* 3 6 Poſtproviſion. ſprechende Rabattbewilligung. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. r ne „Wochenblalf Reclamen mit 20 Pf. berechnet. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗ 8 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 fg. mit illuſtrirtem Anterßaltungsblatt 1 Mk. 70 excl. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Bei großeren Aufträgen ent⸗ Veſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Feil gemacht werden Wittwoch, den 6. Auguſt 1884. Ar 65. Dolitiſches. Karlsruhe, 2. Aug. Die deutſche Kaiſerin, welche heute Vormittag 9 Uhr 50 Minuten von der Station Reichenau aus die Mainau verlaſſen hatte, traf heute Nachmittags 4 Uhr auf dem Mühlburger⸗ thorbahnhof ein. Nachdem die Maſchine gewechſelt, fuhr der Extrazug via Schwetzingen nach Homburg b. d. H. weiter. g f Berlin, 3. Auguſt. Das „Armee ⸗Ver⸗ ordnungs⸗Blatt“ veröffentlicht nachſtehenden Erlaß des Kaiſers: „Um denjenigen Theilnehmern an dem Kriege von 187071, welche in Folge erlittener innerer Dienſtbeſchädigung invalide geworden, wegen Ablaufs der geſetzlichen Präkluſibpfriſt aber zur Geltend⸗ machung von Verſorgungsanſprüchen nicht berechtigt ſind, durch Gnadenbewilligung zu Hilfe kommen, beſtimme ich, daß die Unterſtützungsgeſuche der be⸗ Zeichneten Invaliden einer wohlwollenden Prüfung unterzogen und mir zur Gnadenbewilligung aus 3 meinem Dispoſitionsfonds bei der Reichshauptkaſſe Aunterbreitet werden, ſofern Thatſachen nachgewieſen ſind, welche die Ueberzeugung von dem urſprüng⸗ lichen Zuſammenhang der Krankheit mit den im Kriege erlittenen Dienſtbeſchädigungen zu begründen vermögen. Bad Gaſtein, 22. Juli 1884. Paris, 4. Auguſt. Seit geſtern Vormittag wurden in Toulon keiner, in Marſeille 3 und in Arles 1 Choleratodter konſtatirt. Paris, 4. Auguſt. Von geſtern Morgen bis heute Morgen zehn Uhr in Toulon einer und in Marſeille 16 Choleratodte. Rom, 2. Auguſt. Es ſind im Piemonteſiſchen neue Cholerafälle vorgekommen und zwar je einer oder zwei in Seſſame, Cairomezzanotte, Villafranca, d'Aſti und Carignano bei Maſſa⸗Carrara. London, 4. Auguſt. Auf der Londoner Conferenz iſt plötzlich die egyptiche Sanitäts⸗ frage in den Vordergrund getreten. Das Ver⸗ dienſt, dieſe wichtige Frage angeregt zu haben, ge⸗ bührt dem deutſchen Bevollmächtigten, Grafen Münſter, . und er hat ſich durch die ablehnende Haltung des Conferenz⸗Vorſitzenden, des engliſchen Miniſters des Answärtigen, Lord Granville, nicht abhalten laſſen, die Reform der egyptiſchen Sanitätsverhältniſſe in der Donnerſtagsſitzung der Conferenz wiederum zur Sprache zu bringen. Die übrigen Bevollmächtigten ſtellten ſich auch dieſes Mal principiell auf die Seite des betreffenden Antrages Deutſchlands, während engliſcherſeits ſich wiederum das Beſtreben zeigte, die Sanitätsfrage von den Verhandlungen der Con⸗ ferenz auszuſchließen. Mit dieſem Beſtreben wird aber England ſchwerlich durchdringen und hatte Graf Münſter bereits für die Sonnabendsſitzung formulirte Reformvorſchläge angekündigt. Da unter den Mit⸗ gliedern der Conferenz die Meinung vorherrſcht, daß es der Billigkeit und auch dem eigenen Intereſſe Englands wiederſpreche, wenn die Verantwortung für vorkommende Kataſtrophen künftig nicht mehr auf einer einzelnen Regierung laſte, ſo werden hof⸗ fentlich die deutſchen Reform Vorſchläge, den eng⸗ herzigen Anſchauungen Englands zum Trotz, die verdiente Würdigung auf der Conferenz finden. Haag, 4. Auguſt. Die niederländiſche Thron⸗ folge⸗Frage hat jetzt ihre vorläufige Regelung ge⸗ funden. In einer von beiden holländiſchen Kammern am Freitag abgehaltenen gemeinſchaftlichen Sitzung iſt der Geſetzentwurf, durch welchen im Falle der Minderjährigkeit des Thronberechtigten die Königin zur Regentin ernannt wird, mit allen gegen 3 Stimmen angenommen worden. Niſchny⸗ Nowgorod, 3. Aug. Die Vor⸗ unterſuchung gegen die bei den Exceſſen gegen die Juden Betheiligten iſt beendet. Es wurden im Ganzen 109 Perſonen zur Verantwortung gezogen, von welchen 3 bereits dem Gerichte überwieſen ſind. Verſchiedenes. — Um die Geburt zu verheimlichen, hat ein lediges Frauenzimmer in Seckenheim ihr neu ge⸗ borenes Kind vergraben, was Nachbarsleute entdeckt haben. Die betreffende Perſon iſt am Montag an den Folgen der Geburt geſtorben und wurde auf dieſe Weſſe dem irdiſchen Richter entzogen. Die eingeleitete Unterſuchung dürfte ergeben, ob das Kind lebensfähig war oder nicht. Die Mutter des Mädchens, welche Mitwiſſerin ſein ſoll, iſt verhaftet worden. — Im neuen Rheinhafen zu Mannheim, woſelbſt mittelſt einer Dampfmaſchine Pfähle ein⸗ gerammt werden, platzte an der Maſchine ein Siede⸗ rohr und wurde dadurch der Unternehmer Herr Bernatz, deſſen Sohn, ſowie der Heitzer Kleis durch den ausſtrömenden Dampf erheblich verletzt. Der junge Bernatz ſtürzte ſich, um ſeine Schmerzen zu lindern ſofort ins Waſſer, mußte jedoch, ebenſo wie ſein Vater nach Hauſe gebracht werden. Der Heizer wurde dagegen nach dem allgemeinen Krankenhaus verbracht. — Aus Baden, 2. Aug. Ein bei einer Verdingfrau in Mannheim ſich aufhaltendes Mädchen ſtürzte ſich in den Rhein, wurde jedoch lebend heraus⸗ gezogen. — Auf der Gemarkung Ichenheim, A. Lahr, wurden letzten Dienſtag und Mittwoch 14 000 Feld⸗ mäuſe gefangen und nach ibrer Tödtung im Wald vergraben. — Letzten Montag fuhren zwei hochbe⸗ ladene Mehlwagen in kurzer Entfernung von einander nach Meersburg. Auf der rechten Seite des erſten Wagens lief ein Stromer, welcher in der ſogen. „Waage“ unter dem Wagen ſelbſt neben den andern 1 Die Nihiliſten. Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne von S. With. e 36. Fortſetzung. Die Gräfin ſah ihn wehmüthig an und zog ihre Hand zurück. Es iſt das einzige Zeichen, welches je zwiſchen Seelen gewechſelt wurde, die geſchaffen waren, ſich zu verſtehen, zu lieben. Eine Verkettung trauriger Umſtände hatte ſie getrennt: wird ihnen die ſeltene Kraft, die ungewöhnliche Seelengröße fehlen? Werden ſich Staſia und Serge lieben? Für die, welche ſie kennen, iſt die Antwort nicht zweifelhaft, aber wir wollen die Begebenheiten für uns ſprechen laſſen. Während dieſer Beſuch ſtattfand. während Staſia und Parlowna nach dem Palaſt Roſtow zurückkehrten, ereigneten ſich ander- 5 wärts wichtigere Dinge. 0 1 XIII. 1 Nibowski im Gefängnß. Mittlerweile war Ribowski im Gefängniß. Er wußte nicht, weshalb er auf die Feſtung gebracht war, er wurde mit Rückſicht behandelt, gut genährt, auch durfte er mit ſeinen Wärtern ſich unterhalten, in dem großen Hof ſpazieren gehen, ſomit würde er ſein Schickſal mit Geduld ertragen haben, wenn er irgend wie hätte errathen können, welches Loos ihm ferner beſtimmt wäre. Mehrmal verſuchte er ſeine Wärter zu heſtechen, um ſie zum Reden zu bringen aber er erreichte ſeinen Zweck nicht, und dies aus guten Gründen, die Gefangenwärter kannten eben ſo wenig wie er ſelbſt den Grund ſeiner Gefangenſchaft, ſie hatken ihre ſpezielen Befehle und dieſe vollzogen ſie. Die Nihiliſten, welche mit ihm arretirt worden waren, erfuhren die gleiche Behandlung. Nichts erbitterte und ſchwächte dieſe mehr als die Einzel⸗ haft. Niemanden ſehen, nichts von der Außenwelt erfahren, zwiſchen hohen Mauern eingeſperrt ſein, hinter welchen ein Leben ſich abſpielt, an dem man keinen Antheil mehr hat; ſchließlich auf die fade Uaterhaltung mit den Gefangenwärkern oder ewigen Selbſtgeſprächen angewieſen ſein. ſchrecklichere Marter. Man ſagte, daß die Tyrannei ihre Opfer in den unterirdiſchen Gewölben einkerkerte, oft dorten vergaß. Berühmte Gefangene waren dort Hungers geſtorben, vor Elend und Kummer umgekommen, andere waren während des Steigens der Newa er⸗ trunken. Anfangs war das Waſſer durch Einſickern in die Kerker gedrungen, dann, als die Newa immer mehr ſtieg, bis über den Rand des Fenſters, da war es mit Macht hereingedrungen und hatte die Ge⸗ fangenen ertränkt. Vergeblich ſtellten dieſe die Tiſche auf Betten, Es giebt keine die Stühle auf die Tiſche. Der Einbruch des Fluſſes war ohne Gnade und Barmherzigkeit, ſie ſtarben eines fürchterlichen Todes, unter namenloſen Leiden. Ribowski hatte an alles dies gedacht, als er unter Begleitung ſeines Gendarmen in die Feſtung einging, aber er war bald nach dieſer Richtung hin beruhigt, als man ihm eine Zelle im erſten Stock anwies. Nach und nach hatte er ſich an dieſes Leben gewöhnt und er würde es ſogar ganz erträglich ge⸗ funden haben, wenn er irgend eine Ahnung über ſein kommendes Schickſal gehabt hätte, aber die Ungewißheit machte ihn krank, drückte ihn nieder. Wenn er ſich recht beſann, zweifelte er nicht daran, daß er für Sibirien beſtimmt ſei. Es kam ihm agicht einmal der Gedanke, er könne begnadigt oder abgeurtheilt werden, oder nur mit ein paar Jahren Gefängniß davonkommen. Dennoch war es nicht allein das Geheimniß, welches Ribowski beunruhigte, er hätte viel darum gegeben, zu erfahren, wer ſie verrathen hatte. Die Sache immer wieder hin und her überlegend, blieb er bei einer ziemlich wahrſcheinlichen Löſung ſtehen; er beſchuldigte Wladimir. Denn trotz Allem konnte er Serge und Parlowna nicht die Schmach anthun, ſie im Verdacht zu haben. Ja, es mußte Wladimir ſein; ſein ganzes Be⸗ nehmen, ſeine letzten Erklärungen, dieſe Art von Unantaſtbarkeit, mit der die Polizei ihn ſchützte