteht der bisherige Generalkonſul Braun⸗ ſchweig in Sofia, welchem Profeſſor Brugſch als Legationsrath, ſowie ein militäriſcher Begleiter und ein Legationsſelretär beigegeben wird. Die Geſandt⸗ ſchaft geht in der erſten Hälfte des September an ihren Beſtimmungsort ab. Berlin, 26. Aug. Der „Reichsanzeiger“ theilt den Tod Lord Ampthill's mit und fügt hinzu: „Die kaiſerliche Regierung beklagt den unerwarteten Tod dieſes ausgezeichneten Staatsmannes, welcher während einer nahezu dreizehnjährigen Wirkſamkeit die Beziehungen Großbritanniens zu Deutſchland vermittelte und durch ſeine reiche Bildung in weiteren Kreiſen ſich zahlreiche Freunde erwarb.“ Paris, 27. Aug. Der Marineminiſter richtete ein Telegramm an Conrbet, worin er der vollen Befriedigung der Regierung über die glänzende Er⸗ öffnung der Operationen und den Wünſchen für den vollſtändigen Erfolg Ausdruck gab. — Der „Liberte“ zufolge wurden die Bergwerke von Kelung der fran⸗ zöſiſchen Verwaltung unterſtellt und von dieſer bis zur völligen Bezahlung der Entſchädigung ausge⸗ beutet. Paris, 28. Auguſt. Die „Agence Havas“ meldet aus Shangai unter'm 28. Auguſt: Die Ming⸗Forts wurden am 26. Abends zum Schweigen gebracht. Geſtern griff Courbet die Kimpaj⸗Forts an“, das Reſultat der ſehr heftigen Kanonade iſt noch unbekannt. London, 28. Aug. Eine Special⸗Ausgabe der „Times“ bringt folgendes Telegramm aus Foutſcheu vom 28. Aug., 1 Uhr Nachmittags: Die Kimpai⸗Forts ſind zerſtört. London, 28. Auguſt. Der „Times“ wird von dem Minfluſſe (Fu⸗tſcheu) von geſtern gemeldet: Admiral Courbet bombardirte mit zwei Schiffen die Kimpai⸗Forts von einer Stelle im Fluſſe, die ober⸗ halb des Forts liegt und von wo er die Batterien derſelben beſtreichen konnte. Morgen erfolgt ein An⸗ griff gegen die Forts mit 8 Schiffen oberhalb und —— einem Panzerſchiff unterhalb der Forts. Das Schickſal der Letzteren iſt ſicher, da ſie ſo gebaut ſind, daß ſie flußaufwärts das Feuer nicht erwiedern können. Rom, 27. Aug. (Cholerabericht.) Cologna (Provinz Cow) 2 Erkrankungen, Aquile 2 Er⸗ krankungen, Bergamo 3 Erkrankungen und 8 Todes⸗ fälle, Campobaſſo 10 Erkrankungen und 7 Todes⸗ fälle. Coenza 1 Erkrankung, in der Provinz Cunſo 30 Erkrankungen und 10 Todesfälle, der letzte iſt in Busca vorgekommen. In Spezzia ſind vom 24. ds. Mitternacht bis 26. ds. Mittag 17, ſeit dem Auftreten der Cholera 97 Todesfälle, in Maſſac⸗ carrara 5 Erkrankungen und 1 Todesfall, in der Stadt Neapel 3 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Parma 4 Erkrankungen (davon 1 in Parma ſelbſt) und 3 Todesfälle, in Piſa 6 Erkrankungen (davon 2 in Piſa ſelbſt) und 3 Todesfälle, in Turin 10 Erkrankungen und 7 Todesfälle vorgekommen. Warſchau, 27. Auguſt. In einer durch Plakate veröffentlichten Bekanntmachung kündigt der Oberpolizeimeiſter die für Ende Auguſt zu erwartenden Ankunft des Kaiſers an und ertheilt gleichzeitig die Erlaubniß, die Häuſer zu dekoriten und Abends zu illuminiren. Verſchiedenes. — Wiesloch, 27. Aug. Die Vorbereitungen zur Fahnenweihe und dem 25jährigen Stiftungsfeſt des Liederkranzes werden jetzt lebhaft betrieben nnd herrſcht deshalb ein reges Leben in unſerer Stadt. Bis jetzt haben 39 auswärtige Bundes⸗ und Geſang⸗ vereine ihr Erſcheinin zugeſagt und dürfte das Feſt den ganzen Tag in Anſpruch nehmen. Nach den üblichen Einladungen findet um /11 Uhr die Ge⸗ ſammtprobe ſtatt, und zwar in der eigens dazu feſtlich hergerichteten Turnhalle. Nach der Geſammt⸗ Die Nihiliſten. Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne von S. With. 43. Fortſetzung. Die Leiche wurde neben der des verſtorbenen Grafen Roſtow beigeſetzt in der Erbgruft dieſer lehens⸗ herrlichen Familie von ſo hohem Adel. Nachdem Jedermann ſich entfernt hatte, kam heimlicher Weiſe ein Mann und ſtreute lebende Blumen, Tuberoſen und Hyazinthen auf das Grab, es war Serge. XX. Ein Polizeiſtreich. Nachdem Ribowski Wladimir getödtet hatte, ohne daß ſeine Hand, wenn auch ſein Wille dazu beigetragen, entfernte er ſich ſchleuniaſt mit Benützung det für ihn bereit gehalten war. Sein Fanatismus war befriedigt. Aber ſein Gewiſſen? Dieſes hotte ſich ſchon im erſten Moment des Mordes empört. Ribowski beſchloß, ſich zu verſtecken. Die Gewohn⸗ heiten der Polizei kennend, hoffte er annehmen zu können, daß für einige Zeit wenigſtens er ihren Nachforſchungen ſich würde entziehen können. Er wollte lieber“ ſterben dals kin den Bergwerken arbeiten und die Berührung des Scharfrichters erdulden. Der Schlitten, in welchem Ribowski ſaß, flog förmlich über den Schnee; die Vorübergehenden, die weniger verſpäteten Nachtſchwärmer ſahen mit Ver⸗ wunderung das fantaſtiſche Vorüberraſen dieſes Ge⸗ ſpannes. Plötzlich hielt der Schlitten an. Man war angelangt. Auf dem Quai der Fontauka ragte die ungewöhnlich hohe Silhouette eines Hauſes von franzöſiſcher Bauart empor, einer jener großen Bauten auf dem Boulevard Malesherbes ähnlich, die Thore bildeten ſchwarze Flecken anf den weißen Fagaden. Ribowski, eingehüllt und zitternd, wohl nicht aus ffurcht, aber von nervöſer Aufregung, wie ſie auf Verbrechen oder Greuelthaten folgt, klopfte dem Dwornik auf die Schulter. Dieſer öffnete mechaniſch die Thüre; der Mörder trat ein. Er wurde erwartet. In einem Zimmer eines entlegenen Stockwerkes in dem Hinterhof befand ſich ein nihiliſtiſcher Stu⸗ dent, der von dem Loos bezeichnet war, Ribowski aufzunehmen im Falle dieſer ſich retten könne. „Es iſt geſchehen“, ſagte Ribowski eintretend. „Ich habe Hunger, fürchterlichen Hunger“, fügte er bei. Ribowski fiel über das ihm aufgetiſchte Mahl her. Umſonſt befragte ihn ſein Gefährte über die Einzelheiten des Dramas. „Es iſt geſchehen, es iſt fertig!“ antwortete er, „es iſt unnoͤthig länger dabei zu verweilen. Es iſt aus!“ Dann, als er ſeine Mahlzeit beendet hatte, goß er ſich ein Glas Wodka ein, warf ſich angekleidet auf das Bett und verfiel in einen Schlaf ohne Träume, den Schlaf der Ge⸗ rechten, der zuweilen auch der der Verbrecher iſt. Er, der junge Student konnte nicht ſchlafen. Mit Tagesanbruch ging er aus: es war ihm Be⸗ dürfniß die friſche Morgenluft zu athmen. Das ſchauerliche Bild, Ribowski ſo feſt eingeſchlafen, folgte ihm den Quai entlang. Er irrte lange umher. Gegen 8 Uhr wagte er ſich auf den Proſpekt; er kam ſich ſelbſt wie der Mörder vor! Der Caffee⸗ und Konditorei⸗Beſitzer Dominique öffnete ſeine Laden; von der erſten Stunde drängt es ſich bei ihm; Da Dominque alle Zeitungen von ganz Europa hält, geht man gerne zu ihm, um ſie zu leſen und Neues von ihm zu erfahren. Der Stubengenoſſe Ribowski's hatte auch Hunger. Er verſuchte zu eſſen, konnte aber nicht. Er meinte erkannt zu ſein und wähnte alle Augen ſeien auf ihn gerichtet. Dann, unwill⸗ kürlich aufhorſchend, horte er — es war unvermeidlich — aobgeriſſene Sätze, die ſich, wenn auch nicht auf ſeine Betheiligung, doch auf das, was ſich zugetragen, dezogen. Er bekam womöglich noch mehr Angſt und ging wieder weg. Er ſtellte ſich zu Gruppen, miſchte ſich unter die Menge und hörte zu. Er ſelbſt ſagte nichts; aber er ſah eigenthümlich aus und ſeine magere, blaſſe Phyſtognomie, ſeine tiefliegenden Augen lenkten die Aufmerkſamkeit eines Polizeibeamten auf ihn. Der Polizeibeamte folgte dem jungen Mann auf Schritt und Tritt. „Wie kann die Polizei vermuthen“, ſagte er zu ſich ſelber, „daß Ribowski bei mir iſt? Er be⸗ ſchleunigte ſomit ſeine Schritte. um zu ſeiner Woh⸗ nung zurückzukehren und würde hoͤchlich erſtaunt ge⸗ 3