Erſcheint Mittwoch und Samstag Poſtproviſion. ung. und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Ak. 70 excl. Jnſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition 0 eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die 10 Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ Bei großeren Aufträgen ent⸗ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗ Veſtellungen auf dieſe Zeikung können zu jeder Zeit gemacht werden. 1884. läßt 9 einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗ ſprechende Rabattbewilligung. enbach Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. nehrer f angen, 0 ufer und r. 61. be öffent⸗ N r ei 15 88 4 Volitiſches. 5 i Berlin, 28. Juli. Die Begegnung zwiſchen 5 Kaiſer Wilhelm und Kaiſer Franz Joſeph wird nun, Höh. den neueſten Dispoſitionen gemäß, am 6. Auguſt 98 in Iſchl ſtattfinden. Am 5. Auguſt beendigt erſterer ſeine Cur in Gaſtein und reiſt an dieſem Tage nach q Salzburg ab, wo er Nachtquartier nimmt, und be⸗ rn giebt ſich am nächſten Tage nach Iſchl, von wo aus am 7. Auguſt die direkte Rückreiſe nach Berlin ˖ erfolgt. — Für die durch Hagelwetter geſchädigten muth. Einwohner des Gaſteiner Thales hat Kaiſer Wilhelm 1000 Mark geſpendet. Berlin, 27. Juli. Nach der im Schatzamte bel gemachten Aufſtellung betrug die zur Reichskaffe ge⸗ ) langte Iſt⸗Einnahme abzüglich der Ausführvergütung 1, Wanzen und Verwaltungskoſten an Zöllen und Steuern von Anfang April bis Ende Juni 107,497,674 oder Stenz 8,662,955 M. mehr als in derſelben Vorjahrzeit. 8 Die Zölle allein brachten 320,749 M. weniger, ebenſo der Spielkartenſtempel, der 261,654 M. 5 brachte, 3898 M. weniger. Mehreinnahmen hatten: ireilag Tabakſteuer mit 458,999 M, bei 572,628 M. Ge⸗ —— ſäammtertrag. Rübenzuckerſteuer mit 7,607,114 M. 0 bei 40,410,576 M., Salzſteuer 268,386 M. bei E 1 9,005,292, Branntweinſteuer 580,522 bei 11,091,398 M., Brauſteuer 73,683 M. bei 5 4,241,180 M., Wechſelſtempel brachte außerdem per Stil 1.654,077 M. oder 10,865 M. weniger, Poſt und fiehlt Telegraphie 39,688,619 M. oder 1,712,693 M. Stenz. mehr. Stempelabgabe für Werthpapiere, loſe Rech⸗ — nungen, Schlußnoten 3,442,983 M. oder 306,114 Käs M. mehr, Reichs⸗Eiſenbahn 11,405,900 M. oder ä 9 102,225 M. weniger. Pfennig de Berlin, 25. Juli. Zahlreiche hier lebende Sten Ruſſen ohne Unterſchied des Standes, Alters oder der Konfeſſion hatten in den letzten Tagen Aus⸗ Mittwoch, den 30. Juli weiſungs⸗Befehle erhalten, denen ſie binnen 14 Tagen oder 4 Wochen nachzukommen haben. Anderen Ruſſen ſind Erlaubnißſcheine auf ein Jahr oder ein halbes oder ein Vierteljahr zugeſtellt worden. Das achte deutſche Bundesſchießen in Leipzig hat am Sonntag den 27. Juli, ſein Ende erreicht. Das ſchöne Feſt, welches von Anfang bis zu Ende ohne einen Mißton verlaufen iſt, hat auch auf's Neue dargethan, daß ſich die deutſchen Männer trotz aller ſonſtigen Verſchiedenheiten immer wieder als ein Ganzes, Großes fühlen und man kann darum auch von dem Leipziger Feſte behaupten, daß es in ſeiner Weiſe zur Pflege nationalen Sinnes und na⸗ tionalen Geiſtes beigetragen hat. Paris, 28. Juli. Nach zweitägigen Ver⸗ handlungen hat der franzöſiſche Senat die General⸗ discuſſion über die Verfaſſungsreviſions⸗Vorlage am Freitag zu Ende geführt und iſt am Sonnabend in die Specialdiscuſſion eingetreten. Die Verhand⸗ lungen haben gezeigt, daß der Senat entſchloſſen iſt, auf ſeinen finanziellen Befugniſſen zu beharren, die die ihm Artikel 8 der Vorlage abſprechen will und auch die beruhigenden Ausführungen, die Miniſter⸗ präſident Ferry in der Freitagsſitzung des Senats machte, ſcheinen keinen Eindruck auf den Senat hervorgebracht zu haben. Falls es nicht noch gelingt, in letzter Stunde einen vermittelnden Weg zwiſchen Regierung und Kammer einer- und dem Senat an⸗ derſeits aufzufinden, ſo wird die Reviſion nicht zu Stande kommen. — Die Cholera hat in Marſeille wie in Toulon bedeutend an Heſtigkeit niedergelaſſen. Paris, 28. Juli. Von geſtern Abend bis heute Vormittags zehn Uhr wurden in Toulon 14, in Marſeille 18 Choleratodte konſtatirt. London, 28. Juli. Ueber der Londoner Conferenz ſcheint kein günſtiger Stern zu walten. Die engliſchen Vorſchläge auf Reducirung der Zinſen der egyptiſchen Staatsſchuld ſind bei allen Mächten auf Wiederſtand geſtoßen und namentlich iſt die Diverenz zwiſchen den engliſchen und den franzöſi⸗ ſchen Vorſchlägen eine ſo große, daß ſich vorläufig noch keine vermittelnde Formel auffinden laſſen will. Daß man es an Bemühungen nach dieſer Richtung hin allerdings nicht fehlen läßt, beſagt die Meldung des „Standard“, wonach die Vertreter Englands und Frankreichs auf der Eonferenz mit dem Ent⸗ wurfe eines temporären Budgets für Egypten be⸗ ſchäftigt find, das der Conferenz in der nächſten Sitzung vorgelegt werden ſollte. Wenn die Confe⸗ renz dieſes Projekt gutheißt, will England für eine Anleihe zur Deckung der nothwendigſten finanziellen Bedürfniſſe Egyptens die Garantie übernehmen. In der Montagsſitzung der Conferenz wird alſo die Entſcheidung darüber, wie ſich vorläufig die finan⸗ zielle Reorganiſation Egyptens geſtalten ſoll, fallen und will dann auch die engliſche Regierung, wie Lord Granville in der Freitagsſitzung mittheilte, dem Parlamente eine baldige Mittheilung hierüber machen. Am gleichen Tage erklärte der Kriegsmi⸗ niſter Hartington im Unterhauſe, daß eine Nachere⸗ ditforderung für die Vertheidigung Egyptens vor⸗ erſt nicht noͤthig ſei, was darauf ſchließen läßt, daß ſich die engliſche Heeresleitung in Kairo dem Mahdi gegenüber vollkommen gewachſen fühlt. Warſchau, 23. Juli. Die Verhaftungen hierſelbſt wegen nihiliſtiſcher Umtriebe dauern fort. Unter den Verhafteten wird auch eine junge Dame Namens Nowak genannt, eine ehemalige Schülerin des Marieeninſtitnts, in welchem bereits vor einem Jahre bei einer Anzahl von Schülerinnen nihiliſtiſche Schriften vorgefunden wurden. Großes Aufſehen erregt der Selbſtmord des Hauptmanns Tiszweskij 1 Die Nihiliſten. Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne von 5. With. 34. Fortſetzung. 11 Als Serge's Geſinnungsgenoſſen aber erfuhren, daß er ſich mit Wladimir ſchlage, waren ſie ge⸗ nöthigt, von ihrer vorgefaßten Meinung zurückzu⸗ kommen; zwei von ihnen nahmen es mit Freuden an, Zeugen bei einer ſolchen Affaire zu ſein. Als die Schlitten nach der durch das dicke Eis er Wintertage mit der Spitze von Finnland ver⸗ bundenen Inſel fuhren, war es neun Uhr Morgens. Ein Sonnenſtrahl ließ ſich mehr errathen als bemerken durch das dicke Kryſtall eines gleichmäßig grauen Himmels; aber es war hinreichend, um Leben anzudeuten und ſo viel Tageshelle, um ein ſanftes heiteren Licht zu verbreiten. Der Schnee bedeckte mit ſeiner weißen Decke die Straßen und Häuſer. Die mit Reif bedeckten Bäume hatten an ihren ſchwarzen Aeſten Stalaktiten von Nauhreif hängen. Alles ſchien im Schlaf zu liegen, aber in einem halbbewußten Schlaf. Raben, Elſtern ließen ſich von Zeit zu Zeit auf den Weg herab und pickten einzelne zerſtreute Körner auf. Beſonders ſchön war der Anblick der Newa, mit Fahrzeugen bedeckt, die wie gefeſſelt in dem Eis feſtgehalten waren. Schlitten ATI M N fuhren darüber, mit Holz beladene Blockwagen, Züge von Hornvieh, dies Alles machte den Eindruck von Ameiſen auf dem Felde. Dort war der Horizont ausgedehnter und die Streiflichter verbreiteten ſich weiter, bildeten glänzende Lichter und verurſachten Effekte von Helldunkel, wie ſie einem Ruysdael oder Rembrandt freuen mußten. Auf dem Wege, welchen die Nebenbuhler verfolgten, zogen Fuhrwerke nach dem Belieben ihrer Geſpanne vorüber, deren lang⸗ ſame Fortbewegung Zeugniß gab von dem Hang zur Trägheit ihrer Kutſcher. In der That, die Zügel hängen laſſend, blickten ſie in das Weite und ſangen in ſchleppendem Rythmus jene eintönigen Geſänge des Nordens, deren Klänge ſo melancholiſch ſind. Ein ſcharfer Windzug erfriſchte die Stirne. Es war einer jener Wintertage, die dem ruſſiſchen Gemüthe zuſagen und ſelbſt auch den Fremden erfreuen. Dennoch war es recht kalt, beſonders für ein Duell auf Degen. Als man den finniſchen Meer⸗ buſen zu Geſicht bekam, konnten alle in den Schlitten Sitzenden trotz der Schnelligkeit der Fahrt ſich nicht enthalten, einen Blick auf das prächtige Landſchafts⸗ bild zu werfen, welches ſie vor ſich hatten. In der Ferne breitete ſich das Meer mit ſeinen gleichmäßigen Wogen aus; es hatte jene matte Farbe, wie ſie die holländiſchen Meiſter lieben, oder zuweilen erlaubte ein Durchblick am Himmel ein flüchtiges Streiflicht. Schwärme von Vögeln durchſchnitten die Wolken und an der Horizontlinie verſchwammen vom Winde getrieben Schiffe, die Wellen bewegend wie der Flügel des Eisvogels. Dort ſetzt ſich kein Eis an; die Kälte mag noch ſo heftig ſein, im ſinniſchen Meerbuſen behalten die Wogen ihre Beweglichkeit und das Seewaſſer grfriert nie. Die Zeugen wählten zum Kampfpaltz eine vor dem Meer und der Ebene geſchützte Stelle, eine niedere, ihres Schmuckes beraubte Baumgruppe ſtreckte ihre kahlen Aeſte weithin aus, zum Theil mit weißen Blüthen bedeckt, welche der Schnee darauf zurückge⸗ laſſen hatte. Der Ort war in ſo fern gut geeignet, als er fern von Menſchen lag — man hatte in der ganzen Umgegend keine menſchliche Seele bemerkt — und auch weil hier die Kälte weniger fühlbar war. Die Kämpfer entledigten ſich ihrer Röcke, und auf das gegebene Zeichen legten ſie los. Die den Zeugen Wladimir's vorgelegten Degen wurden ange⸗ nommen. 5 Wladimir fühlte ein von der Kälte hervorge⸗ rufenes Foͤſteln, inſtinktmäßig ſtampfte er mit den Füßen auf der Erde und fiel ſeinem Gegner in den Stoß. Jener war nicht kalt, eine flammende Guth erfüllte ſein ganzes Weſen. Er ſchlug ſich für ſeine Ehre, ohne Zweifel, aber mehr noch für die Ehre Staſia's. Wladimir war mittlerer Stärke in Bezug auf