alle Anweſenden einen ſehr günſtigen Eindruck machte. Die Anſtalt wurde von 11 Schülerinen im Alter von 16 — 20 Jahren beſucht. Die vorgenommene Prüfung zerfiel, wie der Unterricht ſelbſt, in 2 Ab⸗ theilungen 1) Unterricht zur Erzielung der einer tüchtigen Hausfrau nothwendigen Kenntniſſe: Leſen, Schreiben, Rechnen, Geſchäftsaufſätze, Buch⸗ ſührung, Haushaltungskunde, Nahrungsmittellebre, Geſundheitslehre und Krankenpflege, 2) Praktiſche Unterweiſung zur Erzielung der einer flüchtigen Hausfrau nothwendigen Fertigkeiten: Kochen, Ein⸗ machen und Conſerviren von Nahrungsmitteln, Backen, Buttern und Käſen, Putzen, Hausarbeiten aller Art, Stricken, Flicken, Weißnähen, (Nähma⸗ ſchine) Kleidermachen Waſchen. Bügeln, Garten⸗ arbeit. Dieſe Unterrichtsgegenſtände werden von zwei für die Anſtalt angeſtellten Lehrerinen, einer Haus⸗ mutter und einer Induſtrielehrerin ertheilt. Außer⸗ dem wirken noch 4 weitere Lehrkräfte an der Anſtalt mit. Die Prüfung ergab in jeder Hinſicht ſehr günſtige Ergebniſſe. Ganz beſonders befriedigte die praktiſche Prüfung im Molkereiweſen und in der Zubereitung einfacher Speiſen, wie ſie in einen bäuerlichen Haushalt gehören. Eine ſebhr aner⸗ kennenswerthe Leiſtung legten auch die Schülerinen in Bezug auf die Anfertigung von Kleidern und im Weißnähen an den Tag, ſo daß gerade dieſer Theil der Prüfung die anweſenden Zuſchauer in hohem Grade befriedigte. Und wenn man bedenkt, daß ſämmtliche Fertigkeiten in der kurzen Zeit von 5—6 Monaten faſt unentgeltlich erreicht werden, ſo muß man der Thätigkeit der Haushaltungsſchule zu Neckar⸗ biſchofsheim alle Anerkennung zollen und kann nur wünſchen, daß dieſe Anſtalt recht zahlreich beſucht werde. Nicht unerwähnt darf noch diejenige Thätig⸗ keit der Haushaltungsſchule gelaſſen werden, welche darauf abhebt, das Gemüthsleben der Schülerinen zu heben und zu pflegen. Die Hausbaltungsſchule für Bauerntöchter iſt eine Unterrichtsanſtalt, welche nicht allein den Zweck verfolgt, den Töchtern der landw. Bevölkerung techniſche Fertigkeiten und Kennt⸗ niſſe zu verleihen, ſondern ſie will auch diejenigen Tugenden pflegen bezw. wecken, welche zur gedeih⸗ lichen Führung einer Haushaltung nothwendig ſind. Als die Tugenden der Hausfrau ſind der Fleiß und die Sparſamkeit, Reinlichkeit und Pünkllichkeit, Otrdnungsliebe und der Anſtand zu betrachten. In echter Sittlichkeit und wahrer Frömmigkeit gegrün⸗ det, ſollen ſie durch eine vernünftige Hausordnung, durch eine vorbildliche Wirthſchaftsführung und durch ſtrenge Beaufſichtigung gefördert werden. Der Unter⸗ richt darf gie den praktiſchen Zweck, der Wirth⸗ ſchaftsbetrieb nie den idealen Zweck aus dem Auge verlieren. — Mannheim, 14. Juli. In der geſtern Abend und heute Nacht niedergebrannten Zolllager⸗ halle Nr. 1 lagen 400 Ballen Kaffe, 800 Ballen Baumwolle, 1200 Ballen Erdnüſſe für die Oelfa⸗ brik von Trautmann; dazu verſchiedene Fäſſer fette Oele, Spiritus ꝛc. Die Waaren lagen auf die Empfänger, es ſoll nur ein Bruchtheil der Waaren verſichert ſein. — Mannheim, 17. Juli. [Fachausſtel⸗ lung.] Am 27., 28. und 29. Juli findet in Mann⸗ heim eine große Ausſtellung von Erzeugniſſen, Ma⸗ ſchinen und Geräthſchaften und Bedarfsartikel der Bäckerei, Konditorei und Lebkuchnerei im Stadtpark ſtatt, an der viele württembergiſche Firmen Theil nehmen. An denſelben Tagen wird der 3. badiſche Bäckertag abgehalten! Die „Allgemeine Bäcker⸗ u. Konditor⸗Zeitung“ in Stuttgart, das offizielle Organ des Verbandes, giebt eine Feſtnummer heraus. — Kenzingen, 16. Juli. Ein ebenſo lehrreicher, wie intereſſanter Tabak⸗Prozeß hat in den letzten Tagen vor dem hieſigen Schöffenge⸗ richt ſeinen Abſchluß gefunden. Beſonders die Tabak⸗ pflanzer dürften an dem Ausgang deſſelben zu ihrem eigenen Nutzen Schlüſſe ziehen. Der Prozeß beweiſt das Unrichtige der ſog. Dachläufe, welche ſowohl dem Produzenten wie dem Händler oft die größten Unnehmlichkeiten zufügen. Am 13. Februar d. J. erſchien in der „Freib. Ztg.“ ein Artikel folgenden Inhalts: „Von der unteren Elz, 10. Februar. Der im November vorigen Jahres in hieſiger Ge⸗ gend verkaufte Tabak wird gegenwärtig abgeliefert. Am 23. Januar nahm ein Fabrikant von Kenzingen den erſten in Empfang und bezahlten die Verkäufer prompt aus, ohne Abzug von Bedeutung zu machen. Nicht ſo glatt ging am 6. d. M. die Ablieferung an einen Fabrikanten von Herbolzheim ab. Da der Preis des Tabaks ſeit Anfangs Dezember ſank, wollte deſſen Geſchäftstheilhaber den Tabak nicht an⸗ nehmen. Doch ließ er ſich bewegen, abzuwiegen, aber wegen ganz unbedeutender Mängel mit durch⸗ ſchnittlich 20 Prozent Abzug am Centner. Damit nicht genug, riß der Kompagnon des Herbolzheimer Fabrikanten eigenhändig jedem Ablieferer von dem auf der Wage liegenden Tabak 4 bis 5 Bündelchen heraus; dieſes wurde dann nicht gewogen, ſondern nach dem Abwägen zu dem ſchon gewogenen auf den bereitſtehenden Wagen geworfen. handlungsweiſe ſtanden die Geſchädigten machtlos gegenüber. Viele Ablieferer nahmen den Tabak wieder nach Hauſe zurück und haben beim Amts⸗ gericht geſtern Klage wegen Betrugs erhoben. Auch die durch genannten Abzug Geſchädigten ſollen der Gendarmerie Anzeige gemacht haben. Wie ich er⸗ fahre, ſollen einige Tage früher Ringsheimer Tabal⸗ pflanzer in gleicher Weiſe übervortheilt worden ſein. Die Folge dieſes Artikels war eine Privatklage der Herholzheimer Fabrikanten gegen die „Freib. Zig.“ Dadurch in die Enge getrieben, nannte der Re⸗ dakteur dieſes Blattes den Verſaſſer des belr Ar. tikels, Herrn Hauptlehrer Winter in Bombach. In der Hauptverhandlung konnte der Beklagte jedoch ſo viele Entlaſtungszeugen beibringen, daß es der Ber⸗ theidigung ein Leichtes ward, die Anklage umzu⸗ ſtoßen. Das Wegnehmen von der Waage wurde glänzend bewieſen und es erfolgte Freiſprechung. Die Folge dieſes Urtheils war, daß ſämmiliche Tabalpflanzer in Bombach, denen Büſchel von der Wage genommen wurden, gegen die Händler mit Klage auf Schadenerſatz drohten. Auf das hin er⸗ folgte prompte Ausbezahlung. Durch Mittheilung diefes Falles glaube ich manchem Ihrer verehrlen Leſer einen Gefallen erwieſen zu haben. — Speier, 16. Juli. Die „Pf. Z.“ ſchreſbe; Geſtern Vormittag 11 Uhr ſtürzte ſich die 20fährige Dienſtmagd Dorothea Lauer aus Hausweiler, Reg⸗ Bez. Trier, oberhalb der Militärſchwimmſchule, nach⸗ dem ſie ſich ihrer Kleider bis aufs Hemd entledigt hatte, in den Rhein. Der wachhabende Unteroffizier der Schwimmſchule bemerkte dies, fuhr ihr mit einem Nachen entgegen, konnte jedoch die Unglückliche nicht mehr retten. Bis jetzt iſt die Leiche noch nicht ge⸗ funden. 5 — Von der Tauber wird über die Ernte⸗ hoffnungen geſchrieben: Bleibt die Witterung günſtig, auf daß die Ernte gut nach Hauſe gedrachk werden kann und die Weintrauben volle Reife erlangen, ſo wird für unſere Gegend das Jahr 1884 als eines der geſegneſten gelten dürfen. Die Winterftüchte ſtehen prächtig draußen, es giebt langes Stroh große Aehren und von Unkraut iſt faſt nichts zu bemerken. Die Sommerfrüchte. Gerſte, Hafer und Weizen, ſtehen meiſt dicht, ſind lang im Stroh und leiden gleichfalls wenig von Unkraut. Die Kartoffeln und Wurzeln ſtehen üppig, Obſt, beſonders Aepfel, gibt es viel. Der Weinſtock iſt vielverſprechend. Ein Traubenſtock mit 20 — 30 Trauben iſt keine Seltenheſt. In Frankreich haben die Gendarmen eine be⸗ ſondere Uniform; man kann wohl ſagen, daß ſie allein die in der Armee eigenthümliche, charakteriſtiſche Kopfbedeckung beibehalten haben. In Rußland iſt ibre Uniform ſehr einfach, ein langer, grauer Ueberrock und ein Käppi mit Quaſte. „Mein Herr, ſagte der Gendarm, „ich habe Befehl, Sie zu bitten, herauf zu kommen.“ Es wäre unmöglich, die Beſtürzung zu ſchildera, welche der Aufregung folgte, die ſoeben noch in dem Lokal herrſchte. Die Muthigſten fühlten ſich mit kaltem Schweiß bedeckt. Die Frauen blieben feſt und trockenen Auges; ihr Herz bebte, ihre Glieder zitterten, aber der Stolz war überwiegend. Einige Studenten blickten um ſich; aber die Dicke der Mauern, die Eiſenſtäbe der Kellerlöcher, Alles bewies die Unmöglichkeit eines Entkommens. Daraufhin reſignirten ſie ſich. Zuerſt ſtiegen die Frauen hinauf; mancher junge Mann, von Mitleid bewegt, Kälte, Schnee, die Möglichkeit eines langdauernden Weges voraus⸗ ſehend, bot ſeinen Pelzmantel an. Sie dankten; und doch waren ſie, nach nihiliſtiſcher Mode, nur mit einem Regenmantel bekleidet. Was die Lage der Nihiliſten bedenklich machte, daß die Sache gleichſam ſtückweiſe ſich vollzog, war: der oder die, welcher oder welche die ſchmale Treppe hinaufſtieg, wußte nicht, was aus dem Vorgänger geworden, was aus dem Nachfolger werden würde. Die Frauen wurden nicht einmal verhört, der Führer der Brigade forderte ſie perſönlich auf, ſo ſchnell wie moglich ſich in einen Schlitten zu ſetzen und nach Hauſe zu fahren. Er machte ihnen keinerlei Bemerkung und er⸗ ſtaunt, beſtürzt, ſtiegen ſie ein, fuhren fort und erſt daheim kamen ſie wieder etwas zur Beſinnung. Mit den Männern verfuhr man nicht des⸗ gleichen, die Mehrheit wurde wieder freigegeben; aber Ribowski und noch vier andere Nihiliſten wurden nur auf ihr Ausſehen hin ohne weiteren Grund arretirt. Der Graf hatte befohlen, ſie gut zu behandeln, ſie nur vierzehn Tage einzuſperren und ſie dann ohne weitere Erklärung wieder frei zu geben. Dieſes Verfahren hatte ganz den Erfolg, den die geheime Polizei bezweckte. Als an dem anderen Morgen die Nihiliſten noch unter dem Eindruck deſſen, was ſich am Vor⸗ abend zugetragen hatte, erfuhren, wie die Sache ſich verhielt, konnten ſie ſich nicht enthalten, ſich den für Serge, Parlowna und Wladimir nachtheiligen Ver⸗ muthungen hinzugeben, beſonders in Bezug auf Wladimir. Er hatte ſich auf ihre Aufforderung hin bei Petrowitſch eingefunden und ſchon dieſes hatte ſie in Erſtaunen geſetzt. Wer konnte wiſſen, ob für den Fall einer zu lebhaften Diskuſſion er nicht zu ſeinem Schutze die Polizei benachrichtigt hatte? Dies hatte nichts Unwahrſcheinliches, im Lauf des Tages wurde es zu einer Gewißheit erhoben, die Niemand beſtreiten konnte. Die Aufregung wurde noch größer, als man erfuhr, daß Wladimir einen Theil der Nacht bei Mlle. Raucdurt zugebracht hatte; daß er geſpielt und mit der größten Seelen⸗ ruhe verloren habe. Man kann die Wirkung errathen, welche der⸗ artige Mittheilungen auf überreizte Gemüther, die zu Allem bereit waren, hervorbringen mußte. Was die Nihiliſten auch empörte, war die Un⸗ gleichheit der Behandlung, die man den einen und den andern angedeihen ließ. Warum hatte man ſie nicht Alle arretirt? Warum hatte man gerade Ribowski genommen? Wo befanden ſich die Gefangenen? Was die Frauen anbelangt, ſo war leine ge⸗ faßt worden, keine war verhört worden und mehr wie einer erkannte darin den Einfluß Parlownals. Alſo auch ſie verrieth. Aber in welcher Weſſe wor Serge dabei betheiligt? Die Nihiliſten verloren ſich in Vermuthungen. „Wir werden uns rächen!“ ſagten die Mu⸗ thigſten. Entſchieden leitete Graf Schuwaloff, wie man ſieht, in ausgezeichneter Weiſe die Polizei der driften Nachdem Wladimir in Kenntniß geſetzt worden war von Allem, was ſich zugetragen hatte, war det Entſchluß, den er gefaßt hatte, nur noch mehr dadurch befeſtigt. Ueberdieß ſollte ſeine Vorſtellung bei Mlle. Raucourt verhängnißvoll für ihn werden. Dieſe leicht zugängliche Schöne mit ihrer Stumpf naſe, ihren ſtrohblonden Haaren, mit ihren ges ſchminkten Wangen, mit ihrer bewußten Kecheit und berechneten Naivetät, ihren geſchickt vertheilten Gunſtbezeugungen, zog ihn bei weitem mehr an als die reizvolle Beſcheidenheit und reſervirte Liebe Net C Fortſetzung folgt.) * 92 * 15 . b 7 f 2 0 e e 18 a 11 2 1 7 * 1 K 22 5 2 222 I 1 Huber