8. Aeußerungen zu zerſtreuen und auf ihren wahren Werth zurückzuführen. Leipzig, 20. Juli. Beim heutigen Bundes⸗ feſtſchießen war der Feſtzug ein außerordentlich glänzen⸗ der. Beſonders verdienen hervorgehoben zu werden die Gruppen Germania, Lipſia, Flora und der Jagd. Gegen 4000 fremde Schützen waren anweſend, worunter die Oeſterreicher beſonders begeiſtert em⸗ pfangen wurden. Unter Sonnenſchein vollzog ſich die Uebergabe der Bundesfahne. Es herrſcht eine ſehr gehobene Stimmung. — Während des Feſt⸗ zuges ſtürzte das Gerüſt des neuen Börſengebäudes ein, auf welchem ſich viele Perſonen befanden, um von dort aus den Feſtzug in Augenſchein zu nehmen. 2 Perſonen wurden ſchwer, 6 leicht verletzt. Paris, 20. Juli. Die franzöͤſiſche Regierung verlieh Dr. Koch den Orden der Ehrenlegion. Paris, 20. Juli Aus Marſeille werden beute 65 Todesfälle ſignaliſirt, darunter ſechs Nonnen. Neben der Cholera wüthet der Typhus epidemiſch in Marſeille. Derſelbe forderte nach dem „Gaulois“ ſeit dem 27. Juni bereits 748 Opfer. In Toulon ſtarben geſtern 56 Perſonen. Das iſt bisher die höchſte Ziffer der Geſtorbenen. Die Panik daſelbſt iſt unbeſchreiblich. Ein Gymnaſtal⸗Profeſſor verlor trotz hermetiſchen Abſchluſſes von den infizirten Stadt⸗ vierteln in zwei Tagen ſeine Frau und zwei Töchter. London, 20. Juli. Auf dem britiſchen Dampſer „Saint Duſtar“, der am 3. d. M. von Bombay in Marſeille angekommen war und am 9. von Marſeille nach Liverpool abgeſegelt, find am 11. reſp. 15. d. M. zwei Se⸗leute an der Cholera ver⸗ ſtorben. Das Schiff liegt unter Quarantaine auf der Merſey. Petersburg, 20. Juli. Nach einer Meldung des „Regierungs⸗Anzeigers iſt der Stand des Getreides in Nordrußland ein mittelmäßiger, in Livland und Kurland ein befriedigender, in Litthauen und Polen ein günſtiger, in Centralrußland ein mittelmäßiger (in Orel und Tula ein ungünſtiger), in den Pro⸗ vinzen des Wolgagebietes ein befriedigender (in Samara, Simbirsk und Ufa ſogar ein günſtiger) und in Südrußland ein gebeſſerter. Rom, 20. Juli. Der Papſt ſchickte 20,000 Francs an die Cholerakranke in Marſeille und Toulon. Verſchiedenes. e Mannheim. Der Verein deutſcher In⸗ genieure hält in den Tagen vom 1.—4. September 8 N d. J. ſeine diesjährige Hauptverſammlung in Mann⸗ heim, wozu ſeitens des Feſtkomites umfaſſende Vor⸗ bereitungen getroffen werden; man rechnet auf einen Beſuch von ca. 400 Gäſten, denen man — außer der Erledigung des wiſſenſchaftlichen und geſchäftlichen Theiles derartiger Zuſammenkünfte — den Aufent⸗ halt in unſerer gaſtfreundlichen Stadt ſo angenehm als möglich zu machen ſucht. Die Stadt Mannheim gibt den Feſtttheilnebmern ein ſolennes Abendeſſen, außerdem ſind Dampferfahrten auf dem Rheine, großartige Feſtlichkeiten im Stadtparke, verſchiedene Diners und Bougets ꝛc. ꝛc. in Ausſicht genommen. Der Glanzpunkt des Feſtes dürfte wohl in der für den 2. September endgiltig feſtgeſetzten Parthie nach dem nahegelegenen Heidelberg mit ſeiner unübertrof⸗ fenen reizenden Umgebung, ſeinem herrlichen Schloſſe und etc. liegen; dieſe mächtige deutſche Burgruine ſoll in einer noch nie dageweſenen großartigen ben⸗ galiſchen Beleuchtung erſtrahlen, ſobald die Feſtttheil⸗ nehmer auf Kähnen, von Ziegelhauſen kommend, nach Heidelberg zurückkehren. — Da der größte Theil der penarellen Koſten durch anſehnliche freiwillige Beiträge der Induſtriellen von Mannheim und Ludwigshafen gedeckt wurden, auch der Stadtrath Mannheim das Feſt in hervorragender Weiſe ſub⸗ venteonirt, ſo dürfe die die diesjährige 25. Haupt⸗ verſammlung des Vereins deutſcher Ingenieure wohl zu den glanzvollſten aber auch zu den minder koſt⸗ ſpieligſten zu rechnen ſein, welche der Verein ſeit ſeiner Gründung hatte. — Aus Gaſtein wird telegraphiſch gemeldet: Hier iſt über Lend, Radſtaot und Hallſtadt ein großer Wolkenbruch niedergegangen, welcher die Straße von Dorfgaſtein nach Hofgaſtein verheert und den Verkehr vollſtändig unterbrochen hat. Hallſtadt iſt durch herabgeſtürztes Gerölle theilweiſe verſchüttet. Auch anderwärts haben Wolkenbrüche große Verheerungen angerichtet. Nach Lend und Hallſtadt ſind je 100 Mann Pioniere zur Hilfeleiſtung geſendet. — Von dem ſchrecklichen Eiſenbahnunglück, welches ſich am 16. Juli nachmittags auf der Mancheſter⸗Shefield⸗Lincolnſhire-Bahn zugetragen, berichten engliſche Blätter folgende Einzelheiten: 19 Perſonen, nämlich 10 Frauen, 6 Männer und 3 Kinder, ſind todt; 30 verletzt. Die Perſonenwagen ſtürzten einen 18 Fuß hohen Damm hinunter; die Maſchine mit einem Pferdewagen blieb auf dem Geleiſe; die Verkoppelung des erſten Perſonenwagens und des Pferdewagens war gebrochen. Daß das Unglück ein ſo furchtbares geworden, iſt hauptſäch⸗ lich dem Umſtande zuzuschreiben, daß der Zug mit raſender Eile durch eine Curve fuhr und daß der Verbindungshaken gerade in dieſem Augenblicke brach, 200 Yards Schienen wurden aufgeriſſen. Ein Geiſt⸗ licher aus Nordwales, namens Venables Willams, erzählt, daß er zuſammen mit ſieben Paſſagſeren, von denen die meiſten Deutſche waren, welche Über Grimsby nach Hauſe reiſten, gefahren ſej. Sie hätten ein leichtes Schwanken des Wagens bemerkt und dann ſei derſelbe hinabgeſtürzt, wobei der Wagen ſich mehrmals überſchlug. Er (der Geiſtliche) habe ganz unten gelegen und da habe er gehört, 9 t wie eine deutſche Dame hierauf aufmerkſam gemacht 5 und die Gefährten aufgefordert hätte, den in ſehr Nittvoc, gefährlicher Lage befindlichen Geiſtlichen zu befreſen, racis Derſelbe hatte merkwürdigerweiſe einen Waggon⸗ binerel ſchlüſſel bei ſich und ſo konnten ſie die Thüre öffnen und durch dieſelbe ins Freie gelangen. Das Geſchrei 2 ſei entſetzlich geweſen und viele ſeien geſtorben, ehe 190 ihnen Hilfe gebracht werden konnte, obgleich ein J. Belhilg Arzt ſehr ſchnell zur Stelle war. Zwei Deulſche Lobhof ſollen Verletzungen davon getragen haben, doch 2. Vereins waren ſie im Stande, nach London weſterzureſſen in hunfff Im ganzen ſind, mit den bis zum 17. früh He⸗ nn wird e ſtorbenen, 23 Perſonen umgekommen. — Aus Rußland kommt wieder einmal die Jusgeſct Kunde von einem angeblich gegen den Zaren ge⸗ Jusge planten nihiliſtiſchen Attentate, dasſelbe ſollte, wie es heißt, während des für Mitte Auguſt angelün⸗ digten Beſuches des Kaiſers Alexander in Warſchau in dieſer Stadt zur Ausführung gelangen; Thak⸗ ſache iſt, daß vor einigen Tagen verſchiedene Perſo⸗ nen, unter ihnen der Friedensrichter Bardowskf, in Warſchau wegen nihlliſtiſcher Umtriebe verhaftet worden ſind. Ob dieſe Verhaftungen mit den Alten⸗ tatsgerüchten zuſammenhängen, wird ſich wohl bald fil * — — 7 die großen Eigenſchaften des Barons Nüeingen, er zeigte nur ſeine lächerliche Seite. Er war gerne bereit, Wladimir auszuhelfen, und das aus zwei Gründen: erſtens waren die Intereſſen hoch und dann erinnerte ihn Wladimir an die glückliche Zeit, wo er für Staſia ſchwärmte. Wladimir achtete nicht auf das Unpaſſende dieſer Umgebung, er kannte ſchon keine Grenzen mehr, zeigte ſich in dem Theater in ſchlechter Be⸗ gleitung und der Kreis, in den Staſia ihn einge⸗ führt, fühlte ſich verletzt. Es wurde viel über ſein loſes Leben geſprochen, etwas davon kam ſogar zu den Ohren Staſia's. Anfangs wollte ſie nicht daran glauben, aber ſie war genöthigt, die unbeſtrittene Wahrheit anzuer⸗ kennen an dem Tage, an welchem ſie folgendes anonyme Billet erhielt: 25 „Frau Gräfin! Ihr Gemahl wird heute Abend im Alexander⸗Theater ſein, in der Parterreloge, die ſich unter der kaiſerlichen Loge befindet. Ihr Gemahl wird in Geſellſchaft von Mlle. Raucourt ſein.“ Jeder anonyme Brief iſt eine Schändlichkeit, gewöhnlich glaubt man nicht daran, man ſträubt ſich, für wahr anzunehmen, was dieſe nicht unter⸗ zeichneten Briefe anhalten; man iſt ſicher, daß die Niederträchtigkeit ſich unter dem Schleier der Ano⸗ nymität verbirgt. Die Gräfin warf den Brief in das Feuer, dann ihre Meinung ändernd, verſuchte ſie ſich auf die Ausdrucksweiſe zu beſinnen. Sie war empört. Aber ihr Leben war ſo traurig geworden. Ihre Einſamkeit war ſo groß. Sie gab einer Regung von Neugierde nach. Und weſche Frau hätte nicht wie ſie gehandelt? Sie ließ Parlowna rufen und ohne ihr eiwas Weiteres mitzutheilen, bat ſie die⸗ ſelbe, ſie in das Alexander⸗Theater zu begleiten. Man ſpielte an jenem Abend ein langes und ungemein langweiliges lyriſches Drama; überdies beobachtete die Gräfin die angegebene Loge vergebens, ſie ſah nichts. Parlowna bemerkte ihr Benehmen, konnte es aber nicht verſtehen, ſo daß für Beide der Abend anfing langweilig zu werden. Schließlich es nicht mehr ertragend, ſagte Staſia: „Weißt Du, weßhalb ich hierher gekommen bin?“ „Nein, ſicher nicht“. „Nicht der Vorſtellung wegen.“ „Gewiß nicht.“ „Ich kam um Wladimir zu ſehen.“ „Wladimir!“ f „Ja, ihn mit ſeiner Maitreſſe.“ „Mit ſeiner Maitreſſe,“ wiederholte Parlowna mechaniſch, „mit Mlle. Raucourt.“ „So iſt es denn wahr“, ſagte Staſia. wußteſt es und haſt mir es verſchwiegen!“ „Ich bitte Sie, meine Süße, regen Sie ſich nicht auf, vergeſſen Sie ſich nicht. Ich weiß nichts. Es iſt gewiß nichts daran. Wir wollen weggehen.“ „Du lügſt,“ ſagte Staſia, „ſieh!“ Und wirklich während dieſes kurzen Geſpräches waren zwei Perſonen in die Parterreloge getreten. Wladimir und Mlle. Raucourt. Wladimir lachte laut und Mlle. Raucourt, in⸗ dem ſie das Gitter mit einem gewiſſen Aufſehen in „Du ſchaffen hatte und ſie ihm dennoch vorenthielt. die Höhe zog, lachte auch: aber mehr um ihre ſchönen Zähne zu zeigen, ihre Heiterkeit war etwas mit ihm gezwungen. Wl imir hatte ſie gequält, herausſtellen. l E Hopfenbericht 3 — Hagnau am Bodenſee, 19. Jull. die 0 Jute Hopfengärten find in unſerer Umgegend ſehr ber⸗ 27500 ſchieden je nach Lage und Bodenbeſchaffenheit, im Ganzen aber recht mittelgroß, ſo daß wir auf eine — gute halbe Ernte hoffen können. Es ha munter Akan ausgebildete Frühhopfen, Späthopfen ſind im ſchönſten 8 81 Anflug, die Witterung iſt denſelben ganz günig, f denn wir haben recht heiße Tage und abwechſelnd — ergiebige Regen. Es haben ſchon vor 3—4 Wochen Vorkäufe ſtattgefunden, aber nur vereinzelte Zeniner Mar zu 150 M. Na Nedaltion, Dru und Verlag don Karf Molitet Migen in das Alexander⸗Theater zu gehen, welches ſie nicht da. leiden mochte, denn ſie verſtand nicht ruſſiſch. Acht Staſia konnte ſich nicht deherrſchen. Sie ſtand auf, aber ehe ſie die Loge derlſeß, . — wollte ſie einen letzten Blick auf das Paar werfen, ur Ihre Augen begegneten denen Wladimir's, Er ö war wohl ſehr keck, dieſer Galan der Mlle. Raucdur, Mache P aber vor der beleidigten, empörten Schönheit Staſias ian 1 erbleichte er. In dieſem Moment fühlte er fein un 8 Schlechtigkeit, ſeinen niedrigen Sinn, ſeine Thorheit 2 und Undankbarkeit. Aber ſein Hochmuth trug den Abt 8 Sieg davon. bun eben 555 „Ei was!“ ſagte er ſich innerlich, „da ſie nun babs, doch Alles weiß, kehre ich dor dem nächſten Morgen 3 nicht in den Palaſt zurück. Es iſt jetzt vorbei mi Sachen ei dieſem Schulknabenleben.“ f 8 Zu Hauſe angelangt, weinte Staſia nicht; die 2 Scham, welche ſie empfand, galt Wladimft; det 2 Unglückliche zog aus ihrem Herzen fort. 90 Sie bat Parlowna zu gehen und Serge ade g holen, dieſer eilte herbei. 3 „Mein Freund.“ ſagte Staſia. „Ich habe — einen traurigen Auftrag für Sie. Wenn See Wladimir wiederſehen, ſuchen Sie, daß es ſobald wie moͤglich geſchieht, ſo ſagen Sie ihm ganz be ſtimmt, daß Gräfin Staſia ſich wieder für fes halt und auch ihn ſeine Freiheit zurückgibt.“ Serge verbeugte ſich. 3 „So mußte es kommen, ſagte er ſich innerlich Und er konnte es ſich nicht verſagen, das Schicha zu verdammen, welche dieſe edle Frau für ihn ge Serge erwartete Wladimir; als dieſer die Nite Miene ſeines frühreren Kameraden erblickte ahnte 1 e er etwas. igt.) N ( Fortſetzung