W. ſchreibt: Heute früh bekam eine hieſige, erſt ſeit Kurzem verheirathete Bürgersfrau zum Einreiben der von rheumatiſchen Schmerzen geplagten Glieder Chloroform. Statt dasſelbe nach Vorſchrift zu ge⸗ brauchen, nahm dieſelbe die Mixtur aus Verſehen ein und hätte die Frau, wenn nicht ſchnelle ärztliche Hilfe zur Hand geweſen wäre, dieſes Verſehen mit dem Tode bezahlen müſſen. — Im Walldorfer Gemeidewald wurde ein Bürger aus Reilingen vom Waldbüter der Ge⸗ meinde durch einen Schuß ſehr erheblich verwundet, weil er ſich eines Forſtfrevels ſchuldig gemacht und mit dem Objekt auf dem Heimweg begriffen war. Dem Verletzten ging eine volle Schrotladung in den Leib, ſo daß große Gefahr für das Lehen desſelben vorliegt. — Stuttgart, 28. Juli. (Ein Nachſpiel zu der Pariſer Fahnenaffaire.) Jene vielbeſprochene Fahnenaffaire vor dem Hotel Continental in Paris hat in dem benachbarten Cannſtadt noch ein bekla⸗ enswerthes Nachſpiel gefunden. Am vorigen Sonntag nterhielten ſich im Garten des Hotel Heimann in annſtadt mehrere junge Leute in franzdſiſcher prache über die bekannten Vorgänge in Paris am 4. Juli. Einer derſelben billigte und rühmte das erreißen der deutſchen Fahne und die übrigen paren derſelben Meinung. Der Privatier Hummel, lcher an einem Nebentiſch ſaß, trat auf den Sprecher u und machte ihn auf das Ungehbrige ſolcher Aeußer⸗ ngen an einem öffentlichen Orte aufmerkſam. Der ngeredete entgegnete grob und ſchimpfte in roher Weiſe, ſo daß Herr Hummel ihm eine Ohrfeige erſetzte. Darauf ſchlug der Andere Herrn Hummel mit einem Stock über den Kopf. Nach einer anderen Verſtion ſoll ihm der Schlag bei einem ſpäteren Zusammentreffen in der Neckarbrücke verſetzt worden ein. Herrn Hummel koſtete die Kopfwunde, die n ſich nicht lebensgefährlich war, das Leben, er ſtarb an der Wundroſe und wurde geſtern beerdigt. Den Thäter kannte man bis jetzt nicht, da die ungen Leute den Wirrwarr, der in Folge des Auf⸗ rittes entſtand, benützten, um ſich davon zu machen. Schritte, um ſeiner habhaft zu werden, ſind bereits eingeleitet. Die Aufregung, welche der Vorfall hier verurſacht hat, iſt begreiflicher Weiſe groß. — Bonn, 28. Juli. Heute früh halb 6 Uhr wollten 3 Herren, welche die Nacht hindurch auf dem „Schänzchen“ an einem Commers theil⸗ genommen hatten, trotz der Abmahnung des Wirthes J ein Rheinbad nehmen. Sie ſprangen von dem am Ufer liegenden Floß in den Stram, doch kaum waren ſie losgeſchwommen, als einer von ihnen, Aſſiſtenzarzt Dr. B. aus Bremen, vermuthlich vom Schlage getroffen, verſank und in den Wellen ſpurlos verſchwand. 5 — Wie der „Weſerztg.“ berichtet wird, hat ſich die deutſche Militärverwaitung entſchloſſen, die Konſervenfabrik in Mainz, für deren Errichtung ein Betrag von 4˙½ Mill. Mark ausgeſetzt iſt, in eigene Rechnung zu nehmen, nachdem der proviſoriſche Betrieb einer Dampſmühle ſich als vortheilhaft her⸗ ausgeſtellt hat. Für den techniſchen Betrieb wird ein Ingenieur nebſt mehreren Unterbeamten beſtellt, während der Verwaltungsrath aus den Beamten des Proviantamtes entnommen wird. Die Fabrik kann täglich liefern: 500 000 Kaffeeportionen, 500 Pferde⸗ rationen, 62 500 Portionen Büchſenfleiſch, 83 500 Portionen Suppengemüse, 160 000 Portionen Preß⸗ mehl und 92 500 Portionen Sauerbrod oder Zwieback. — Ueber die Colliſion des cubaniſchen Dampfers „Gijon“ und des engliſchen Dampfers „Laxham“ auf der Höhe von Cap Finiſtere wird der Times aus Madrid unterm 27. d. telegraphiſch gemeldet: „Außer den 56 Perſonen, die vom „Santo Do⸗ mingo“ gerettet wurden, iſt ein Boot mit 8 Ma⸗ troſen und 7 Paſſagieren in Muros an der gali⸗ ziſchen Küſte glücklich angekommen. Einſchließlich der in Graveſend gelandeten 13 Schiffbrüchigen ſind mithin von den 220 Perſonen, die ſich einer un⸗ gefähren Berechnung nach an Bord beider Dampfer befanden, 84 gerettet wurden. Man nimmt an, daß über 130 Menſchenleben verloren gingen, da das Gerücht, daß ſich 90 Leute an Bord des zweiten und dritten Bogtes befanden, ſich jetzt als unbegründet erweiſt. Galiziſche und Madrider Blätter veröffentlichen ſenſationelle Berichte über die Kataſtrophe. Aus allen erhellt daß, obwohl der Capitän des „Gijon“, mit dem Revolver in der Hand ſeine Pflicht that, von dem Augenblick des Zuſammenſtoßes an die größte Verwirrung und Unordnung an Bord herrſchte. Ein Kampf um's Leben entſpann ſich zwiſchen den Paſſagieren und der Mannſchaft, bis das Schiff zuerſt mit dem Bug unterging. Das vom „Santo Domingo“ auf⸗ genommene Boot war bis zum Waſſerſpiegel beladen, und es wird behauptet, daß die Geretteten gezwungen waren, Gewalt zu brauchen, ſogar die um das Boot herum mit den Wellen ringenden Perſonen zu ver⸗ hindern, daſſelbe zu entern und zum Sinken zu 5 b bringen. Die Galiziſchen Behörden und die krans⸗ in atlandiſche Geſellſchaft thoten alles, was möglich wr, Wach für die Geretteten, unter denen ſich 11 Engländer 110 90 befinden.“ Die Mannſchaft des „Laxham“ zählte 1 25 27 Köpfe und der ſpaniſche Dampfer halte 230 1 Seelen an Bord. um 1 — Extrazug von Straßburg nach Koln, 3 Nach einer Bekanntmachung der Direktion der pfäl⸗ 50 10 ziſchen Eiſenbahnen wird Montag den 4. Auguſt 14 ein Extrazug von Straßburg nach Köln über Rob⸗ 10 1 lenz und Bonn abgelaſſen, zu welchem auf den o pfälziſchen Stationen Landau, Neuſtadt, Ludwigs⸗ f pon hafen, Speier und Kaiſerslautern Retourbillete 2, dee 3. Cl. mit 35tägiger Giltigkeit zu ermäßigten Fahr⸗ 90 preiſen nach Coblenz, Bonn und Cöln verausgabt 5 57 werden. Die Abfahrt erfolgt in Ludwigshafen mit ur fahrlanmäßigem Zug 10 um 10 Uhr 55 Min. a e Vormittags, der Fahrpreis beträgt nach Coblenz 10 10 4 5 M. 90 Pf. 2. El. 6 M. 20 Pf. 3. Cl., nach t Bonn 14 M. 40 Pf. 2. Cl., 8 M. 50 Pf. g, m 51 Cl., nach Köln 16 M. 20 Pf. 2 Cl. 9 M. 70 5 Mf. 3. Cl. Die Rücfahrt muß bis ſpaleens , g September beendet ſein Außer dem zuläſſigen binn Handgepäck wird Freigepäck nicht gewährt. 1 — Ueber einen neuen Räuberſtreich in Oft⸗ bud rumelien wird dem „Berliner Tageblatt“ gus Kon, Anhen, ſtantinopel Folgendes geſchrieben: Mit Grauen und Entſetzen gedenken der deutſche Forßfmeiſſer Bernges und ſein Dolmetſcher Binder jener Tage voller Angſt und unerhörter Strapazen, da ſie bor drei Jahren von Räubern aus dem einſamen Forſt⸗ haus von Bellova entführt und in die öden ſleinigen Bergſchluchten des Riw Dagh getrieben wurden. Win, Filz „ Nufſf Amer Sprin 1 1 2 „ Califo * * Mit wunden Füßen, von brennendem Durſt und A gef vom Hunger gepeinigt, galt es da Tag und Nacht bun Nähe zu maſchiren. Demſelben Schickſal iſt zur Zeit Her t Binder (ungariſcher Unterthan) wiederum verfallen; „ uſſie mit unerhörter Keckheit haben ihn unweit der Eſſen⸗ „ dun bahnſtation Bellova griechiſch⸗bulgaxiſche Räuber c f. 0. gepackt und in die Berge, vielleicht ſchon über die füge macedoniſche oder bulgariſche Grenze geschleppt, Dies n geſchah am 19. v. Mis. Durch Hirten haben ſie 8 che im Forſt⸗Etabliſſement Bellova (dem Baton Hieſch „ bin. gehörig) ein Lösegeld von 1000 Pfund ( 28 909 fiche Frs.) verlangt. Noch iſt bis heute, 26, Jul, keine M lui. Mittheilung nach Konſtantinopel gelangt, daß daß . eum Geld bezahlt und der Gefangene befreit ſe. Den „ gewandten Herrn Binder, der damals die Räuber 15 zu bewegen wußte, von ihrer Forderung von 4009 Pfund auf 1400 Pfund herunter zu gehen, wird es ſchloſſenheit der Gräfin ein Ende. Dieſe hatte einen zur Freude geſtimmten Tag, wo die Seele, obne zu wiſſen weshalb, ruhig beinahe glücklich iſt. „Wir können nicht,“ ſagte Staſia, „in einem unſerer eigenen Wagen zu Serge fahren. O, wie ſehr wird er überraſcht ſein. Wir wollen es folgendermaßen machen. einen doppelten Schleier vor. nehmen wir einen Schlitten. ſein! Wohnt er ſehr weit. „Nein, nicht ſehr weit. Somit iſt alſo Alles beſchloſſen. So wollen wir gehen!“ Vergnügt wie ein Schulmädchen ſtieg eine Viertelſtunde ſpäter in einen Miethſchlitten. Erſt fand ſie es allerliebſt, unter ihren Bekannten vor⸗ Überzufahren, ohne erkannt zu ſein. Wenigſtens glaubte ſie es; aber ſie hatte ſich geeirt, wie es die Folge lehren wird. Als man dann die reichen Viertel verließ, um in die weniger bekannten und auch weniger belebten Straßen des Waſſili⸗Oſtrow⸗ Quartiers einzubiegen, fürchtete ſich die kleine Gräfin ein wenig. „Du biſt des Weges ganz ſicher,“ ſagte ſie zu Parlowna. „Irre Dich nur nicht. Wie häßlich ſind dieſe Häuſer.“ „Sie ſind häßlich von gußen, aber noch viel häßlicher von häßlicher von innen,“ antwortete Par⸗ lowna gelaſſen. Endlich ſprach die Lehrerin das te zu der Gräfin ſagen: Auf dem Proſpekt Ach, das wird herrlich Das Haus hatte wahrlich kein fürſtliches Aus⸗ ſehen und konnte nicht mit dem Palaſt Roſtow ver⸗ glichen werden. Von außen war das Haus grün Ich kleide mich in Schwarz und nehme gekreuzt, er las. ſtieß daran, ein Hund, der das Anhalten des Schlittens gehört hatte, ſing an zu bellen. „Gehen ſeine Fenſter auf die Straße?“ „Nein,“ ſagte Parlowna, „in den Garten.“ „Laß uns hinaufgehen.“ Im zweiten Stock las man auf einer Thüre des Vorplatzes den mit Blriſtift geſchriebenen Namen von Serge. Parlowna klopfte an. 1 „Oeffnet!“ „ Der Schlüſſel ſteckte wirklich außen; Parlowna und die Gräfin traten ein. Serge lag zu Bett, die Arme über dem Kopf Er drehte kaum um, als er Par⸗ lowna eintreten ſah, die er wie einen Kameraden behandelte. Aber das Rauſchen von Stafias Kleide machte ihn aufmerkſam. Er erhob den Kopf und ſchaute nach ihr um. Indem er das liebliche Geſicht Staſta's erblickte, füllten ſich ſeine Augen mit Thränen, er mochte ſprechen, vermochte es aber nicht, er legte ſein Buch weg und deutete auf einen Stuhl. Die Gräfin ſetzte ſich; auch ſie redete nicht; ſie war wie ein Kind, das ein Fehler begangen hat, und außer⸗ dem fand ſie ſich wirklich ihrer Sphäre, ihrer ge⸗ wohnten Umgebung entrückt. Parlowna, welche fühlte, daß die Lage etwas Ungewöhnliches, in Ver⸗ legenheit Setzendes hatte, brach die Bahn, indem ſie mit dem Verwundeten ſprach. „Es geht ganz gut,“ ſagte Serge, „in einigen Tagen werde ich wieder auf ſein können. Ich ver⸗ ſichere ſie gnädige Frau, der Schritt, den ſie thun, wird für mich das beſte Hausmittel ſein. Sie geben mir heute den größten Beweis von Freundſchaft, der ſich denken läßt. Bin ich deſſen würdig, ich weiß es nicht. Aber das iſt ſicher, ich fühle den angeſtrichen nach ruſſiſcher Mode Ein großer Garten vollen Werth des Beſuches, niemals, ſelbſt nicht im 75 65 461 3 N 77 * Traum, hätte ich gewagt, daran zu denken. „Ach!“ ſagte Staſia, „ſie verdienen wohl meine Dankbarkeit, meine Theilnahme.“ „Was mir in der ganzen Sache den meſſten Kummer machte,“ antwortete Serge, als wenn er einen beſtimmten Gedanken verfolgte, „das was, daß ich von nun lan darauf verzichten müßte, II. Wi l. i Sadweis dem Palaſt Roſtow zu erſcheinen; ich glaubte Sie n nie wieder zu ſehen, und nun Sie ſelbſt kommen ..“ i evi „O, das iſt ganz natürlich,“ ſagte lächelnd die Gräfin, es iſt ein ganz un vorbereiteter Beſuch, nicht wahr Parlowna ..“ „Gewiß, Serge ſieht es wohl.“ „Wir ſind ſo unüberlegt don Hauſe, wege 1 gangen, daß wir nicht einmal irgend einen Gegen 1 0 ſtand bringen, der Ihnen nützlich ſein könnte. unt 0 iſt unverzeihlich.“ Indem ſie ſo ſprach, ſaß ſich J Ahn Staſia in dem Zimmer um. Es war ganz wohnlich recht freundlich gelegen mii ſeinem Fenſter nach deim 1 Garten und weiten Horizont, an dem Kirchiheerme utter glänzen ſah. An den mit billiger Tapete bekleideten Wänden hingen Portraſts von großen Mänmen 90 und Familienbilder. „Das iſt ja eine gar hübſche 0 a junge Dame,“ ſagte die Gräfin, ein verblaßſes Mi⸗ Ale niaturbildchen bezeichnend. „Es war meine Mutter,“ anktworſete Serge, „Ich glaube, daß ich ſie geliebt haben wände. In dieſem Moment ſtand die Gräfin gan 1 nahe bei Serge: der Kranke faßte ihre Hand, ſie wollte ſie ihm entziehen, aber trotz der koſchen Be. wegung konnte er doch einen Kuß darguf drücken. 15 „Verzeihen Sie mir,“ ſagte er, „es iſt nag u fl ruſſiſcher Sitte. Es iſt ein Dank. da Sie mit Au nichts gehracht haben, laſſen Sie mir wenigen 1 dieſe Erinnerung.“ (Fortsetzung folgt!