und des Lieutenants Kondrakow. Nach einem ver⸗ breiteten Gerücht ſollte der erſt ſeit kurzer Zeit ver⸗ heirathete Tiszweskij am 19. d. M. in die Wohnung Kondratow's gekommen ſein, um dieſen wegen angeb⸗ lich Eiferſucht erregender Zuneigung zu ſeiner jungen Gattin zur Rede zu ſtellen. Der Lieutenant ſollte alsdann, wie erzählt wurde, zuerſt den Hauptmann und alsdann ſich ſelbſt mit einem Revolver erſchoſſen haben. Aus deu Nachlaßpapieren hat ſich jedoch erwieſen, daß beide in engen Beziehungen zu dem verhafteten Friedensrichter Berdowski und den An⸗ hängern des Nihilismus geſtanden haben. Damit war das über den Tod der genannten beiden Per⸗ ſonen ſchwebende Räthſel gelöſt, und es beſteht kein Zweifel darüber, das ſowohl bei Tiszweskij wie auch bei Kondratow ein Selbſtmord vorliegt. — Trotz dieſer Vorfälle werden Vorbereitungen für die Ankunft des Kaiſers fortgeſetzt und es wird wie nach und vor verſichert, daß die Reiſe des Kaiſers von Warſchau, wie dies an maßgebender Stelle beſtimmt ausge⸗ ſprochen ſei, feſtſtehe. Verſchiedenes. — Wieblingen, 25. Juli. Unſer Dorf befindet ſich in Trauer, denn unſer allgemein be⸗ liebter Seelſorger Herr Pfarrer Dengler, der ſeit längerer Zeit leidend war und erſt letzter Tage von Tyrol, woſelbſt er eine Kur gebrauchte und geſund zu werden hoffte, zurückkehrte, iſt letzte Nacht ge⸗ ſtorben. — Pforzheim, 24. Juli. Der auf Er⸗ greifuug der Attentäter bei dem Stuttgarter Bankier Heilbronner ausgeſetzte Preis von 1500 Mk. wird wie folgt vertheilt: Die Pforzheimer Polizeibeamten, welche den Kumitſch verhafteten, erhalten 1000 Mk., 200 Mk. entfallen auf einen hieſigen Bürger, der bei der Verhaftung des K. mitthätig war und dabei nicht unbedeutend verletzt wurde. Den Reſt von 300 Mk. bekommen Stuttgarter Polizeibeamte zur Vertheilung. Pforzheim, 24. Juli. Geſtern Nacht wurde in der Kirche zu Bilfingen von 2 Stromern einge⸗ brochen. Als der Meßner um 4 Uhr zum Betleuten in die Kirche trat, bemerkte er zu ſeiner Beſtürzung ein vom Fenſter nach einet Bank gelehntes Brett. Er machte ſogleich Anzeige davon, man durchſuchte die Kirche, fand jedoch Niemand. Der Opferkaſten war geleert und zwei kleine Tücher entwendet. Als Leiter benützten die Diebe die hinter der Kirche ſtehende Todtenbahre und ſtiegen zu einer kleinen 0 Fenſteröffnung ein. Kaum hatte der Meßner die Kirche verlaſſen, ſo kamen die Diebe zur Kirchhof. thüre heraus und eilten Königsbach zu. Den eifrigen Bemühungen der Ortspolizei und der Gendarmerie Königsbach iſt es gelungen, einen Thäter bei Nöt⸗ tingen zu verhaften. Es iſt dies das dritte Mal, daß in wenigen Jahren in dieſer Kirche einge⸗ brochen wurde. — Beim Kugelſuchen auf dem Griesheimer Schießplatz bei Darmſtadt iſt den „N. Heſſ. Vbl.“ zufolge am Mittwoch einem 12jährigen Knaben ein Bein abgeſchoſſen worden. — Bonn, 24. Juli. Die „Bonn. Ztg.“ ſchreibt: Geſtern Abend gegen 7 Uhr iſt es unſerem wackeren Bademeiſter W. Buſch gelungen, einen jungen Handwerksgeſellen, welcher dem Tode durch Ertrinken nahe war, aus den Fluthen des Rheins zu retten. Es iſt dies nunmehr ſeine 49. Ret⸗ tung sthat! i — Bei Köln hielt Hauptmann Hennecke Feld⸗ dienſtübung mit ſeiner Kompagnie. Da naht ſich ein Leichenzug. Der Hauptmann ritt um den Zug heran: „Wer iſt der Geſtorbene?“ — „Johann Menrath, der letzte Veteran unſeres Kreiſes aus dem Befreiungskriege von 1818.“ Sofort ſchloß er ſich mit ſeiner Kompagnie dem Zuge an, geleitete ihn auf den Gottesacker und ließ die üblichen Ehrenſalven über das Grab gehen. — Aus München, 22. Juli, wird ge⸗ ſchrieben: Ein Monſtre⸗Prozeß gegen Bierbrauer ſteht bevor. In Eltmann hat die Gendarmerie in den letzten Tagen in den Brauhäuſern, Malz⸗ und Bierkellern nachgeforſcht, Geichäftsbriefe und Rech⸗ nungen wurden genauer Durchſicht unterworfen. Ferner ſind im Landgerichtsbezirk Memmingen gegen 35 Bierbrauer Unterſuchungen im Gange, ob die⸗ ſelben nicht Surrogate zur Bierbereitung verwendet haben. Man bringt dieſe Angelegenheit mit dem Falliment der Firma Wich u. Cie. hier in Ver. bindung, wobei das Gericht Einſicht in die Bücher erhielt und ſchöne Entdeckungen machte. — Gothenburg, 24. Juli. Der Dampfer „Gerda“ iſt geſtern Abend ſpät, vom Gotakanal kommend, in unſeren Scheeren auf Grund zu ſtarken Drucks auf die Maſchine in die Luft geſprungen. Capitän und Reſtaurateur todt, der Maſchiniſt ver⸗ ſchwunden. Der Heizer wurde in die Luft ge⸗ ſchleudert und iſt ins Waſſer gefallen, ohne Schaden zu nehmen. Aufwärterin und Steuermann ſind ſchwer verlezt. Detaſls fehlen noch, doch ſollen feine Paſſagiere an Bord geweſen ſein. etersburg, 26. Juli. Der Pafſagſer⸗ Dampfer „Annita“ iſt geſtern auf der Wolga unweit von Barmen in Folge des heftigen Sturmes unter⸗ gegangen, wobei zwanzig Perſonen ihr Lehen ber⸗ loren. — Conſtantinopel, 28. Juli. Der Kaffirer der ruſſiſchen Botſchaft, Voultcheff, iſt geſtern Nach⸗ mittag 1 Uhr, nachdem er in der Banque Ottomane 1700 Piund gehoben von einem Individuum über⸗ fallen, durch einen Stockſchlag auf den Kopf betäubt und des genannten Geldbetrages beraubt worden, Der Verbrecher iſt bisher unbekannt. Voulicheff nur leicht verwundet. — Wenn Frauen weinen. Die jung Gattin eines Profſſors machte jüngſt bei einem kleinen ehelichen Zwiſt den Verſuch, den gelehrten Gemahl durch Thränen zu rühren. Sie erreichte aber daßeſ nicht viel, denn er ſagte Kopfſchüttelnd; „Ach, höre auf zu weinen, Thränen imponiren mir nicht. Habt ſie chemiſch unterſucht. Sie beſtehen aus einer Idee von phosphorſaurem Kalk und etwas Sodachlorſp; das meiſte aber iſt gewöhnliches Waſſer.“ + (Ein Lehrer nimmt einem Schiller eigen Apfel weg. Nach einer Weile, während die Schüller mit einer Aufgabe beſchäftigt ſind, verſpeiſt der Lehrer, der ſich unbemerkt glaußt, den rothbackigen — Apfel. Dies ſieht der betreffende Schüler und fängt an, furchtbar zu huſten.) „Was fehlt Dir 20 fähet ihn der Lehrer an. — „Ach, Herr Lehrer, der Apfel iſt mir in den unrechten Schlund gekommen!“ 1 [Aus der Schulſtube.] Lehrer: „Nun, ſog mal Fritz Schuster, kannſt Du mir wohl angeben, wieviel Jähne der Hund hat?“ — Ji; „Dag ganze Maul voll.“ 1 [Einer, der vor ſich fechtet.] In Butzbach verhandelte dieſer Tage das Amtsgericht über einen Stromer, der, über ſeine Militärverhältniſſe defrag, ſich auf die Bruſt ſchlug und in echtem Berliner Jargon erwiderte: „Ick habe 1866 und 1870 mik⸗ gemacht und zweimal por Kaiſer und Reich gefochten, jetzt fechte ick vor mir.“ Anknüpfung. Gnädiges Fräulein, es kegnet allerdings nicht, aber wenn es regnen würde, würde ich Ihnen mit größtem Vergnügen einen Regenſchem anbieten, wenn ich ſelbſt einen beſäße. ſorgung der Militär Anwärter im Reichs und — [Bom Büchertiſch.] Die Gif Ber⸗ Degen, aber ſeine Geſchſcklichkeit konnte doch für eine wirkliche Ausſicht auf Gewinn angeſehen werden, im Vergleich zu der gänzlichen Unkenntniß Serge's im Fechten. Doch ſeine Art den Degen zu halten, und ſeine kräftigen Ausfälle veranlaßten ſeinen Partner, vorſichtig zu ſein. Unglücklicherweiſe dachte Wladimir nur daran, ſeinem Feind nicht in den Degen zu laufen und ſo viel Vortheile wie moglich aus ſeiner Lage zu ziehen. Serge, im Gegentheil, nur von dem Wunſche beſeelt, mit Ehren aus der Probe, die er beſtand, hervor⸗ gehen, gab ſich einer ganzen Fluth von Gedanken hin. Er vertheidigte ſich mechaniſch; ſeine Auf⸗ merkſamkeit war ganz phyſiſch; ſein Geiſt war ab⸗ weſend. Dadurch kam es, daß, als Wladimir auslegte, Serge ungeſchickt vorging und indem ſein Gegner noch einmal vorging, bot er gleichſam von ſelbſt ſeine Bruſt der Degenſpitze. Die Waffe drang ein und Wlodimir würde ohne Zweifel Serge, noch geſtern ſein Freund, getödtet haben, wenn der Ruf der Zeugen ihn nicht vorbindert hätte. Er zog den Decken zurück, deſſen Spitze mit Blut gefärbt war und den blendend weißen Schnee färbte ein Purpur⸗ ſtrom. Der Stoß war weit entfernt, tödtlich zu ſein. Er war nur bis zu den Rippen gedrungen. Serge verlor nicht einmal die Beſinnung, das Blut floß reichlich, und das war eine Wohlthat. Wladimir warf einen ziemlich gleichgültigen Blick auf ſein Werk: im Grunde war er froh, ſich nicht einen böſen Handel durch einen Mord gemacht zu haben, auch ebe zufrieden, Serge für immer los zu ſein, er werde nun Herr ſein, ſich unbeläſtigt ſeinen Leidenſchaften und Trieben überlaſſen können. und nachdem die Gegner ſich gegrüßt, die Zeugen ſich mit der Hand gewinkt, ſtieg man wieder in die Schlitten. Die Rückfahrt war ſtumm und raſch. Serge wenig Fieber ſtellte ſich ein. Er legte ſich bei ſeiner Heimkunft ſogleich zu Bett und ließ Parlowna rufen. Als Staſia Wladimir zurückkommen ſah, war ſie froh, ihn ohne Wunde zu ſehen. Ueber Serge ſagte ſie nichts, konnte nichts ſagen, ſie verſchloß ihre Gedanken in tiefſter Seele. Gräfin Staſia befriedigt eine Laune. Unterdeſſen ergab ſich Wladimir, ſeinem Vor⸗ ſatze getreu, mehr denn je ſeinem angebahnten Leben hin. Er ſah Staſia nur ſelten und die Ausſicht auf ſeine bevorſtehende Vaterſchaft, weit entfernt ihn zu Hauſe zu halten, ſchien ihn faſt noch mehr zu vertreiben; jedes moraliſche Gefühl war gänzlich in ihm erſtickt. Er fühlte ſich wie im Wahnſinn fort⸗ geriſſen und jagte wie raſend dem Vergnügen nach. Nicht allein im Theater gab er ſich zur Schau, ſondern auch öffentlich. Eines Tages trieb er den Skandal ſo weit, mit ſeiner Maitreſſe in einem der Wagen Staſia's auszufahren. Die Geſellſchaft der Newski Prospekts war ſichtlich darüber indignirt. Das Gerücht davon drang bis an den Hof. Der Friſeur Graeff, dieſer üb erſpannte Franzoſe, en Einfluß ſicherlich e als der mancher deſſ Bojaren war, erzählte eines Abends während des Einer der Zeugen verband Serge augenblicklich war. Seit ihrer Heirath, die ſie nicht gebilligt fühlte die Kälte bis in das Innerſte dringen; ein N 6 85 f Friſirens der Kaiſerin den Vorfall. Die erhabene und edle Lebensgefährkin des Kaiſers war von all dem Gerede unangenehm berührt ſie liebte Staſia und hatte ſie oft in ihrer Nähe gehabt, ſo lange die Gräfin noch ein junges Mädche hatte ſie dieſelbe nicht wieder geſehen. Aber nun, da ſie unglücklich war, die Ifen liche Stimme ihren Mann anklagte, hielt ſich d Kaiſerin für verpflichtet, einzuſchreiten Graf Schuwaloff ließ den ſtrafwürdigen Wladi mir kommen und gab ihm ganz hoͤfliche Ermahnungen Er kam aber ſchlecht an. „Ich begreife“, ſagte Wladimir, „daß Ihr Majeſtät ſich als die Mutter ihrer Unterthanen be. trachtet und kann nur mit Ehrfurcht und Dankbar kett die Rüge, die ſie mir zukommen läßt, hinnehmen Aber, Herr Graf, Alles beruht auf einen Jrrſhum Ich lebe mit meiner Frau in den beſten Beziehungen und, um noch mehr zu ſagen, ich hoffe bald ig eines Erben zu erfreuen.“ i Graf Schuwaloff wußte nichts weſter zu ſage und ſtattete höheren Ortes Bericht Über ſeſn Sen dung ab. Die Kaiſerin war überraſcht. N Sie ſchickte ſogleich eine ihrer Karoſſen Staſia abzuholen. Die kleine Gräfin hatte kaun das kaiſerliche Gemach betreten, ſo kam die Herrſchert ihr huldvoll entgegen und umaimte ſie wie eine Tochter; dann forderte ſie dieſelbe auf, ſich z ſetzen. (Fortſetzung folgt.) aammiſen am d Wg, wache iu dinffelungen ? 1 Einkomn Weuhaheinn ir Ahn, ſondern durc . Auftiſſe auf e be in Nubetveg oder eine: Fulhlnng bat durch d 55 Auderweite . befugt von öffentli dun welch einem ande en der Nlätzerhen Eis dar dane Shaden I. Ebenſo wird k uf 1 2 Apſchtliche S 1 n uugriſfe auf lu Strafe wird „Einfri müſcafern dai oder zur W. 850 der Läume dienen in det Vertreiben sd R 7 8 F 22 15 — 2 . e E . . . 2 S 4 72 *